Hodentorsion

Von , Arzt
und , Chefredakteur und Humanmediziner
Marian Grosser

Marian Grosser studierte in München Humanmedizin. Daneben hat der vielfach interessierte Arzt einige spannende Abstecher gewagt: ein Philosophie- und Kunstgeschichtestudium, Tätigkeiten beim Radio und schließlich auch für Netdoktor.

Jens Richter

Jens Richter ist Chefredakteur bei NetDoktor. Seit Juli 2020 ist der Mediziner und Journalist außerdem als COO für den Geschäftsbetrieb und die strategische Weiterentwicklung von NetDoktor verantwortlich.

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Bei einer Hodentorsion verdreht sich der Hoden am Samenstrang um seine Längsachse. Dadurch werden die Blutgefässe abgeschnürt, die den Hoden versorgen. Eine Hodentorsion ist sehr schmerzhaft, ohne schnelle Behandlung stirbt die Keimdrüse mitunter ab. Fast immer muss eine Hodentorsion operiert werden. Lesen Sie alles über Symptome, Behandlung und Ursachen der Hodendrehung!

hodentorsion männliche Geschlechtsorgane

Kurzbeschreibung

  • Symptome: Hauptsymptom ist ein plötzlich auftretender Schmerz in der betroffenen Seite, der sich meist durch Berührung oder Druck verschlimmert, dazu kommen Beschwerden wie Übelkeit oder Erbrechen
  • Behandlung: Im Normalfall wird eine Hodentorsion operativ behandelt. Bei der Operation dreht der Arzt den Hoden zunächst wieder in seine ursprüngliche Position und fixiert ihn dann, um eine erneute Verdrehung zu verhindern. Eine möglichst schnelle Behandlung ist essenziell um die Funktionstüchtigkeit des Hoden zu erhalten.
  • Diagnostik: Eine körperliche Untersuchung gibt dem Arzt deutliche Hinweise darauf, dass es sich potenziell um eine Hodentorsion handelt. Meistens wird die Diagnose dann mittels Ultraschall des betroffenen Hodens gestellt.
  • Ursachen und Risikofaktoren: Prinzipiell ist das Risiko der Entstehung einer Hodentorsion anatomisch bedingt. Jedoch gelten bestimmte Sportarten als Risikofaktoren. Insbesondere Radfahren scheint häufiger ein Auslöser zu sein, da sich hierbei der Hoden permanent über den Fahrradsattel bewegt.
  • Krankheitsverlauf und Prognose: Wird die Hodentorsion schnell genug behandelt, erholt sich der Hoden meist vollständig. Je länger die Behandlung jedoch hinausgezögert wird, desto mehr wird der Hoden durch die mangelnde Blutzufuhr geschädigt. Im schlimmsten Fall kommt es zum Absterben des Hodens.
  • Vorbeugen: Direkt vorbeugen lässt sich einer Hodentorsion nicht. Für Männer mit anatomischen Risikofaktoren, wie einem Hodenhochstand im Kindesalter, ist zwar teilweise die vorbeugende Untersuchung durch einen Urologen sinnvoll, eine präventive Operation der Hoden birgt jedoch ebenfalls Risiken.

Was ist eine Hodenverdrehung (Hodentorsion)?

Die Hodentorsion (auch Hodendrehung oder Hodenverdrehung) um die Längsachse des Samenleiter- und Gefässstrangs ist eine gefährliche Komplikation, weil sie die Blutversorgung des Hodens ein- oder komplett abschnürt.

Wird durch die Hodendrehung nur die Vene (Vena testicularis) abgeschnürt, die für den Blutabfluss zuständig ist, spricht man von einer sogenannten inkompletten Torsion. Dabei pumpt die Arterie (Arteria testicularis) weiterhin Blut zum Hoden. Dies liegt daran, dass in der Arterie ein höherer Blutdruck herrscht. Dabei staut sich das Blut im Hoden, wodurch dann auch der arterielle Zufluss beeinträchtigt wird. Eine mögliche Folge ist, dass Hodengewebe abstirbt (hämorrhagische Hodennekrose).

Wenn die Hodentorsion von vornherein sowohl den venösen Abfluss als auch die arterielle Zufuhr von Blut unterbricht, spricht man von einer kompletten Torsion. Auch hierbei kommt es rasch zum Absterben von Gewebe.

Sind beide Hoden gleichzeitig verdreht, sprechen Ärzte von einer bilateralen Hodentorsion.

