Schleimbeutelentzündung - Hüfte
Erhält ein Patient die Diagnose „Schleimbeutelentzündung – Hüfte“ können verschiedene Schleimbeutel betroffen sein. Die beiden häufigsten Schleimbeutelentzündungen am Hüftgelenk sind die Bursitis trochanterica an der Aussenseite der Hüfte und die Bursitis iliopectinea in der Leiste. Die Patienten leiden unter Schmerzen, die nach vermehrter Belastung auftreten und bei Bewegung schlimmer werden. Lesen Sie mehr zum Thema Schleimbeutelentzündung - Hüfte!
Schleimbeutelentzündung - Hüfte: Bursitis trochanterica
Diese Schleimbeutelentzündung in der Hüfte ist eine der drei häufigsten Bursitiden beim Menschen. Frauen sind etwas häufiger davon betroffen als Männer. Auch Übergewicht spielt eine Rolle bei der Entstehung der Bursitis trochanterica.
Der Oberschenkelknochen (Femur) besitzt an der Aussenseite einen grossen, rauen Knochenvorsprung (grosser Rollhügel). Über diesen läuft ein starkes Stabilisierungsband (Tractus iliotibialis). Beim Gehen oder Laufen verhindert ein dazwischen liegender Schleimbeutel eine Reibung zwischen Band und Knochenvorsprung.
Symptome der Bursitis trochanterica
Ist dieser Schleimbeutel aber entzündet und angeschwollen, reibt das Stabilisierungsband bei jedem Schritt daran. Der Patient verspürt die typischen bewegungsabhängigen Schmerzen aussen an der Hüfte. Sie treten besonders beim seitlichen Abspreizen des Beins und bei der Aussenrotation der Hüfte auf. Manchmal strahlen sie zudem in den Po und ins Knie aus. Jeglicher längere Druck auf den Schleimbeutel (etwa beim Liegen auf der betroffenen Hüfte) wird von den meisten Betroffenen als unangenehm oder schmerzhaft empfunden. Die Schwellung des Schleimbeutels sieht man allerdings nicht unbedingt von aussen, da das Hüftgelenk von vielen grossen Muskeln überdeckt wird.
Ursachen der Bursitis trochanterica
Mögliche Ursache der Bursitis trochanterica sind zum Beispiel Grunderkrankungen wie Rheuma. Häufiger entsteht diese Schleimbeutelentzündung aber durch körperliche Überlastung (etwa bei Langstreckenläufern). Sie tritt auch bei unterschiedlichen Beinlängen auf, wobei sich die Bursitis am längeren Bein entwickelt.
Manchmal entwickelt sich die Bursitis trochanterica im Rahmen der sogenannten Coxa saltans („schnappende Hüfte“). Darunter versteht man das Hin- und Herspringen des Stabilisierungsbandes (Tractus iliotibialis) über den grossen Rollhügel (Trochanter major). Dieses springende Band wird meist von den Patienten selbst bemerkt und führt oft über kurz oder lang zu einer Schleimbeutelentzündung (Hüfte). Das „Hüftschnappen“ kann man ertasten und manchmal beim Gehen sogar von der Seite sehen. Besonders oft betroffen sind junge, schlanke Mädchen und Frauen.
Schleimbeutelentzündung - Hüfte: Bursitis iliopectinea
Die Bursa iliopectinea ist der grösste Schleimbeutel des menschlichen Körpers. Er liegt unter dem Hüftbeugermuskel (Iliopsoas) tief in der Hüfte. Schleimbeutelentzündungen in dieser Region sind seltener. Wenn sie auftreten, sind sie meist Folge körperlicher Überlastung. Da der Schleimbeutel sehr tief liegt, ist eine Schwellung in der Regel nicht zu sehen. Allerdings entstehen Schmerzen bei Druck auf die Leiste oder starker Überstreckung der Hüfte.
Da die Bursa iliopectinea mit dem Hüftgelenk in Verbindung stehen kann, ist eine Ausbreitung der Entzündung auf das Gelenk möglich. Auch der umgekehrte Mechanismus ist möglich – eine Ausbreitung einer Hüftgelenksentzündung auf den Schleimbeutel. Aus diesem Grund kann eine Bursitis iliopectinea ein Zeichen für eine echte Gelenkerkrankung sein und sollte daher weiter abgeklärt werden.
Schleimbeutelentzündung - Hüfte: Therapie
Unabhängig davon, ob eine Schleimbeutelentzündung Hüfte oder andere Körperregionen betrifft – die Behandlung verläuft im Allgemeinen sehr ähnlich. Bei akuten Beschwerden ist Schonung angesagt, das heisst man sollte eine weitere Reizung des Schleimbeutels möglichst meiden. Entzündungshemmende Medikamente (etwa mit Ibuprofen) wirken zusätzlich lindernd auf die Beschwerden. Physiotherapie und Stosswellentherapie können die Regeneration beschleunigen. Eine strukturelle Ursache der Entzündung (wie eine "Schnapphüfte") können sie aber nicht beheben.
Gehen die Beschwerden nicht weg, kann der Arzt mit einer Kortisonspritze in den Schleimbeutel Abhilfe schaffen. Bei immer wiederkehrenden Schleimbeutelentzündungen sollte eine Operation erwogen werden. Bei der Coxa saltans ist eine Operation langfristig die erfolgversprechendste Option.
Generell gilt: Bei jeder Schleimbeutelentzündung (Hüfte oder anderswo) müssen Begleitverletzungen und Erkrankungen, wie zum Beispiel eine bakterielle Besiedelung des Schleimbeutels ausgeschlossen werden, bevor man eine Therapie beginnt.
Autoren- & Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
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