Schleimbeutelentzündung – Hüfte

Von 
und , Medizinjournalistin
Dr. med. Fabian Dupont

Fabian Dupont ist freier Autor in der NetDoktor-Medizinredaktion. Der Humanmediziner ist bereits für wissenschaftliche Arbeiten unter anderem Belgien, Spanien, Ruanda, die USA, Großbritannien, Südafrika, Neuseeland und die Schweiz. Schwerpunkt seiner Doktorarbeit war die Tropen-Neurologie, sein besonderes Interesse gilt aber der internationalen Gesundheitswissenschaft (Public Health) und der verständlichen Vermittlung medizinischer Sachverhalte.

Sabine Schrör

Sabine Schrör ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie studierte Betriebswirtschaft und Öffentlichkeitsarbeit in Köln. Als freie Redakteurin ist sie seit mehr als 15 Jahren in den verschiedensten Branchen zu Hause. Die Gesundheit gehört zu ihren Lieblingsthemen.

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Erhält ein Patient die Diagnose Schleimbeutelentzündung – Hüfte wird unterschieden, welcher Schleimbeutel betroffen ist. Die beiden häufigsten Schleimbeutelentzündungen am Hüftgelenk sind die Bursitis trochanterica an der Aussenseite der Hüfte und die Bursitis iliopectinea in der Leiste. Die Patienten leiden unter Schmerzen, die nach vermehrter Belastung auftreten und bei Bewegung schlimmer werden. Lesen Sie mehr zum Thema Schleimbeutelentzündung – Hüfte!

Schleimbeutelentzündung Hüfte: Hand fasst an unteren Rücken

Was ist eine Schleimbeutelentzündung an der Hüfte?

Wenn von einer Schleimbeutelentzündung in der Hüfte die Rede ist, ist meistens der Schleimbeutel Bursa trochanterica der rechten oder linken Hüftseite betroffen. Der Oberschenkel-Knochen (Femur) besitzt an der Aussenseite einen Knochen-Vorsprung (grosser Rollhügel), über den ein starkes Stabilisierungs-Band (Tractus iliotibialis) läuft. Dazwischen liegt die Bursa trochanterica und verhindert beim Gehen oder Laufen eine Reibung zwischen Band und Knochen-Vorsprung.

Diese Schleimbeutelentzündung in der Hüfte (Bursitis trochanterica) ist eine der drei häufigsten Bursitiden beim Menschen. Frauen sind etwas häufiger davon betroffen als Männer. Auch Übergewicht spielt eine Rolle bei der Entstehung der Bursitis trochanterica.

Ein weiterer Schleimbeutel in der Hüfte heisst Bursa iliopectinea. Er ist der grösste Schleimbeutel des menschlichen Körpers und liegt unter dem Hüftbeuger-Muskel (Iliopsoas) tief in der Hüfte. Eine Schleimbeutelentzündung in dieser Region ist seltener.

Was sind die Symptome?

Die Beschwerden können sich je nach Art der Schleimbeutelentzündung unterscheiden.

Symptome der Bursitis trochanterica

Ist der Schleimbeutel Bursa trochanterica entzündet und angeschwollen, reibt das Stabilisierungs-Band bei jedem Schritt daran. Der Patient verspürt die typischen bewegungsabhängigen Schmerzen aussen an der Hüfte. Sie treten besonders beim seitlichen Abspreizen des Beins und bei der Aussen-Rotation der Hüfte auf. Manchmal strahlen sie zudem in den Po und ins Knie aus.

Jeglicher längerer Druck auf den Schleimbeutel (etwa beim Liegen auf der betroffenen Hüfte) wird von den meisten Betroffenen als unangenehm oder schmerzhaft empfunden. Die Schwellung des Schleimbeutels sieht man allerdings nicht unbedingt von aussen, da das Hüftgelenk von vielen grossen Muskeln überdeckt wird.

Symptome der Bursitis iliopectinea

Bei der Bursitis iliopectinea sind die Symptome uncharakteristischer und werden daher mitunter falsch diagnostiziert. Da der Schleimbeutel sehr tief liegt, ist eine Schwellung in der Regel nicht zu sehen. Häufig treten bei dieser Schleimbeutelentzündung tiefliegende Schmerzen in der Leiste auf, die bei Druck oder starker Überstreckung der Hüfte zunehmen.

Welche Hausmittel helfen?

Betroffene fragen sich häufig "Was kann ich selber tun?", um die Symptome gerade zu Beginn zu lindern. Wie bei allen Schleimbeutelentzündungen hilft auch bei solchen im Hüft-Bereich eine Kälte-Therapie. Dies lässt sich durch Kühlpacks oder Eiswürfel erzielen, die nicht direkt auf die betroffene Stelle gelegt, sondern in ein Tuch eingeschlagen werden. Manche Menschen schwören auch auf kühlende Quarkwickel. Die Kälte wirkt abschwellend, schmerzlindernd und hemmt entzündliche Prozesse.

