Lederhautentzündung

Von , Medizinredakteurin
Tanja Unterberger

Tanja Unterberger studierte Publizistik- und Kommunikationswissenschaft in Wien. 2015 begann sie ihre Arbeit als Medizinredakteurin bei NetDoktor in Österreich. Neben dem Schreiben von Fachtexten, Magazinartikeln sowie News bringt die Journalistin auch Erfahrung im Podcasting und in der Videoproduktion mit.

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Gerötete und schmerzende Augen deuten auf eine Entzündung der Lederhaut hin. Eine Lederhautentzündung kommt sowohl in der oberflächlichen als auch in der tieferliegenden Schicht der Lederhaut (Episkleritis bzw. Skleritis) vor. Der Arzt behandelt die Entzündung je nach Ursache (z.B. Rheuma) meist mit Augentropfen und Medikamenten. Lesen Sie hier mehr zu Ursachen, Verlauf und Behandlung!

Frau mit Entszündung der Lederhaut

Kurzübersicht

  • Beschreibung: Entzündung der äussersten, weissen Schicht des Auges (auch Lederhaut oder Sklera genannt)
  • Ursachen: Meist verursachen andere Krankheiten eine Skleritis (z.B. Autoimmunerkrankungen wie Rheuma); seltener Infektionen mit Viren, Bakterien oder Pilzen.
  • Verlauf: Eine Episkleritis dauert oft zehn bis 14 Tage und heilt meist von selbst aus. Eine Skleritis verläuft in der Regel chronisch (über Monate bis Jahre) und führt manchmal zu schweren Komplikationen (z.B. Sehstörungen).
  • Anzeichen: Schmerzen, gerötete Augen, bläulich verfärbte und/oder geschwollene Lederhaut
  • Diagnose: Gespräch mit dem Arzt, Untersuchung der Augen (z.B. mit einer Spaltlampe), Blutuntersuchung zum Ausschluss anderer Erkrankungen
  • Behandlung: Die Entzündung behandelt der Arzt meist lokal mit Augentropfen oder Augensalben. Je nach Ursache kommen auch Immunsuppressiva, Kortison, Schmerzmittel und selten eine Operation zum Einsatz.

Was ist eine Lederhautentzündung?

Bei einer Lederhautentzündung ist die äusserste, weisse Faserschicht, die das Auge umgibt (Lederhaut), entzündet. Mediziner bezeichnen diese Gewebsschicht des Auges als „Sklera“. Sie reicht von der Eintrittsstelle des Sehnervs bis zur Hornhaut (Cornea) des Auges.

Die Sklera schützt das Augeninnere und verleiht dem Auge mit ihrer festen Struktur seine runde Form. Eine Lederhautentzündung ist meist schmerzhaft und gefährdet in schweren Fällen die Sehkraft des betroffenen Auges.

Je nachdem, ob die Sklera in der tieferen oder oberflächlichen Schicht entzündet ist, unterscheidet man zwischen Skleritis und Episkleritis.

Skleritis

Ist die gesamte Lederhaut in der tieferen Schicht entzündet, spricht man von einer Skleritis. Dabei unterscheiden Mediziner zwischen der „vorderen“ und der „hinteren Skleritis“. Die vordere Skleritis betrifft dabei den vorderen Abschnitt der Sklera und ist von aussen meist leicht zu erkennen. Die hintere Skleritis bezeichnet dagegen eine Entzündung im hinteren Bereich der Sklera. Sie macht sich meist nur durch die Schmerzen im betroffenen Auge bemerkbar.

Die Skleritis zählt zu den seltenen entzündlichen Augenerkrankungen, ist oft mit Komplikationen verbunden und bedroht in manchen Fällen sogar das Sehvermögen. Eine Skleritis tritt oft bei Menschen zwischen 40 und 60 Jahren auf. Frauen sind häufiger betroffen als Männer.

Episkleritis

Bei der Episkleritis ist die Lederhaut oberflächlich entzündet – genauer gesagt, die Bindegewebsschicht zwischen Lederhaut und Bindehaut (Episklera). Die Episkleritis verläuft meist harmlos und heilt von selbst aus. Sie tritt oft bei jungen Erwachsenen auf und kommt bei Frauen häufiger vor als bei Männern.

Wie entsteht eine Lederhautentzündung?

Oft bleiben die Ursachen einer Lederhautentzündung unklar, vor allem bei der Episkleritis. Auslöser sind selten Infektionen mit Viren, Bakterien oder Pilzen. Häufig steckt eine Autoimmunerkrankung hinter einer Lederhautentzündung.

