Knochenkrebs

Von , Medizinredakteurin
Sabrina Kempe

Sabrina Kempe ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie hat Biologie studiert und sich dabei besonders in die Molekularbiologie, Humangenetik und Pharmakologie vertieft. Nach ihrer Ausbildung zur Medizinredakteurin in einem renommierten Fachverlag hat sie Fachzeitschriften und eine Patientenzeitschrift betreut. Jetzt verfasst sie Beiträge zu Medizin- und Wissenschaftsthemen für Experten und Laien und redigiert wissenschaftliche Fachbeiträge von Ärzten.

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Knochenkrebs ist eine seltene Erkrankung, von der es verschiedene Arten gibt. Der häufigste bösartige Knochentumor ist das Osteosarkom. Frühzeitig erkannt ist die Mehrzahl dieser Tumoren behandelbar. Lesen Sie hier mehr zum Thema: Welche Symptome verursacht Knochenkrebs bzw. das Osteosarkom? Wie sehen Diagnose und Behandlung aus? Ist Knochenkrebs tödlich? Wie hoch ist die Lebenserwartung?

Knochenkrebs illustriert

Kurzübersicht

  • Was ist ein Osteosarkom? Häufigste Form von Knochenkrebs. Andere Hauptformen sind das Chondrosarkom und Ewing-Sarkome.
  • Ursachen: nicht vollständig aufgeklärt; eine Rolle könnten z.B. genetische Faktoren, das rasche Knochenwachstum in jungen Jahren, chronische Knochenerkrankungen und eine frühere Strahlentherapie spielen.
  • Symptome: Schmerzen und Schwellung in der Tumorregion, eingeschränkte Beweglichkeit (bei Gelenkbefall), brüchiger Knochen, in späteren Stadien auch Fieber, Gewichtsverlust, Leistungsschwäche oder Müdigkeit.
  • Untersuchungen: Röntgen, Kernspintomografie, Knochenszintigrafie oder Positronenemissionstomografie (PET), Analyse von Gewebeproben (Biopsie), Blutuntersuchungen
  • Behandlung: Operation, Chemotherapie, Strahlentherapie sowie supportive Therapien (Massnahmen gegen Symptome und Nebenwirkungen der Therapie)
  • Prognose: Ohne Behandlung ist Knochenkrebs tödlich. Mit Therapie ist eine langfristige Tumorfreiheit möglich. Tumorabsiedelungen (Metastasen) verschlechtern die Prognose.

Knochenkrebs - Osteosarkom: Symptome

Die ersten Knochenkrebs-Symptome sind meist Schmerzen im Bereich des betroffenen Knochens. Das gilt für das Osteosarkom ebenso wie für andere Knochenkrebs-Formen. Die Schmerzen können unregelmässig auftreten und sich verstärken, wenn der Betroffene den Knochen belastet.

Mit der Zeit verursacht der wachsende Knochentumor dann auch eine sicht- und/oder tastbare Schwellung. Der angeschwollene Bereich kann mehr oder weniger schmerzhaft sein. Er fühlt sich heiss an, und die Haut in diesem Bereich ist eventuell gerötet oder gräulich verfärbt.

Weitere mögliche Osteosarkom- bzw. Knochenkrebs-Symptome sind Bewegungseinschränkungen in einem Gelenk, wenn der Tumor und die dadurch bedingte Schwellung in dessen Nähe liegen.

Bei Kindern und Jugendlichen mit Knochenkrebs werden die auftretenden Knochenschmerzen vielfach als Wachstumsschmerzen fehlgedeutet. Auch die Schwellung in der Tumorregion wird oft fälschlicherweise als Folge einer Sportverletzung oder rheumatischen Erkrankung gewertet.

Typisch für das Osteosarkom ist die erhöhte Brüchigkeit des betroffenen Knochens: Beim Osteosarkom entarten die Zellen, die normalerweise den Knochen bilden. Sie beginnen, sich unkontrolliert zu teilen und zu wachsen. Dabei entsteht unreifes und kaum stabiles Knochengewebe (Osteoid).

So ein knochenbildender Tumor entwickelt sich hauptsächlich in den langen Röhrenknochen in Armen und Beinen, und zwar am häufigsten in der Nähe des Schulter- und Kniegelenkes. An diesen Stellen ist der instabile Knochen nur wenig belastbar und bricht deshalb leicht. Mediziner sprechen dann von einer pathologischen Fraktur. Eine solche ist manchmal das erste Anzeichen eines Osteosarkoms.

Metastasen beim Knochenkrebs

Hat der Knochenkrebs bereits gestreut, also Tochterabsiedelungen (Metastasen) gebildet, können zu den oben genannten Knochenkrebs-Symptomen noch Fieber, ein allgemeines Krankheitsgefühl, Gewichtsverlust, Leistungsschwäche und Müdigkeit hinzukommen.

Entstehen neue Tumornester im gleichen Knochen wie der ursprüngliche (primäre) Tumor oder auf der gegenüberliegenden Seite eines Gelenks, spricht man von Skip-Metastasen.

Knochenkrebs – Osteosarkom: Lebenserwartung

Egal, ob Osteosarkom oder eine anderen Form von Knochenkrebs – ein bösartiger Knochentumor ist immer eine gefährliche Erkrankung, an der die Betroffenen ohne eine wirksame Therapie innerhalb weniger Jahre sterben.

Doch selbst mit einer Behandlung gilt bei Knochenkrebs: Heilbar im eigentlichen Sinne ist die Erkrankung nicht. Erzielen lässt sich aber eine langfristige Tumorfreiheit. Das heisst: Die richtige Therapie kann den Knochenkrebs zurückdrängen. Allerdings müssen die Patienten ein Leben lang mit Rückfällen und Spätfolgen rechnen.

Knochenkrebs-Lebenserwartung: Metastasen haben Einfluss

Im Einzelfall wird die Knochenkrebs-Lebenserwartung wesentlich dadurch beeinflusst, wie weit der Tumor bei seiner Entdeckung schon gestreut hat. Leider wird Knochenkrebs aufgrund der unspezifischen Symptome meist erst spät entdeckt – nämlich dann, wenn er sich schon über Blut- und Lymphbahnen im Körper ausgebreitet und Tochterabsiedelungen (Metastasen) gebildet hat.

Sehr oft sind das Lungenmetastasen. Seltener findet man zum Zeitpunkt der Diagnose zusätzlich oder alternativ Metastasen in anderen Bereichen des Skeletts (Knochenmetastasen). In der Regel ist bei Knochenkrebs-Patienten mit Knochenmetastasen die Lebenserwartung geringer als bei Patienten mit Lungenmetastasen.

