Satyriasis

Von , Medizinjournalistin
Sabine Schrör

Sabine Schrör ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie studierte Betriebswirtschaft und Öffentlichkeitsarbeit in Köln. Als freie Redakteurin ist sie seit mehr als 15 Jahren in den verschiedensten Branchen zu Hause. Die Gesundheit gehört zu ihren Lieblingsthemen.

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Unter Satyriasis versteht man die übermässige sexuelle Begierde des Mannes. Der Begriff wird heute kaum noch verwendet. Die moderne Bezeichnung lautet Sexsucht oder Hypersexualität, und diese kann Männer und Frauen gleichermassen betreffen. Lesen Sie hier, was sich hinter den Bezeichnungen verbirgt, welche Symptome damit verbunden sind und wie sich Satyriasis beziehungsweise Hypersexualität erkennen und behandeln lässt.

Mann blickt auf Computerbildschirm

Kurzübersicht

  • Satyriasis - Definition: Veraltete Bezeichnung für sexuelle Überaktivität bei Männern. Moderne, geschlechtsunabhängige Bezeichnungen: Sexsucht / Hypersexualität (mediz. gesteigertes sexuelles Verlangen)
  • Symptome: z.B. ausschweifende sexuelle Fantasien, stundenlanges Anschauen von Pornofilmen, häufiges Masturbieren, häufig wechselnde Sexualpartner, ausbleibende Befriedigung, gestörtes Sozialverhalten
  • Therapie: in der Regel mittels einer Verhaltenstherapie
  • Diagnose: Über mindestens sechs Monate bestehende Probleme wie Kontrollverlust über sexuelle Handlungen und Fantasien, psychische Entzugssymptome bei sexueller Abstinenz, Leidensdruck wegen der schwer zu kontrollierenden Sexualität
  • Ursachen: z.B. Missbrauchserfahrungen in der Kindheit, gestörte Impulskontrolle, Medikamente, Drogen

Was ist Satyriasis?

Satyriasis ist eine veraltete Bezeichnung für die sexuelle Überaktivität von Männern. Es handelt sich quasi um Nymphomanie beim Mann. Heute sprechen Experten stattdessen aber von Sexsucht oder Hypersexualität (für beide Geschlechter). Medizinisch korrekt ist der Begriff "gesteigertes sexuelles Verlangen". Er wird auch in der internationalen Klassifizierung von Krankheiten (ICD) der Weltgesundheitsorganisation WHO verwendet (ICD 10-F52.7.)

Symptome, die typischerweise bei Satyriasis beziehungsweise Hypersexualität auftreten, sind beispielsweise:

  • ausschweifende sexuelle Fantasien, die Betroffene teils von Arbeit und Alltagsverpflichtungen abhalten
  • oft mehrere Stunden am Tag Anschauen von Pornofilmen
  • häufiges Masturbieren
  • ständig wechselnde Sexualpartner
  • ausbleibende Befriedigung, Suche nach dem "Kick"
  • gestörtes Sozialverhalten und Realitätsverlust (z. B. aggressives Verhalten gegenüber Menschen, die nicht dem ästhetischen Empfinden des Betroffenen entsprechen)

Wie kann Satyriasis therapiert werden?

Satyriasis wurde früher beispielweise mit kalten Güssen behandelt. Schlimmstenfalls führten Ärzte sogar eine Kastration durch: Sie entfernten die Hoden der Betroffenen.

Heute wird Hypersexualität / Satyriasis in der Regel mit einer Verhaltenstherapie behandelt. Das übersteigerte sexuelle Verlangen beruht nämlich vor allem auf seelischen Problemen wie einem verminderten Selbstwertgefühl.

Ausführliche Informationen zur Behandlung eines gesteigerten sexuellen Verlangens finden Sie hier.

Wie stellt man Satyriasis fest?

Es ist schwierig, zwischen einem normalen, stark ausgeprägten Sexualtrieb und zwanghaftem sexuellen Verhalten eine Grenze zu ziehen. Entscheidend für die Diagnose Satyriasis / Sexsucht sind folgende Merkmale:

  • Kontrollverlust über sexuelle Handlungen und Fantasien
  • Unfähigkeit, das Verhalten zu verändern trotz negativer Konsequenzen für sich und andere, z.B. in Partnerschaft, sozialem oder beruflichem Umfeld
  • hoher Zeitaufwand für sexuelle Handlungen und Fantasien
  • psychische Entzugssymptome bei sexueller Abstinenz wie Unruhe und Reizbarkeit
  • Leidensdruck aufgrund der schwer zu kontrollierenden Sexualität

Damit sich Satyriasis / Sexsucht diagnostizieren lässt, müssen diese Probleme seit mindestens sechs Monaten bestehen.

Satyriasis-Test im Internet?

Auf verschiedenen Seiten im Internet kann man zu Satyriasis beziehungsweise Sexsucht einen Test machen. Eine professionelle Diagnose können solche Tests allerdings nicht ersetzen.

Die Tests enthalten unter anderem Fragen zu:

  • dem Raum, den Sexualität im eigenen Leben einnimmt
  • den Risiken, die man eingeht, um Sex zu haben
  • den Problemen, die einem das aktive Sexleben schon bereitet hat
  • der Zahl der Sexualpartner
  • dem Pornokonsum
  • dem Masturbationsverhalten

Welche Ursachen hat Satyriasis?

Hinter der männlichen Hypersexualität können ganz unterschiedliche Ursachen stecken. Beispielsweise ist bei manchen Betroffenen die Impulskontrolle gestört. Auch Missbrauchserfahrungen in der Kindheit können zu einem gesteigerten sexuellen Verhalten später im Leben beitragen. Ebenso können bestimmte Medikamente und Drogen Auslöser von Satyriasis beziehungsweise Sexsucht sein.

Mehr über mögliche Ursachen von Satyriasis / Hypersexualität finden Sie hier.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:
Sabine Schrör
Sabine Schrör

Sabine Schrör ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie studierte Betriebswirtschaft und Öffentlichkeitsarbeit in Köln. Als freie Redakteurin ist sie seit mehr als 15 Jahren in den verschiedensten Branchen zu Hause. Die Gesundheit gehört zu ihren Lieblingsthemen.

ICD-Codes:
F52
ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen.
Quellen:
  • Fiedler, P.: Sexuelle Orientierung und sexuelle Abweichung, Beltz PVU, 2004
  • Roth, K.: Sexsucht. Ein Ratgeber für Betroffene und Angehörige, Ch. Links Verlag, 7. Auflage, 2020
  • Singer Kaplan, H.: Sexualtherapie bei Störungen des sexuellen Verlangens, Georg Thieme Verlag, 2006
  • Vetter, B.: Sexualität: Störungen, Abweichungen, Transsexualität, Schattauer Verlag, 2007
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