Magen-Darm-Grippe - Hausmittel

Von , Arzt
Marian Grosser

Marian Grosser studierte in München Humanmedizin. Daneben hat der vielfach interessierte Arzt einige spannende Abstecher gewagt: ein Philosophie- und Kunstgeschichtestudium, Tätigkeiten beim Radio und schließlich auch für Netdoktor.

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Viele Menschen nutzen bei einer Magen-Darm-Grippe Hausmittel – zu Recht. Ein geriebener Apfel, Kräutertee & Co. können die unangenehmen Symptome wie Durchfall oftmals lindern. Auch rezeptfreie Medikamente können hilfreich sein, während rezeptpflichtige nur selten nötig sind. Lesen Sie hier, was Sie selber tun können bei Magen-Darm-Grippe und welche Hausmittel ein guter Tipp sind.

magen-darm-grippe

Wann sind Magen-Darm-Hausmittel sinnvoll?

Ein Vorteil von Hausmitteln gegen Magen-Darm-Grippe ist, dass sie quasi sofort einsatzbereit sind: Ein ärztliches Rezept ist nicht nötig, und in den meisten Haushalten sind die jeweiligen "Zutaten" bereits vorhanden. Prinzipiell können bestimmte Hausmittel unangenehme Symptome wie den krankheitstypischen Durchfall reduzieren. Ob und wie gut Magen-Darm-Hausmittel im EInzelfall helfen, ist jedoch von Patient zu Patient verschieden. Richtig angewendet, schaden sie aber zumindest nicht. Was sie nicht können: Die Krankheitsdauer verkürzen.

Generell sollten Sie nur bei einer einfachen, unkomplizierten Magen-Darm-Grippe Hausmittel wie Heilerde oder Apfelpektin ausprobieren. Hausmittel haben jedoch ihre Grenzen. Wenn die Beschwerden schwer sind, über einen längeren Zeitraum bestehen, nicht besser oder sogar schlimmer werden, sollten Sie immer einen Arzt aufsuchen!

Welche Magen-Darm-Hausmittel gibt es?

Es gibt viele verschiedene Hausmittel gegen Magen-Darm-Grippe. Was hilft, sind vor allem Hausmittel gegen Durchfall. Viele Magen-Darm-Hausmittel funktionieren nämlich nach dem gleichen Prinzip wie Präparate, die Sie in der Apotheke bekommen. Die beiden wichtigsten Gruppen sind – sowohl bei den Apotheken-Wirkstoffen als auch bei Magen-Darm-Hausmitteln – Adsorbentien und Quellstoffe.

Daneben gibt es noch weitere Tipps und Hausmittel gegen Magen-Darm-Grippe, die hilfreich sein können wie beispielsweise Magen-Darm-Tee oder Probiotika.

Adsorbentien

Adsorbentien sind Wirkstoffe, die Bakterien und deren darmreizende Gifte oder auch Viren binden (adsorbieren) kann. Der Patient scheidet dann beides zusammen aus, der Darm kann sich erholen. Zu den Adsorbentien gehören zum Beispiel Pektine, Heilerde und Weisser Ton sowie Aktivkohle.

Allerdings ist die Wirksamkeit von Adsorbentien gegen Durchfall unter Experten teilweise umstritten und bisher nicht eindeutig durch Studien belegt. Nichtsdestotrotz scheinen die Mittel vielen Menschen zu helfen. Heilerde und Aktivkohle bekommen Sie in jeder Apotheke.

Lassen Sie sich immer vom Apotheker zur Anwendung von Adsorbentien aufklären. Informieren Sie ihn dabei über Medikamente, die Sie bereits einnehmen. Denn bei einigen Medikamenten (wie Herzglykosiden gegen Herzinsuffizienz) sind Wechselwirkungen mit Adsorbentien möglich.

Pektine

Diese pflanzlichen Adsorbentien finden sich zum Beispiel in Äpfeln. Ein geriebener Apfel (mit Schale!) ist daher ein klassisches Magen-Darm-Hausmittel. Auch Bananen, Karotten, Zitrusfrüchte und Aprikosen enthalten Pektine. Sie können bei Magen-Darm-Grippe beispielsweise einen Bananenbrei essen. Wer lieber Karotten gegen Magen-Darm-Beschwerden versuchen möchte, sollte sich eine Suppe daraus zubereiten oder die Karotten zumindest dünsten. Sie sind dann besser verdaulich.