Darüber hinaus zeigt die Erfahrung, dass die meisten Betroffenen zum Zeitpunkt der Diagnose bereits kleinste Metastasen, sogenannte Mikrometastasen, aufweisen. Diese lassen sich aber mit den heutigen Bildgebungsverfahren noch nicht sichtbar machen, sondern erst später, wenn sie etwas grösser sind.

Knochenkrebs-Lebenserwartung: Weitere Einflussfaktoren

Es hängt aber nicht nur von der Ausbreitung des Tumors zum Zeitpunkt seiner Entdeckung ab, wie hoch bei Knochenkrebs die Heilungschancen und Lebenserwartung im Einzelfall sind. Einen Einfluss haben auch andere Faktoren. Entscheidend ist zum Beispiel auch:

  • Wie bösartig (maligne) ist der Knochenkrebs? (Der Malignitätsgrad hängt davon ab, wie teilungs- und wachstumsfreudig die Krebszellen sind, was sich anhand einer Gewebeprobe im Labor feststellen lässt)
  • Wo genau im Körper liegt der Tumor und wie gross ist er?
  • Sind Tumor und eventuell vorhandene Metastasen operabel? Lassen sie sich dabei vollständig oder nur unvollständig entfernen?
  • Schlagen zusätzlich zur Operation angewandte Therapien (Chemo- und/oder Strahlentherapie) erfolgreich an?

Der dritte Punkt – die Operabilität von Tumor und eventuell vorhandenen Metastasen – beeinflusst bei Knochenkrebs die Heilungschancen sehr stark: Wenn etwa der Knochentumor im Rumpf liegt, ist die Prognose meist ungünstiger als bei einem Knochentumor, der leichter zugänglich in den Armen oder Beinen sitzt. Ebenfalls schwer zu erreichen sind meist Metastasen im Schädel, an der Wirbelsäule sowie in den Knochen des Brustkorbs. Sie lassen sich unter Umständen nicht operieren.

Prognose beim Osteosarkom

Nach feingeweblichen Kriterien lassen sich verschiedene Typen von Osteosarkom unterscheiden. Am häufigsten sind sogenannte konventionelle Osteosarkome. Sie entstehen zentral im Markraum eines Knochens und sind sehr bösartig (hochmaligne). Dank grosser medizinischer Fortschritte in den letzten Jahrzehnten konnten aber die Überlebenschancen der Betroffenen deutlich verbessert werden: Wird das konventionelle Osteosarkom mittels Operation und Chemotherapie (vor oder nach der OP) behandelt, leben fünf Jahre nach der Diagnose noch bis etwa 70 Prozent der Patienten (5-Jahres-Überlebensrate).

Seltener als das konventionelle Osteosarkom sind andere Osteosarkom-Typen. Manche davon sind ebenfalls sehr bösartig und damit sehr gefährlich (wie das teleangiektatische sowie das kleinzellige Osteosarkom). Bei anderen dagegen ist der Malignitätsgrad mittel bis gering (z.B. periostales Osteosarkom, niedrigmalignes zentrales Osteosarkom). Die Prognose bei letzteren ist daher günstiger.

Überlebensraten sind statistische Erhebungen und deshalb nur Richtwerte. Wie die Überlebenschance für jeden einzelnen Patienten tatsächlich aussieht, lässt sich daraus nicht ablesen.

Prognose bei Rückfall (Rezidiv)

Kehrt ein Osteosarkom nach der abgeschlossenen Behandlung zurück, ist die Prognose trotz aller Bemühungen eher ungünstig. Sie hängt etwa davon ab, wie schnell es zu dem Rückfall gekommen ist, wie viele neue Tumorherde entstanden sind, wo diese sich befinden und ob sie sich operativ vollständig entfernen lassen.

Osteosarkom und andere Knochenkrebs-Formen: Häufigkeit

Die Hauptformen von Knochenkrebs sind das Osteosarkom, das Chondrosarkom und die Ewing-Sarkome.

Osteosarkom

Das Osteosarkom geht von Zellen aus, die die Knochengrundsubstanz (Knochenmatrix) bilden. Es ist die häufigste Form von Knochenkrebs bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Pro Jahr erkranken zwei bis drei von einer Million Menschen daran. Die Erkrankung tritt hauptsächlich bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen (zweites Lebensjahrzehnt) auf. Das männliche Geschlecht ist dabei häufiger betroffen als das weibliche.

Chondrosarkom

Das Chondrosarkom ist die zweithäufigste Art von Knochenkrebs. Es tritt meist zwischen dem 50. und 70. Lebensjahr auf, und zwar wiederum bei Männern häufiger als bei Frauen.

Das Chondrosarkom entwickelt sich aus embryonalem oder ausgereiftem Knorpelgewebe. Mehr über diese Knochenkrebs-Form erfahren Sie im Beitrag Knochenkrebs – Chondrosarkom.

Ewing-Sarkome

Deutlich seltener als Osteo- und Chondrosarkome sind Ewing-Sarkome. Es erkranken vor allem Kinder und Jugendliche daran.

Ewing-Sarkome entstehen bevorzugt, aber nicht ausschliesslich, im Knochengewebe. Ganz selten bilden sie sich in Weichteilgewebe (Binde-, Fett- oder Muskelgewebe oder Gewebe peripherer Nerven) – entweder mit oder ohne Beteiligung von Knochengewebe.

Mehr über diese Knochenkrebs-Formen lesen Sie im Beitrag Knochenkrebs – Ewing-Sarkome.

Knochenkrebs: Stadien

Die Behandlung bei Knochenkrebs (Osteosarkom und anderen Formen) hängt wesentlich vom Schweregrad der Erkrankung ab. Ausschlaggebend sind dabei vor allem die Ausbreitung des Tumors (laut TNM-System) und die Abweichung des Krebsgewebes vom Normalgewebe (Grading).

