Marburg-Virus

Von , Studentin der Humanmedizin
Julia Kerkhoff

Julia Kerkhoff studiert Humanmedizin am Medizincampus Oberfranken in Bayreuth. Sie interessiert sich vor allem für das Fachgebiet der Kinderheilkunde, beschäftigt sich aber auch eingehend mit der allgemeinen Krankheitslehre und Krankheitsprävention. Seit 2023 schreibt sie für NetDoktor und möchte mit ihrer Leidenschaft für das Wunderwerk Mensch Leserinnen und Leser für Gesundheitsthemen begeistern.

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Das Marburg-Virus ähnelt dem Erreger von Ebola. Wie dieser löst es eine schwere fieberhafte Erkrankung aus. Dieses sogenannte Marburg-Fieber verläuft wie Ebola wegen innerer Blutungen oft tödlich. Behandeln können Mediziner nur die Symptome, nicht aber das Marburg-Virus selbst. Auch eine zugelassene Impfung gegen den Erreger gibt es bislang nicht. Lesen Sie hier mehr über das vor allem in Zentralafrika verbreitete Marburg-Virus.

Teströhrchen Marburg-Virus

Kurzübersicht

  • Beschreibung: gefährlicher Krankheitserreger, der besonders in Zentralafrika verbreitet ist. Ähnelt dem Ebola-Virus.
  • Symptome: z.B. grippeähnliche Symptome, Durchfall, Erbrechen, innere und äussere Blutungen, ggf. Schockzeichen (z.B. Kaltschweissigkeit, Unwohlsein)
  • Impfung: Bislang keine Impfung zugelassen, jedoch in der Erforschung.
  • Behandlung: nur Behandlung der Symptome möglich, z.B. mit Infusionen zum Ausgleich des Wasser- und Salzverlusts.
  • Prognose: Hohe Sterblichkeit (bis 88 Prozent); Heilung vor allem bei frühzeitiger Behandlung möglich
  • Ansteckung: über Schmierinfektion (z.B. bei Kontakt mit infiziertem Sperma, Erbrochenem, Blut oder kontaminierter Bettwäsche)
  • Untersuchung und Diagnose: Diagnose z.B. über Nachweis des Virus-Erbguts (mittels RT-PCR-Test); weitere Untersuchungen etwa zum Abklären innerer Blutungen

Was ist das Marburg-Virus?

Das Marburg-Virus ist ein Krankheitserreger, der ähnlich aufgebaut ist wie das Ebola-Virus. Er kommt vor allem in Zentralafrika vor und löst das Marburgfieber (Marburg-Fieber) aus.

Das ist eine seltene, aber schwere Infektionskrankheit, die sehr oft zum Tod führt. Eine Heilung ist vor allem bei rechtzeitiger Behandlung aber möglich.

Den letzten Fall von Marburgfieber in der Europäischen Union gab es 2008 in den Niederlanden. Eine Frau hatte die Infektion aus Uganda eingeschleppt. In der Schweiz wurde bislang kein Fall von Marburgfieber registriert.

Das Marburgfieber zählt wie etwa das Ebola-Fieber und das Denguefieber zu den (viralen) hämorrhagischen Fiebern. Das sind schwere fieberhafte Infektionserkrankungen, die mit Blutungen einhergehen.

Meldepflicht

In Deutschland und Österreich müssen alle Verdachtsfälle, Erkrankungen und Todesfälle durch das Marburg-Virus mit den Namen der Betroffenen den Gesundheitsbehörden gemeldet werden.

In der Schweiz besteht eine namentliche Meldepflicht für alle Verdachtsfälle sowie für positive und negative laboranalytische Befunde.

Welche Symptome verursacht das Marburg-Virus?

Die Infektion mit dem Marburg-Virus - das Marburgfieber - macht sich zunächst mit starken grippeähnlichen Symptomen bemerkbar:

Die Betroffenen bekommen plötzlich Fieber, Schüttelfrost und starke Muskelschmerzen. Auch Kopf- und Halsschmerzen können auftreten.

