Laktoseintoleranz-Test
Ein Laktoseintoleranz-Test ist die einzige Methode, um eine Milchzuckerunverträglichkeit sicher zu diagnostizieren. Allein anhand der Symptome lässt sie sich nicht eindeutig feststellen. Andere Nahrungsmittelunverträglichkeiten und etliche Erkrankungen äussern sich nämlich mit ähnlichen Beschwerden. Es gibt mehrere Möglichkeiten, jemanden auf Laktoseintoleranz zu testen. Lesen Sie hier mehr über die verschiedenene Laktoseintoleranz-Test-Verfahren!
Wieso sollte man auf Laktoseintoleranz testen?
Eine Laktoseintoleranz (Milchzuckerunverträglichkeit) äussert sich meistens durch Blähungen, Bauchschmerzen, Übelkeit und Durchfall, wenn Betroffene zu viel Milchzucker (Laktose) verzehrt haben. ist der Zusammenhang zwischen Laktoseaufnahme und Auftreten der Symptome nicht immer klar erkennen.
Es ist aber wichtig zu wissen, ob tatsächlich eine Unverträglichkeit gegenüber Milchzucker der Auslöser der Beschwerden ist. Dann können Betroffene nämlich künftig ihre Ernährung so gestalten, dass sie keine oder kaum Beschwerden haben – und zwar durch den (weitgehenden) Verzicht auf laktosehaltige Lebensmittel wie Milch und Milchprodukte.
Sich nur auf den reinen Verdacht hin laktosefrei zu ernähren, ist dagegen keine gute Idee: Zum einen leidet unter dem Verzicht auf Milch und Milchprodukte auch die Versorgung mit Kalzium – ein Mineralstoff, der unter anderem wichtig für starke Knochen ist. Zum anderen würde dann der Kauf von "laktosefreien" Spezialprodukten (wie laktosefreiem Joghurt, etc.) den eigenen Geldbeutel unnötig belasten.
Wenn Sie also vermuten, keinen Milchzucker zu vertragen, sollten Sie zum Arzt gehen und sich Gewissheit verschaffen – mit einem Test, der Laktoseintoleranz mit hoher Wahrscheinlichkeit nachweisen kann.
Wie testet man Laktoseintoleranz?
Dem Arzt stehen verschiedene Verfahren für den Laktoseintoleranz-Test zur Verfügung:
- Wasserstoffatemtest (H2-Atemtest)
- Laktose-Toleranztest (Blutzucker-Test)
- Gentest
- Dünndarm-Biopsie
Schliesslich gibt es noch die Möglichkeit, sich auf eigene Faust auf Laktoseintoleranz zu testen (Laktoseintoleranz-Selbsttest).
Ein positives Testergebnis allein (z.B. beim Atemtest), reicht für eine sichere Diagnose nicht aus. Nur, wenn der Betreffende auch Beschwerden durch die Einnahme von Laktose entwickelt, liegt laut Definition eine Laktoseintoleranz vor.
Wasserstoffatemtest
Der am häufigsten verwendeten Laktoseintoleranz-Test ist der Wasserstoffatemtest, auch H2-Atemtest genannt. Dabei wird vor und nach dem Trinken einer Milchzuckerlösung der Wasserstoffgehalt in der Ausatemluft gemessen. Warum das Ergebnis Rückschlüsse auf eine Laktoseintoleranz erlaubt und welche anderen Unverträglichkeiten sich mit diesem Verfahren nachweisen lassen, erfahren Sie im Beitrag H2-Atemtest.
Laktose-Toleranztest
Man kann auch mithilfe der Blutzuckerwerte auf Laktoseintoleranz testen. Diese Methode ist eine Alternative, wenn der Wasserstoffatemtest nicht weiterhilft, kann aber auch gleichzeitig mit diesem angewendet werden.
So funktioniert der Laktose-Toleranztest
Normalerweise wird der Zweifachzucker Laktose im Dünndarm vom Enzym Laktase in seine beiden Bausteine – die Einfachzucker Glukose und Galaktose – gespalten. Diese können dann die Darmwand passieren und ins Blut übertreten. Bei Menschen, die Milchzucker vertragen, steigt also nach der Aufnahme von Milchzucker der Glukosegehalt im Blut an, was sich mit jedem herkömmlichen Blutzuckertest messen lässt.
