NSCLC: Nicht-kleinzelliges Bronchialkarzinom
Der Begriff "Nicht-kleinzelliges Bronchialkarzinom" (non small cell lung carcinoma, NSCLC) fasst mehrere Formen von Lungenkrebs zusammen. Sie alle werden ähnlich behandelt und haben im gleichen Stadium eine vergleichbare Prognose. Erfahren Sie hier alles Wichtige über das Nicht-kleinzellige Bronchialkarzinom!
NSCLC: Beschreibung
Mediziner kennen mehrere Arten von Lungenkrebs (mediz. Bronchialkarzinom). Zunächst unterscheiden sie zwei grosse Gruppen: Nicht-kleinzelliges Bronchialkarzinom (NSCLC) und Kleinzelliges Bronchialkarzinom (SCLC). Beim Kleinzelligen Lungenkrebs finden sich viele kleine, dicht gedrängte Zellen unter dem Mikroskop. Die Zellen beim NSCLC sind dagegen grösser.
Kleinzelliges und Nicht-kleinzelliges Bronchialkarzinom unterscheiden sich in ihrem Verlauf und der Behandlung. Die meisten Patienten mit Lungenkrebs haben einen nicht-kleinzelligen Tumor. Er kann noch weiter unterteilt werden.
Welche NSCLC-Arten gibt es?
Ein Nicht-kleinzelliges Bronchialkarzinom kann aus verschiedenen Zelltypen hervorgehen. Demnach unterscheidet man folgende Unterformen:
- Adenokarzinome
- Plattenepithelkarzinome
- grosszellige Karzinome
- sonstige nicht-kleinzellige Bronchialkarzinome
Adenokarzinome und Plattenepithelkarzinome sind die häufigsten Formen von NSCLC und von Lungenkrebs allgemein. Grosszellige Karzinome treten weniger häufig auf. Noch mehr gilt das für sonstige kleinzellige Bronchialkarzinome - hierzu gehören Varianten, die nur sehr selten vorkommen.
Wie entstehen die verschiedenen NSCLC-Arten?
Adenokarzinome wachsen typischerweise eher am Lungenrand (peripher). Sie entstehen aus schleimproduzierenden Drüsenzellen der Lunge. Adenokarzinome entwickeln sich bevorzugt in Narbengewebe, das zum Beispiel nach einer Tuberkulose-Erkrankung zurückbleiben kann. Sie befallen schon relativ früh die umliegenden Lymphknoten und andere Organe oder Gewebe.
Plattenepithelkarzinome bestehen meist aus soliden Verbänden entarteter Zellen, die keinen Schleim bilden. Sie wachsen in der Regel zentral in der Lunge, bevorzugt an der Verzweigung kleinerer Luftwege (Bronchien). Ein Plattenepithelkarzinom der Lunge entsteht meist infolge einer chronische Schleimhautreizung, etwa durch Tabakrauch.
Von einem Grosszelligen Karzinom sprechen Mediziner meist dann, wenn sie ein Nicht-kleinzelliges Bronchialkarzinom unter dem Mikroskop weder als Adeno- noch als Plattenepithelkarzinom identifizieren können. Es handelt sich also um eine Ausschlussdiagnose. Wie der Name vermuten lässt, sind die Zellen dieser Krebsvariante auffallend gross.
Spezialfall Pancoast-Tumor
Eine Sonderform des NSCLC ist der nach seinem Entdecker benannte Pancoast-Tumor. Dieses schnell wachsende Bronchialkarzinom entsteht an der Lungenspitze. Es kann sich sehr schnell auf umliegende Strukturen wie Rippen, Halsweichteile oder das Nervengeflecht eines Armes ausbreiten. Pancoast-Tumoren sind in den meisten Fällen Adenokarzinome.
NSCLC: Ursachen und Risikofaktoren
Der wichtigste Auslöser für ein Nicht-kleinzelliges Bronchialkarzinom (und andere Formen von Lungenkrebs) ist Rauchen: Je länger jemand schon raucht und je mehr Zigaretten am Tag, desto höher ist sein Risiko für einen bösartigen Tumor in der Lunge.
Gefährdet sind aber nicht nur Raucher selbst: Auch Menschen, die passiv rauchen - also den Tabakqalm von rauchenden Mitmenschen einatmen -, tragen ein erhöhtes Lungenkrebs-Risiko.
Weitere Faktoren, welche die Entstehung eines bösartigen Lungentumors begünstigen, sind zum Beispiel Luftschadstoffe, Asbest und Arsen.
Mehr über die Entstehung von Lungenkrebs und wichtige Risikofaktoren lesen Sie unter Lungenkrebs: Ursachen und Risikofaktoren.