Skleritis: Ursachen

Bei etwa der Hälfte der Betroffenen mit einer Skleritis ist eine Autoimmunerkrankung ursächlich für die Entzündung der Lederhaut. Dazu gehören beispielsweise Erkrankungen wie:

  • Rheuma (Rheumatische Arthritis): Chronische Entzündung der Gelenke
  • Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED) wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa
  • Morbus Wegener (Granulomatose): Chronisch-entzündliche Erkrankung der Blutgefässe mit kleinen Hautknoten
  • Lupus Erythematodes (Lupus-Krankheit): Seltene chronisch-entzündliche Erkrankung mit Entzündungen an der Haut, den Gelenken, dem Nervensystem und den Organen
  • Polychondritis: Seltene chronische Entzündung der Knorpel (meist der Gelenke)

Immunreaktionen des Körpers auf Infektionskrankheiten wie Tuberkulose, Syphilis, Gürtelrose (Infektion mit dem Herpes Zoster-Virus) oder Borreliose kommen als Auslöser ebenso infrage, wenn auch deutlich seltener. Auch Gicht führt manchmal zu einer Lederhautentzündung.

Episkleritis: Ursachen

Häufig findet der Arzt keine eindeutige Ursache für eine Episkleritis. Ärzte vermuten unter anderem, dass Stress oder starke körperliche sowie seelische Belastungen eine Episkleritis auslösen. Manchmal sind auch Autoimmunerkrankungen der Auslöser.

Risikofaktoren

Manche Erkrankungen der Augen erhöhen das Risiko für eine Lederhautentzündung. So löst in seltenen Fällen etwa eine Entzündung der Hornhaut (Keratitis) eine Skleritis oder Episkleritis aus. Ebenso führen Verletzungen oder Operationen am Auge unter Umständen zu einer Entzündung, wenn Keime in die Lederhaut eindringen.

Wie lange hält eine Lederhautentzündung an?

Die Entzündung verläuft, je nachdem, ob eine Skleritis oder Episkleritis vorliegt, unterschiedlich. Meist treten ähnliche Beschwerden bei beiden Formen auf, allerdings sind diese in der Regel unterschiedlich stark ausgeprägt.

Verlauf bei einer Skleritis

Eine Skleritis verläuft von Patient zu Patient anders. Zu Beginn entzündet sich oft nur ein Auge. Bei etwa 50 Prozent der Betroffenen tritt die Lederhautentzündung später jedoch auch am zweiten Auge auf.

Bei manchen Menschen verläuft die Lederhautentzündung leicht: Die Lederhaut schwillt dann nur geringfügig an.

Bei etwa zwei von drei Menschen mit einer Skleritis verläuft die Entzündung jedoch chronisch und kehrt immer wieder. In diesen Fällen heilt ein Entzündungsschub oft sechs Monate bis sechs Jahre lang nicht ab. Bei einem schweren Verlauf ist es zudem möglich, dass durch die Entzündung Gewebe des Auges zerstört wird.

Ohne ausreichende Behandlung verursacht eine chronische Skleritis bleibende Sehschäden am betroffenen Auge. In seltenen Fällen erblinden die Betroffenen. Daher ist es besonders wichtig, eine Skleritis rechtzeitig zu erkennen und je nach Ursache ausreichend zu behandeln.

Verlauf bei einer Episkleritis

Eine Episkleritis ist meist harmlos und dauert zwischen zehn und 14 Tage. Oft heilt sie von selbst aus, bleibende Schäden entstehen selten. Bei etwa 30 Prozent der Betroffenen tritt die Episkleritis allerdings wiederholt auf.

Wie äussert sich eine Lederhautentzündung?

Die Symptome einer Skleritis und Episkleritis ähneln sich zwar oft, sie sind aber in der Regel unterschiedlich stark ausgeprägt.

Symptome bei einer Skleritis

Die häufigsten Symptome bei einer Skleritis sind:

  • Starker, stechender Augenschmerz, Betroffene empfinden ihn häufig als Druckschmerz.
  • Das betroffene Auge ist gerötet. Die Blutgefässe treten verstärkt hervor.
  • Die Lederhaut ist geschwollen.
  • Die Lederhaut verfärbt sich dunkelrot bis bläulich.
  • Das Auge tränt stark (erhöhter Tränenfluss).
  • Betroffene sehen undeutlich und verschwommen.
  • Die Augen der Betroffenen sind lichtempfindlich.

Wenn Sie eines oder mehrere dieser Symptome bei sich feststellen, suchen Sie unbedingt einen Augenarzt auf!

