Hypertrophe Narben
Hypertrophe Narben sind Narben, die sich wulstig über die umliegende gesunde Haut erheben. Sie sind meist harmlos. Allerdings kann die Narbe mit Juckreiz einhergehen und von Betroffenen als störend empfunden werden Erfahren Sie hier, welche Beschwerden die wulstigen Narben verursachen können, wie sich eine hypertrophe Narben behandeln lässt und wie man ihrer Entstehung vorbeugen kann.
Was ist eine hypertrophe Narbe?
Hypertrophe Narben entstehen, wenn sich nach einer Hautverletzung zu viel Bindegewebe bildet: Durch eine Störung der Entzündungsphase oder Wundheilung vermehrt sich die extrazelluläre Matrix - das Bindegewebe zwischen den Zellen - übermässig stark und wird gleichzeitig langsamer abgebaut. So entsteht eine dicke, wulstige Narbe, die sich über die umgebende Haut erhebt.
Besonders oft bilden sich hypertrophe Narben nach Wundinfektionen, Verbrennungen oder wenn die Verletzung sich an einer Körperstelle mit stärkerer Hautspannung befindet, zum Beispiel an der Schulter oder auf der Brust.
Unterschiede zu Keloiden
Hypertrophe Narben ähneln Keloiden - beide sind wulstige Narben, die über die umliegende Haut erhaben sind. Allerdings sind hypertrophe Narben deutlich häufiger. Ausserdem unterscheiden sie sich von Keloiden dadurch, dass sie
- auf den Ort der Verletzung beschränkt sind
- sich manchmal spontan zurückbilden
- innerhalb der ersten sechs Monate nach der Verletzung entstehen, meist bereits in den ersten sechs Wochen
Hypertrophe Narben: Symptome
Typischerweise ist eine hypertrophe Narbe rötlich verfärbt und erhebt sich wulstig - als Knoten oder sogenannte Plaques - über die umliegende Haut. Die Narbe juckt oft und nach etwa zwei Jahren sogenannter Reifungszeit sieht sie nicht selten wie eine kleine Kordel aus.
Hypertrophe Narben: Behandlung
Hypertrophe Narben sind gutartige Hautveränderungen, die an sich nicht behandelt werden müssen. Eine Therapie ist aber angezeigt, wenn sie Beschwerden bereiten (z.B. Schmerzen) oder eine funktionelle Beeinträchtigung (etwa der Beweglichkeit) verursachen. Auch wenn eine hypertrophe Narbe für den Betroffenen ein ästhetisches Problem darstellt und vielleicht sogar seine Lebensqualität beeinträchtigt, spricht das für eine Behandlung.
Derzeit gibt es kein medizinisches Therapieverfahren, das hypertrophe Narben zuverlässig entfernt. Man kann aber versuchen, sie unauffälliger zu machen. Welche Methode dabei am erfolgversprechendsten ist, hängt vom Einzelfall ab (z.B. von Grösse, Lokalisation und Alter der Narbe). Oftmals ist es auch nötig, mehrere Behandlungsmethoden miteinander zu kombinieren. Die wichtigsten Methoden sind:
- Injektionen mit Glukokortikoiden (Kortison): Der Arzt spritzt dabei wiederholt Kortison direkt ins Narbengewebe, um so das exzessive Narbenwachstum zu verringern. Die Behandlung wird oft mit einer Vereisung kombiniert.
- Vereisung (Kryotherapie): Dazu verwendet der Arzt flüssigen Stickstoff. Entweder wird das Narbengewebe damit nur kurzzeitig vereist und so betäubt, um das anschliessende schmerzhafte Injizieren von Kortison erträglicher zu machen. Oder die hypertrophe Narbe wird intensiver vereist, damit das überschüssige Gewbe abstirbt.
- Druckbehandlung: Sie kann eine wulstige Narbe abflachen.
- Laser: Mittels sogenannter ablativer Laserbehandlung kann der Arzt eine wulstige Narbe schichtweise abtragen und so flacher machen. Geht eine Narbe mit Juckreiz oder starker Rötung einher, lassen sich diese Symptome mit einer nicht-ablativen Laserbehandlung beseitigen.
- Operation: In manchen Fällen lassen sich hypertrophe Narben herausschneiden.
Mehr über die verschiedenen Möglichkeiten, eine hypertrophe Narbe zu behandeln, erfahren Sie im Beitrag Narben entfernen.
Hypertrophe Narbe: Vorbeugung
Besser, als zu versuchen, eine hypertrophe Narbe zu entfernen, ist es, ihr vorzubeugen. Dazu kann jeder selbst etwas beitragen. So lässt sich das Risiko, dass nach einer Hautverletzung eine hypertrophe Narbe entsteht, senken, wenn Sie die Wunde...
- vor Sonne und grosser Kälte schützen,
- möglichst wenig Zug und Dehnung aussetzen,
- mit Zwiebelextrakt einreiben (wirkt entzündungshemmend und soll verhindern, dass sich übermässig Fibroblasten, spezielle Bindegewebszellen, bilden),
- regelmässig massieren,
- mit (Ringelblumen-)Salbe oder Olivenöl einreiben, um sie geschmeidig zu machen und juckende Narben ggf. mit einem kühlenden Gel beruhigen,
- bei Juckreiz mit einem Pflaster abkleben, um nicht daran herumzukratzen und die hypertrophe Narbe durch die Reibung zu reizen.
Autoren- & Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
- Deutsche Apotheker Zeitung: "Unschöne Spuren vermeiden – Behandlung und Pflege von Narben" (Stand: 13.07.2017); unter: www.deutsche-apotheker-zeitung.de
- LMU – Klinikum der Universität München/Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie: Narbenbehandlung; unter: www.klinikum.uni-muenchen.de (Abruf: 24.09.2020)
- Medical Tribune: "Keloide und hypertrophe Narben"; unter: www.medical-tribune.de (Abruf: 24.09.2020)
- S2k-Leitlinie "Therapie pathologischer Narben" der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (Stand: März 2020)
- Thieme via medici: Extrazelluläre Matrix: Histologie; unter: www.viamedici.thieme.de (Abruf: 24.09.2020)