TNM-Klassifikation

Die TNM-Klassifikation ist ein international gebräuchliches System, einen Tumor hinsichtlich seiner Ausbreitung zu charakterisieren. Relevant sind dabei die Tumorgrösse (T) sowie das Vorhandensein von Lymphknotenmetastasen (N) und weiter entfernten Metastasen (M). Bei einem bösartigen Knochentumor sieht die TNM-Klassifikation wie folgt aus:

  • T = Tumorgrösse: Die Skala reicht von TX (Primärtumor nicht beurteilbar) und T0 (kein Anhalt für einen Primärtumor) über T1 (Tumor max. 8 cm gross) und T2 (Tumor grösser als 8 cm) bis T3 (diskontinuierliche Ausbreitung im primär befallenen Knochen = Skip-Metastasen).
  • N = Metastasen in Lymphknoten (= Nodi lymphatici): Sind keine örtlichen oder benachbarten Lymphknoten vom Krebs befallen, wird das Kürzel "N0" vergeben. Dagegen steht "N1" für das Vorhandensein von regionären Lymphknoten-Metastasen. "NX" bedeutet, dass die regionären Lymphknoten nicht beurteilbar sind.
  • M = Fernmetastasen: Das Fehlen von Fernmetastasen wird mit "M0" gekennzeichnet, ihr Vorhandensein mit "M1". Hat ein Patient Lungenmetastasen, steht im Befund "M1a". Andere Fernmetastasen werden mit "M1b" angegeben. Ist eine Beurteilung hinsichtlich Fernmetastasen nicht möglich, verwendet man das Kürzel "MX".

Grading

Das histopathologische Grading gibt an, wie sehr sich Tumorzellen bereits krankhaft verändert haben. Dazu prüft man unter dem Mikroskop den Differenzierungsgrad des Gewebes: Je weniger eine Tumorzelle ausdifferenziert ist, desto weniger ähnelt sie noch einer normalen Zelle – und desto bösartiger ist sie. Insgesamt gibt es folgende Grade:

  • G1 = gut differenzierte Krebszellen (weniger bösartig)
  • G2 = mässig differenzierte Krebszellen
  • G3 = schlecht differenzierte Krebszellen
  • G4 = nicht differenzierte Krebszellen (hochgradig bösartig)
  • GX = Grad der Differenzierung nicht beurteilbar

Knochenkrebs-Stadien

Die Stadien-Einteilung beruht meistens auf der TNM-Klassifikation. Zusätzlich wird dabei die Bösartigkeit (Grading) des Tumors berücksichtigt. Demzufolge unterscheidet man vier Knochenkrebsstadien (mit weiterer Untergliederung). Je höher das Stadium, desto weiter fortgeschritten ist die Erkrankung.

>> Knochenkrebs-Stadium I:

Die Zellen des bösartigen Knochentumors sind niedriggradig bösartig (G1–2). Der Krebs hat noch nicht in Lymphknoten oder andere Organe gestreut (N0, M0). Je nach Tumorgrösse unterteilt man dieses erste Krebsstadium noch weiter:

  • Stadium IA: Der Tumor ist bis zu 8 cm gross (T1).
  • Stadium IB: Der Tumor ist bereits mehr als 8 cm gross (T2).

>> Knochenkrebs-Stadium II:

In diesem Stadium sind die Tumorzellen hochgradig bösartig (G3–4). Es finden sich aber weiterhin noch keine Metastasen, weder in den benachbarten Lymphknoten (N0), noch in anderen Körperregionen (M0). Die weitere Unterteilung richtet sich hier ebenfalls nach der Tumorgrösse:

  • Stadium IIA: Der Tumor ist maximal 8 cm gross (T1).
  • Stadium IIB: Der Tumor ist bereits auf über 8 cm angewachsen (T2).

>> Knochenkrebs-Stadium III:

In diesem Krebsstadium können sowohl niedriggradig als auch hochgradig bösartige Tumorzellen vorhanden sein (jedes G). Auch jede Tumorgrösse ist möglich (jedes T). Metastasen finden sich weiterhin noch keine (N0, M0).

>> Knochenkrebs-Stadium IV:

Wie in Stadium III sind jeglicher Grad der Bösartigkeit (jedes G) und jede Tumorgrösse (jedes T) möglich. Was das Vorhandensein von Metastasen betrifft, unterscheidet man:

  • Stadium IV: Lymphknoten können befallen sein, müssen aber nicht (jedes N). Es finden sich Metastasen ausserhalb der Lunge (M1b).
  • Stadium IVA: Es sind keine Lymphknoten vom Krebs befallen (N0), aber es finden sich Metastasen in der Lunge (M1a).
  • Stadium IVB: Die Lymphknoten in der Nähe des Tumors sind betroffen (N1). Es finden sich zudem Metastasen in der Lunge und/oder in anderen Organen (jedes M).

Knochenkrebs: Untersuchungen und Diagnose

Die Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese) und eine allgemeine körperliche Untersuchung sind die ersten Schritte des Arztes, wenn Sie oder Ihr Kind unter ungeklärten Beschwerden wie Knochenschmerzen leiden.

Hält der Arzt die Symptome für mögliche Anzeichen von Knochenkrebs, folgt eine Überweisung in ein Tumorzentrum bzw. eine Klinik für pädiatrische Onkologie/Hämatologie. Dort werden verschiedene Untersuchungen gemacht, um den Verdacht auf Knochenkrebs abzuklären. Welche das sind, hängt teilweise vom Einzelfall ab. Die genannten Untersuchungen können zudem während der laufenden Krebsbehandlung helfen, den Therapieerfolg zu überprüfen.

Laboruntersuchungen

Es gibt keine bestimmten Merkmale im Blut, die nur bei Knochenkrebs zu finden sind (also keine spezifischen Tumormarker). Doch können einige Auffälligkeiten den Ärzten erste Hinweise geben.

Beispielsweise sind bei einigen Knochenkrebs-Patienten die Enzyme Alkalische Phosphatase und Laktatdehydrogenase (LDH) im Blutserum erhöht. Die Enzymwerte sind auch für die Überwachung des Therapieerfolgs hilfreich: Sie sinken unter der Chemotherapie. Steigen sie danach wieder an, könnte das eventuell bedeuten, dass die Krebserkrankung fortschreitet.

Bildgebende Verfahren

Verschiedene Bildgebungsverfahren unterstützen sowohl die Diagnose als auch die Therapie- und Verlaufskontrolle bei Knochenkrebs.

Sehr wichtig ist zum Beispiel das Röntgen: Knochentumoren zeigen beim "Durchleuchten" typische Muster im Knochen. Anhand eines Röntgenbilds lässt sich auch abschätzen, ob Röhrenknochen in Armen und Beinen krebsbedingt anfälliger für Brüche sind. Mittels Röntgen des Brustkorbs (Röntgen-Thorax) kann man Lungenmetastasen nachweisen.