Symptome bei einer Episkleritis

Auch bei der oberflächlichen Lederhautentzündung ist das betroffene Auge gerötet, und es treten Schmerzen auf, jedoch nicht so stark wie bei der Skleritis. Typische Symptome einer Episkleritis sind:

  • Die Entzündung ist auf einen kleinen Bereich des Augapfels begrenzt (sektorenförmig).
  • Das Auge ist gerötet und leicht geschwollen.
  • Die Augen des Betroffenen sind empfindlich und gereizt.
  • Das Auge tränt stark (erhöhter Tränenfluss).
  • Die Augen der Betroffenen sind lichtempfindlich.
  • Das Sehvermögen ist nicht beeinträchtigt.

In weniger als einem Drittel der Fälle weist eine Episkleritis auf eine andere Erkrankung (assoziierte Systemerkrankung wie z.B. Rheuma) hin.

Ist eine Lederhautentzündung ansteckend?

Eine Lederhautentzündung ist in den meisten Fällen nicht ansteckend, da selten Bakterien, Viren oder Pilze die Erkrankung auslösen. Falls im seltenen Fall doch Bakterien oder Viren die Entzündung hervorrufen, ist es wichtig, dass der Arzt die Art des jeweiligen Krankheitserregers feststellt. Auf diese Weise ist es möglich, den Erreger gezielt zu behandeln (z.B. mit einem bestimmten Antibiotikum).

Wie untersucht der Arzt eine Lederhautentzündung?

Beim Verdacht auf eine Skleritis oder Episkleritis ist der erste Ansprechpartner der Augenarzt. Dieser stellt anhand der beschriebenen Symptome und nach der Untersuchung des Auges mit einer Spaltlampe die Diagnose.

Gespräch mit dem Arzt

Im Rahmen des Gesprächs befragt der Arzt den Betroffenen zunächst nach seinen Symptomen und seiner Krankengeschichte:

  • Welche Symptome haben Sie (z.B. Schmerzen im Auge, erhöhter Tränenfluss oder erhöhte Lichtempfindlichkeit)?
  • Seit wann bestehen die Beschwerden?
  • Sind bei Ihnen oder in Ihrer Familie Erkrankungen wie Rheuma, Lupus Erythematodes, Morbus Crohn oder Infektionskrankheiten bekannt?
  • Leiden Sie unter starkem Stress oder starker körperlicher bzw. seelischer Belastung?

Untersuchung mit der Spaltlampe

Bei dieser Untersuchung leuchtet der Arzt das Auge mithilfe einer speziellen Lampe, die einen spaltförmig gebündelten Lichtstrahl ausstrahlt (sogenannte Spaltlampe), hell aus und betrachtet dieses zeitgleich durch ein Mikroskop. Auf diese Weise schiesst der Arzt andere Ursachen für die geröteten Augen (z.B. eine Bindehautentzündung) aus. Ausserdem stellt er so fest, ob das Auge beschädigt oder verändert ist.

In den meisten Fällen erkennt der Arzt bereits anhand eines ausführlichen Gesprächs und einer Spaltlampenuntersuchung, ob es sich um eine Episkleritis oder eine Skleritis handelt.

Blutuntersuchung

Um eine Skleritis eindeutig zu diagnostizieren und richtig zu behandeln, ist es wichtig, die ursächliche Erkrankung zu finden. Daher ist es zur weiteren Abklärung oft notwendig, dass der Arzt das Blut des Betroffenen auf Infektionen (z.B. durch Bakterien oder Viren) und andere Erkrankungen (z.B. Rheuma) untersucht (Blutuntersuchung). Findet der Arzt dabei beispielsweise eine Autoimmunerkrankung als Ursache, richtet sich auch die Behandlung danach.

Was ist der Unterschied zu einer Bindehautentzündung?

Bei einer Bindehautentzündung (Konjunktivitis) ist nur die Bindehaut des Auges entzündet, die Lederhaut hingegen nicht. Die Bindehaut (Konjunktiva) ist eine dünne Schicht, die im vorderen Augenabschnitt die Lederhaut und die Innenseite der Lider bedeckt.

Die Ursache für eine Bindehautentzündung ist zudem meist eine andere als bei einer Lederhautentzündung. So entsteht eine Konjunktivitis oft durch eine Infektion mit Bakterien oder Viren, einen Fremdkörper im Auge, Allergien oder durch zu trockene Augen.