Körperliche Schonung ist ebenso als eine erste Massnahme wichtig, besonders wenn die Ursache der Beschwerden noch nicht geklärt ist.

Derzeit wird erforscht, ob es pflanzliche Alternativen zu Kortison gibt, die auch eine entzündungshemmende Wirkung aufweisen. Studien befassen sich mit Kurkumin, das aus der Kurkumapflanze gewonnen wird und für die gelbe Farbe im Currypulver sorgt. Die Forschung steckt aber noch in der Grundlagen-Phase und lässt noch keine endgültigen Schlüsse zu.

Hausmittel haben ihre Grenzen. Wenn die Beschwerden über einen längeren Zeitraum bestehen, nicht besser oder sogar schlimmer werden, sollten Sie immer einen Arzt aufsuchen.

Wie ist die Behandlung?

Unabhängig davon, ob eine Schleimbeutelentzündung die Hüfte oder andere Körperregionen betrifft – die Behandlung verläuft im Allgemeinen sehr ähnlich. Bei akuten Beschwerden ist Schonung angesagt, um eine weitere Reizung des Schleimbeutels ist möglichst zu vermeiden. Mitunter kommen spezielle Kompressions-Bandagen der Hüfte zum Einsatz oder das Hüftgelenk wird durch elastisches Tapen stabilisiert.

Entzündungshemmende Medikamente (etwa Ibuprofen) wirken zusätzlich lindernd auf die Beschwerden. Eine Stosswellen-Therapie wird mitunter eingesetzt, um die Regeneration zu beschleunigen. Eine strukturelle Ursache der Entzündung (wie eine "Schnapp-Hüfte") lässt sich dadurch aber nicht beheben.

Liegt die Ursache in einer unterschiedlichen Beinlänge, lässt sich dies mit orthopädischen Einlagen in den Schuhen ausgleichen. Als unterstützende Massnahmen zur Behandlung einer Becken-Fehlhaltung werden mitunter auch eine physikalische Therapie (Physio-Therapie) oder eine osteopathisch ausgerichtete Behandlung eingesetzt.

Lassen die Beschwerden nicht nach, spritzt der Arzt Kortison in den Schleimbeutel, um Abhilfe zu schaffen. Bei immer wiederkehrenden Schleimbeutelentzündungen sollte eine Operation erwogen werden. Bei chronischen Problemen ist eine Operation unter Umständen langfristig die erfolgversprechendste Option.

Generell gilt: Bei jeder Schleimbeutelentzündung (unabhängig vom Gelenk) müssen Begleit-Verletzungen und Erkrankungen, wie zum Beispiel eine bakterielle Besiedelung des Schleimbeutels ausgeschlossen werden, bevor man eine Therapie beginnt. Wie lange die Erkrankung dauert, richtet sich nach den Ursachen und ob eine schnelle Behandlung erfolgt. Wird eine Schleimbeutel-Behandlung verschleppt, droht eine Chronifizierung – und die Therapie wird langwierig.

Suchen Betroffene gerade zu Beginn der Erkrankung einen naturheilkundlichen Ansatz, empfehlen Homöopathen bei Schleimbeutelentzündungen homöopathische Mittel wie Silicea, Sticta, Apis mellifica, Kalium chloratum oder Ruta graveolens. Diese lassen sich einzeln oder in Kombination anwenden – der behandelnde Homöopath berät im Einzelfall.

Das Konzept der Homöopathie und ihre spezifische Wirksamkeit sind in der Wissenschaft umstritten und durch Studien nicht eindeutig belegt.

Welche Untersuchungen erfolgen?

Wie bei allen Schleimbeutelentzündungen erhebt der Arzt zunächst die Krankengeschichte (Anamnese) und untersucht den Betroffenen körperlich daraufhin, ob und wo bei Druck Schmerzen auftreten und wie die Beweglichkeit der Hüfte ist.

Beim Verdacht auf eine bakterielle Infektion als Ursache der Schleimbeutelentzündung erfolgt eine Blut-Abnahme. Der Arzt lässt die Entzündungswerte im Blut, wie Anzahl der weissen Blutkörperchen oder C-reaktives Protein (CRP), im Labor bestimmen.

Zudem werden häufig bildgebende Verfahren eingesetzt, wie die Magnetresonanztomografie (MRT), um die Schleimbeutelentzündung an der Hüfte genauer zu beurteilen.

Was sind die Ursachen?