Bei der Kernspintomografie (Magnetresonanztomografie, MRT) sowie der Computertomografie (CT) werden detaillierte Schnittbilder des Körpers erstellt. Die MRT dient vor allem dazu, die genaue Lage und Grösse des Tumors sowie seine Abgrenzung zu umgebenden Strukturen (wie Muskeln, Sehnen) zu erfassen. Dieses Wissen hilft bei der Entnahme einer Gewebeprobe (Biopsie) oder der Planung einer Operation.

Auch die CT kann für eine Biopsie genutzt werden. Zudem hilft sie bei der Suche nach Metastasen im Brustkorb und Bauchraum und bei der Einschätzung des erhöhten Bruchrisikos infolge von Knochenkrebs (Wirbelsäule und Becken sind hier besonders gefährdet).

Mittels Ganzkörper-Skelettszintigrafie (SSC) - eine Variante der Knochenszintigrafie – kann der Arzt prüfen, wie hoch die Stoffwechselaktivität im Knochengewebe ist. In sehr stoffwechselaktiven Bereichen befinden sich möglicherweise Tumorzellen. So kann man zum Beispiel die Tumorausdehnung vor der Operation feststellen und Knochenmetastasen erkennen.

In manchen Fällen wird bei Knochenkrebs auch die Positronenemissionstomografie (PET) eingesetzt. Sie kann ebenfalls die veränderte Stoffwechselaktivität in Tumorgewebe nachweisen. In Kombination mit einer Computertomografie (PET/CT) lässt sich zugleich die anatomische Struktur des betreffenden Gewebes genau darstellen.

Untersuchung von Tumorgewebe

Hat die Bildgebung den Verdacht auf Knochenkrebs erhärtet, muss für die endgültige Diagnose eine Probe aus dem verdächtigen Gewebe entnommen werden (Biopsie). Sie wird im Labor genauestens mit verschiedenen Methoden untersucht, um den Krebs eindeutig zu identifizieren und die richtige Behandlung planen zu können.

Auch während der Knochenkrebs-Behandlung mittels Chemotherapie kann die Analyse einer Gewebeprobe sinnvoll sein, etwa um den Therapieerfolg zu prüfen. Konnte die Chemotherapie die Mehrzahl der entarteten Zellen zerstören, hat der Tumor gut auf die Behandlung angesprochen. Sind es weniger, steigt die Gefahr, dass der Krebs zurückkommt.

Ebenfalls im Labor untersucht wird der in der Krebs-Operation entfernte Tumor. An seinem Rand muss etwas gesundes Gewebe zu finden sein. Nur dann kann man sicher sein, dass wirklich die ganze bösartige Geschwulst entfernt wurde.

Untersuchung von Knochenmark und Nervenwasser

Beim Ewing-Sarkom muss zusätzlich das Knochenmark und manchmal auch das Nervenwasser (Gehirn-Rückenmarksflüssigkeit) auf Krebsbefall untersucht werden.

Mehr dazu lesen Sie unter Knochenkrebs – Ewing-Sarkome.

Knochenkrebs: Behandlung

Knochenkrebs jeglicher Form (Osteosarkom, Chondrosarkom etc.) sollte in einem spezialisierten Zentrum von einem Team aus erfahrenen Ärzten und Therapeuten (Onkologen, Chirurgen, Radiologen etc.) behandelt werden. Dabei erhält jeder Patient eine individuell angepasste Therapie. Sie besteht im Wesentlichen aus Chemotherapie, Strahlentherapie und/oder Operation.

Chemotherapie

Bei der Chemotherapie erhält der Knochenkrebs-Patient spezielle Medikamente, sogenannte Zytostatika, wie Methotrexat, Adriamycin, Cisplatin und Ifosfamid. Diese hemmen die Teilung und das Wachstum von schnell wachsenden Zellen, also auch von Krebszellen. So kann sich der Krebs nicht weiter ausbreiten.

Zytostatika können als Spritze, Infusion oder Tabletten verabreicht werden. Sie entfalten ihre Wirkung im ganzen Körper, weshalb man auch von einer systemischen Therapie spricht.

Damit die Chemotherapie besser wirkt, erhalten Knochenkrebs-Patienten meist eine Kombination aus mehreren Zytostatika. Welche Zytostatika das sind und in welcher Dosierung sie gegeben werden, hängt vom Einzelfall ab (etwa von der Art und Ausbreitung des bösartigen Knochentumors).

Die Gabe der Zytostatika erfolgt in mehrtägigen Zyklen, und zwar meist im Krankenhaus. In den dazwischen liegenden Behandlungspausen, die Tage bis Wochen dauern können, dürfen die Patienten in der Regel nach Hause gehen. Insgesamt erstreckt sich eine Chemotherapie über mehrere Wochen bis Monate.

Vor allem Knochenkrebs-Patienten mit sehr bösartigen Tumoren erhalten eine Chemotherapie. Weniger bösartige Tumorformen wie einige Osteosarkomtypen oder das Chondrosarkom benötigen diese systemische Therapie nicht in jedem Fall.

Oft wird eine Chemotherapie vor der Operation des Tumors durchgeführt. Diese sogenannte neoadjuvante Chemotherapie soll den Tumor verkleinern, damit die anschliessende Operation schonender und sicherer verlaufen kann. Ausserdem soll sie bereits vorhandene (Mikro-)Metastasen bekämpfen und verhindern, dass der Tumor (weiter) streut.

Alternativ oder zusätzlich kann eine Chemotherapie nach der Operation (adjuvante Chemotherapie) sinnvoll sein. Sie soll möglichst jede noch vorhandene Tumorzelle abtöten. Das Ziel ist eine langfristige Tumorkontrolle, also dass der Tumor nicht bzw. nicht so schnell zurückkehrt.

In manchen Fällen (etwa beim Ewing-Sarkom) wird eine Chemotherapie als Induktionstherapie durchgeführt – also als hochdosierte Chemotherapie zum Start der Tumorbehandlung. Damit will man auf einen Schlag möglichst viele Krebszellen abtöten.

Operation

Bei der operativen Entfernung des Knochentumors wird so viel Gewebe wie nötig und so wenig wie möglich herausgeschnitten. Wichtig ist, auch etwas gesundes Gewebe um den Tumor oder die Metastasen herum zu entfernen, um sicherzugehen, dass keine Krebszellen am Rand zurückbleiben.

Wenn in einem Arm oder Bein ein sehr grosser Knochentumor sitzt, muss manchmal die gesamte Gliedmasse amputiert werden. Meistens gelingt aber eine "extremitätenerhaltende" Operation. Dann muss aber das entfernte Knochengewebe ersetzt werden. Das geschieht entweder durch einen künstlichen Ersatz aus Metall/Kunststoff (z.B. ein künstlicher Gelenkersatz) oder durch einen anderen Knochen (z.B. Wadenbein als Ersatz für ein entferntes Stück Oberarmknochen). In der Regel stammt dieser "Ersatz-Knochen" vom Patienten selbst, seltener von einem anderen Menschen.