Alternativ zu frischen Lebensmitteln können Sie sich Fertigpräparate mit hohem Pektingehalt aus der Apotheke besorgen.

Heilerde

Heilerde ist ein spezieller, sehr fein geriebenen Sand (Löss), der aus verschiedenen Mineralien und Spurenelementen besteht. Dazu gehören vor allem Aluminium- und Siliciumverbindungen. Durch die feine Körnung ergibt sich eine grosse Oberfläche, wodurch Heilerde sehr viele Stoffe (wie bakterielle Giftstoffe) binden kann.

Möchten Sie Heilerde bei einem Magen-Darm-Infekt als Hausmittel für die Selbstbehandlung gegen Durchfall verwenden, verrühren Sie ein bis zwei Teelöffel davon in einem halben Glas kaltem Wasser oder Tee. Trinken Sie die Mischung in kleinen Schlucken.

Der Heilerde ähnlich ist auch der kaolinhaltige "Weisse Ton" (Bolus alba). Er wird meist in Form von Fertigpräparaten angewendet, die noch weitere Wirkstoffe enthalten.

Aktivkohle

Die meist in Tablettenform angewendete Aktivkohle besteht aus fein gemahlenen verkohlten organischen Substanzen. Sie gilt nicht nur als Magen-Darm-Hausmittel (wenn auch als eines mit umstrittener Wirkung), sondern kommt vor allem bei diversen Vergiftungen (über den Mund) zum Einsatz. Der Grund: Aktivkohle bindet gut Bakteriengifte und andere Giftstoffe und verhindert dadurch, dass diese über den Darm ins Blut gelangen und sich so im Körper verteilen.

Quellstoffe

Quellstoffe wie Flohsamenschalen und Leinsamen können im Darm unter starkem Aufquellen viel Wasser binden. Dadurch nimmt der Stuhl insgesamt an Volumen zu und verfestigt sich etwas, was bei Durchfall sehr hilfreich ist – zumal der festere Stuhl auch länger für die Passage durch den Darm braucht. Wenn der Stuhl aufquillt, umhüllt er zudem Bakterien und Giftstoffe und nimmt sie so quasi mit in Richtung Ausgang.

Übrigens: Mit ihrer Fähigkeit, viel Wasser zu binden, helfen Quellstoffe auch bei Verstopfung. Im aufgequollenen Zustand machen sie den harten Stuhl weicher und leichter ausscheidbar.

Wichtig bei Quellstoffen – immer zusammen mit ausreichend Flüssigkeit einnehmen!

Magen-Darm-Tee

Ein weiteres beliebteste Hausmittel gegen Magen-Darm-Grippe ist Tee, der aus wirksamen Heilkräutern zubereitet wird. Klassiker sind etwa Fenchel und Kamille. Teezubereitungen mit diesen Heilpflanzen wirken beruhigend auf den Magen-Darm-Trakt und zudem entzündungshemmend.

Manche Tees liefern ausserdem Gerbstoffe, die zusammenziehend auf die Schleimhaut im Darm wirken und so gegen Durchfall helfen können. Das gilt beispielsweise für Heidelbeertee: Ein bis zwei Teelöffel (10 bis 20 Gramm) getrocknete Beeren mit 150 Milliliter kaltem Wasser übergiessen, erhitzen, zehn Minuten köcheln lassen und dann abseihen. Sie können mehrmals täglich einen solchen frisch zubereiteten Heidelbeertee trinken. Alternativ kann man die getrockneten Beeren auch kauen oder in Wasser einweichen und als Brei verzehren. Mehr dazu und zur empfohlenen Tagesdosis lesen Sie im Beitrag Heidelbeeren.

Vewenden Sie keine frischen Heidelbeeren – diese können den Durchfall verstärken!

Auch ein Tee aus den Blättern der Brombeere sowie grüner und schwarzer Tee enthalten Gerbstoffe und können gegen Durchfall helfen.

Probiotika

Den Begriff Probiotika kennen viele Menschen aus der Joghurtwerbung. Man versteht darunter bestimmte Mikroorganismen, die zum Wohle einer gesunden Darmflora eingenommen werden. So sollen nützliche Bakterien im Darm unterstützt und krankmachende Keime verdrängt werden. Damit will man die Verdauung und allgemein unsere Abwehrkräfte unterstützen – eine gesunde Darmflora ist essentiell für ein gut funktionierendes Immunsystem!

