Magen-Darm-Grippe – Dauer

Von , Arzt
Marian Grosser

Marian Grosser studierte in München Humanmedizin. Daneben hat der vielfach interessierte Arzt einige spannende Abstecher gewagt: ein Philosophie- und Kunstgeschichtestudium, Tätigkeiten beim Radio und schließlich auch für Netdoktor.

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Wenn plötzlich Übelkeit und Erbrechen, gefolgt von Durchfall einsetzen, handelt es sich meist um eine Magen-Darm-Grippe. Dauer, Intensität und Ansteckungsfähigkeit dieser Erkrankung variieren – vor allem in Abhängigkeit vom auslösenden Krankheitserreger. Hier erfahren Sie, wie lange eine Magen-Darm-Grippe andauern kann und wie lange eine Ansteckungsgefahr für andere Menschen besteht.

magen-darm-grippe

Magen-Darm-Grippe: Inkubationszeit

Die Inkubationszeit beschreibt die Dauer zwischen der Ansteckung mit einer Insfektionskrankheit und dem Auftreten der ersten Symptome.

Im Schnitt dauert es bei einer Magen-Darm-Grippe zwischen einem und sieben Tagen, bis sich die ersten Symptome nach der Ansteckung zeigen. Bei manchen Erregern können sich die ersten Beschwerden aber auch schon binnen weniger Stunden einstellen. Bei anderen wiederum dauert es sogar Wochen, bis der Infizierte etwas merkt.

Die Inkubationszeit bei einer Infektion mit gängigen Mange-Darm-Grippe-Erregern betragt ungefähr:

  • Norovirus: sechs bis 50 Stunden
  • Rotavirus: ein bis drei Tage
  • Salmonellen: sechs bis 72 Stunden (je nach aufgenommener Menge an Salmonellen)
  • EHEC: zwei bis zehn Tage (durchschnittlich drei bis vier Tage)
  • Campylobacter: zwei bis fünf Tage
  • Shigellen (bakterielle Ruhr): zwölf bis 96 Stunden
  • Entamoeba histolytica (Amöbenruhr): zwischen drei Tagen und sieben Tagen, in manchen Fällen auch länger
  • Lebensmittelvergiftung: eine bis drei Stunden (Staphylococcus aureus), sieben bis 15 Stunden (Clostridium perfringens)

Magen-Darm-Grippe: Dauer der Symptome

Das typische Symptom der Magen-Darm-Grippe ist der Brechdurchfall. Das Erbrechen beginnt meist vor dem Durchfall und klingt nach ein bis zwei Tagen wieder ab. Der Durchfall (Diarrhoe) besteht dagegen länger, meist zwischen zwei und zehn Tagen.

Durchfall, der länger als drei Wochen anhält, bezeichnen Ärzte als chronischen Durchfall. Er kann beispielsweise bei Patienten mit einer Immunschwäche auftreten: Die beeinträchtigte Körperabwehr kann die Gastroenteritis-Dauer erheblich verlängern. Dass der Durchfall wochen- oder sogar monatelang anhält, ist auch möglich, wenn Parasiten wie Amöben und Lamblien den Magen-Darm-Infekt verursachen.

Wie lange die Symptome letztlich bestehen, ist – wie auch die Inkubationszeit – hauptsächlich vom jeweiligen Erreger abhängig. Wenn Salmonellen die Auslöser sind, beträgt die Magen-Darm-Infekt-Dauer meist nur wenige Tage.

Auch eine typische virale Magen-Darm-Grippe verläuft zwar oft heftig, dauert dafür aber nur relativ kurz. Drei Tage nach Beginn eines Noro- oder Rotavirus-Infekts hat sich die Verdauung für gewöhnlich wieder normalisiert.

Etwas länger besteht meist eine durch Cambylobacter verursachte Magen-Darm-Grippe: Die Dauer der Beschwerden liegt hier in der Regel bei vier bis fünf Tagen. Gelegentlich kann es aber auch bis zu zwei Wochen dauern, bis der Patient wieder auf dem Damm ist.

Magen-Darm-Grippe: Wie lange ist man ansteckend?

Sobald jemand mit den Erregern einer Magen-Darm-Grippe infiziert ist, kann er andere damit anstecken. Das bedeutet: Der Betreffende kann die Erkrankung auch dann schon weitergeben, wenn er selber noch gar keine Symptome hat – also noch während der Inkubationszeit. Magen-Darm-Grippe-Betroffene wissen in diesem Stadium natürlich nicht, dass sie bereits infiziert sind und sich daher nach Möglichkeit von anderen Menschen fernhalten sollten.

Auch nach dem Abklingen der Symptome scheiden die Betroffenen noch für einige Zeit die verursachenden Keime mit dem Stuhl aus. Dadurch besteht für einige Tage, manchmal sogar Wochen nach der gefühlten Genesung noch eine Ansteckungsgefahr:

  • Noroviren sind noch ein bis zwei Wochen nach der Genesung im Stuhl messbar.
  • EHEC lassen sich bis zu drei Wochen nachweisen,
  • Shigellen und Campylobacter sogar bis zu vier Wochen.