Dagegen fällt bei Menschen mit Laktoseintoleranz dieser Test negativ aus – es kommt nicht oder kaum zu einem Anstieg des Blutzuckerspiegels, weil die Laktose im Darm nicht oder kaum zerlegt und aufgenommen werden kann.
So wird der Laktose-Toleranztest durchgeführt
Vor Testbeginn Wie auch beim Wasserstoffatemtest nimmt der Patient wieder eine definierte Milchzuckerlösung zu sich. Davor und in bestimmten Zeitintervallen für bis zu drei Stunden danach wird sein Blutzuckerspiegel gemessen. Normalerweise steigt dieser durch die Milchzuckereinnahme um mehr als 20mg/dl an. Bleibt dieser Anstieg aus oder beträgt er weniger, liegt eine Laktoseintoleranz vor.
Ebenfalls für eine Milchzuckerunverträglichkeit spricht, wenn der Proband nach dem Trinken der Milchzuckerlösung typische Beschwerden (Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall etc.) entwickelt.
Probleme beim Laktosetoleranz-Test
Dieser Laktoseintoleranz-Test kann eine Alternative zum Wasserstoffatemtest sein, ist aber weniger genau und deshalb nicht Methode der ersten Wahl. Ausserdem können die Messwerte bei Zuckerkranken (Diabetikern) verfälscht werden.
Gentest
Wenn Neugeborene auf Muttermilch oder Milchersatznahrung mit Beschwerden wie Durchfall und Erbrechen reagieren, könnte ein angeborener (neonataler) Laktasemangel der Grund sein – eine seltene Form von primärer Laktoseintoleranz (genaueres dazu unter "Laktoseintoleranz: Ursachen und Auslöser"). Der Verdacht lässt sich mit einem Gentest bestätigen.
Dünndarm-Biopsie
Prinzipiell besteht auch die Möglichkeit, eine Gewebeprobe aus dem Dünndarm zu entnehmen, um die Aktivität der vorhandenen Laktase zu messen. Das macht man im Allgemeinen aber nur im Rahmen wissenschaftlicher Untersuchungen.
Laktoseintoleranz-Selbsttest
Manche Menschen, die vermuten, Milchzucker nicht zu vertragen, führen auf eigene Faust einen Diät-/Expositions-Test durch: Sie verzichten einige Zeit auf laktosehaltige Nahrungsmittel und Getränke, um zu schauen, ob sich ihre Beschwerden dadurch verbessern. Wenn das der Fall ist, spricht das für eine Laktoseintoleranz. Im nächsten Schritt kann man dann eine Glas in Wasser aufgelösten Milchzucker (erhältlich in Drogerien und Apotheken) trinken – sich also gezielt Laktose zuführen (Exposition). Liegt tatsächlich eine Laktoseintoleranz vor, treten nach kurzer Zeit wieder die typischen Beschwerden ein.
Richtig und konsequent durchgeführt liefert der Laktoseintoleranz-Selbsttest ein durchaus zuverlässiges Ergebnis. Allerdings werden dabei häufig Fehler gemacht, weil die Diät nicht strikt genug eingehalten wird. Deshalb ist ein Laktoseintoleranz-Test beim Arzt immer noch der sicherste Nachweis.
Autoren- & Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
- Deutscher Allergie- und Asthma-Bund (DAAB): "Laktose-Unverträglichkeit", unter: www.daab.de
- Deutsches Ernährungsberatungs- und -informationsnetzes (DEBInet): "Laktoseintoleranz", unter: www.ernaehrung.de (Abruf: 10.06.2021)
- Di Rienzo, T. et al.: "Lactose intolerance: from diagnosis to correct management", European Review for Medical ans Pharmacological Sciences 2013; 17 (Suppl 2):18-25
- Herold, G. et al.: Innere Medizin, Eigenverlag, 2011
- Infoportal des Instituts für Qualität udn Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG): "Laktoseintoleranz" (Stand: 14.11.2018), unter: www.gesundheitsinformation.de
- Keller, J.: "Laktoseintoleranz – Der aktuelle Kenntnisstand zur Diagnose und Therapie", Arzneiverordnung in der Praxis, Band 38, Ausgabe 4, Juli 2011
- Pschyrembel Online, Klinisches Wörterbuch: www.pschyrembel.de (Abruf: 10.06.2021)