Mausarm

Von , Studentin der Humanmedizin
Sophie Matzik

Sophie Matzik ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion.

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Als Mausarm oder RSI-Syndrom wird ein vielfältiges Beschwerdebild der Hand-, Arm-, Schulter- und Nackenregion bezeichnet. Mausarm-Symptome sind unter anderem Missempfindungen, Kribbeln, Taubheit oder Schmerzen. Eine Behandlung erfolgt durch die Änderung der Arbeitsbedingungen, Kühlen, Schmerzmittel und Physiotherapie. Lesen Sie hier alles Wichtige zum Mausarm.

Mausarm, Maushand, RSI-Syndrom

Kurzübersicht

  • Symptome: Kribbeln und Missempfindungen, Muskelkrämpfe, Sehnenentzündungen etc. vor allem in Nacken, Schultern, Armen und Händen
  • Behandlung: Änderung der Arbeitsbedingungen, bei Bedarf Kühlen, Schmerztherapie und Physiotherapie
  • Ursachen und Risikofaktoren: Chronische Über- und Fehlbelastung der Armmuskulatur
  • Diagnostik: In erster Linie auf Basis der Krankengeschichte, gefolgt von einer körperlichen Untersuchung
  • Krankheitsverlauf und Prognose: Bei früher Behandlung ist die Prognose in der Regel gut; bei einem chronischen Leiden gestalten sich Behandlung und Heilung schwieriger
  • Vorbeugen: Den Arbeitsplatz ergonomisch einrichten, neue Bewegungsmuster einüben und regelmässig Übungen durchführen

Was ist ein Mausarm?

Von einem sogenannten Mausarm betroffen sind in erster Linie die Hand und der Arm, aber auch Schulter und Nacken. Im englischen Sprachraum wird der Mausarm oder die Maushand als "RSI-Syndrome" bezeichnet und ist beispielsweise in den USA als Berufskrankheit anerkannt.

RSI steht für Repetitive Strain Injury, zu Deutsch: "Verletzung durch wiederholte Belastung". Die Ursache des Syndroms ist nämlich eine chronische Über- und Fehlbelastung.

Die Bezeichnung "Syndrom" deutet bereits darauf hin, dass bei einer Maushand unter Umständen mehrere Symptome gleichzeitig auftreten. Typisch für einen Mausarm sind Missempfindungen, Muskelschwäche und vor allem Schmerzen.

Von einem Mausarm sind Menschen aller Altersstufen betroffen. Etwa 60 Prozent aller Personen, die pro Tag mehr als drei Stunden am Computer sitzen, klagen über Beschwerden.

Umgangssprachlich bezeichnet man das RSI-Syndrom daher auch als "Sekretärinnen-Krankheit". Häufig sind Menschen mit anderen Problemen wie zum Beispiel Stoffwechselstörungen früher und nach geringerer Belastung betroffen als ansonsten gesunde Menschen.

Technologische Entwicklungen wie die Einführung von Computern, Handys und anderen elektronischen Kleingeräten (Playstation, Gameboy et cetera) haben die monotone Belastung der Arme und Hände in weiten Teilen der Bevölkerung dramatisch verstärkt.

Wie äussert sich ein Mausarm?

Ein Mausarm (RSI-Syndrom) äussert sich durch eine Reihe verschiedener Beschwerden im Bereich der oberen Körperhälfte. Betroffen sind vor allem der Nacken, die Schultern, die Arme und die Hände. Entgegen der Bezeichnung tritt ein Mausarm also nicht nur im Bereich des Arms auf.

Im Frühstadium der Erkrankung bemerken die Betroffenen Symptome wie Kribbeln und Missempfindungen in der betroffenen Körperstelle. Dazu kommt möglicherweise, dass die Kraft in den betroffenen Muskelpartien nachlässt.

In einem frühen Stadium zeigen sich bei einem Mausarm Symptome nur bei längeren Belastungen. Ausserdem lassen die Beschwerden in diesem Erkrankungsstadium meist schnell wieder nach, sobald sich der Betroffene schont.

Bleibt die ursächliche Belastung bestehen, kommen mit der Zeit Koordinationsschwierigkeiten in Armen, Händen und Fingern hinzu. Die Gelenke der Hand, des Ellenbogens, der Schulter und im Nacken versteifen sich eventuell als Folge eines Mausarms.

