Mandelsteine

Von , Arzt
Marian Grosser

Marian Grosser studierte in München Humanmedizin. Daneben hat der vielfach interessierte Arzt einige spannende Abstecher gewagt: ein Philosophie- und Kunstgeschichtestudium, Tätigkeiten beim Radio und schließlich auch für Netdoktor.

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Mandelsteine (Tonsillensteine) sind weiss-gelbliche Gebilde, die aus verschiedenen Substanzen in den Gaumenmandeln entstehen. Sie sind wenige Millimeter gross, von meist fester oder krümeliger Konsistenz und verursachen häufig Mundgeruch. Ansonsten sind Mandelsteine harmlos, nur selten führen grössere Exemplare zu weiteren Beschwerden. Lesen Sie hier, was gegen Mandelsteine hilft und was sie verursacht! 

Frau mit Holzmundspatel

Kurzübersicht

  • Behandlung: Zum Entfernen der Mandelsteine ist meist kein Arzt notwendig, oft helfen bestimmte Bewegungen, Massagen oder Mundspülungen, um Mandelsteine zu entfernen.
  • Ursachen: Weshalb manche Menschen von Mandelsteinen betroffen sind und manche nicht, ist nicht genau bekannt. Vermutlich spielt die Grösse der Mandeln eine Rolle. Fast jeder Zweite ist von Mandelsteinen betroffen, oft unbemerkt.
  • Symptome: Meist gibt es keine Symptome, die seltener vorkommenden grösseren Mandelsteine verursachen häufig Mundgeruch.
  • Diagnostik: In der Regel ein Zufallsbefund beim Zahn- oder HNO-Arzt
  • Prognose: Mandelsteine sind meist harmlos und bleiben aufgrund ihrer kleinen Grösse in der Regel unbemerkt. Auch grössere Mandelsteine lassen sich oft einfach entfernen, sie entstehen danach aber häufig wieder.
  • Vorbeugen: Eine gute Mundhygiene, mit beispielsweise regelmässigen Mundduschen, ist ratsam, um die Bildung von Mandelsteinen zu reduzieren.

Was sind Mandelsteine?

Mandelsteine (selten auch: "Rachensteine") heissen so, weil sie in den Furchen der Gaumenmandeln entstehen und aussehen wie kleine weiss-gelbe Steinchen oder Klumpen im Hals. Sie treten in unterschiedlichen Grössen auf, meistens handelt es sich um kleinere Mandelsteine in einer Grösse von drei bis vier Millimeter. Ihre Konsistenz variiert von eher weich und krümelig bis steinhart.

Der medizinische Fachausdruck für Mandeln ist Tonsillen, Mandelsteine werden daher auch Tonsillensteine oder Tonsillolithe genannt.

Wie entstehen Mandelsteine?

Ist in der Medizin umgangssprachlich von "Mandeln" die Rede, meint man damit die Gaumenmandeln (Tonsilla palatina). Diese befinden sich zu beiden Seiten am hinteren (weichen) Gaumen hinter dem Gaumenbogen. Sie gehören zum Immunsystem und haben die Aufgabe, die Abwehrkräfte des Körpers an Erreger anzupassen, die mit der Nahrung in den Körper gelangen.

Die Oberfläche der Gaumenmandeln weist unzählige kleine Einsenkungen (Krypten) auf, die tief in das Innere der Mandeln hineinreichen. In diesen Krypten sammelt sich ein Gemisch aus Nahrungsbrei, Schleimhautzellen, weissen Blutkörperchen und Bakterien. Diese Ansammlung von "Abfallprodukten" wird auch als "Detritus" bezeichnet.

Beim Kauen spannt sich die Gaumenmuskulatur an, wodurch sich die Krypten regelmässig entleeren und wieder neu füllen.

In Nahrung und Speichel kommen jedoch auch bestimmte Kalksalze vor, die sich gelegentlich in das Breigemisch der Krypten einlagern. Wenn das passiert, verhärtet es sich und die Konsistenz erscheint steinartig. Die Mandelsteine befinden sich oft tief in den Krypten, gelangen aber teilweise auch an die Oberfläche.

Was wird man Mandelsteine los?

