Kariesbehandlung

Alle NetDoktor.ch-Inhalte werden von medizinischen Fachjournalisten überprüft.

Eine Kariesbehandlung ist nötig, wenn die Zahnsubstanz durch Bakterien beschädigt ist. Denn ohne Behandlung schreitet die Karies kontinuierlich fort. Die Bakterien können sogar auf den Zahnnerv und den Kieferknochen übergreifen und schwere Entzündungen verursachen. Rasches Handeln ist deshalb ratsam: Je früher Karies erkannt und behandelt wird, desto besser ist die Prognose. Lesen Sie hier alles Wichtige zur Kariesbehandlung.

Karies: Behandlung

Kariesbehandlung im Frühstadium

Bei Karies im Frühstadium liegen nur an der Oberfläche der Zähne Veränderungen vor, ein Loch ist noch nicht entstanden. In solch einem frühen Stadium ist eine Behandlung durch den Zahnarzt nicht unbedingt nötig. Sie können versuchen, ob Sie die Karies selbst entfernen können.

Zucker sparen!

Dafür sollten Sie zum einen möglichst wenig zuckerhaltige Speisen und Getränke konsumieren. Wer nämlich oft zu Schokolade, Pudding, Eis, Bonbons, Softdrinks & Co. greift, steigert das Risiko, dass sich die Karies weiter ausbreitet. Achtung: Neben normalem Haushaltszucker (Saccharose) kann auch Fruchzucker (Fruktose), wie er vor allem in Obst und Gebäck, aber auch in Gemüse steckt, die Zähne schädigen.

Mundhygiene

Zum anderen gehört zur Kariesbehandlung (sowie zur Kariesvorbeugung) eine gründliche Mundhygiene. Am besten ist es, Sie putzen sich nach jeder Mahlzeit die Zähne. Ist das nicht möglich, kann man alternativ Kaugummi (ohne Zuckerzusatz, aber mit Xylit) kauen. Damit wird zumindest der pH-Wert im Mund wieder normalisiert und der Speichelfluss angeregt (Speisereste werden so leichter von den Zähnen entfernt).

Verwenden Sie zum Zähneputzen eine fluoridhaltige Zahnpasta. Diese hilft, Mineralien in den Zahnschmelz einzulagern und diesen somit zu härten. Er wird dann widerstandsfähiger gegen Karies.

Professionelle Fluoridbehandlung

Um beginnende Karies heilen zu können, sollten ergänzend regelmässige professionelle Fluoridierungsmassnahmen durchgeführt werden. Dazu entfernt der Zahnarzt zunächst alle Beläge, die sich auf den Zähnen angesammelt haben. Danach wird ein Fluoridlack auf die betroffenen Stellen aufgetragen. In manchen Fällen erfolgt zusätzlich eine antibakterielle Behandlung. Dazu werden spezielle Spüllösungen oder Gele verordnet, die die Menge der Bakterien im Mund reduzieren sollen.

Nach dieser Kariesbehandlung sollten regelmässige Kontrollen beim Zahnarzt erfolgen, um den weiteren Verlauf im Auge zu behalten. Im günstigsten Fall ist Karies durch diese Massnahmen gestoppt worden und die zuvor abgebauten Mineralien werden mit der Zeit durch Bestandteile des Speichels ersetzt. Es kann aber ebenso gut auch zu einem Fortschreiten der Karies kommen.

Kariesbehandlung in fortgeschrittenen Stadien

Sobald die Karies nicht mehr nur die Oberfläche des Zahnes, sondern bereits tiefere Schichten betrifft, muss eine Kariesbehandlung beim Zahnarzt erfolgen. Je nachdem, wo sich die Schädigung befindet, wie weit sie schon fortgeschritten ist und welche Kosten Sie bereit sind, zu tragen, bestehen verschiedene Möglichkeiten, um Karies entfernen zu lassen.

Meist kommt dabei der Bohrer zum Einsatz. Bei empfindlichen Zähnen wird diese Kariesbehandlung unter örtlicher Betäubung durchgeführt. Bei der Bohrung entfernt der Zahnarzt die zerstörte Zahnsubstanz. Anschliessend säubert er das Bohrloch und verschliesst es dann mit einer Füllung verschlossen, die von aussen mit einer Versiegelung abgedichtet wird.

Ist bereits viel von der Zahnsubstanz verloren gegangen, wird die Form des Zahnes von aussen wieder hergestellt. Dabei dienen sogenannte Matrizen als Vorlage, um den Zahn möglichst wieder in seine natürliche Form bringen zu können und eventuellen Kauschwierigkeiten mit der gegenüberliegenden Zahnseite vorzubeugen.