Solange sich Erreger im Stuhl befinden, ist es zwar potenziell möglich, sich anzustecken. Jedoch nimmt die Wahrscheinlichkeit dafür ab, je länger der Patient sich subjektiv wieder gesund fühlt. In der akuten Phase einer Magen-Darm-Grippe ist die Erregerlast im Körper am höchsten und damit auch die Menge, die der Betroffene mit dem Stuhl ausscheidet. Da das Immunsystem die Krankheitserreger bekämpft, werden sie stetig weniger, und damit sinkt auch das Risiko einer Ansteckung.

Gerade bei hochinfektiösen Erregern wie etwa dem Norovirus sollten Betroffene aber trotzdem zumindest einige Tage nach der Genesung besonders auf Hygiene nach jedem Toilettengang achten. Das reduziert nicht nur das Risiko, andere Menschen anzustecken, sondern auch die Gefahr, sich selbst erneut zu infizieren – davor ist man nämlich nicht gefeit!

Sonderfall Dauerausscheider

Dauerausscheider sind Menschen, die noch nach über zehn Wochen Bakterien oder Viren ausscheiden, obwohl längst keine Symptome mehr vorliegen. Die Betroffenen wissen davon oft nichts und stellen deshalb ein permanentes Ansteckungsrisiko für andere Menschen dar. Dieser Zustand kann zeitweilig vorliegen (temporärer Dauerausscheider), aber auch lebenslang bestehen bleiben (permanenter Dauerausscheider).

Die Wahrscheinlichkeit, nach einer Magen-Darm-Grippe zum Dauerausscheider zu werden, ist allerdings gering. Bei manchen Erregern bleibt aber ein gewisses Restrisiko: Bei einer Salmonellose zum Beispiel werden etwa ein bis vier Prozent der Erkrankten zu symptomlosen Dauerausscheidern. Das Alter scheint dabei ein Negativfaktor zu sein. Das heit: Ältere Menschen werden eher zu Dauerausscheidern als jüngere.

Eine bekannte Dauerausscheiderin in der Medizingeschichte war Mary Mallon. Die irisch-amerikanische Köchin soll zu Beginn des 20. Jahrhunderts über 50 Menschen mit Typhus angesteckt haben und bekam von der Presse deshalb auch den Titel "Typhoid Mary". Aber so etwas dürfte den wenigsten Menschen mit einer Magen-Darm-Grippe passieren: Die Dauer der Ansteckungsfähigkeit ist meist begrenzt.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Vorlage:
Dr. med. Petra May
Autor:
Marian Grosser
Marian Grosser

Marian Grosser studierte in München Humanmedizin. Daneben hat der vielfach interessierte Arzt einige spannende Abstecher gewagt: ein Philosophie- und Kunstgeschichtestudium, Tätigkeiten beim Radio und schließlich auch für Netdoktor.

ICD-Codes:
A09K52A08J11
ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen.
Quellen:
  • Amboss – Fachwissen für Mediziner: Lebensmittelvergiftung; unter: www.amboss.de (Abruf: 30.03.2020)
  • Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit: Erkrankung durch Clostridium perfringens in Lebensmitteln; unter: www.lgl.bayern.de (Abruf: 30.03.2020)
  • Berner, R. et al. (Hrsg.): Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie – DPGI-Handbuch Infektionen bei Kindern und Jugendlichen, Georg Thieme Verlag, 7. Auflage 2018
  • Herold, G. et al: Innere Medizin, Herold 2019
  • Pschyrembel Online, Klinisches Wörterbuch: www.pschyrembel.de (Abruf: 30.03.2020)
  • Robert-Koch Institut (RKI): Campylobacter-Enteritis; unter: www.rki.de (Abruf: 30.03.2020)
  • Robert-Koch Institut (RKI): EHEC-Erkrankung; unter: www.rki.de (Abruf: 30.03.2020)
  • Robert-Koch Institut (RKI): Norovirus-Gastroenteritis; unter: www.rki.de (Abruf: 30.03.2020)
  • Robert-Koch Institut (RKI): Rotaviren-Gastroenteritis; unter: www.rki.de (Abruf: 30.03.2020)
  • Robert-Koch Institut (RKI): Salmonellose; unter: www.rki.de (Abruf: 30.03.2020)
  • Robert-Koch Institut (RKI): Shigellose; unter: www.rki.de (Abruf: 30.03.2020)
  • S2k-Leitlinie „Akute infektiöse Gastroenteritis im Säuglings-, Kindes- und Jugendalter“ der Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Gastroenterologie und Ernährung et al. (Stand: 3/2019)
  • Sitzmann, F. C.: Pädiatrie, Georg Thieme Verlag, 4. Auflage 2012
  • Universitätsklinikum Freiburg: Wie lange ist welche Virus-Infektion ansteckend?; unter: www.uniklinik-freiburg.de (Abruf: 30.03.2020)
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