In diesem Sinne werden Probiotika als Magen-Darm-Hausmittel etwa bei Durchfall beworben. Tatsächlich deuten einige Studien darauf hin, dass Probiotika die Dauer des Durchfalls verkürzen und dafür sorgen können, dass Patienten seltener auf die Toilette flitzen müssen. Ausserdem werden Probiotika zum Beispiel zur Vorbeugung von Reisedurchfall und nach einer Antibiotika-Einnahme zum Wiederaufbau der Darmflora genutzt. Der gesundheitliche Effekt von Probiotika bedarf aber noch weiterer Forschung.

Menschen mit Immunschwäche sollten keine Probiotika mit Pilzkulturen zu sich nehmen, da es sonst zu einem übermässigen Pilzbefall kommen kann.

Wärmeanwendungen

Wärme kann wohltuend sein, wenn Bauchkrämpfe Magen-Darm-Erkrankte quälen. Eine Wärmflasche oder ein erwärmtes Kirschkernkissen tut hier gute Dienste. Die Wärme entspannt und kann so die Krämpfe lindern. Ein feuchter Waschlappen zwischen Bauch und Wärmflasche intensiviert die Wirkung (feuchte Wärme).

Auch Kartoffelauflagen sind starke Wärmespender. Dazu die Kartoffeln kochen, zerstampfen und auf ein Tuch legen. Anschliessend den Stampf etwas auskühlen lassen, die Auflage auf den Bauch legen und mit einem Tuch festbinden. Vorsicht: Bei zu heissen Kartoffeln besteht Verbrennungsgefahr!

Rezeptfreie Magen-Darm-Mittel

Apotheken bieten diverse rezeptfreie Präparate an, die bei Magen-Darm-Beschwerden helfen können. Viele davon basieren auf Heilpflanzen. So gibt es zum Beispiel Säfte, Tabletten und Tropfen auf Uzarawurzel-Basis. Diese Heilpflanze soll dank ihrer Inhaltsstoffe krampflösend wirken und ausserdem die Darmtätigkeit reduzieren.

Cola und Salzstangen – ein geeignetes Magen-Darm-Hausmittel?

Hatte man Magen-Darm-Grippe als Kind, gab es als Hausmittel von der Mama oft Cola und Salzstangen. Die Idee dahinter: Die Flüssigkeit und Elektrolyte, welche durch Erbrechen und Durchfall verlorengehen, sollen durch das süsse Getränk und den salzigen Snack ersetzt werden. Doch sind Cola und Salzstangen bei Magen-Darm-Problemen wirklich ein guter Tipp?

Natürlich ist Cola eine Form von Flüssigkeit, aber sie enthält kaum Elektrolyte. Zudem ist der Softdrink sehr zucker- und in der regulären Variante koffeinhaltig, was Magen und Darm zusätzlich reizt.

Ebensowenig sinnvoll sind bei Magen-Darm-Grippe Salzstangen. Sie sind zwar an sich gut verträglich, können die verlorengegangenen Mineralstoffe allein aber nicht ersetzen. Denn sie liefern zwar viel Natrium (als Bestandteil von Natriumchlorid = Kochsalz), aber kein Kalium. Dieses geht bei Durchfall ebenfalls vermehrt verloren. Ausserdem ist für den Körper das richtige Verhältnis zwischen Natrium und Kalium sehr wichtig.

Fazit: Cola und Salzstangen sind kein geeignetes Magen-Darm-Hausmittel!

Richtig essen bei Magen-Darm-Grippe

Bei einer Magen-Darm-Grippe Essen bei sich zu behalten, ist oft kaum möglich. Zudem fehlt es vielen Betroffenen an Appetit. Sie essen deshalb oft einige Stunden gar nichts und trinken stattdessen nur viel (Tee, Wasser), was durchaus hilfreich ist.

Wer nicht ganz auf Nahrung verzichten will oder nach einigen Stunden Fasten wieder etwas zu sich nehmen möchte, sollte leicht Verdauliches wählen. Geeignet sind zum Beispiel:

  • Suppenbrühe
  • Weissbrot, Zwieback
  • Haferschleim
  • Kartoffeln
  • Reis
  • Babybrei

Magen-Darm-Hausmittel: Wann geht man besser zum Arzt?