Befindet sich Karies sehr nah am Zahnnerv, ist eine spezielle Therapie nötig. Ist das Nervengewebe sogar schon beschädigt, muss dieses mit einer Wurzelfüllung geschützt werden. Dafür wird mit einer calciumhydroxidhaltigen Substanz das Zahnbein aufgefüllt. Das soll das Zahnbein anregen, neue Substanz zu bilden. Erst danach kann die normale Zahnfüllung erfolgen.

Wurzelkanalbehandlung

Das Ziel einer Wurzelbehandlung (Wurzelkanalbehandlung) ist die Erhaltung eines stark vorgeschädigten Zahnes. Meist wird sie bei einem geschädigten Zahnnerv vorgenommen. Früher wurden schadhafte Zähne, bei denen der Zahnnerv mitbetroffen war, gezogen. Durch die Wurzelkanalbehandlung lässt sich das Zahnziehen heute in vielen Fällen vermeiden.

Für ein dauerhaft gutes Ergebnis müssen Bakterien und abgestorbenes Gewebe restlos aus dem Wurzelkanal entfernt werden. Später wird der Kanal mit einem Füllmaterial dicht verschlossen.

Eine Wurzelbehandlung kann sowohl bei einem lebenden, entzündeten als auch schon abgestorben Zahnnerv durchgeführt werden.

Kariesbehandlung: Füllungen

Für Zahnfüllungen stehen bei der Kariesbehandlung prinzipiell verschiedene Materialien zur Auswahl (weiter unten finden Sie genauere Informationen zu den einzelnen Füllmaterialien):

  • Keramik
  • Kunststoffe (Kompomer / Komposit)
  • Metalllegierungen (etwa Gold)
  • Amalgam

Welche Füllung in Ihrem Fall infrage kommt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Zum einen haben die verschiedenen Materialien unterschiedliche Eigenschaften (Lebensdauer) und eigenen sich jeweils für unterschiedliche Problemstellungen beim Zahn. Nicht zuletzt variieren auch die Kosten je nach Füllmaterial. Und nicht alle Füllungen werden von den Kassen bezahlt (z.B. Goldhämmerfüllung).

Die Angabe zur Haltbarkeit der Füllungen beruht auf statistischen Daten. Im individuellen Fall kann sich die Lebensdauer stark davon unterscheiden. Entscheidenden Einfluss hat dabei, wie gut der Patient seine sanierten Zähne pflegt.

Die genannten Füllungen gehören alle zu den sogenannten plastischen Füllungen. Das bedeutet, dass sie in einem flüssigen Zustand in den Zahn eingebracht werden und sich so exakt an das Bohrloch anpassen können, bevor sie ausgehärtet werden.

Alternativ gibt es auch Einlagefüllungen (sogenannte Inlays). Diese werden im Labor nach einem vorher ausgegossenen Modell des Lochs im Zahn angefertigt. Einlagefüllungen sind sehr teuer und haben daher in der Kariesbehandlung nur wenig Bedeutung.

Kariesbehandlung mit Komposit

Komposit ist ein künstlich hergestellter Werkstoff, der zu etwa 80 Prozent aus einem Salz der Kieselsäure und zu etwa 20 Prozent aus Kunststoff besteht. Er ist sehr formstabil und äusserst langlebig. Ausserdem passt er sich je nach Aufbringungsschema sehr gut der natürlichen Zahnfarbe an. Bei kleinen Kariesschäden reicht es häufig, das Loch aufzubereiten, Komposit in einem einzigen Arbeitsschritt hineinzugeben und mit einem Speziallicht auszuhärten.

Kariesbehandlung mit Kompomer und Glasionomerzement

Kompomer und Glasionomerzement sind zwei Stoffe, die nur für die Kariesbehandlung bei Milchzähnen und an Zahnhälsen in Frage kommen. Für die Auffüllung von Kauflächen sind sie nicht geeignet. Der Grund: Da sie relativ weich sind, halten sie dem grossen Druck auf den Kauflächen nicht stand. Ausserdem sind sie nur begrenzt haltbar - Füllungen aus diesen Materialien müssen deshalb regelmässig durch einen Zahnarzt kontrolliert werden.

Kariesbehandlung mit Amalgam

Verbreitet, aber teils umstritten ist die Kariesbehandlung mit Amalgam. Das ist ein Metallgemisch aus Silber, Kupfer und Zinn sowie giftiges Quecksilber. Letzteres ist in seiner kristallisierten (also festen) Form in diesen Zahnfüllungen gebunden und somit unschädlich. Es kann aber nicht ausgeschlossen werden, dass sich Spuren davon lösen und dann frei in der Mundhöhle vorliegen – vor allem, wenn die Füllungen ersetzt oder bearbeitet werden müssen.