Häufig entsteht eine Bursitis trochanterica durch körperliche Überlastung, vor allem bei wiederholten, einseitigen Belastungen. Dazu gehören Sportarten wie Gehen, Laufen oder Fahrradfahren, wenn sie sehr intensiv betrieben werden (ein Beispiel sind Langstrecken-Läufe). Wird der Sport aber im normalen Ausmass betrieben, tritt eine Schleimbeutelentzündung in der Regel nicht auf.

Eine weitere, seltener vorkommende Ursache der Bursitis trochanterica sind zum Beispiel Grund-Erkrankungen wie Rheuma. Eine Bursitis an der Hüfte tritt auch bei unterschiedlichen Beinlängen auf, wobei sich die Schleimbeutelentzündung am längeren Bein ausbildet.

Manchmal entwickelt sich die Bursitis trochanterica im Rahmen der sogenannten Coxa saltans ("schnappende Hüfte"). Darunter versteht man das Hin- und Herspringen des Stabilisierungs-Bandes (Tractus iliotibialis) über den grossen Rollhügel (Trochanter major). Dieses springende Band wird meist von den Patienten selbst bemerkt und führt oft über kurz oder lang zu einer Schleimbeutelentzündung an der Hüfte.

Das "Hüft-Schnappen" lässt sich ertasten und ist manchmal beim Gehen sogar von der Seite sichtbar. Besonders oft betroffen sind junge, schlanke Mädchen und Frauen.

Auch die Bursitis iliopectinea ist meist Folge körperlicher Überlastung. Da die Bursa iliopectinea mit dem Hüftgelenk in Verbindung steht, ist mitunter eine Ausbreitung der Entzündung auf das Gelenk gegeben. Auch der umgekehrte Mechanismus ist möglich – eine Ausbreitung einer Entzündung des Hüftgelenks auf den Schleimbeutel. Aus diesem Grund ist eine Bursitis iliopectinea ein mögliches Zeichen für eine echte Gelenk-Erkrankung und sollte daher weiter abgeklärt werden.

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Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autoren:
Dr. med. Fabian Dupont
Dr. med.  Fabian Dupont

Fabian Dupont ist freier Autor in der NetDoktor-Medizinredaktion. Der Humanmediziner ist bereits für wissenschaftliche Arbeiten unter anderem Belgien, Spanien, Ruanda, die USA, Großbritannien, Südafrika, Neuseeland und die Schweiz. Schwerpunkt seiner Doktorarbeit war die Tropen-Neurologie, sein besonderes Interesse gilt aber der internationalen Gesundheitswissenschaft (Public Health) und der verständlichen Vermittlung medizinischer Sachverhalte.

Sabine Schrör
Sabine Schrör

Sabine Schrör ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie studierte Betriebswirtschaft und Öffentlichkeitsarbeit in Köln. Als freie Redakteurin ist sie seit mehr als 15 Jahren in den verschiedensten Branchen zu Hause. Die Gesundheit gehört zu ihren Lieblingsthemen.

ICD-Codes:
M70M71
ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen.
Quellen:
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  • Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit(BVL): Stellungnahme zur Einstufung von Produkten, die Curcumin mit verbesserter Bioverfügbarkeit enthalten (02/2020), unter: www.bvl.bund.de (Abruf: 31.03.2022)
  • Deutsches Portal für Endoprothetik und Therapie: www.endoprosthetics.com (Abruf: 16.07.2018)
  • Gresser, J. et al.: "Bursitis Iliopectinea – a Rare Differential Diagnosis of Painful Inguinal Swelling", in: Helv Chir Acta 59, no. 2 (1992): 383-8
  • Greten, H. et al.: Innere Medizin, Georg Thieme Verlag, 2010
  • Hoppstädter et al.: Induction of Glucocorticoid-induced Leucine Zipper (GILZ) Contributes to Anti-inflammatory Effects of the Natural Product Curcumin in Macropages. J Biol Chem 2016: 291(44): 22949-22960, unter: www.ncbi.nlm.nih.gov (Abruf: 31.03.2022)
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  • National Institute of Arthritis and Musculoskeletal and Skin Disease: www.niams.nih.gov (Abruf: 16.07.2018)
  • Niethard, F.U. & Birnbaum, K.: Orthopädie Compact: Alles für Station und Facharztprüfung, Georg Thieme Verlag, 2005
  • Niethard, F.U. et al.: Duale Reihe Orthopädie und Unfallchirurgie, Georg Thieme Verlag, 2018
  • Orthopädische Praxis und Gelenk-Klinik, Gundelfingen: www.gelenk-klinik.de (Abruf: 16.07.2018)
  • Pschyrembel Online: Beinlängendifferenz, unter: www.pschyrembel.de (Abruf: 31.03.2022)
  • Rex, C.: Clinical Assessment and Examination in Orthopedics, Jaypee Brothers, 2012
  • Wegner, U.: Sportverletzungen, Schlütersche, 2002
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