Regenbogenhautentzündung (Iritis)

Von , Medizinjournalistin
Sabine Schrör

Sabine Schrör ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie studierte Betriebswirtschaft und Öffentlichkeitsarbeit in Köln. Als freie Redakteurin ist sie seit mehr als 15 Jahren in den verschiedensten Branchen zu Hause. Die Gesundheit gehört zu ihren Lieblingsthemen.

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Bei der Regenbogenhautentzündung (Iritis) ist der farbige Teil des Auges rund um die Pupille entzündet - die Regenbogenhaut oder Iris. Sie ist eine von drei Schichten der mittleren Augenhaut (Uvea). Somit ist die Iritis eine Unterform der Uveitis (= Entzündung der mittleren Augenhaut). Woran Sie eine Regenbogenhautentzündung erkennen, was sie verursacht und warum sie unbedingt behandelt werden sollte, lesen Sie hier!

Gerötete Augen wegen einer Iritis bzw. Regenbogenhautentzündung

Kurzübersicht

  • Was ist Iritis? Eine meist akute, seltener chronische Entzündung der Regenbogenhaut (Iris) des Auges. Zugleich ist meist der Ziliarkörper entzündet, was als Iridozyklitis bezeichnet wird.
  • Symptome: gerötete, lichtempfindliche Augen, Sehstörungen wie Schleier und Flocken vor den Augen, Augenschmerzen, Kopfschmerzen
  • Wie lange dauert eine Iritis? Eine akute Iritis heilt unter Therapie nach zwei bis sechs Wochen aus. Eine chronische Regenbogenhautentzündung dauert länger als drei Monate und muss wiederholt behandelt werden.
  • mögliche Iritis-Folgen: u.a. Verklebungen der Regenbogenhaut mit benachbarten Strukturen, Katarakt (Grauer Star), Glaukom (Grüner Star)
  • Ursachen: meist keine erkennbare Ursache. In anderen Fällen Zusammenhang mit einem bestimmten genetischen Merkmal (HLA-B27) oder entzündlichen bzw. rheumatischen Erkrankungen (wie rheumatoide Arthritis, Morbus Crohn, Sarkoidose etc.) oder bestimmten Infektionen (wie Borreliose).
  • Diagnose: Augenuntersuchung mittels Spaltlampe, Untersuchungen zur Ursachenfindung wie bildgebende Verfahren oder Blutuntersuchungen
  • Behandlung: Kortison (meist als Augentropfen oder -salbe, ggf. Kortisontabletten), pupillenerweiternde Augentropfen, ggf. Behandlugn der Grunderkrankung (z.B. mit Antibiotika oder Rheumamedikamenten).

Regenbogenhautentzündung: Symptome

Je nachdem, ob die Regenbogenhautentzündung (Iritis) akut auftritt oder sich schleichend entwickelt, treten unterschiedliche Symptome auf.

Symptome bei akuter Iritis

  • Kopfschmerzen, Augenschmerzen
  • gerötete Augen
  • lichtempfindliche Augen
  • Sehstörungen (z.B. Schleier- oder Flockensehen)

Symptome bei schleichend auftretender Iritis

Eine sich langsam entwickelnde Regenbogenhautentzündung ist zunächst meist symptomlos. Erst mit der Zeit kommt es zu Sehstörungen bzw. einer verminderten Sehkraft. Deshalb wird diese Form der Irisentzündung oft erst spät erkannt und behandelt.

Regenbogenhautentzündung: Ursachen

Meistens lässt sich eine Regenbogenhautentzündung auf keine erkennbare Ursache zurückführen. Dann spricht man von idiopathischer Iritis.

Genetisches Merkmal HLA-B27

Bei vielen anderen Patienten mit Regenbogenhautentzündung (oder einer anderen Formen von vorderer Uveitis) lässt sich eine spezielles genetisches Merkmal nachweisen - HLA-B27. Dabei handelt es sich um ein bestimmtes Eiweiss, das sich bei diesen Patienten auf der Oberfläche fast aller Körperzellen findet. Die Betreffenden sind anfälliger für eine vordere Uveitis wie beispielsweise eine Regenbogenhautentzündung.

Entzündliche bzw. rheumatische Erkrankungen

Menschen mit HLA-B27 haben aber nicht nur ein erhöhtes Risiko für eine vordere Uveitis (wie z.B. Iritis), sondern auch für einige andere entzündliche bzw. rheumatische Erkrankungen wie:

  • chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa)
  • rheumatoide Arthritis
  • reaktive Arthritis (Morbus Reiter)
  • Psoriasis-Arthritis
  • Morbus Bechterew
  • Spondylitis ankylosans (Morbus Bechterew)

Im Rahmen dieser Erkrankungen kann auch eine Regenbogenhautentzündung auftreten. Oftmals ist die Iritis sogar eines der ersten Symptome solcher Erkrankungen.

