Herzinfarkt – Folgen

Von , Medizinredakteurin
und , Biologin und Medizinredakteurin
und , Medizinredakteurin und Biologin
Pascale Huber

Pascale Huber hat Tiermedizin an der Freien Universität Berlin studiert. Sie arbeitete mehrere Jahre als praktizierende Tierärztin, bis sie im Jahr 2009 in den Medizinjournalismus wechselte. Aktuell ist sie Chefredakteurin von tiermedizinischen Fachkreise- und Laienportalen. Ihr Schwerpunkt ist die Erstellung von human- und tiermedizinischem Content für Fachkreise und Patienten.

Dr. Monique Amey-Özel

Dr. Monique Amey-Özel hat Biologie an der Universität Bonn studiert und in den Neurowissenschaften promoviert. Sie war mehrere Jahre in der Forschung und als Lehrbeauftragte u.a. im Fach Anatomie an medizinischen Ausbildungseinrichtungen tätig. Sie beriet als Pharmareferentin Ärzte in verschiedenen Indikationen und ist nun als Medizinredakteurin verantwortlich für die Erstellung medizinischer Texte sowohl für Fachkreise als auch interessierte Laien.

Martina Feichter

Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).

Alle NetDoktor.ch-Inhalte werden von medizinischen Fachjournalisten überprüft.

Oft hat ein Herzinfarkt Folgen, die das weitere Leben des Betroffenen verändern. Dazu zählen zum Beispiel eine chronische Herzschwäche oder Depressionen. Die richtige Nachsorge nach einem Herzinfarkt hilft, solche Folgen vorzubeugen. Entscheidend ist auch die Mitarbeit des Betroffenen: Mit einem gesunden Lebensstil lassen sich Herzinfarkt-Folgen oftmals abmildern oder verhindern. Lesen Sie mehr über die möglichen Folgen eines Herzinfarkts und ihre Vorbeugung.

herzinfarkt, folgen

Kurzübersicht

  • Folgen eines Herzinfarkts: Herzrhythmusstörungen, akute oder chronische Herzschwäche, Vorhof- oder Kammerflimmern, Herzwandriss, Aneurysmen, Bildung von Blutgerinnseln, Embolien, Schlaganfall, psychische Störungen (Depressionen)
  • Reha nach Herzinfarkt: Dreiphasige Reha erfolgt stationär in der Klinik oder ambulant in einem Reha-Zentrum; Ziel ist die Wiedereingliederung des Patienten in das normale Leben; gegliedert in vier Bereiche (körperlich, erzieherisch, psychisch, sozial)
  • Ernährung nach Herzinfarkt: Umstellung auf herzgesunde Ernährung (z. B. mediterrane oder asiatische Küche) – möglichst zucker-, salz- und fettarm, ausgewogen mit viel Gemüse und Obst
  • Sport nach Herzinfarkt: Bewegung ist sehr wichtig und fördert die Herzgesundheit. Günstig ist moderater Ausdauersport oder Trainings in einer Herzsportgruppe unter ärztlicher Betreuung.

Was sind die Folgen eines Herzinfarkts?

Akute Herzinfarkt-Folgen

Als akute Herzinfarkt-Folgen treten bei sehr vielen Patienten Herzrhythmusstörungen auf. Sie sind die häufigste Komplikation nach einem akuten Herzinfarkt. Die Herzrhythmusstörungen treten oft in Form eines sehr schnellen, unrhythmischen Herzschlags auf (Tachyarrhythmie). Daraus entwickelt sich mitunter ein Vorhofflimmern oder ein lebensbedrohliches Kammerflimmern.

Zu den möglichen Herzinfarkt-Folgen zählt auch die akute Herzschwäche (vor allem die Linksherzinsuffizienz). Das Herz pumpt dann nicht genügend Blut durch den Körper.

Selten führt der Herzinfarkt dazu, dass ein Teil der Herzwand einreisst(zum Beispiel eine Ruptur des Ventrikelseptums oder der freien Herzwand).

Die ersten 48 Stunden nach einem Herzinfarkt sind der kritischste Zeitraum für bedrohliche Komplikationen. Bei etwa 40 Prozent der Betroffenen führt der Herzinfarkt innerhalb des ersten Tages zum Tod (oft durch Kammerflimmern).

Besonders tückisch sind dabei sogenannte "stumme Infarkte", die keine akuten Beschwerden wie starke Schmerzen hervorrufen. Sie machen sich meist erst später bemerkbar und haben dieselben Komplikationen zur Folge wie ein akuter Herzinfarkt.

Langfristige Herzinfarkt-Folgen

Nicht wenige Patienten entwickeln nach einem Herzinfarkt vorübergehend eine Depression. Eine gesunde und aktive Lebensweise hilft, dem anhaltenden Stimmungstief vorzubeugen.