Eine Mittelstellung zwischen Amputation und extremitätenerhaltender Operation nimmt die Umkehrplastik ein: Hat sich etwa am Oberschenkelknochen oberhalb des Knies ein bösartiger Knochentumor entwickelt, wird das Bein oberhalb des Tumors abgenommen. Dann wird der abgenommene Unterschenkel um 180 Grad gedreht und am verbliebenen Teil des Oberschenkels fixiert, und zwar so, dass der Fuss auf der Höhe des anderen Knies nach hinten zeigt. So kann das obere Sprunggelenk die Funktion des entfernten Kniegelenks übernehmen. Anschliessend kann eine Unterschenkelprothese angebracht werden.

Die operative Tumorentfernung ist bei einem Chondrosarkom die entscheidende Therapieform. Auf Chemo- und Strahlentherapie spricht diese Form von Knochenkrebs nämlich nur sehr schlecht an.

Strahlentherapie

Bei der Strahlentherapie werden energiereiche Strahlen von aussen durch die Haut auf die Tumorregion gerichtet. Sie schädigen das Erbgut der Tumorzellen, woraufhin diese absterben.

Eine Strahlentherapie kommt bei Knochenkrebs beispielsweise infrage, wenn der Tumor an einer ungünstigen Stelle sitzt, sodass er sich gar nicht oder nur teilweise operativ entfernen lässt (z.B. ein Tumor an Schädel- oder Gesichtsknochen oder an der Wirbelsäule). Auch wenn Knochenkrebs nur schlecht auf eine Chemotherapie anspricht, lässt sich mit einer Bestrahlung oft mehr erreichen.

Die Form von Knochenkrebs spielt auch eine Rolle: Osteosarkome und (wie oben erwähnt) Chondrosarkome sind relativ strahlenresistent, weshalb betroffene Patienten nur selten eine Bestrahlung erhalten – im Unterschied zu Patienten mit einem Ewing-Sarkom, weil dieses wesentlich sensibler auf die Strahlen reagiert.

Supportive Therapie

In der Regel wird die Knochenkrebs-Behandlung aus Operation, Chemo- und/oder Strahlentherapie noch durch eine supportive Therapie (Supportivtherapie) ergänzt. Der Begriff bezeichnet alle Massnahmen zur gezielten Linderung von Knochenkrebs-Symptomen sowie von eventuellen Nebenwirkungen der Knochenkrebs-Behandlung (also etwa der Chemotherapie). Die supportive Therapie wird auch begleitende oder unterstützende Therapie genannt.

Im Folgenden einige Beschwerden und Nebenwirkungen bei Krebs, die in der Supportivtherapie behandelt werden:

Übelkeit und Erbrechen

Die Chemotherapie‎ bei Knochenkrebs löst oft Übelkeit und Erbrechen aus. Auch bei einer Strahlentherapie besteht diese Gefahr (in Abhängigkeit von Lage und Grösse der bestrahlten Körperregion und der Intensität der Bestrahlung).

Vor und während einer Chemo- und Strahlentherapie kann der Arzt Ihnen deshalb Medikamente geben, die Übelkeit und Erbrechen verhindern. Diese sogenannten Antiemetika können als Infusion oder in Tablettenform verabreicht werden.

Schleimhautentzündung (Mukositis)

Bestrahlung und Chemotherapie können eine Schleimhautentzündung im Mund oder in tieferen Abschnitten des Verdauungstraktes verursachen. Eine entzündete Mundschleimhaut färbt sich rot, schmerzt und weist oft Bläschen oder andere wunde Stellen auf. Eine Schleimhautentzündung in tieferen Abschnitten des Verdauungstrakts kann Erbrechen und Durchfall auslösen.

Tipps gegen eine entzündete Mundschleimhaut:

  • Die beste Vorbeugung sind eine gute Mundhygiene und regelmässige Mundspülungen mit Wasser oder Kochsalzlösung.
  • Verzichten Sie auf heisse, stark gewürzte oder saure Nahrungsmittel.
  • Bei Bedarf verschreibt Ihnen der Arzt Schmerzmittel gegen entzündungsbedingte Schmerzen beim Essen und Trinken.

Wichtig ist, dass Sie selbst Ihre Mundschleimhaut regelmässig anschauen und bei Veränderungen frühzeitig mit dem Arzt sprechen.

Wenn Sie infolge der Knochenkrebs-Behandlung an schwerem Durchfall leiden, bekommen Sie gegebenenfalls Medikamente dagegen. Manchmal sind auch Infusionen nötig, um den Elektrolyt- und Flüssigkeitsverlust auszugleichen. Bei leichtem Durchfall reicht es oft schon, sich darmschonend zu ernähren (z.B. keine scharfen Speisen) und ausreichend zu trinken.

Haben sich die angegriffenen Schleimhäute mit Bakterien oder Viren infiziert, müssen Sie eventuell Antibiotika oder antivirale Medikamente einnehmen.

Blutarmut (Anämie)

Der Knochentumor selbst sowie die Chemo- und Strahlentherapie können eine Blutarmut verursachen. Anzeichen dafür sind Müdigkeit, schnelle Erschöpfung, mangelnde Leistungsfähigkeit, niedriger Blutdruck und blasse Haut. Bestätigt eine Blutuntersuchung den Verdacht auf eine Anämie, kann der Arzt blutbildende Mittel verschreiben, eventuell zusammen mit einem Eisenpräparat. In schweren Fällen kann eine Bluttransfusion notwendig sein.

Mangel an weissen Blutzellen

Durch eine Chemotherapie sinkt die Anzahl bestimmter weisser Blutzellen, der neutrophilen Granulozyten. Diese sogenannte Neutropenie begünstigt Infektionen mit Bakterien, Pilzen oder Viren. Ausserdem kann die Neutropenie von Fieber begleitet werden (febrile Neutropenie), was für Krebspatienten lebensgefährlich werden kann.

Deshalb wird Ihr Arzt, wenn Sie eine Chemotherapie erhalten, Ihre Blutwerte sorgfältig im Auge behalten. Um einem Mangel an weissen Blutzellen vorzubeugen, kann er Ihnen sogenannte Granulozyten-Wachstumsfaktoren (G-CSF) oder deren Weiterentwicklung (pegylierte G-CSF) verschreiben. Diese Medikamente werden unter die Haut gespritzt und fördern die Bildung der Granulozyten im Knochenmark.