Möchte man Mandelsteine entfernen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Oft ist dafür kein Arzt nötig. Hilfreiche Methoden, um Mandelsteine selbst zu entfernen, sind:

  • Bei nach hinten gestrecktem Kopf den Mund mehrmals weit öffnen und wieder schliessen. Dadurch entsteht eine Spannung in der Gaumenmuskulatur, die den Mandelstein eventuell herausmassiert.
  • Gegen die Unterseite der Mandel nach oben drücken, etwa mit einem Wattestäbchen oder der Rückseite der Zahnbürste. Manche Patienten sind in der Lage, mit der Zunge Mandelsteine auszudrücken, was weniger Würgereiz auslöst.
  • Die Mandel mit einer Munddusche unter geringem Druck reinigen. Dadurch lassen sich Mandelsteine oft lösen.
  • Hausmittel wie Mundspülungen auf Salbei- oder Kamillenbasis sind ebenfalls hilfreich, um Tonsillensteine loszuwerden.  

Wenn Sie sich selbst Mandelsteine entfernen möchten, achten Sie unbedingt darauf, dafür keinesfalls spitze oder scharfkantige Gegenstände zu verwenden. Dies birgt die Gefahr von Verletzungen und/oder Blutungen.

Bleibt der Versuch, die Tonsillensteine selbst zu behandeln, erfolglos, hilft der HNO-Arzt weiter. Er hat dafür spezielle Werkzeuge wie Küvetten oder Pipetten, mit denen er die Mandelsteine entfernt beziehungsweise absaugt.

Auch die sogenannte Roederbehandlung ist eine hilfreiche Methode. Dabei setzt der Arzt Schröpfgläser auf die Mandeln und saugt die Steine mit Hilfe des Unterdrucks heraus.

Als "letzten Ausweg" kommt bei erheblichem Leidensdruck die Entfernung der Gaumenmandeln in Frage. Ohne Mandeln bilden sich nach der Operation in der Regel keine Mandelsteine mehr. Allerdings sind Mandelsteine allein nur in den seltensten Fällen ein Grund, die Mandeln als wichtigen Teil des Immunsystems zu entfernen.

In seltenen Fällen bilden sich auch in den Tonsillen der Zunge (linguinale Tonsillen) Mandelsteine. Da bei einer Operation nur die Gaumenmandeln entfernt werden, sind Tonsillolithen trotz entfernter Mandeln theoretisch möglich, aber nach derzeitigem Wissensstand sehr selten.

Auch homöopathische Mittel sollen bei Mandelsteinen helfen. So werden gegen die wiederkehrenden Mandelentzündungen, die die Bildung der Tonsillithen begünstigen, Mittel wie Apis mellifera, Mercurius solubilis und Phytolacca decandra empfohlen.

Das Konzept der Homöopathie und ihre spezifische Wirksamkeit sind in der Wissenschaft umstritten und durch Studien nicht eindeutig belegt.

Was sind die Ursachen für Mandelsteine?

Mandelsteine sind in der Regel nicht gefährlich und kommen bei fast jeder zweiten Person vor. Wobei sie seltener bei Kindern und häufiger bei Personen über 40 Jahre auftreten. Sie sind meist so klein, dass sie sich nicht bemerkbar machen. Warum sie bei manchen häufiger auftreten oder auch grösser werden, ist nicht genau bekannt.

Ärzte vermuten, dass die Grösse der Mandeln selbst eine Rolle spielt. Bei Menschen, die grundsätzlich grosse Mandeln haben, sind nämlich auch die Krypten tiefer. Somit entstehen leichter Mandelsteine. Eine weitere mögliche Ursache ist eine gestörte Entleerung der Krypten.

Man beobachtet Mandelsteine oft als Folge wiederkehrender Entzündungen mit Vernarbung der Mandeln. Deshalb treten Tonsillensteine besonders häufig bei jungen Erwachsenen auf, die mehrmals im Jahr an Mandelentzündungen leiden. Jedoch bedeutet das umgekehrt nicht, dass Menschen mit Mandelsteinen automatisch auch öfter Mandelentzündungen haben.

Welche Symptome verursachen Mandelsteine?

In den meisten Fällen verursachen Mandelsteine keine Beschwerden. Sie sind oft nur sehr klein und werden – falls sie an die Oberfläche der Mandeln gelangen – unbemerkt geschluckt, ausgehustet oder ausgeniest.

Die Bestandteile eines Mandelsteins haben jedoch einen unangenehmen Geruch, der an faule Eier erinnert. Deshalb verursachen insbesondere grössere Mandelsteine häufig Mundgeruch (Halitosis).

In seltenen Fällen lösen grosse Mandelsteine ausserdem ein Fremdkörpergefühl am hinteren Gaumen aus, das sich besonders durch Beschwerden beim Schlucken bemerkbar macht. Auch Schwellungen und Schmerzen an den Mandeln oder Halsschmerzen sind möglich. Nur sehr selten führen vor allem grössere Mandelsteine zu Entzündungen oder Abszessen.