Eine Hodentorsion ist prinzipiell in jedem Lebensalter möglich, tritt jedoch vor allem im ersten Lebensjahr sowie zwischen dem zwölften und 18. Lebensjahr auf. Mit zunehmendem Alter tritt eine Hodentorsion immer seltener auf.

Ärzte unterscheiden in erster Linie zwei verschiedene Formen von Hodentorsion: die extravaginale und die intravaginale Hodenverdrehung.

Extravaginale Hodentorsion

Diese Variante ist am häufigsten. Der Begriff "vaginal" bezeichnet dabei die Haut, die den Hoden umgibt, die sogenannte Tunica vaginalis testis. Die extravaginale Hodentorsion tritt vor allem bei Säuglingen und Kleinkindern vor dem vollendeten zweiten Lebensjahr auf: Der Samenstrang verdreht sich oberhalb der Hodenhülle, einer Bindegewebstasche, in der der Hoden im Hodensack ruht.

Intravaginale Hodentorsion

Diese Form der Hodendrehung passiert häufiger bei Jugendlichen. Sie ereignet sich innerhalb der Hodenhülle und damit dichter am Hoden selbst. Auch hierbei wird durch die Verdrehung des Samenstrangs die Blutversorgung gestört beziehungsweise unterbrochen.

Hydatidentorsion

Keine echte Hodentorsion ist die sogenannte Hydatidentorsion, bei der sich dem Hoden anhängende Reststrukturen aus der Embryonalzeit verdrehen. Die Symptome ähneln denen einer Hodentorsion, fallen aber oft weniger stark aus. Eine Schädigung des Hodengewebes selbst tritt zunächst nicht auf, allerdings besteht die Gefahr, dass durch die abgestorbenen Hodenanhängsel Hodengewebe mitbetroffen wird und eine Blutvergiftung entsteht.

Welche Symptome hat eine Hodentorsion?

Das Hauptsymptom der Hodentorsion ist ein plötzlich auftretender Schmerz in der betroffenen Seite des Hodensacks. Bei Druck oder oftmals schon bei blosser Berührung nimmt der Schmerz meist deutlich zu, ausserdem strahlt er an der entsprechenden Körperhälfte häufig in den Leistenkanal und/oder den Unterbauch aus.

Teilweise werden die typischen Symptome von vegetativen Beschwerden begleitet. Dazu gehören insbesondere Übelkeit und Erbrechen, manchmal auch Schwitzen und eine beschleunigte Herzfrequenz bis hin zum Schock. Ohne Behandlung der Hodentorsion schwillt der Hoden immer weiter an, die Haut des Hodensacks rötet sich.

Bei etwa einem Drittel der Patienten mit Hodentorsion kommt es zuerst zu wiederholten inkompletten Torsionen. Hierbei treten nur flüchtige Symptome auf, die wieder verschwinden, weil sich der betroffene Hoden spontan zurückdreht. Zu bleibenden Schäden scheint es dadurch nicht zu kommen, allerdings erhöht sich das Risiko für eine behandlungsbedürftige Hodentorsion.

Ein Spezialfall ist die Hodenverdrehung bei Säuglingen, weil sie über Schreien zwar Schmerzen anzeigen, aber nicht in der Lage sind, den Schmerzort zu zeigen. Mögliche Hinweise auf eine Hodentorsion bei Säuglingen sind diffuse Bauchschmerzen, Nabelkoliken, motorische Unruhe, Erbrechen und Nahrungsverweigerung.

Eine Hodenverdrehung tritt mitunter auch bei einem sogenannten nicht-abgestiegenen (nicht-deszendierten) Hoden auf: Die Hoden entstehen im Bauchraum und steigen normalerweise bis zur Geburt in den Hodensack ab. Manchmal bleibt dieser Abstieg aus – einer oder beide Hoden verbleiben im Bauchraum (Bauchhoden) oder wandern nur bis in den Leistenkanal (Leistenhoden).

Eine Torsion bei einem nicht-abgestiegenen Hoden lässt sich nur schwer diagnostizieren. Die Verdrehung eines Bauchhodens auf der rechten Seite wird etwa aufgrund der diffusen Symptome oft mit einer akuten Blinddarmentzündung verwechselt. Bei der Torsion eines Leistenhodens kommt es zu einer schmerzhaften Schwellung in der Leistengegend mit Rötung und Überwärmung.

Wie wird eine Hodentorsion behandelt?