Eine febrile Neutropenie muss mit Antibiotika behandelt werden.

Achten Sie als Krebspatient besonders sorgfältig auf eine gute Hygiene und halten Sie sich möglichst von grossen Menschenansammlungen sowie von Menschen fern, die Fieber oder einen grippalen Infekt haben.

Schäden an Organen und Nerven

Die für die Behandlung von Knochenkrebs verabreichten Zytostatika können beispielsweise Herz, Nieren, Leber und Nerven angreifen. Um solche Nebenwirkungen der Chemotherapie frühzeitig entdecken zu können, sind regelmässige Kontrolluntersuchungen während der Krebsbehandlung notwendig (z.B. Blutuntersuchungen, Hörtest, Herz-Ultraschall etc.).

Ergeben sich dabei Hinweise auf Schäden an Organen oder Nerven, wird die Chemotherapie entsprechend angepasst und/oder eine spezifische Therapie eingeleitet.

Beispielsweise ist bei drohenden Nierenschäden eine ausreichende Trinkmenge wichtig. Als zusätzlicher Nierenschutz kann der Arzt Medikamente verordnen, die den Urin weniger sauer machen (Urin-Alkalisierung).

Wenn Ihr Knochenkrebs mit dem Zytostatikum Methotrexat in hoher Dosierung behandelt wird, bekommen Sie meist auch Folsäure. Dieses B-Vitamin kann Schäden an gesunden Zellen durch die Chemotherapie minimieren.

Unfruchtbarkeit

Chemo- und Strahlentherapie können die Eierstöcke und Hoden schädigen. Zusätzlich kann deren übergeordnete Schaltzentrale im Gehirn – die Hypophyse – in Mitleidenschaft gezogen werden. Die Folge sind Menstruationsstörungen beziehungsweise eine gestörte Spermienbildung. Diese Störungen sind meist nur vorübergehend, in seltenen Fällen auch dauerhaft. Die Betroffenen sind dann eingeschränkt fruchtbar oder sogar unfruchtbar.

Sie sollten deshalb darüber nachdenken, vor dem Beginn Ihrer Knochenkrebs-Behandlung einige Ihrer Ei- bzw. Samenzellen entnehmen und einfrieren zu lassen (Kryokonservierung). Dann können Sie sich auch bei eventueller Unfruchtbarkeit später noch Ihren Kinderwunsch erfüllen.

Vor einer geplanten Strahlentherapie bei Mädchen/Frauen im Beckenbereich können eventuell die Eierstöcke aus der Bestrahlungsregion heraus operativ verlagert werden. Sie sind dann nicht den energiereichen Strahlen ausgesetzt.

Knochenkrebs: Behandlung bei Rückfall und im Endstadium

Manchmal kehrt der Knochenkrebs trotz intensiver Behandlung wieder, weil einzelne Tumorzellen die Chemotherapie, Operation und/oder Bestrahlung überlebt haben. Dieses Wiederauftreten eines Tumors wird Rezidiv genannt. Dabei unterscheidet man:

  • Lokalrezidiv: Der neue Tumor entwickelt sich an der gleichen Stelle, an der schon der erste Knochentumor sass.
  • Fernrezidiv: Der neue Tumor wächst an einer anderen Stelle im Körper. Solche Fernrezidive sind häufiger als Lokalrezidive.

Die neuen Krebsherde sollten vollständig operativ entfernt werden. Ist dies nicht möglich, kann manchmal eine Bestrahlung sinnvoll sein. Meist ist auch wieder eine Chemotherapie nötig.

Knochenkrebs im Endstadium: Palliative Behandlung

Ist der Knochenkrebs weit fortgeschritten oder an einer unzugänglichen Stelle, lässt er sich oftmals nicht heilen. In dieser Situation können Ärzte zumindest die Beschwerden lindern, die mit dem Krebs einhergehen.

Diese sogenannte Palliativtherapie beim Knochenkrebs umfasst vor allem die Gabe von Schmerzmitteln. Eventuell wird auch eine Strahlentherapie gemacht, um den Tumor zu schrumpfen und so die Schmerzen zu reduzieren. Im Rahmen von Studien kann auch eine Chemotherapie versucht werden.

Knochenkrebs: Rehabilitation

Nach einer Krebsbehandlung müssen Sie als Patient erst wieder in den Alltag und Ihr soziales, schulisches oder berufliches Leben zurückfinden. Dabei helfen Rehabilitationsprogramme.

Dort lernen Sie zum Beispiel, mit Phantomschmerzen (nach Amputation) umzugehen oder mit einer Prothese oder Umkehrplastik zurechtzukommen. Dabei können Ihnen beispielsweise Physiotherapie und Sportprogramme helfen. Beide Verfahren sind auch sinnvoll, um Funktionseinschränkungen entgegenzuwirken, die durch vernarbte Muskeln entstanden sind.

Die Mediziner kümmern sich aber auch um andere Folgen einer Operation wie Wundheilungsstörungen oder chronische Infektionen.

Zu einer guten Lebensqualität trägt auch eine gesunde Lebensweise bei – besonders nach einer so schweren Erkrankung wie Knochenkrebs. Im Rahmen der Rehabilitation motivieren Sie die Fachkräfte daher zu einer ausgewogenen Ernährung und ausreichend Bewegung. Beides sollten Sie auch nach der Reha pflegen.

Nicht zuletzt bietet der Aufenthalt in einer Rehabilitationsklinik Ihnen die Möglichkeit, andere Betroffene kennenzulernen und sich mit diesen über Erfahrungen und Sorgen auszutauschen.

Knochenkrebs: Nachsorge

Eine Krebsbehandlung ist eine immense Belastung für den Körper. Gesunde Zellen und Organe können noch lange Zeit unter den Nachwirkungen leiden. Probleme, die bis zu fünf Jahre nach der Therapie weiter bestehen, werden als Langzeitfolgen bezeichnet. Gesundheitliche Probleme, die sich erst einige Jahre nach der Behandlung einstellen, sind sogenannte Spätfolgen der Krebstherapie.

Zu ihnen gehört auch die Gefahr, dass der Tumor zurückkehrt oder dass sich aufgrund der Behandlung eine neue Krebserkrankung entwickelt (siehe unten). Wichtig sind deshalb regelmässige Kontrolluntersuchungen. Diese langfristig notwendigen Nachsorgetermine sollten Sie unbedingt wahrnehmen! Ihr Arzt wird Ihnen sagen, in welchen zeitlichen Abständen die Kontrollen in Ihrem Fall sinnvoll sind und welche Untersuchungen sie beinhalten.