Zudem entwickeln die Betroffenen Durchfall, Erbrechen, Übelkeit und Bauchschmerzen.

Gefährlich ist eine Infektion mit dem Marburg-Virus wegen der Blutungen, die sich etwa eine Woche nach Symptombeginn entwickeln. Insbesondere innere Blutungen im Magen, Darm und in der Lunge spielen eine grosse Rolle. Auch Blutungen im Mund, in den Augen und in der Haut treten auf.

Je nachdem, wie schwer der Blutverlust ist, kann es zum Schock kommen. Das bedeutet, dass die Herzfrequenz steigt, aber der Blutdruck gleichzeitig sinkt. Arme und Beine sind dann kaltschweissig.

Das liegt daran, dass durch den Blutverlust nicht mehr genug Blut für den Kreislauf zur Verfügung steht. Der Körper versucht daher, Blut zu „sparen“: Er versorgt primär die Körpermitte und den Kopf. Dafür drosselt er die Durchblutung der Extremitäten.

Als Folge der inneren Blutungen können lebenswichtige Organe gleichzeitig oder kurz hintereinander versagen (z.B. Nieren, Lunge). Ein solches Multiorganversagen endet oft tödlich.

Gibt es einen Impfstoff gegen das Marburg-Virus?

Eine Impfung gegen das Marburg-Virus gibt es bislang nicht. Forscher suchen aber bereits seit einigen Jahren nach einem wirksamen Impfstoff.

Zurzeit wird ein Impfstoffkandidat getestet, der in der ersten Phase der Untersuchungen gut abgeschnitten hat. Ob und wann er als Impfung gegen die schwere Infektionskrankheit offiziell zugelassen wird, lässt sich nicht vorhersagen. In absehbarer Zeit ist mit einer Zulassung aber nicht zu rechnen.

Wie wird das Marburgfieber behandelt?

Bisher gibt es kein Medikament gegen das Marburg-Virus selbst - also keine Möglichkeit, das gefährliche Marburgfieber ursächlich zu behandeln.

Mediziner können aber die Symptome der Infektionskrankheit lindern (symptomatische Therapie). Wichtig ist vor allem, den Wasser- und Elektrolythaushalt der Erkrankten wieder ins Gleichgewicht zu bringen:

Durch Blutungen, Durchfall und Erbrechen verliert der Körper nämlich viel Flüssigkeit und Elektrolyte (Salze wie Kalium oder Natrium). Dieser Verlust muss etwa durch Infusionen ausgeglichen werden, um ein Organversagen zu verhindern.

Je nach Bedarf können noch weitere Therapiemassnahmen sinnvoll sein. Beispielsweise können Mediziner ihren schwerkranken Patienten Beruhigungsmittel (Sedativa) verabreichen.

Wegen der hohen Ansteckungsgefahr muss medizinisches Personal bei der Betreuung von Marburgfieber-Patienten volle Schutzausrüstung tragen.

Wie tödlich ist das Marburgvirus?

Die Todesrate bei einer Infektion mit dem Marburg-Virus ist recht hoch: Sie beträgt 24 bis 88 Prozent. Meistens tritt der Tod acht bis neun Tage nach Beginn der Symptome ein.

Die Chancen auf Heilung steigen, wenn Infizierte frühzeitig medizinisch behandelt werden.

Wie wird das Marburg-Virus übertragen?

Das Marburg-Virus ist hoch ansteckend! Infizierte können es über Schmierinfektion auf gesunde Menschen übertragen: Sie scheiden den Erreger über Körpersekrete wie Speichel, Blut, Erbrochenes, Sperma, Urin und Stuhl aus. Beim Kontakt mit solchen Ausscheidungen können sich Gesunde anstecken.

Das kann zum Beispiel passieren, wenn sie eine offene Wunde oder die kontaminierte Bettwäsche des Patienten berühren und sich anschliessend an den Mund oder die Nase greifen.

Nach einer Ansteckung dauert es zwei bis 21 Tage, bis sich die ersten Krankheitssymptome zeigen (Inkubationszeit).