Oberstes Gebot bei der Behandlung der Hodentorsion ist Schnelligkeit! Je mehr Zeit vergeht, bis die Blutversorgung wiederhergestellt wird, desto wahrscheinlicher ist der Verlust des Hodens. Ein Hoden-erhaltender Eingriff sollte also möglichst früh erfolgen.

Die offene Therapie der Hodentorsion

Eine Hodentorsion wird fast immer operativ behandelt – am besten innerhalb der ersten vier bis sechs Stunden. Dafür öffnet der Arzt den Hodensack direkt oder über den Leistenkanal. Liegt der Hoden frei, muss er die Richtung der Hodenverdrehung feststellen und den Hoden entsprechend in seine ursprüngliche Lage zurückdrehen.

Um festzustellen, ob der Hoden sich wieder erholt, wartet man bis zu 30 Minuten ab und kontrolliert dabei, ob der Blutfluss in den Gefässen wieder in Gang kommt. Falls nicht, ist bereits Hodengewebe abgestorben, und der nekrotische Hoden muss entfernt werden.

Ist nicht klar, inwieweit der Hoden bereits geschädigt wurde, belässt man ihn meist im Hodensack. Man geht davon aus, dass selbst bei einer teilweisen Zerstörung des Hodengewebes immer noch eine gewisse Restfunktion besteht, die zur Herstellung von Hormonen und Samenzellen beiträgt.

Nun wird der Hoden unten im Hodensack fixiert, um das Risiko einer erneuten Verdrehung zu reduzieren. Man nennt das Orchidopexie. Diese Anheftung ist nötig, weil das Risiko einer erneuten Hodentorsion sonst besonders gross wäre. Eine Orchidopexie schliesst eine erneute Verdrehung aber nicht vollständig aus.

Da bei den Betroffenen auch auf der Gegenseite die Wahrscheinlichkeit einer Hodendrehung höher ist, wird dort – meist innerhalb derselben OP – ebenfalls der Hoden mit dem Skrotum vernäht. Wenn der verdrehte Hoden bereits stark geschädigt war, schiebt man diesen Eingriff allerdings auf, um den Heilungsprozess nicht zu erschweren.

Nach der Operation sollten die Hoden zur Schmerzlinderung gekühlt und auf einem sogenannten Hodenbänkchen hochgelagert werden. Das sind sehr weiche Polster, die im Liegen unter den Hodensack geschoben werden.

Die nicht-operative Therapie der Hodentorsion

Es ist in Ausnahmefällen möglich, eine Hodentorsion auch ohne Operation zu behandeln. Ein erfahrener Untersucher versucht dann, den Hoden durch Griffe von aussen durch die Haut wieder zurückzudrehen. Wenn die Schmerzen dadurch prompt nachlassen und beim Abtasten wieder alles normal erscheint, spricht dies dafür, dass sich der Hoden wieder in der korrekten Position befindet. Trotzdem sollten innerhalb von zwölf bis 24 Stunden beide Hoden mit dem Skrotum vernäht werden (Orchidopexie), um weitere Hodentorsionen zu vermeiden.

Die manuelle Therapie wird wegen der grossen Unsicherheit des Eingriffs nicht als Alternative zur operativen Behandlung, sondern als Erstbehandlung in Notfallsituationen angewendet, wenn eine zeitnahe Operation aus bestimmten Gründen nicht möglich ist. Beim Verdacht auf eine Hodenverdrehung sollte man keinesfalls versuchen, die Hodentorsion selbst zu beheben, sondern sich unverzüglich in ärztliche Behandlung begeben, um Spätfolgen zu vermeiden!

Hodentorsion: Untersuchungen und Diagnose

Bei Verdacht auf eine Hodentorsion sollte der Arzt den Patienten sofort untersuchen. Relevante Hintergrundinformationen wie Beginn und Intensität der Beschwerden, bekannter Hodenhochstand, durchgemachte oder begleitende Infektionen (besonders Virusinfektionen) erfragt der Arzt von den Eltern beziehungsweise bei älteren Patienten von diesen selbst.

Körperliche Untersuchung

Der Arzt untersucht den betroffenen Hoden und achtet zum Beispiel auf Schwellung, Rötung, Verhärtung und Asymmetrie (im Vergleich zum gesunden Hoden). Auch die Leistenregion und der Bauch (Abdomen) werden untersucht, um gegebenenfalls Erkrankungen festzustellen, die mit ihren Symptomen bis in den Hoden ausstrahlen.

Spezielle Untersuchungen bestätigen oder widerlegen den Verdacht auf eine Hodentorsion.