Krebsnachsorge ist gleichzeitig Krankheitsvorsorge. Je früher eine mögliche Spätfolge der Krebserkrankung bemerkt wird, desto besser lässt sie sich therapieren.

Im Folgenden einige wichtige Punkte, die bei der Knochenkrebs-Nachsorge (bzw. allgemein bei der Krebs-Nachsorge) Beachtung finden:

Zweite Krebserkrankung und Rückfall

Chemo- und Strahlentherapie bekämpfen zwar den Knochenkrebs, erhöhen aber zugleich das Risiko für andere, sogenannte sekundäre Krebserkrankungen wie zum Beispiel Blutkrebs (Leukämie). Ausserdem kann der ursprüngliche Tumor als Rezidiv oder in Form von Metastasen in der Lunge oder im Skelett wiederkehren.

Deshalb untersuchen Sie die Ärzte regelmässig im Rahmen der Nachsorge auf Tumorherde, etwa mittels Blutuntersuchungen und bildgebender Verfahren wie Ultraschall, Computertomografie, Magnetresonanztomografie oder Szintigrafie.

Fruchtbarkeit

Da die Chemo- und die Strahlentherapie Eierstöcke, Hoden und die Hypophyse (als übergeordnete Schaltstelle) schädigen können, überwachen die Mediziner bei Jungen und Mädchen nach einer Krebsbehandlung die Entwicklung der Pubertät.

Bereits vor der Therapie kontrollieren sie bei männlichen Jugendlichen das Hodenvolumen und messen die Konzentration der Sexualhormone im Blut. So lassen sich später eventuelle Störungen als Folge von Krebstherapien besser erkennen. Im Rahmen der Nachsorge schauen sich die Ärzte das Ejakulat unter dem Mikroskop an und erstellen ein sogenanntes Spermiogramm.

Weibliche Jugendliche sollten ihre Zyklusblutungen in einem Zykluskalender festhalten und diesen dem Gynäkologen bei der Nachsorge zeigen. Zusätzlich kann der Gynäkologe die Sexualhormone bestimmen und bei Bedarf Störungen medikamentös entgegenwirken.

Herzfunktion

Vor allem das Chemotherapeutikum (Zytostatikum) Doxorubicin kann die Herzmuskelzellen angreifen. Auch eine Strahlenbehandlung kann das Herz schädigen. Schon während der Krebstherapie, aber auch erst Jahre danach können sich so Störungen der Herzfunktion entwickeln. Sie lassen sich mit regelmässigen Herz-Untersuchungen – Elektrokardiografie (EKG) und Herz-Ultraschall (Echokardiografie) – frühzeitig erkennen.

Nierenfunktion

Chemotherapeutika wie Cisplatin oder Methotrexat können die Nieren schädigen. Deshalb sollten Ärzte regelmässig die Nierenfunktion nach einer Chemotherapie anhand von Blut- und Urinproben überprüfen. Lassen sich über mehrere Jahre keine Anzeichen einer gestörten Nierenfunktion erkennen, kann man auf weitere Kontrollen verzichten.

Gehör

Platin, das unter anderem im Zytostatikum Cisplatin enthalten ist, greift die Haarzellen im Innenohr an. In der Folge können einige Krebspatienten hohe Töne nicht mehr hören (Hochtonschwerhörigkeit) oder vorübergehend oder langanhaltend störende Ohrgeräusche (Tinnitus) entwickeln.

Ebenso wie eine Chemotherapie kann auch eine Bestrahlung im Kopfbereich das Gehör schädigen.

Mittels Hörtests lassen sich solche Hörstörungen schnell erkennen. Das ist besonders bei Kindern und Jugendlichen wichtig, damit sie bei Bedarf frühzeitig ein Hörgerät erhalten (wichtig für die normale Entwicklung!).

Lunge

Eine Bestrahlung im Brustkorb-Bereich (etwa bei Lungenmetastasen) kann eine Lungenentzündung nach sich ziehen. Diese kann beim Abheilen Vernarbungen im Lungengewebe hinterlassen, was die Lungenfunktion einschränken kann. Die Betroffenen sind dann zum Beispiel beim Sport weniger leistungsfähig. Körperliches Training kann die Lungenfunktion verbessern.

Rauchen kann die Lungenfunktion zusätzlich einschränken. Verzichten Sie also darauf.

Orthopädische Probleme

Knochenkrebs bei Kindern kann das Wachstum beeinträchtigen. So können zum Beispiel das Wuchern und die Behandlung eines Knochentumors in einem Bein zu unterschiedlichen Beinlängen führen. Über regelmässige Längenmessungen im Rahmen der Nachsorgeuntersuchungen kann der Arzt frühzeitig erkennen, ob ein Bein des Kindes kürzer ist als das andere. Eine solche Differenz lässt sich orthopädisch ausgleichen, etwa mit Schuh-Einlagen. Dies ist nötig, um Fehlhaltungen und Gelenküberlastungen aufgrund der verschiedenen Beinlängen zu vermeiden.

Orthopädische Probleme können sich auch durch eine Prothese ergeben, die im Zuge der Krebsoperation eingesetzt wurde. Wenn Sie als Beinprothesenträger zum Beispiel Schmerzen oder ein Gefühl von Instabilität beim Laufen verspüren, sollten Sie Ihren Arzt aufsuchen. Dann hat sich womöglich der Prothesenschaft gelockert, mit dem die Prothese im Knochen verankert ist. Er muss dann ausgewechselt werden.

Zusätzlich kann sich die Prothese entzünden, zum Beispiel durch Krankheitserreger im Blut nach chirurgischen Eingriffen. Auch Piercings und Rauchen erhöhen die Infektionsgefahr. Wenn sich die Region um die Prothese rötet, anschwillt, sich heisst anfühlt oder schmerzt, sollten Sie sofort einen Arzt aufsuchen!

Informieren Sie Ihren Arzt oder Zahnarzt über eine Prothese, wenn eine Operation geplant ist. Dann kann dieser einer Infektion mit Antibiotika vorbeugen.

Impfschutz nach einer Krebserkrankung

Zwei bis drei Monate nach dem Ende der Knochenkrebs-Behandlung sollten Sie Ihren Impfschutz überprüfen lassen. Denn durch die Chemotherapie kann es sein, dass der vorher vorhandene Impfschutz gegen verschiedene Krankheiten verloren gegangen ist. Ihr Arzt wird Sie hierzu genauer informieren.