In einem späteren Stadium treten immer wieder Schmerzen an der betroffenen Körperstelle auf. Geringe Belastungen reichen dann oft schon aus, um die Beschwerden auszulösen. Im Spätstadium bleiben die Beschwerden unter Umständen sogar trotz körperlicher Schonung bestehen.

Weitere mögliche Symptome sind:

  • Eingeschränkte Beweglichkeit
  • Spannungsgefühl
  • Taubheitsgefühl
  • Gefühl von geschwollenen Fingern und Händen
  • Muskelkrämpfe
  • Sehnen- und Sehnenscheidenentzündungen
  • Erkrankungen des Sehnenansatzes (Tennisellenbogen)
  • Karpaltunnelsyndrom

Was tun bei einem Mausarm?

Bei der Behandlung des Mausarms kommen je nach Stärke und Dauer der Schmerzen unterschiedliche Behandlungsmethoden in Betracht. Die wichtigste Therapie eines Mausarms besteht in einer Änderung der Arbeitsbedingungen. Mediziner sprechen von einer Expositionsprophylaxe.

Im Vordergrund der Behandlungen von Mausarm-Beschwerden stehen unter anderem eine Krankschreibung zur Entlastung, bei Bedarf das Kühlen der betroffenen Stelle, Schmerzmittel sowie eine Bewegungstherapie. Besonders Menschen mit chronischem Mausarm profitieren ausserdem von einer psychotherapeutischen Behandlung.

Auch das Anlegen einer Bandage oder das sogenannte Tapen helfen Betroffenen möglicherweise gegen die Mausarm-Beschwerden.

Was sind die Ursachen eines Mausarms?

Das RSI-Syndrom tritt vorwiegend bei Personen auf, die beruflich viel mit ihren Händen arbeiten.

Zu einem besonderen Anstieg der RSI-Syndrom-Fälle hat der technische Fortschritt geführt, da immer mehr Menschen täglich viele Stunden mit dem Computer arbeiten.

Insbesondere Text-Verarbeiter und Grafiker sind häufig von einem Mausarm betroffen. Sich ständig wiederholende Bewegungsabläufe wie Tippen oder Mausklicks tragen zu einem RSI-Syndrom bei.

Individuelle Risikofaktoren

Bestimmte individuelle Faktoren beeinflussen massgeblich die Entstehung eines Mausarms: Dazu zählen in erster Linie chronischer Stress sowie eine hohe Arbeitsbelastung. Auch eine ungesunde Körperhaltung (gekrümmter Rücken, angespannter Nackenbereich, statische Haltearbeit) fördert die Entstehung des RSI-Syndroms.

Ein nicht nach ergonomischen Gesichtspunkten eingerichteter Arbeitsplatz ist bei vielen Menschen die Hauptursache für eine schlechte Körperhaltung und damit für den Mausarm.

Mediziner gehen ausserdem davon aus, dass durch eine verringerte Wahrnehmung der Signale des eigenen Körpers die Entstehung eines Mausarms verstärkt wird. Werden Schmerzen absichtlich ausgeblendet oder unbewusst die Schmerzwahrnehmung unterdrückt, führt dies zu einer stärkeren Belastung der Arme. Da der natürliche Schutz des Körpers vor übermässiger Belastung wegfällt, entsteht schneller eine chronische Reizung.

Veränderungen im Gehirn erhalten Schmerz aufrecht

Zu einem Mausarm tragen offenbar nicht nur die chronische körperliche Überbelastung, sondern auch komplexe Verarbeitungsmechanismen im zentralen Nervensystem (Gehirn und Rückenmark) bei. Zunächst führt die chronische Belastung zu einer Reizung von Muskeln, Bändern und umliegendem Gewebe.

Dieser chronische Schmerzreiz führt im Rückenmark, wo die Signale verarbeitet werden, zu einer Veränderung der Schmerzwahrnehmung. Auch wenn die Schmerz verursachende Belastung gar nicht mehr existiert, empfindet der Betroffene den Schmerz womöglich weiterhin.

Ausserdem dürfte ein weiterer Effekt eine Rolle spielen: Wissenschaftlicher glauben, dass Betroffene die ständige Wiederholung bestimmter Bewegungen unterbewusst mit spezifischen Reizen wie einem Mausklick oder dem Betrachten des Bildschirms verknüpfen.

Wurden Bewegung und Reiz häufig genug mit Schmerz assoziiert, wird im Gehirn auch dann jedes Mal ein Schmerzsignal gemeldet, wenn der Betroffene Muskeln, Bänder und Gelenke durch die Bewegung eigentlich nicht überbeansprucht hat.