Wenn die Schmerzen beim Anheben des betroffenen Hodens unverändert bleiben oder sich sogar verstärken (negatives Prehn-Zeichen), deutet dies auf eine Hodentorsion hin. Dieser Test dient vor allem zum Ausschluss einer Hoden-/Nebenhodenentzündung (Orchitis/Epididymitis), bei der durch das Anheben des Skrotums die Schmerzen nachlassen (Prehn-Zeichen positiv).

Der Arzt testet mitunter auch den Kremasterreflex: Wenn er über die Innenseite des Oberschenkels streicht, kontrahiert sich normalerweise reflexartig ein bestimmter Muskel (Musculus cremaster) und zieht dadurch den Hoden auf der betreffenden Seite nach oben. Bei einer Hodentorsion ist das nicht der Fall. Dabei ist zu beachten, dass der Kremasterreflex bei Säuglingen und Jugendlichen weniger deutlich zu sehen ist als bei Erwachsenen.

Durch das Hochstehen des verdrehten Hodens ist die Haut des Hodensackes einwärts gezogen. Dies nennt man das „Ger-Zeichen“.

Das „Tenkhoff-Zeichen“ ist eine Art Knistern bei Berührung des Hodensacks. Es weist ebenfalls auf eine Hodenverdrehung hin.

Bildgebende Diagnostik

Die zuverlässigste Untersuchung bei Verdacht auf Hodentorsion ist die Sonografie (Ultraschall). Sie erlaubt eine Beurteilung der Beschaffenheit des Hodengewebes und stellt Schwellungen und gestaute Blutgefässe dar. Eine Ergänzung der Untersuchung ist die Dopplersonografie, die den Blutfluss in den Hodengefässen darstellt. Beide Untersuchungen erfordern grosse Erfahrung und sollten durch einen urologischen Facharzt durchgeführt werden.

Auch mit einer Hodenszintigrafie lässt sich eine Hodentorsion erkennen. Diese spezielle Form einer Röntgenuntersuchung misst, ob und wie schnell sich ein radioaktives Kontrastmittel im Hodengewebe verteilt. Bei einer Hodentorsion ist dieser Vorgang verzögert oder findet überhaupt nicht statt. Diese Methode wird unter anderem wegen der Strahlenbelastung nicht routinemässig zur Abklärung einer Hodentorsion eingesetzt.

Auch mittels Magnetresonanztomografie (MRT) lassen sich Erkrankungen des Hodens wie eine Hodendrehung zuverlässig darstellen. Weil die Untersuchung sehr zeitaufwändig, nicht überall möglich und sehr teuer ist, ist sie keine Routineuntersuchung bei Hodentorsion. 

Sind die Ergebnisse einer apparativen Diagnostik nicht eindeutig, aber die Symptome sprechen für eine Hodendrehung, wird der Arzt eine entsprechende Behandlung einleiten.

Laboruntersuchung

Um Entzündungen (wie Hodenentzündung, Nebenhodenentzündung, Harnwegsinfekt) als Ursache für die Beschwerden auszuschliessen, sind Laboruntersuchungen sinnvoll. Im Blut werden wichtige Entzündungsparameter wie das C-reaktive Protein, die Leukozyten und die Blutsenkungsgeschwindigkeit gemessen. Der Urin wird auf Bakterien und Sedimente untersucht.

Welche Ursachen hat eine Hodentorsion?

Voraussetzung für eine Hodentorsion ist in der Regel eine Überbeweglichkeit des Hoden innerhalb seiner Hüllen und seiner Aufhängung. Grund dafür sind anatomische Anomalien. Dann genügen oft schon kleine Auslöser, um eine Hodentorsion herbeizuführen.

Anatomische Risikofaktoren für eine Hodentorsion

Risikofaktor für eine Hodentorsion ist zum Beispiel die fehlerhafte Anlage der Hodenhüllen, etwa wenn diese im Laufe der Entwicklung nicht ausreichend verkleben. Dadurch wird den flach-ovalen Hoden ein zu grosser Bewegungsspielraum gegeben. Die Folge ist dann meist eine intravaginale Hodentorsion.

Ausserdem wird eine Hodentorsion begünstigt, wenn das sogenannte untere Keimdrüsenband unzureichend oder gar nicht ausgebildet ist. Diese als Gabernaculum testis bezeichnete Struktur dient dazu, die Hoden nach der Geburt nach unten in den Hodensack zu ziehen (Hodenabstieg oder Descensus testis). Danach formt sie sich um zu zwei Bändern, die den Hoden in seiner Position halten. Ein unvollständiger Hodenabstieg (auch Hodenhochstand oder Maldecensus testis) ist ein Risikofaktor für eine Hodentorsion.