Nicht bei allen Patienten mit einer dieser entzündlichen bzw. rheumatischen Erkrankungen lässt sich HLA-B27 nachweisen. Nichtsdestotrotz kann auch in solchen Fällen begleitend eine Regenbogenhautentzündung auftreten.

Eine andere entzündliche Systemerkrankung, in deren Zusammenhang sich eine Iritis entwickeln kann, ist Sarkoidose. Diese autoimmunbedingte entzündliche Erkrankung geht mit der Bildung knötchenförmiger Gewebeveränderungen einher, die meist die Lunge betreffen. Aber auch in anderen Körperregionen können Entzündungsprozesse in Gang gesetzt werden, beispielsweise in der Regenbogenhaut.

Infektionen

Im Rahmen mancher Infektionen, die den ganzen Körper oder ein ganzes Organsystem betreffen, kann sich begleitend die Regenbogenhaut entzünden. Das kann etwa bei einer Borreliose, Tuberkulose, Chlamydien-Infektion, Grippe (Influenza) oder Herpes-Viren-Infektion passieren.

Regenbogenhautentzündung: Ist sie ansteckend?

Eine Iritis gilt als nicht ansteckend. Tritt sie allerdings im Rahmen bestimmter Infektionskrankheiten auf (wie Tuberkulose oder Chlamydien-Infektion), kann diese auf andere Menschen überträgen werden - eine Tuberkulose beispielsweise durch Tröpfcheninfektion, eine Chlamydien-Infektion unter anderem durch Geschlechtsverkehr.

Augenverletzungen

Manchmal entwickelt sich eine Regenbogenhautentzündung als Folge eines stumpfen Augentraumas (z.B. Schlag gegen das Auge) oder einer chemischen Verätzung des Auges. Dann sprechen Mediziner von traumatischer Iritis bzw. chemischer Iritis.

Regenbogenhautentzündung: Diagnose

Der Augenarzt wird zuerst im Gespräch mit Ihnen Ihre Krankengeschichte erheben (Anamnese). Dazu fragt er Sie unter anderem, welche Beschwerden Sie genau haben, ob Sie schon einemal eine Entzündung im Augenbereich hatten und ob bei Ihnen irgendwelche Grunderkrankungen bekannt sind.

Dann folgt eine Spaltlampenuntersuchung. Bei dieser mikroskopischen Untersuchung des vorderen Augenabschnitts kann der Arzt im Falle einer Regenbogenhautentzündung typischen Veränderungen erkennen, zum Beispiel eine Verengung der Pupille oder Verklebungen bzw. Verwachsungen der Regenbogenhaut mit der Linse oder Hornhaut.

Besteht der Verdacht, dass entzündungbedingte Verklebungen im Auge den Abfluss des Kammerwassers behindern und so den Druck im Auge so weit ansteigen lassen, dass ein Grüner Star (Glaukom) droht, erfolgt eine Messung des Augeninnendrucks (Tonometrie).

Um mögliche Ursachen einer Iritis (bzw. Iridozyklitis) abzuklären, sind weitere Untersuchungen hilfreich. So lassen sich beispielsweise rheumatisch bedingte Gelenkveränderungen mithilfe bildgebender Verfahren (wie Röntgen) sichtbar machen. Bei Verdacht auf eine Infektion im Körper, die im Verlauf auf die Regenbogenhaut übergegriffen hat, können Blutuntersuchungen Klarheit bringen.

Zur Abklärung möglicher Grunderkrankungen, welche die Iritis bzw. Iridozyklitis verursachen, wird der Augenarzt weitere Fachärzte zu Rate ziehen, zum Beispiel einen Internisten oder Rheumatologen.

Regenbogenhautentzündung: Behandlung

Eine Entzündung der Regenbogenhaut wird primär mit kortisonhaltigen Augentropfen oder -salben behandelt. Sie wirken entzündungshemmend. Zusätzlich verschreibt der Augenarzt oft pupillenerweiternde Augentropfen. Sie beugen Verklebungen zwischen der entzündeten Iris und der Linse vor. Gegebenenfalls kommen auch entzündungshemmende Schmerzmittel aus der Gruppe der NSAR zum Einsatz.

Meist reichen diese Massnahmen aus, um eine akute Iritis zu heilen. In schwereren Fällen kann aber auch eine innerliche Kortisontherapie notwendig sein, also zum Beispiel die Einnahme von Kortisontabletten.