Stirbt durch den Herzinfarkt viel Muskelmasse ab, entwickelt sich mit der Zeit eine chronische Herzschwäche (chronische Herzinsuffizienz): Narbengewebe ersetzt das abgestorbene Herzmuskelgewebe, was in der Folge die Herzfunktion beeinträchtigt. Je grösser das vernarbte Gebiet ist, desto schlechter pumpt das Herz. Auch viele kleine Herzinfarkte führen mit der Zeit zur Herzschwäche ("small vessel disease").

Die Vernarbung von Herzmuskelgewebe nach einem Herzinfarkt führt mitunter dazu, dass sich eine Ausbeulung der Herzwand im betroffenen Bereich (Herzwandaneurysma) bildet: Das Narbengewebe ist nicht in der Lage, wie gesundes Herzmuskelgewebe den Herzbewegungen richtig zu folgen. Es überdehnt mit der Zeit und beult aus.

In diesem Bereich bilden sich leicht Blutgerinnsel (Thromben). Reisst der Blutstrom diese Thromben mit, besteht die Gefahr, dass sie ein Gefäss irgendwo im Körper verstopfen (Embolie). Passiert das im Gehirn, entsteht ein Schlaganfall mit Hirnschäden als Folge. Im schlimmsten Fall führt ein Schlaganfall zu Lähmungen oder sogar zum Tod. Durch Medikamente, welche die Blutgerinnung hemmen, lässt sich das Risiko solcher Herzinfarkt-Folgen senken.

Wie verläuft die Reha nach einem Herzinfarkt?

Eine Rehabilitation (kurz: Reha) hilft herzkranken Menschen, möglichst wieder gesund und leistungsfähig zu werden – körperlich sowie seelisch. Medizinische Fachkräfte unterstützen die Patienten dabei, in ihr Alltags- und Sozialleben zurückzukehren. Eine Reha senkt nachweislich auch das Risiko von Herzinfarkt-Folgen.

Die Rehabilitation zielt ausserdem darauf ab, das Gesundheitssystem zu entlasten: Die Betreuung und Schulung der Herzinfarkt-Patienten verhindert beispielsweise vermeidbare Krankenhausaufenthalte und ermöglicht eine Rückkehr ins Berufsleben.

Vier Therapiefelder der Herz-Reha

Die Betreuung von Reha-Patienten erfolgt in vier Bereichen, die eng miteinander verknüpft sind:

Somatischer (körperlicher) Bereich

Ein Herzspezialist (Kardiologe) behandelt und überwacht herzkranke Menschen. Dazu gehört die Behandlung von Risikofaktoren für einen erneuten Herzinfarkt (Bluthochdruck, erhöhte Cholesterinwerte et cetera).

Sinnvoll ist auch ein individuell gestaltetes Körpertraining: Auf einen Herzinfarkt folgen oft eine Einschränkung der körperlichen Leistungsfähigkeit und Ausdauer. Das regelmässige Training hilft dagegen und verbessert die Belastbarkeit und Herzgesundheit des Patienten. Dafür eignet sich ein sogenanntes aerobes Ausdauertraining. Manchen Herzpatienten empfehlen Ärzte zusätzlich ein kontrolliertes Krafttraining.

Edukativer (erzieherischer) Bereich

Fachleute (meist Ärzte und Psychologen) beraten die Herzpatienten in Bezug auf einen gesunden Lebensstil. Sie geben etwa Tipps für eine gesunde Ernährung, für den Abbau von Übergewicht und den Rauchstopp.

Zusätzlich erfahren die Betroffenen, warum die regelmässige Einnahme von Medikamenten wichtig ist und welche Komplikationen und Nebenwirkungen mitunter auftreten. Dieser Punkt ist besonders wichtig für Menschen, die gerinnungshemmende Mittel einnehmen. Insgesamt stehen die Massnahmen unter dem Motto: Therapietreue fördern und das Herz stärken!

Psychischer Bereich

Häufige Herzinfarkt-Folgen sind psychische Probleme (wie Ängste um die eigene Gesundheit oder Partnerschaftsprobleme). Therapeuten helfen dem Betroffenen, den Herzinfarkt seelisch zu verarbeiten und mögliche Konflikte zu bewältigen. Das ist sehr wichtig, weil seelische Probleme dem Herz schaden. Auch die Behandlung psychischer Erkrankungen wie Depressionen sind Teil des Therapiekonzepts. Manchmal werden Angehörige in die Therapie mit einbezogen.