Wie werden Mandelsteine festgestellt?

Ein Mandelstein ist oft ein Zufallsbefund beim Zahn- oder HNO-Arztbesuch. Manchmal sucht ein Arzt aber auch explizit danach, etwa bei Mundgeruch mit ungeklärter Ursache. Je nach Grösse und Abstand zur Oberfläche schimmert ein Mandelstein eventuell weisslich durch die Schleimhaut oder erscheint im Rachen als weisse Ablagerung an den Mandeln.

Tiefsitzende Tonsillolithen sind von aussen meistens nicht sichtbar und daher mit dem blossen Auge nicht zu erkennen.

Letztlich lassen sich Tonsillensteine zwar auf Röntgenbildern und noch besser mit einer Computertomografie (CT) erkennen. Aufgrund der Kosten und Strahlenbelastung dieser Untersuchungen setzt man sie aber in aller Regel nicht ein, um damit Mandelsteine nachzuweisen. Beschwerden bereiten normalerweise nur grössere Steine an der Oberfläche.

Manchmal werden Mandelsteine mit Eiter verwechselt, der bei Mandelentzündungen auftritt. Im Falle einer Entzündung wären die Mandeln aber zusätzlich stark gerötet und geschwollen und der Infekt meist von Fieber begleitet.

Sind Mandelsteine gefährlich?

Mandelsteine sind meist harmlos und oft bemerken Betroffene sie gar nicht. In manchen Fällen verursachen grössere Steine zwar Beschwerden, lassen sich aber meist einfach entfernen. Jedoch entstehen Mandelsteine häufig wieder aufs Neue, nachdem sie entfernt wurden. 

Vorbeugen

Um zu vermeiden, dass sich Mandelsteine bilden, empfiehlt es sich, auf eine gute Mundhygiene zu achten. Eine regelmässige Reinigung der Mandeln mit einer Munddusche oder sanftes bürsten der Tonsillen beim Zähneputzen säubert die Krypten und hilft somit, die Bildung von Mandelsteinen zu erschweren oder zu verhindern.

Hin und wieder ist zu lesen, dass sich Mandelsteine durch die Ernährung beeinflussen lassen. So soll der weitgehende Verzicht auf Milchprodukte, Zucker und Alkohol die Entstehung von Mandelsteinen verhindern.

Entsprechende Risikofaktoren (wie grosse Mandeln, tiefe Krypten, wiederkehrende Mandelentzündungen) lassen sich dadurch aber höchstwahrscheinlich nicht entscheidend beeinflussen.

Da ausserdem die Ursache für die Bildung der Mandelsteine noch nicht abschliessend geklärt ist, gibt es bislang auch keine wissenschaftlich fundierte, eindeutige Empfehlung zur Ernährung bei Mandelsteinen. Eine gesunde, ausgewogene Ernährung mit wenig Zucker und Alkohol wirkt sich aber in jedem Fall positiv auf die Gesundheit aus.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:
Marian Grosser
Marian Grosser

Marian Grosser studierte in München Humanmedizin. Daneben hat der vielfach interessierte Arzt einige spannende Abstecher gewagt: ein Philosophie- und Kunstgeschichtestudium, Tätigkeiten beim Radio und schließlich auch für Netdoktor.

ICD-Codes:
J35
ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen.
Quellen:
  • Crameri, M. et al.: Tonsillolithen auf dem Orthopantomogramm. Swiss Dental Journal SSO 2016, 126 (1). (Abrufdatum: 15.08.2022)
  • De Moura, M. et al.: Tonsillolith: A report of three clinical cases, in Medicina oral, patologia oral y cirugia buccal, April 2007 (Abrufdatum: 15.08.2022)
  • Mundhygiene: Mandelsteine sind harmlos, aber belastend, unter: www.ptaforum.pharmazeutische-zeitung.de (Abrufdatum: 15.08.2022)
  • Neville, B. W. et al.: Color Atlas of Oral and Maxillofacial Diseases. Elsevier 2019.
  • Oda, M. et al.: Prevalence and imaging characteristics of detectable tonsilloliths on 482 pairs of consecutive CT and panoramic radiographs. BMC Oral Health 2013; 13:54. (Abrufdatum: 15.08.2022)
  • Takahashi, A. et al: Lingual tonsillolith: prevalence and imaging characteristics evaluated on 2244 pairs of panoramic radiographs and CT images. Dentomaxillofac Radiol. 2018 Jan;47(1):20170251. doi: 10.1259/dmfr.20170251 (Abrufdatum: 15.08.2022)
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