Psychosoziale Spätfolgen

Bei den Nachsorge-Terminen interessiert sich Ihr Arzt nicht nur dafür, wie es Ihnen körperlich geht. Er möchte auch feststellen, ob Sie Hilfe brauchen, um die Krebserkrankung zu verarbeiten oder um Ihr Leben generell zu meistern. Denn eine Krebserkrankung und -therapie können psychosoziale Spätfolgen haben.

Beispielsweise verändern Amputationen und Prothesen das Körperbild, was das Selbstbewusstsein der Betroffenen negativ beeinflussen kann. Auch Schlafstörungen, Depressionen, quälende Angst vor einem Rückfall sowie das sogenannte Fatigue-Syndrom sind mögliche Spätfolgen einer Knochenkrebs-Erkrankung und ihrer Behandlung.

Nicht zuletzt kann sich das soziale Umfeld verändern. Manchmal zerbrechen Partnerschaften und Freundschaften, vielleicht ist ein Jobwechsel nötig oder die schulischen Leistungen sinken. Die finanzielle Situation von Krebspatienten kann sich ebenfalls verschlechtern.

Ihr Arzt kann Ihnen in allen Fällen die richtigen Ansprechpartner vermitteln. Wichtig ist, dass Sie über Ihre Probleme sprechen und die Unterstützung annehmen.

Knochenkrebs: Ursachen

Warum sich Knochentumoren entwickeln, ist noch nicht vollständig geklärt. Beim Osteosarkom vermuten Forscher allerdings einen kausalen Zusammenhang zwischen der Tumorerkrankung und dem raschen Knochenwachstum in Kindheit und Pubertät. Denn in der Pubertät wächst der Knochen besonders schnell – und genau in dieser Zeit tritt das Osteosarkom häufig auf. Das würde auch erklären, warum Jungen häufiger betroffen sind. Denn bei ihnen wird über einen längeren Zeitraum als bei Mädchen ein grösseres Knochenvolumen gebildet.

Zusätzlich spielen beim Osteosarkom höchstwahrscheinlich genetische Veränderungen eine grosse Rolle. Zumindest haben Kinder und Jugendliche mit bestimmten Erbkrankheiten ein erhöhtes Risiko für diese Form von Knochenkrebs. Beispiel für solche Erbkrankheiten sind das beidseitige Retinoblastom und das Li-Fraumeni-Syndrom.

Daneben steigt das Risiko für ein Osteosarkom, wenn bestimmte chronische Knochenerkrankungen vorliegen, zum Beispiel Morbus Paget.

Darüber hinaus können bestimmte Umweltfaktoren, die Bildung eines Osteosarkoms forcieren. So kann noch Jahre bis Jahrzehnte nach einer Strahlentherapie ein Osteosarkom auftreten. Dieses wird dann als sekundäres Osteosarkom bezeichnet, weil es aufgrund der Behandlung einer ersten Krebserkrankung entstanden ist. Auch eine Chemotherapie kann die knochenbildenden Zellen so schädigen, dass die Bildung eines sekundären Osteosarkoms wahrscheinlicher wird.

Bei den meisten Osteosarkom-Patienten findet sich jedoch keiner der genannten Risikofaktoren.

Für Ewing-Sarkome sind keine Risikofaktoren bekannt. Auch beim Chondrosarkom ist die genaue Ursache unklar. Manchmal entwickelt sich diese Form von Knochenkrebs aus einer gutartigen knorpeligen Geschwulst, die von Knorpel, Knochen oder knorpelfreiem Gewebe ausgeht (sekundäres Chondrosarkom).

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:
Sabrina Kempe

Sabrina Kempe ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie hat Biologie studiert und sich dabei besonders in die Molekularbiologie, Humangenetik und Pharmakologie vertieft. Nach ihrer Ausbildung zur Medizinredakteurin in einem renommierten Fachverlag hat sie Fachzeitschriften und eine Patientenzeitschrift betreut. Jetzt verfasst sie Beiträge zu Medizin- und Wissenschaftsthemen für Experten und Laien und redigiert wissenschaftliche Fachbeiträge von Ärzten.

ICD-Codes:
C41C40
ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen.
Quellen:
  • COSS (Cooperative OsteoSarkom Studiengruppe), Klinikum Stuttgart: "Das Osteosarkom", unter: https://www.klinikum-stuttgart.de (Abruf: 05.08.2022)
  • Deutsche Krebsgesellschaft: "Symptome bei Knochenkrebs" (Stand: 22.08.2017), unter: www.krebsgesellschaft.de
  • Fuchs, J.: Solide Tumoren im Kindesalter: Grundlagen – Diagnostik – Therapie, Schattauer Verlag, 2012
  • Hiddemann, W. & Bartram, C. (Hrsg.): Die Onkologie Teil 2: Solide Tumoren - Lymphome - Leukämien, Springer-Verlag, 2. Auflage, 2010
  • Onkopedia-Leitlinie – Ewing-Sarkom (Stand: Februar 2020) der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie, unter: www.onkopedia.com
  • Onkopedia-Leitlinie – Maligne Knochentumore des Erwachsenen (Stand: Mai 2011), unter: www.onkopedia.com
  • Patientenleitlinie "Supportive Therapie – Vorbeugung und Behandlung von Nebenwirkungen einer Krebsbehandlung" (Stand: Februar 2018), unter: www.krebshilfe.de
  • Pschyrembel Online, Klinisches Wörterbuch: www.pschyrembel.de (Abruf: 05.08.2022)
  • S1-Leitlinie der Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie: "Osteosarkome" (Stand: 2021), unter: www.awmf.org
  • Thierfelder, K.M. et al.: "Knochentumoren und-metastasen: Tipps für Erstdiagnose und Nachsorge – Update 2019", in: Der Radiologe 60, S. 169-178 (2020)
  • Universitätsspital Zürich: "Knochensarkome", unter: www.usz.ch (Abruf: 05.08.2022)
  • Weiß, J.: "Alle Patienten sollen gesund werden! Interview mit Prof. Dr. Stefan Bielack", in: best practice onkologie 12, Ausgabe 12, 36-39 (2017)
  • Yiallouros, M. & Tallen, G.: "Ewing-Sarkom (Kurzinformation)" (Stand: 11.07.2022), unter: www.gpoh.de/kinderkrebsinfo.de
  • Yiallouros, M. & Tallen, G.: "Osteosarkom (Kurzinformation)" (Stand: 20.06.2022), unter: www.gpoh.de/kinderkrebsinfo.de
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