Wie wird ein Mausarm festgestellt?

Wenn Sie regelmässig unter Schmerzen oder Missempfindungen in den Armen leiden, so sind der Hausarzt oder Orthopäde die richtigen Ansprechpartner. Gegebenenfalls ist es sinnvoll, einen Arzt aufzusuchen, der sich bereits mit der Thematik beschäftigt hat, beispielsweise indem er Veröffentlichungen dazu geschrieben hat.

Bei einem Mausarm wird die Diagnose hauptsächlich auf Basis der Krankengeschichte (Anamnese) gestellt. Das Anamnesegespräch ist daher besonders wichtig. Schildern Sie dem Arzt alle Veränderungen, die Ihnen aufgefallen sind. Wichtig ist vor allem zu berichten, wann und in welcher Intensität der Schmerz auftritt. Anschliessend stellt der Arzt verschiedene Fragen wie:

  • Wo, wann und wie oft treten die Beschwerden auf?
  • Wie lange bestehen die Beschwerden schon?
  • Was machen Sie beruflich und wie viele Stunden arbeiten Sie im Durchschnitt pro Tag?
  • Haben Sie an anderen Stellen des Körpers ähnliche Missempfindungen?

Nach der Anamnese findet eine körperliche Untersuchung statt. Der Arzt tastet die schmerzhafte Region ab und überprüft dabei, ob sich der Schmerz durch Druck auslösen oder verstärken lässt. Ausserdem testet er die Beweglichkeit der angrenzenden Gelenke und die Kraft der Muskulatur.

Verschiedene Funktionstests geben zusätzliche Hinweise auf die Art der Erkrankung: Besonders in einem fortgeschrittenen Stadium wird häufig eine Messung der Nervenleitgeschwindigkeit (NLG) durchgeführt. Damit unterscheidet der Arzt das RSI-Syndrom vom Karpaltunnelsyndrom, bei dem typischerweise eine erniedrigte Nervenleitungsgeschwindigkeit eines bestimmten Nervs im Unterarm und der Hand auffällt.

Bildgebende Verfahren geben keinen Hinweis auf einen Mausarm, da bei einem Mausarm keine anatomischen Veränderungen nachweisbar sind. Solche Aufnahmen fertigt der Arzt aber zum Beispiel an, wenn betroffene Personen in der Vergangenheit andere Verletzungen in derselben Körperregion hatten.

Dann besteht die Möglichkeit, dass die Heilung dieser Verletzung nicht vollständig oder nicht korrekt abgelaufen ist und die jetzigen Symptome auf eine frühere Schädigung zurückzuführen sind.

Physikalische Therapiemassnahmen

Neben der Expositionsprophylaxe kommen physikalische Therapien zur Behandlung eines Mausarms zum Einsatz. Dazu gehören unter anderem Wärme- und Kältebehandlungen mit Umschlägen sowie Gymnastik und Massagen.

In vielen Fällen tun auch Bewegungsbäder gut. Dabei bewegen Sie die betroffenen Gelenke in warmem Wasser mit bestimmten medizinischen Zusätzen. Diese helfen der Muskulatur, sich zu entspannen und reduzieren den Schmerz. Ähnlich wirkt eine regelmässige Anwendung von Wärmelampen (Infrarot-Lampen).

Medikamentöse Massnahmen

Beeinträchtigen die Schmerzen die Betroffenen stark, erfolgt eine Mausarm-Behandlung medikamentös. Gegen die Schmerzen wirken Schmerzmittel (Analgetika). Auch das entzündungshemmende Kortison wird gelegentlich eingesetzt.

Generell raten Experten dazu, eine medikamentöse Schmerztherapie nicht als dauerhafte Lösung bei einem Mausarm anzusehen, da es sich hierbei um eine rein symptomatische Behandlung handelt, welche nicht die zugrunde liegenden Ursachen behebt.

Psychotherapie

Vor allem bei chronischem RSI-Syndrom wird ausserdem Psychotherapie empfohlen. In dieser erklärt der Psychotherapeut den betroffenen Schmerzpatienten zum Beispiel den Zusammenhang zwischen den auslösenden Faktoren, den Vorgängen im Gehirn und dem auftretenden Schmerz.

In den einzelnen Therapiesitzungen zeigt er dann Möglichkeiten auf, mit dem Schmerz umzugehen und übt mit dem Patienten veränderte Verhaltensweisen ein. Dazu gehören beispielsweise spezielle Entspannungsmethoden und das Erlernen neuer Denkstrategien.