NSCLC: Symptome
Lungenkrebs (wie etwa ein Nicht-kleinzelliges Bronchialkarzinom) verursacht in frühen Stadien meist kaum Beschwerden. Die meisten Patienten berichten nur von unspezifischen Symptomen wie Abgeschlagenheit, Husten und Schmerzen in der Brust. Je weiter sich der Tumor aber ausbreitet, desto mehr und schwerere Anzeichen kommen hinzu. Das können zum Beispiel blutiger Auswurf, Atemnot und leichtes Fieber sein.
Hat ein Nicht-kleinzelliges Bronchialkarzinom Tochtergeschwülste (Metastasen) in anderen Körperregionen gebildet, können sich entsprechende Beschwerden hinzugesellen. So können zum Beispiel Hirnmetastasen Kopfschmerzen, Seh- und Gleichgewichtsstörungen, Verwirrtheit und/oder Lähmungen verursachen.
Mehr zu den allgemeinen Symptomen bei Lungenkrebs und den speziellen Beschwerden beim Pancoast-Tumor lesen Sie im Text Lungenkrebs: Symptome.
NSCLC: Untersuchungen und Diagnose
Besteht der Verdacht auf Lungenkrebs (wie etwa ein Nicht-kleinzelliges Bronchialkarzinom), sollten Patienten zuerst zum Hausarzt gehen. Er wird sie gegebenenfalls an einen Facharzt überweisen, zum Beispiel an einen Lungenfacharzt (Pneumologe) oder einen Krebsspezialisten (Onkologe).
Zunächst wird sich der Arzt beim Patienten nach den genauen Beschwerden und möglichen Vor- oder Begleiterkrankungen erkundigen. Er fragt auch, ob der Patient raucht oder bei seiner Arbeit mit gefährlichen Stoffen wie Asbest in Kontakt kommt.
Dann folgen eine sorgfältige körperliche und verschiedene apparative Untersuchungen. Dazu zählt zum Beispiel eine Röntgenuntersuchung des Brustkorbs (Röntgen-Thorax). Ausserdem wird der Arzt von verdächtigen Stellen in der Lunge eine Gewebeprobe entnehmen und im Labor analysieren lassen.
Mehr über notwendige Untersuchungen bei allen Arten von Lungenkrebs lesen Sie unter Lungenkrebs: Untersuchungen und Diagnose.
NSCLC: Behandlung
Die verschiedenen NSCLC-Typen werden in den jeweiligen Tumorstadien ähnlich behandelt. Es spielt für die Behandlung also weniger eine Rolle, ob es sich etwa um ein Adeno- oder Plattenepithelkarzinom handelt. Viel wichtiger ist, wie weit sich ein Nicht-kleinzelliges Bronchialkarzinom bereits im Körper ausgebreitet hat.
Die drei wichtigsten Therapieansätze sind:
- Operation, um den Tumor chirurgisch zu entfernen
- Strahlentherapie, um die Krebszellen abzutöten
- Chemotherapie mit Medikamenten, welche die Zellteilung hemmen
Die verschiedene Ansätze können in unterschiedlicher Weise miteinander kombiniert werden - angepasst vor allem an das Krankheitsstadium und den allgemeinen Zustand des Patienten. So erhält jeder Patient einen individuellen Therapieplan.
Die genauen Therapieverfahren beim NSCLC sind sehr kompliziert. Hier kann deshalb nur ein vereinfachter Überblick gegeben werden.
Behandlung in frühen und mittleren Stadien
Wenn ein nicht-kleinzelliger Lungenkrebs noch relativ klein ist, versucht man, ihn möglichst vollständig herauszuschneiden. Dafür sollte der Tumor möglichst keine oder nur wenige Lymphknoten befallen und vor allem keine Metastasen gebildet haben.
In sehr frühen Stadien genügt oft allein die Operation, um das Krebsgewebe restlos zu entfernen. Manchmal bestrahlt man das betroffene Lungenareal zusätzlich. Eventuell zurückgebliebene Krebszellen werden so abgetötet.
Hat sich ein Nicht-kleinzelliges Bronchialkarzinom schon weiter ausgebreitet und mehrere Lymphknoten befallen, erhalten die Patienten nach der Operation zusätzlich eine Chemotherapie (adjuvante Chemotherapie). Bei grösseren Tumoren wird die Chemotherapie manchmal vor der Operation angesetzt (neoadjuvante Chemotherapie): Sie soll die Krebsgeschwulst verkleinern. Dann muss der Chirurg hinterher weniger Gewebe herausschneiden.
Behandlung in fortgeschrittenen Stadien
Wenn sich ein Nicht-kleinzelliges Bronchialkarzinom schon stark im Körper ausgebreitet und Metastasen gebildet hat, besteht kaum noch eine Heilungschance. Dann behandelt man den Patienten palliativ. Man versucht also, seine Beschwerden zu lindern und die Überlebenszeit zu verlängern. Eine solche Therapie besteht dann in vielen Fällen aus einer Chemotherapie und/oder Strahlentherapie.