Das Marburgfieber ist eine Zoonose - also eine Erkrankung, die vom Tier auf den Mensch und umgekehrt übertragbar ist. Als tierisches Reservoir für das Marburg-Virus stehen fruchtfressende Fledertiere im Verdacht.

Wie lässt sich eine Marburg-Virus-Infektion feststellen?

Um die schwere Infektionskrankheit Marburgfieber sicher diagnostizieren zu können, müssen Mediziner in Patientenproben (z.B. Blut) das Marburg-Virus nachweisen.

Hierfür ist ein sogenannter RT-PCR-Test (engl. Abkürzung für Reverse-Transkriptase-Polymerase-Kettenreaktion) üblich. Damit kann man selbst kleinste Schnipsel des Erreger-Erbguts aufspüren.

Das Marburg-Virus lässt sich aber auch auf indirekte Weise in Patientenproben nachweisen: Infizierte bilden eine Woche nach der Ansteckung spezifische Antikörper (Immunglobuline) gegen den Erreger. Diese lassen sich im Blut nachweisen.

Daneben gibt es noch weitere Diagnosemöglichkeiten für das Marburgfieber. Zum Beispiel ist ein direkter Nachweis möglich, wenn man das Marburg-Virus in Patientenproben mittels Elektronenmikroskop aufspüren oder aus Zellkulturen isolieren kann.

Weil das Marburg-Virus hoch ansteckend ist, dürfen nur Hochsicherheitslabors solche Untersuchungen durchführen.

Weiterführende Untersuchungen

Mithilfe weiterer Untersuchungen können Mediziner mehr über den Zustand der Erkrankten herausfinden.

Zum Beispiel können bildgebende Verfahren beim Aufspüren innerer Blutungen helfen. Blutuntersuchungen geben Hinweise darauf, wie viel ein Patient Flüssigkeit und Elektrolyte infolge der Marburg-Virus-Infektion verloren hat.

An diesen Untersuchungsbefunden orientiert sich die Therapie.

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:

Julia Kerkhoff studiert Humanmedizin am Medizincampus Oberfranken in Bayreuth. Sie interessiert sich vor allem für das Fachgebiet der Kinderheilkunde, beschäftigt sich aber auch eingehend mit der allgemeinen Krankheitslehre und Krankheitsprävention. Seit 2023 schreibt sie für NetDoktor und möchte mit ihrer Leidenschaft für das Wunderwerk Mensch Leserinnen und Leser für Gesundheitsthemen begeistern.

ICD-Codes:
A98
ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen.
Quellen:
  • Appel, M. J. G. et al.: Virology Monographs Volume 11, Canine Distemper Virus, Marburg Virus Springer Verlag, 2012
  • Bundesministerium der Justiz, Deutschland: Infektionsschutzgesetz (IfSG), unter: www.gesetze.im-internet.de (Abruf: 15.03.2023)
  • Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz, Österreich: Anzeigenpflichtige Krankheiten in Österreich (Stand: 01/2020), unter: www.sozialministerium.at (Abruf: 15.03.2023)
  • European Center for Disease Prevention and Control (ECDC): Factsheet about Marburg virus (Stand: 12.08.2022), unter: www.ecdc.europa.eu (Abruf: 15.03.2023)
  • Groß, U.: Kurzlehrbuch Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2013
  • Hof, H. et al.: Duale Reihe Medizinische Mikrobiologie, Georg Thieme Verlag, 8. Auflage, 2022
  • Kortepeter, M. G. et al.: Marburg virus disease: A summary for clinicians, in: Int J Infect Dis. 2020 Oct; 99: 233-242; doi 10.1016/j.ijid.2020.07.042
  • Luxem, J. et al.: Notfallsanitäter Heute, Urban & Fischer Verlag / Elsevier GmbH, 7. Auflage, 2020
  • Schweizerische Eidgenossenschaft: Meldepflichtige übertragbare Krankheiten und Erreger. Leitfaden zur Meldepflicht 2020, unter: www.bag.admin.ch (Abruf: 15.03.2023)
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