Dennoch ist Amalgam nach wie vor als Zahnfüllung zugelassen. Die Quecksilberaufnahme durch amalgamhaltige Zahnfüllungen wird als ungefähr ebenso hoch eingeschätzt, wie die Quecksilberaufnahme durch die Ernährung. Und diese Menge gilt nach internationalen Standards als unschädlich. Die Anwendung von quecksilberhaltigen Füllungen ist lediglich bei Kindern und schwangeren sowie stillenden Frauen eingeschränkt.

Kariesbehandlung: Goldhämmerfüllung

Eine heute nur noch sehr seltene Füllungsmethode ist die Goldhämmerfüllung. Dabei werden einzelne dünne Goldfolien auf den Zahn gelegt und in das bestehende Loch hineingeklopft. Die Seitenflächen oder die Kauflächen mit ihren zahlreichen Erhebungen werden so Stück für Stück nachgeformt. Die Goldhämmerfüllung ist in ihrer Anwendung sehr aufwendig, und die fertige Füllung zudem deutlich sichtbar. Ihr Vorteil liegt aber darin, dass sie sehr langlebig ist.

Neuere Methoden der Kariesbehandlung

Kann man auch was tun gegen Karies, ohne zu bohren? Ja, und zwar mithilfe der Lasertechnik. Dabei werden die Kariesbakterien mithilfe von Laserstrahlen entfernt. Diese Methode hat den Vorteil, dass sie weniger schmerzhaft ist als das Bohren. Allerdings werden die Kosten für eine Kariesbehandlung mit einem Laser nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.

Eine weitere neue Methode der Kariesbehandlugn ohne Bohren, die bereits bei Zahnärzten im Einsatz ist, ist die Infiltration mit Kunststoff (auch Icon-Methode genannt). Dabei wird das Loch im Zahn nicht aufgebohrt, sondern von aussen mit Kunststoff aufgefüllt. Die Bakterien sollen so quasi eingeschlossen und damit unschädlich gemacht werden.

Nach der Kariesbehandlung

Nach einer Kariesbehandlung sind die Beschwerden im günstigsten Fall vollkommen beseitigt. Vor allemaber nach tiefen Eingriffen können noch über zwei bis drei Tage lang Zahnschmerzen auftreten. Diese machen sich erst ein paar Stunden nach dem Zahnarztbesuch bemerkbar, wenn die Wirkung der Betäubungsspritze nachlässt. Schmerzen treten vor allem auch nachts auf, da im Liegen der Zahnbereich vermehrt durchblutet wird. Auch ein Druck auf dem betroffenen Zahn kann in der ersten Zeit bestehen.

Zahnschmerzen über zwei bis drei Tage nach einer Kariesbehandlung sind also meist normal. Wenn die Schmerzen aber danach nicht abklingen, sollten Sie erneut zum Zahnarzt gehen. Gegen die Schmerzen helfen Kühlung und/oder schmerzstillende Medikamente. Bei letzteren gilt: Die Einnahme der Schmerzmittel sollte nicht länger als drei Tage nach der Kariesbehandlung nötig sein - ansonsten ab zum Zahnarzt!

Sie haben Ihre Karies behandeln lassen und fühlen sich nun sicher? Falsch gedacht - eine einmalige Kariesbehandlung schützt nicht davor, dass Karies erneut auftritt. Sie sollten daher hinterher genau die Empfehlungen des Zahnarztes einhalten und auf eine sorgfältige Mundhygiene sowie zahnfreundliche Ernährung achten - besonders in der Anfangszeit nach der Kariesbehandlung, aber auch langfristig. 

Autoren- & Quelleninformationen

Jetzt einblenden
Datum :
Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Vorlage:
Dr. med. dent. Susanne Schorr
ICD-Codes:
K02
ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen.
Quellen:
  • Einwang, J.: Kinderzahnheilkunde, Elsevier Verlag, 3. Auflage, 2005
  • Hellwege, K.D.: Die Praxis der zahnmedizinischen Prophylaxe, Georg Thieme Verlag, 7. Auflage, 2018
  • Meyer-Lückel, H. et al.: Karies: Wissenschaft und Klinische Praxis, Georg Thieme Verlag, 1. Auflage, 2012
  • Patienteninformation der Kassenärztlichen Bundesvereinigung: "Welche Zahnfüllungen gibt es?", unter: www.kzbv.de (Abruf: 05.06.2020)
  • Roulet, J.F. & Zimmer, S.: Farbatlanten der Zahnmedizin Band 16: Prophylaxe und Präventivzahnmedizin, Georg Thieme Verlag, 1. Auflage, 2002
Teilen Sie Ihre Meinung mit uns
Wie wahrscheinlich ist es, dass Sie NetDoktor einem Freund oder Kollegen empfehlen?
Mit einem Klick beantworten
  • 0
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
  • 6
  • 7
  • 8
  • 9
  • 10
0 - sehr unwahrscheinlich
10 - sehr wahrscheinlich