Die Symptome einer Bindehautentzündung ähneln denen einer Lederhautentzündung allerdings in vielen Bereichen. Daher ist es wichtig, dass Betroffene Symptome wie gerötete und angeschwollene Augen, vermehrtes Tränen und ein Fremdkörpergefühl in den Augen von einem Augenarzt abklären lassen.

Was kann man gegen eine Lederhautentzündung tun?

Eine Lederhautentzündung ist unter Umständen gefährlich für das Auge und beeinträchtigt im schlimmsten Fall die Sehkraft. Sie ist daher immer von einem Facharzt (Augenarzt) zu behandeln. Der Arzt wählt die Therapie nach der Erkrankung aus, die die Lederhautentzündung ausgelöst hat. Zum Einsatz kommen unter anderem Augentropfen oder Augensalben, Schmerzmittel, Kortison, Immunsuppressiva und in seltenen Fällen eine Operation.

Augentropfen und Augensalben

Die Entzündung am Auge behandelt der Arzt lokal mit schmerz- und entzündungshemmenden Augentropfen oder Augensalben. Die Beschwerden bilden sich dabei meist innerhalb von ein bis zwei Wochen zurück.

Schmerzmittel

Unter Umständen verordnet der Arzt bei einer Lederhautentzündung Medikamente mit schmerz- und entzündungshemmenden Wirkstoffen, wie nicht-steroidale Antirheumatika (z.B. Ibuprofen oder Acetylsalicylsäure). Es gibt sie als Tabletten oder Augentropfen.

Kortison

Gelegentlich verabreicht der Arzt auch Kortison (Kortikosteroide). Das Kortison nimmt der Betroffene in Form von Augentropfen oder Tabletten ein.

Eine Episkleritis behandelt der Augenarzt nicht immer. Sie heilt oft von selbst aus. Augentropfen zum Beispiel lindern jedoch die Beschwerden.

Immunsuppressiva

Ist die Ursache für die Lederhautentzündung eine Autoimmunerkrankung wie etwa Rheuma, ist es wichtig, dass der Arzt diese Grunderkrankung ausreichend behandelt. Dazu verordnet der Arzt dem Betroffenen meist Medikamente, die das Immunsystem unterdrücken (Immunsuppressiva) und somit die Entzündung verhindern. Bekannte Medikamente dafür sind etwa Methotrexat, Azathioprin und Cyclosporin A.

Am besten suchen Sie einen Facharzt für Innere Medizin auf, der auf rheumatische Erkrankungen spezialisiert ist (Rheumatologe) und eng mit Ihrem Augenarzt zusammenarbeitet.

Operation

Ist die Lederhaut durch die chronische Entzündung stark beschädigt und droht durchzubrechen (Perforation), ist es in seltenen Fällen notwendig, die Sklera zu operieren. Dabei vernäht der Arzt zum Beispiel intaktes Bindegewebe aus anderen Körperstellen an der Lederhaut.

Wie kann man einer Lederhautentzündung vorbeugen?

Im Gegensatz zu anderen Augenerkrankungen, wie etwa eine Bindehautentzündung, gibt es für die Lederhautentzündung nur wenige Massnahmen, um vorzubeugen. Zwar sind die Auslöser für eine Lederhautentzündung selten Krankheitserreger wie Bakterien oder Viren. Dennoch ist es ratsam, dass Sie auf eine gute Augenhygiene achten und sich beispielsweise nicht mit schmutzigen Händen in die Augen fassen.

Vor allem, wenn Sie Kontaktlinsen tragen, ist es wichtig, dass Sie auf ausreichende Hygiene achten: Waschen Sie sich gründlich die Hände, bevor Sie die Linsen berühren. Verwenden Sie kein Leitungswasser zum Reinigen der Linsen, halten Sie den Kontaktlinsen-Behälter stets sauber, und tauschen Sie die Reinigungsflüssigkeit täglich aus.

Sind bei Ihnen Vorerkrankungen wie Rheuma, Gicht oder Morbus Crohn bekannt, ist es ausserdem sinnvoll, das Risiko für eine Lederhautentzündung mit Ihrem Augenarzt im Vorfeld zu besprechen. Dieser gibt Ihnen zusätzlichen Rat, falls Sie Fragen zum Thema haben.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:

Tanja Unterberger studierte Publizistik- und Kommunikationswissenschaft in Wien. 2015 begann sie ihre Arbeit als Medizinredakteurin bei NetDoktor in Österreich. Neben dem Schreiben von Fachtexten, Magazinartikeln sowie News bringt die Journalistin auch Erfahrung im Podcasting und in der Videoproduktion mit.

ICD-Codes:
H15
ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen.
Quellen:
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