Steht die Regenbogenhautentzündung im Zusammenhang mit einer Grunderkrankung, gilt es, auch diese fachgerecht zu behandeln. Liegt der Iritis (bzw. Iridozyklitis) beispielsweise eine bakteriellen Infektion zugrunde, verordnet der Arzt eine antibotische Therapie (z.B. antibiotische Augentropfen oder Antibiotikatabletten). Zur Behandlung mancher Virusinfektionen sind virenhemmende Mittel (Virustatika) verfügbar. Eine rheumatische Erkrankung erfordert in der Regel eine längerfristige umfassende Behandlung, unter anderem mit verschiedenen Rheumamedikamenten.

Regenbogenhautentzündung: Verlauf und Prognose

Wird die akute Iritis rasch erkannt und behandelt, bestehen sehr gute Heilungschancen. In der Regel heilt sie nach zwei bis sechs Wochen ohne Folgeschäden ab.

Insbesondere bei rheumatischen Grunderkrankungen kann eine akute Iritis wiederholt auftreten (rezidivierende Iritis) oder chronisch bestehen (chronische Iritis). Die Dauer der Entzündung im zweiten Fall erstreckt sich über mindestens drei Monate. In solchen Fällen muss die Regenbogenhautentzündung wiederholt behandelt werden. Manche Experten empfehlen betroffenen Patienten eine Langzeitbehandlung mit langwirksamen Antirheumatika, analog der medizinischen Empfehlungen zur Therapie chronisch-entzündlicher rheumatischer Erkrankungen. Die Wirksamkeit dieser Behandlung beruht allerdings nur auf Erfahrungswerten - sie ist wenig untersucht und wissenschaftlich nicht anerkannt.

Bei chronisch-rezidivierender Entzündung besteht ein erhöhtes Risiko für Komplikationen.

Regenbogenhautentzündung: Komplikationen

Wird eine Iritis nicht schnell und richtig behandelt, drohen dauerhafte Schäden und Folgeerkrankungen am betroffenen Auge wie zum Beispiel:

  • bindegewebige Verwachsungen oder Verklebungen (Synechien) der Regenbogenhaut mit Hornhaut oder Linse
  • Katarakt (Grauer Star)
  • Glaukom (Grüner Star)

Selten kann eine Regenbogenhautentzündung auch einen Schwund (Atrophie) der Iris zur Folge haben.

Hintergrund: Iritis als Form von Uveitis

Die Regenbogenhautentzündung (Iritis) ist eine Form von Uveitis anterior. Darunter versteht man eine Entzündung des vorderen Bereichs der mittleren Augenhaut (Uvea). Eine andere Form von Uveitis anterior ist die Entzündung des Ziliarkörpers (Zyklitis). Diese tritt selten allein, sondern meist in Verbindung mit einer Regenbogenhautentzündung (Iritis) auf. Mediziner sprechen dann zusammengefasst von einer Iridozyklitis.

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:
Sabine Schrör
Sabine Schrör

Sabine Schrör ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie studierte Betriebswirtschaft und Öffentlichkeitsarbeit in Köln. Als freie Redakteurin ist sie seit mehr als 15 Jahren in den verschiedensten Branchen zu Hause. Die Gesundheit gehört zu ihren Lieblingsthemen.

ICD-Codes:
H20
ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen.
Quellen:
  • Amboss – Fachwissen für Mediziner: "Erkrankungen der Uvea", unter: www.amboss.com (Abruf vom 17.11.2020)
  • Berufsverband der Augenärzte Deutschlands: "Patienten-Info Uveitis" (Stand: 30.12.1999), unter: www.augeninfo.de
  • DAN Netzwerk Deutscher Apotheker: "Regenbogenhaut-Entzündung", unter: www.apotheken.de (Abruf: 17.11.2020)
  • Klinikum der Universität München: "Entzündungen im Auge - Uveitis, Skleritis", unter: www.klinikum.uni-muenchen.de (Abruf: 17.11.2020)
  • Langer, H. E.: "Iritis", unter: www.rheuma-online.de (Abruf: 17.11.2020)
  • Meinrenken, S.: "Regenbogenhautentzündung (Iritis)" (Stand: 17.12.2019), unter: www.deximed.de
  • MSD Manual - Ausgabe für medizinische Fachkreise: "Überblick über Uveitis", unter: www.msdmanuals.com (Abruf: 17.11.2020)
  • MSD Manual - Ausgabe für Patienten: "Traumatische Iritis und chemische Iritis", unter: www.msdmanuals.com (Abruf: 17.11.2020)
  • Pschyrembel Online, Klinisches Wörterbuch: www.pschyrembel.de (Abruf: 17.11.2020)
  • S2k-Leitlinie der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft et al.: "Interdisziplinäre Leitlinie zur Diagnostik und antientzündlichen Therapie der Uveitis bei juveniler idiopathischer Arthritis" (Stand: 01/2018)
  • Universitätsklinikum Tübingen: "Uveitis", unter: www.medizin.uni-tuebingen.de (Abruf: 17.11.2020)
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