Wie ist die Prognose bei einem Mausarm?

Die Prognose bei einem Mausarm hängt in erster Linie vom Betroffenen selbst ab. Grundsätzlich handelt es sich bei einem Mausarm um ein vermeidbares Krankheitsbild, das sich durch richtiges Verhalten positiv beeinflussen lässt.

Nehmen die Betroffenen die Beschwerden bereits in einem frühen Erkrankungsstadium ernst, beispielsweise indem sie versuchen, verantwortliche Ursachen am Arbeitsplatz zu beheben und die betroffene Körperpartie zu schonen, ist die Prognose meist gut.

In vielen Fällen suchen Betroffene jedoch erst in einem chronischen Stadium den Arzt auf. Zu diesem Zeitpunkt ist die Behandlung schwieriger und die Aussicht auf Heilung deutlich schlechter. Möglicherweise beeinträchtigt ein Mausarm den Betroffenen so sehr, dass eine weitere Ausübung des erlernten Berufs nicht möglich ist.

Wie beugt man einem Mausarm vor?

Wichtig ist bei überwiegend sitzenden Tätigkeiten, dass Sie gerade und bequem sitzen. Achten Sie darauf, dass der Nacken, die Schultern und die Arme möglichst entspannt sind. Vermeiden Sie ausserdem Zugluft und kalte Hände bei längerer Computerarbeit.

Üben Sie am Arbeitsplatz neue Bewegungsmuster ein und behalten Sie diese in Zukunft dauerhaft bei, um einen Rückfall zu vermeiden. Ausserdem ist es sinnvoll, den Arbeitsplatz nach ergonomischen Prinzipien einzurichten. An einem Büroarbeitsplatz gilt es vor allem Wert auf einen ergonomisch optimierten Sitzplatz sowie auf eine ergonomisch geformte Tastatur und Maus zu legen.

Führen Sie während regelmässiger Arbeitspausen bei einem Mausarm Übungen zur Entspannung der Muskeln und Gelenke durch. Als einfache Übung gilt zum Beispiel, eine Faust zu ballen und diese langsam mit zuerst angewinkelten und erst ganz zum Schluss gestreckten Fingern wieder zu öffnen.

Ebenso effektiv sind Übungen, bei denen Sie die Hände gegeneinander oder gegen die Wand pressen und die Handgelenke abwinkeln. Ausserdem ist es wichtig, den Kopf- und Nackenbereich regelmässig zu dehnen, um Verspannungen zu lösen. Neigen Sie den Kopf dazu in verschiedene Richtungen und halten Sie jede Stellung ein paar Sekunden lang.

Auch das Ausschütteln der Arme sowie regelmässiges Drehen und Dehnen des Oberkörpers helfen bei einem Mausarm. Übungen wie diese lassen sich flexibel in Ihren Arbeitsalltag integrieren. Es gibt keine festgelegte Reihenfolge. Jede Übung dürfen Sie beliebig oft wiederholen.

Autoren- & Quelleninformationen

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Datum :
Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Vorlage:
Priv.-Doz. Dr. med. Thomas Wallny
Autor:
Sophie Matzik

Sophie Matzik ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion.

ICD-Codes:
M77
ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen.
Quellen:
  • Chenot, J.-F. & Scherer, M.: Allgemeinmedizin. Urban & Fischer Verlag, 1. Auflage 2021
  • Citak, M.: Die Wahrheit über Arthrose: Endlich wieder schmerzfrei leben. ZS Verlag, 1. Auflage 2018
  • Ficklscherer, A.: BASICS Orthopädie und Traumatologie. Urban & Fischer Verlag, 3. Auflage, 2012
  • Grifka, J. & Krämer, J.: Orthopädie Unfallchirurgie. Springer Verlag, 9. Auflage, 2013
  • Langendoen, J. & Sertel, K.: Taping: 30 Supertapes gegen Muskel-, Nerven- und Faszienschmerzen. TRIAS Verlag, 1. Auflage 2017
  • Niethard, F. N. et al.: Duale Reihe Orthopädie und Unfallchirurgie. Georg Thieme Verlag, 6. Auflage, 2009
  • Nowak, D. & Ochmann, U.: ELSEVIER ESSENTIALS Arbeitsmedizin: Das Wichtigste für Ärzte aller Fachrichtungen. Urban & Fischer Verlag, 1. Auflage 2018
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