Moderne Therapien für ausgewählte Patienten
In bestimmten Fällen von Nicht-kleinzelligem Bronchialkarzinom kommen noch weitere Therapiemöglichkeiten in Betracht. Dazu zählen zum einen zielgerichtete Therapien (mit Antikörpern oder Tyrosinkinasehemmern) und zum anderen Immuntherapien:
Zielgerichtete Therapien richten sich gezielt gegen bestimmte Merkmale oder Eigenschaften der Krebszellen. Bei Nicht-kleinzelligem Bronchialkarzinom kann eine solche zielgerichtete Therapie mit Antikörpern oder Tyrosinkinasehemmern erfolgen:
- Bei einer Antikörpertherapie werden künstlich hergestellte Antikörper verabreicht, die sich gegen bestimmte Eigenschaften eines Nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinoms richten. Einige dieser Antikörper können zum Beispiel bestimmte Merkmale auf der Oberfläche einer Krebszelle oder die ganze Krebszelle zerstören.
- Die ebenfalls künstlich hergestellten Tyrosinkinasehemmer (Tyrosinkinaseinhibitoren) werden im Körper von den Krebszellen beziehungsweise von den Zellen der Blutgefässwände aufgenommen: Im Inneren der Krebszellen blockieren sie Signalwege, die für das Tumorwachstum wichtig sind. Im Inneren der Gefässzellen blockieren sie ebenfalls bestimmte Signalwege. Die Folge ist, dass die Gefässe nicht weiter wachsen können oder sogar zugrunde gehen. Das beeinträchtigt die Blutversorgung des Tumors - sein Wachstum wird gebremst.
Eine weitere morderne Therapiemöglichkeit bei NSCLC ist eine Immuntherapie mit Immun-Checkpoint-Hemmern: Jeder Körper verfügt über spezielle Immunkontrollstellen ("Immuncheckpoints"). Sie sorgen dafür, dass das Immunsystem nur gegen kranke, nicht aber gegen gesunde Körperzellen vorgeht.
Manche Krebstumoren bringen diese Checkpoints aber dazu, dass die Abwehrzellen auch die Krebszellen ignorieren und nicht angreifen. Betroffene Patienten können von Checkpoint-Hemmer (Checkpoint-Inhibitoren) profitieren. Diese immuntherapeutischen Medikamente sorgen dafür, dass die Immuncheckpoints weiterhin richtig funktionieren und die Krebszellen verstärkt angreifen.
Sowohl die zielgerichteten Therapien als auch die Immuntherapie kommt nur bei Patienten in Frage kommen, bei denen der Tumor gewisse Voraussetzungen erfüllt (etwa eine bestimmte Genmutation aufweist oder bestimmte Andockstellen auf der Oberfläche besitzt). Sie eignen sich also nur für ausgewählte Patienten.
NSCLC: Verlauf und Prognose
Ein Nicht-kleinzelliges Bronchialkarzinom wächst langsamer als ein kleinzelliger Lungenkrebs. Er hat deshalb prinzipiell die bessere Prognose. Heilungschancen und Lebenserwartung hängen im Einzelfall aber davon ab, wie frühzeitig der Tumor entdeckt und behandelt wird.
Weitere Faktoren, die einen Einfluss darauf haben, wie gut sich ein Nicht-Kleinzelliges Bronchialkarzinom therapieren lässt, sind etwa der allgemeine Gesundheitszustand des Patienten sowie mögliche Begleiterkrankungen wie Bluthochdruck oder Herzerkrankungen.
Mehr über die Heilungschancen und Lebenserwartungen eines Bronchialkarzinoms lesen Sie im Text Lungenkrebs: Lebenserwartung.
Autoren- & Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
- Classen, M. et al.: Innere Medizin, Elsevier/Urban & Fischer Verlag, 6. Auflage, 2010
- Deutsche Krebsgesellschaft e.V.: "Lungenkrebs: Basis-Infos für Patienten und Angehörige", unter: www.krebsgesellschaft.de (Abruf: 28.06.2021)
- Deutsche Krebshilfe: "Lungenkrebs". Aus der Reihe "Die blauen Ratgeber" (Stand: März 2018)
- Herold, G.: Innere Medizin, Eigenverlag, 2013
- Infoportal der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin et al.: "Was ist Lungenkrebs?", unter: www.lungenaerzte-im-netz.de (Abruf: 28.06.2021)
- Infoportal des Deutschen Krebsforschungszentrums: "Therapie nicht-kleinzelliger Bronchialkarzinome" (Stand: 28.12.2018), unter: www.krebsinformationsdienst.de
- Infoportal des Helmholtz Zentrum München - Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt: "Lungenkrebs", unter: www.lungeninformationsdienst.de (Abruf: 28.06.2021)
- Pschyrembel Online, Klinisches Wörterbuch: www.pschyrembel.de (Abruf: 28.06.2021)
- S3-Leitlinie "Prävention, Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Lungenkarzinoms", Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin/Deutsche Krebsgesellschaft (Stand: 2018)