Storchenbiss

Von , Biologin
Dr. Nicole Wendler

Nicole Wendler ist promovierte Biologin aus dem Bereich Onkologie und Immunologie. Als Medizinredakteurin, Autorin und Lektorin ist sie für verschiedene Verlage tätig, für die sie komplizierte und umfangreiche medizinische Sachverhalte einfach, prägnant und logisch darstellt.

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Ein Storchenbiss findet sich bei etwa jedem zweiten Neugeborenen. Es handelt sich dabei um eine Sonderform des Feuermals (Naevus flammeus). Der rote, unregelmässige und gutartige Hautfleck sitzt vorwiegend im Nacken oder Gesicht. Bei den meisten Kindern verschwindet er in den ersten Lebensjahren von alleine. Lesen Sie hier alles Wichtige über den Storchenbiss.

Storchenbiss

Storchenbiss: Beschreibung

Der Storchenbiss (Naevus unna, Unna-Politzer-Naevus) ist ein roter, unregelmässiger Hautfleck, der zu den Feuermalen zählt. Er sitzt bei vielen Babys im Nacken - und wegen der Vorstellung vom Storch als Kinderbringer, der jedes Baby im Nacken packt, gab der Volksmund der gutartigen Hautveränderung den Namen "Storchenbiss". Mitunter tritt diese Sonderform des Feuermals aber auch an anderen Stellen im Kopfbereich auf (wie Stirn, Auge oder Nasenwurzel) und wird dann auch gerne "Engelskuss" genannt.

Storchenbiss: Symptome

Ein Storchenbiss zeigt sich gleich nach der Geburt als roter, unregelmässig geformter, aber klar umgrenzter Hautfleck. Seine Grösse schwankt etwa zwischen fünf Millimetern und zehn Zentimetern. Meist sitzt das Feuermal im Nacken von Neugeborenen.

Beschwerden macht der Storchenbiss keine - er ist völlig harmlos und, wenn überhaupt, nur ein kosmetisches Problem.

Storchenbiss: Ursachen und Risikofaktoren

Die Rötung entsteht durch geweitete Blutkapillaren (kleinste Blutgefässe) unter der Haut. Eigentlich liegt der funktionellen Gefässerweiterung eine Entwicklungsverzögerung zugrunde: An der betroffenen Hautstelle ist die Versorgung der Blutgefässe mit Nerven, die den Gefässdurchmesser regulieren, noch nicht vollständig. Die genaue Ursache für den Storchenbiss ist aber unklar. Er wird nicht vererbt und auch nicht durch äussere Faktoren in der Schwangerschaft begünstigt.

Storchenbiss: Untersuchungen und Diagnose

Ein Storchenbiss fällt bei Neugeborenen sofort auf und wird spätestens bei der ersten Vorsorgeuntersuchung entdeckt. Das Blut lässt sich durch leichten Druck auf den Fleck herausstreichen, wodurch die Rötung kurzzeitig verschwindet.

Storchenbiss oder Engelskuss sind sogenannte mediale Feuermale. Das bedeutet, sie befinden sich im Bereich der Körpermitte. Sie sind von den lateralen Feuermalen zu unterscheiden: Diese sind asymmetrisch verteilt, nehmen in der Regel mit dem Körperwachstum an Grösse zu und können auf eine Fehlbildung tiefer liegender Gefässe hinweisen. Sitzt ein roter Fleck also am Steissbein, in Augennähe oder in Längsrichtung an Arm oder Bein, muss der Kinderarzt in weiteren Untersuchungen klären, ob es sich nicht vielmehr um eine andere Erkrankung handelt (Von-Hippel-Lindau-Czermak-Syndrom, Sturge-Weber-Krabbe-Syndrom). Dafür sind unter anderem folgende Faktoren relevant:

  • Wo befindet sich der Fleck?
  • Wie gross ist das Feuermal?
  • Lässt sich das Blut herausstreichen?
  • Wächst das Feuermal?
  • Verblasst es mit der Zeit oder wird es dunkler?
  • Gibt es weitere Fehlbildungen?
  • Lassen sich andere Gefässmissbildungen ausschliessen?

Storchenbiss: Behandlung

Eine Behandlung (sprich: Entfernung) ist normalerweise nicht notwendig, weil Storchenbisse in der Regel harmlos sind und von allein verschwinden. Ist das nicht der Fall oder ist der Storchenbiss sehr gross und/oder kosmetisch störend, kann der Hautarzt versuchen, ihn mittels Elektronadeln oder Laser zu veröden. Bei sehr grossen Feuermalen führt die Behandlung aber nicht immer zum Erfolg.

Jugendliche und Erwachsene decken störende Feuermale manchmal mit medizinischer Schminke ab (etwa bei einem Storchenbiss im Gesicht).

Storchenbiss: Krankheitsverlauf und Prognose

Bei den meisten Kindern nimmt die Gefässerweiterung innerhalb der ersten Lebensjahre nach und nach ab, sodass der Fleck verblasst. Sind andere Fehlbildungen ausgeschlossen, gilt es daher erst einmal abzuwarten. Insbesondere im Gesicht bilden sich die Flecken meist gut zurück. Ein Storchenbiss im Nacken kann bestehen bleiben, in der Regel verschwindet er aber unter den Haaren.

Autoren- & Quelleninformationen

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Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:
Dr. Nicole Wendler
Dr.  Nicole Wendler

Nicole Wendler ist promovierte Biologin aus dem Bereich Onkologie und Immunologie. Als Medizinredakteurin, Autorin und Lektorin ist sie für verschiedene Verlage tätig, für die sie komplizierte und umfangreiche medizinische Sachverhalte einfach, prägnant und logisch darstellt.

ICD-Codes:
Q82
ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen.
Quellen:
  • Abeck, D. & Cremer H.: Häufige Hautkrankheiten im Kindesalter, Springer-Verlag, 4. Auflage, 2015
  • Informationen des Bundesverbands der Kinder- und Jugendärzte e.V.: "Hautmale bei Babys", Meldung vom 06.03.2013 unter: www.kinderaerztre-im-netz.de
  • Informationen des Bundesverbands der Kinder- und Jugendärzte e.V.: "Was ist ein Storchenbiss (Feuermal)?" (Stand: 01.08.2018) unter: www.kinderaerzte-im-netz.de
  • Traupe, H. & Hamm, H.: Pädiatrische Dermatologie, Springer-Verlag, 2. Auflage, 2006
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