Gemeinsam mit dem Samenleiter und den Gefässen verläuft ein schlanker Muskel (Musculus cremaster), der den Hoden zur Temperaturregulation, zum Schutz vor Verletzung oder bei grosser sexueller Erregung zum Körper zieht. Liegt sein Ansatz am Hoden ungünstig, begünstigt seine reflexartige Kontraktion eine Hodenverdrehung.

Schliesslich sind auch vorausgegangene Operationen am Hodensack oder am Hoden ein Risikofaktor für eine Hodentorsion. So erhöht zum Beispiel die nicht optimale Rückverlagerung des Hodens beim sogenannten Wasserbruch das Risiko für eine Hodenverdrehung.

Direkte Auslöser für die Hodentorsion

Bei starker Ausprägung der anatomischen Risikofaktoren tritt eine Hodentorsion möglicherweise sehr schnell auf – sogar bei Bewegung im Schlaf.

Darüber hinaus besteht durch jede körperliche Aktivität die Gefahr einer Hodentorsion, sobald sich die Hoden bewegen. Deshalb tritt die Verletzung oft beim Sport oder Spielen auf. Radfahren gilt als besonderer Risikofaktor, weil hier die Hoden ständig über die Nase des Fahrradsattels „rollen“.

Hodentorsion: Krankheitsverlauf und Prognose

Wenn eine Hodentorsion innerhalb der ersten Stunden nach Auftreten der Symptome behandelt wird, erholt sich der Hoden meist vollständig. Je länger die Blutversorgung unterbrochen war, desto geringer sind die Chancen, funktionsfähiges Hodengewebe zu erhalten.

Eine länger bestehende Hodentorsion gefährdet mitunter auch den Hoden der anderen Seite, weil gewisse Gefässreflexe und Botenstoffe dessen Blutversorgung ebenfalls beeinträchtigen. Zudem besteht die Gefahr, dass sogenannte Autoantikörper, die sich eigentlich gegen abgestorbenes Hodengewebe richten, den gesunden Hoden mit angreifen (kontralaterale Hodenschädigung).

Nach einer Hodentorsion sind häufig die Spermienzahl und -qualität beeinträchtigt. Die Hormonproduktion ist wesentlich seltener eingeschränkt. Dies bedeutet aber nicht, dass man nach einer Hodentorsion automatisch unfruchtbar ist. Die Stärke der Beeinträchtigung hängt dabei insbesondere davon ab, wie lange die Blutversorgung unterbrochen war.

Nach einer Hodendrehung sollte immer eine beidseitige Orchidopexie erfolgen. Die Anheftung an das Hodensackgewebe senkt das Risiko einer erneuten Hodentorsion in der Regel erheblich.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autoren:
Marian Grosser
Marian Grosser

Marian Grosser studierte in München Humanmedizin. Daneben hat der vielfach interessierte Arzt einige spannende Abstecher gewagt: ein Philosophie- und Kunstgeschichtestudium, Tätigkeiten beim Radio und schließlich auch für Netdoktor.

Jens Richter ist Chefredakteur bei NetDoktor. Seit Juli 2020 ist der Mediziner und Journalist außerdem als COO für den Geschäftsbetrieb und die strategische Weiterentwicklung von NetDoktor verantwortlich.

ICD-Codes:
N44
ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen.
Quellen:
  • Anheuser, P. et Steffens, J.: Risiken und Komplikationen in der Urologie, Georg Thieme Verlag, 2011
  • Baltzer, J.: Praxis der Gynäkologie und Geburtshilfe, Georg Thieme Verlag, 2006
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  • Hautmann, R.: Urologie, Springer Verlag, 5. Auflage, 2014
  • Jacobsen, F. M. et al.: The Impact of Testicular Torsion on Testicular Function, in: World J Mens Health 2020, 38(3):298-307
  • Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie und Deutsche Gesellschaft für Urologie: Akutes Skrotum im Kindes- und Jugendalter, Stand August 2015
  • Shunmugam, M. et Goldman, R.D.: Testicular torsion in children, in: Can Fam Physician 2021, 67(9):669-671.
  • Steffens, J. et Siemer, S.: Häufige urologische Erkrankungen im Kindesalter, Springer-Verlag, 2. Auflage, 2007
  • Stehr, M.: Akutes Skrotum, in: Kinderchirurgie Springer Reference Medizin 2018, 1–8
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