Polio-Impfung
Die Eidgenössische Kommission für Impffragen (EKIF) empfiehlt die Polio-Impfung mit einem Totimpfstoff allen Säuglingen, Kindern und Jugendlichen. Wer gar nicht oder nur unvollständig geimpft ist, sollte die Polio-Impfung dringend nachholen beziehungsweise vervollständigen. Personen, die eine vollständige Grundimmunisierung mit einer Auffrischimpfung erhalten haben, gelten als vollständig geimpft. Erfahren Sie hier mehr über die Polio-Impfung.
Polio-Impfung: Bedeutung
Die Polio-Impfung ist der einzig wirksame Schutz vor der Kinderlähmung. Obwohl die Erkrankung in der Schwei nicht mehr vorkommt, gibt es einige Länder, in denen man sich mit dem Poliovirus anstecken und erkranken kann. Durch den internationalen Reiseverkehr gelangen vereinzelt Polio-Erkrankungen auch in die Schweiz. Deshalb ist die Poliomyelitis-Impfung weiterhin wichtig.
Polio-Impfung: Impfstoffe
Ab den 1960er Jahren wurde die Polio-Impfung in der Schweiz zunächst als Schluckimpfung (OPV = oral polio vaccine) verabreicht. Dieser Lebendimpfstoff enthielt abgeschwächte Polio-Viren und wurde auf einem Stück Zucker verabreicht. Weil die Schluckimpfung vereinzelt zu einem Krankheitsausbruch führte, änderte die Eidgenössische Kommission für Impffragen (EKIF) die Impfempfehlungen:
Für die Polio-Impfung wird seither nur noch eine inaktivierte Polio-Vakzine (IPV) als Injektion verwendet, die keine Erkrankung hervorrufen kann. Der trivalente Polio-Impfstoff ist nämlich ein Totimpfstoff, enthält also nur abgetötete Polio-Erreger aller drei vorkommenden Typen (daher "trivalent").
Polio-Impfung: Impfschema
Die Kinderlähmung-Impfung wird im Säuglingsalter im Rahmen der Grundimmunisierung normalerweise zusammen mit fünf anderen Standardimpfungen durchgeführt. Die Sechsfachimpfung beinhaltet neben der IPV auch Impfstoffe gegen Diphtherie, Keuchhusten (Pertussis), Tetanus, Hepatitis B und Haemophilus influenzae Typ B.
Die Eidgenössische Kommission für Impffragen empfiehlt,, diesen Kombinationsimpfstoff in drei Teilimpfungen zu verabreichen. Das 2+1-Impfschema verläuft folgendermassen:
- Die erste Impfdosis erhalten Kinder mitzwei Monaten.
- Die zweite Dosis folgt mit vier Monaten.
- ImAlter von zwölf Monatengibt es dann die dritte Polio-Impfung durch den Sechsfachimpfstoff.
Nicht alle Grundimmunisierungs-Impfstoffe sind für das reduzierte 2+1-Impfschema zugelassen. Fehlt also ein zugelassener Impfstoff, geben Ärzte die Impfung gemäss 3+1-Impfschema (in den Lebensmonaten zwei, drei, vier und zwölf)!
Für Frühgeborene, die vor der 33. Schwangerschaftswoche auf die Welt gekommen sind, gilt stets das 3+1-Impfschema. Sie erhalten eine zusätzliche Impfdosis im dritten Lebensmonat.
Soll die Polio-Impfung allein (als monovalenter Impfstoff) und nicht als Kombinationsimpfstoff zusammen mit anderen Schutzimpfungen verabreicht werden, erhalten Patienten für die Grundimmunisierung drei Impfungen. Die Zeitpunkte werden dabei üblicherweise wie beim 2+1-Impfschema gewählt.
Frühgeborene, die vor der 28. Schwangerschaftswoche geboren sind, haben während der drei Tage nach einer Polio-Impfung ein erhöhtes Risiko für Atemaussetzer. Sie werden deshalb über diesen Zeitraum überwacht.
Auffrischung der Polio-Impfung
Die Eidgenössische Kommission für Impffragen empfiehlt, die Polio-Impfung im Alter von vier bis sieben Jahren einmal auffrischen zu lassen. Gleichzeitig werden meist auch die Impfungen gegen Diphtherie, Tetanus und Keuchhusten aufgefrischt.
Danach ist eine routinemässige Polio-Impfung-Auffrischung nicht mehr vorgesehen. Eine weitere Impfdosis wird nur folgenden Erwachsenen empfohlen, deren letzte Auffrischimpfung länger als zehn Jahre zurückliegt:
- Polio-Reiseimpfung für Reisende in Länder mit erhöhtem Infektionsrisiko (dabei sind die aktuellen Meldungen der Weltgesundheits-Organisation (WHO) zu beachten, vornehmliche sind Teile Afrikas und Asiens betroffen)
- Personen, die mit Polioviren arbeiten (z.B. Laborpersonal)
Fehlende oder unvollständige Grundimmunisierung
Wenn jemand als Kind keine oder nicht alle Teilimpfungen der Grundimmunisierung erhalten hat oder die Impfungen nicht dokumentiert wurden, sollte die Polio-Impfung nachgeholt beziehungsweise vervollständigt werden.
Wenn Sie in Endemiegebiete reisen wollen und keinen Nachweis über eine vollständige Polio-Impfung haben, empfehlen Mediziner mindestens zwei IPV-Impfdosen vor Reisebeginn. Genauere Informationen dazu erhalten Sie bei Ihrem Arzt.
Polio-Impfung: Schutzdauer
Als vollständig immunisiert gilt, wer eine vollständige Grundimmunisierung und eine Auffrischimpfung erhalten hat. Danach besteht ein zuverlässiger Polio-Impfschutz über zehn Jahre.
Polio-Impfung: Impfreaktionen und Nebenwirkungen
Der Sechsfach-Impfstoff ist im Allgemeinen gut verträglich. Manchmal entwickelt sich an der Injektionsstelle eine leichte Hautreaktion (Rötung, Schwellung, Schmerzen). Benachbarte Lymphknoten können anschwellen. Zudem sind leichte Allgemeinreaktionen wie Abgeschlagenheit, Magen-Darm-Beschwerden oder Temperaturerhöhungen möglich.
Auch hohes Fieber sowie eine Bronchitis können auftreten. Solche Reaktionen auf die mit anderen Impfstoffen kombinierte Polio-Impfung klingen aber meist ein bis drei Tage nach der Impfung wieder ab.
Manche Menschen reagieren allergisch auf Bestandteile des Impfstoffes. Andere Nebenwirkungen sind selten.
Die Impfreaktionen und Nebenwirkungen können je nach verwendetem Kombinationsimpfstoff leicht variieren.
Polio-Impfung: Kontraindikationen
Wie alle Impfungen sollte auch die Polio-Impfung nicht verabreicht werden, wenn jemand an einer fieberhaften Erkrankung leidet. Gleiches gilt für schwere allergische Reaktionen auf die Polio-Impfung oder einen ihrer Bestandteile.
Autoren- & Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
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