Es gibt also zahlreiche Möglichkeiten, mit Magen-Darm-Hausmitteln und der richtigen Ernährung die Zeit der Erkrankung erträglicher zu machen. Manchmal lässt sich aber dennoch ein Arztbesuch nicht umgehen:

Grundsätzlich sollten Sie in den meisten Fällen zu Beginn der Erkrankung einen Arzt aufsuchen. Zum einen, weil Sie oder Ihre Kinder aufgrund der grossen Ansteckungsgefahr für andere dringend von Gemeinschaftseinrichtungen (Arbeitsplatz, Schule, Kindergarten etc.) fernbleiben müssen und dafür in der Regel eine Krankschreibung benötigen. Zum anderen aber natürlich auch, weil nur der Arzt sicher einschätzen kann, wie gefährlich die Magen-Darm-Grippe ist.

In der Regel handelt es sich um eine zwar unangenehme, aber relativ harmlose Erkrankung. Diese kann manchmal aber auch sehr schwer verlaufen, etwa mit hohem Fieber, blutigem Durchfall oder generell sehr starkem Durchfall und Erbrechen. Vor allem bei älteren Menschen und kleinen Kindern kann dann eine Magen-DarmGrippe schnell gefährlich werden.

In solchen Fällen reichen Magen-Darm-Hausmittel als alleinige Behandlung nicht aus. Stattdessen können zusätzlich Medikamente nötig sein, die der Arzt verschreiben muss. Das können beispielsweise Infusionen (bei starkem Wasser- und Salzverlust), Antibiotika (bei bakteriellen Infekten) oder Medikamente gegen heftige Bauchkrämpfe sein.

Auch wenn ein möglicher Zusammenhang mit einer Auslandsreise besteht, empfiehlt sich ein Arztbesuch bei Magen-Darm-Grippe. Hausmittel genügen hier ebenfalls oft nicht als alleinige Behandlung.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:
Marian Grosser
Marian Grosser

Marian Grosser studierte in München Humanmedizin. Daneben hat der vielfach interessierte Arzt einige spannende Abstecher gewagt: ein Philosophie- und Kunstgeschichtestudium, Tätigkeiten beim Radio und schließlich auch für Netdoktor.

ICD-Codes:
A09K52A08J11
ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen.
Quellen:
  • Der Arzneimittelbrief: "Ursachen und Behandlung der akuten und chronischen Reisediarrhö", AMB 2015, 49, 33; unter: www.der-arzneimittelbrief.de
  • Deutsche Apotheker Zeitung (DAZ) online: "Probiotika – nicht immer sinnvoll und harmlos" vom 11.09.2018; unter: www.deutsche-apotheker-zeitung.de
  • Guo, Q. et al.: "Probiotika zur Prävention von Antibiotika-assoziiertem Diarrhö bei Kindern"; in: Cochrane Library online; unter: www.cochraine.org (Abruf: 20.03.2020)
  • Immel-Sehr, A.: "Pflanzenkraft gegen Diarrhö", in: PTA-Forum der Pharmazeutischen Zeitung vom 26.04.2019; unter: https://ptaforum.pharmazeutische-zeitung.de/
  • PTA-Forum der Pharmazeutischen Zeitung: "Reisediarrhö – Darm aus dem Gleichgewicht"; unter: https://ptaforum.pharmazeutische-zeitung.de/ (Abruf: 20.03.2020)
  • PTAheute: "Brombeere – Blätter gegen Durchfall"; unter: www.ptaheute.de (Abruf: 20.03.2020)
  • Themenportal der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): "Magen-Darm-Infektionen"; unter: www.infektionsschutz.de (Abruf: 20.03.2020)
  • Tip-doc-Informationsblatt „Magen-Darm-Beschwerden“ von Bild und Sprache e. V.; unter: www.medi-bild.de (Abruf: 20.03.2020)
  • Wittig, J. & Rudolph, R.: "Durchfall: Wann Selbstmedikation möglich ist", in: Pharmazeutische Zeitung, Ausgabe 18/2010, unter: www.pharmazeutische-zeitung.de
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