Sozialer Bereich

Eine sozialmedizinische Betreuung hilft Patienten nach einem Herzinfarkt, wieder ins Sozial- und Berufsleben einzusteigen. Die Therapeuten geben Infos und Tipps zu unterschiedlichen Bereichen wie Autofahren, Flugreisen und Sexualität. Gerade in Bezug auf partnerschaftliche oder familiäre Themen bietet es sich an, dass der Lebenspartner an der Beratung teilnimmt.

So läuft die Herz-Reha ab

Die Rehabilitation für Herzpatienten nach einem Herzinfarkt gliedert sich in der Regel in drei Abschnitte:

Die Phase I beginnt schon im (Akut-)Krankenhaus. Das Ziel ist es, den Betroffenen nach dem Herzinfarkt möglichst rasch wieder zu mobilisieren. Bei unkompliziertem Verlauf dauert der Aufenthalt im Akut-Krankenhaus etwa sieben Tage.

Die Phase II (Anschlussbehandlung) erfolgt entweder stationär in einer Rehaklinik oder ambulant in einem Therapiezentrum. Auf dem Programm stehen zum Beispiel Bewegungstherapie, Abbau von Ängsten, gesunde Lebensführung, Vorbereitung zur Wiedereingliederung in den Beruf sowie Belastungserprobung.

Die Phase III umfasst die lebenslange Nachsorge und Betreuung von Herzinfarkt-Patienten am Wohnort – in der Regel durch niedergelassene Ärzte. Diese Nachsorge ermöglicht es dem Betroffenen, wieder am Alltags- und Berufsleben teilzunehmen und möglichst wenig durch Herzinfarkt-Folgen eingeschränkt zu sein. Eine gute Möglichkeit für Kontakte und Austausch mit anderen Patienten sind ambulante Herzgruppen. Wichtig sind auch medizinische Heilverfahren, die eine vorzeitige Berentung oder Pflegebedürftigkeit vermeidet.

Wie ernährt man sich nach einem Herzinfarkt?

Einen Herzinfarkt zu erleiden, bedeutet für die meisten Betroffenen, ihren Lebensstil zu ändern. Einer der Faktoren ist die Ernährung, die nach einem Herzinfarkt möglichst kalorien- beziehungsweise fettarm sein sollte, um der Bildung gefährlicher gefässverstopfender Plaques vorzubeugen. Wichtig ist, dass der Speiseplan ausgewogen ist und alle notwendigen Nährstoffe enthält – machen Sie also keine Diät, bei der Sie auf eine wichtige Nährstoffkomponente vollständig verzichten.

Herzgesundes Essen muss demnach nicht nach Verboten oder Langeweile schmecken. Wird die Zunge beispielsweise mit der mediterranen Küche gelockt, schmeckt diese Kost gern mal nach Urlaub und Sonne. Das Geheimnis dieser Küche ist: Die Kost aus den Mittelmeerländern enthält viele pflanzliche Lebensmittel (Gemüse, Obst, Kräuter, Knoblauch), wenig tierische Produkte (wenig Fleisch, aber viel Fisch) und hochwertiges Pflanzenfett (zum Beispiel Olivenöl).

Für ein herzgesundes Essen lohnt es sich auch, sich nach Osten zu orientieren: Chinesische oder asiatische Küche etwa bereiten Sie meistens fettarm zum Beispiel im Wok zu und ist überwiegend vegetarisch.

Obst und Gemüse hat mit verschiedenen, sogenannten sekundären Pflanzenstoffen einen herzschützenden Effekt. So gilt zum Beispiel Lycopin als regelrechtes Pflegemittel für angegriffene Blutgefässe. Es findet sich reichlich in Tomaten. Eine ähnlich positive Wirkung haben die sogenannten Polyphenole im Rotwein. Ob und wie viel Alkohol nach Herzinfarkt Sie trinken dürfen, besprechen Sie am besten mit Ihrem Arzt.

Ein weiterer Faktor, der insbesondere bei Risikopatienten mit bereits bestehendem Bluthochdruck eine grosse Rolle spielt, ist Salz. In grösseren Mengen steigert es den Blutdruck und erhöht somit nicht nur das Risiko für einen Herzinfarkt, sondern auch für dessen Folgen. Die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin e. V. (DEGAM) empfiehlt bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie einem Herzinfarkt eine Reduktion des Salzkonsums auf weniger als sechs Gramm Salz pro Tag. Nutzen Sie zum Würzen daher eher Kräuter oder Gemüse wie Knoblauch und Zwiebel.

Sport nach Herzinfarkt

Ein Infarkt reduziert die Herzleistung des Patienten und damit auch seine Kraft und Ausdauer. Alltägliche Aufgaben werden schnell zur körperlichen Belastung: Das beim Infarkt abgestorbene Herzmuskelgewebe ist vernarbt. Daher muss das übrige Gewebe die Pumpleistung allein aufbringen. Langsames, kontinuierliches Aufbautraining stärkt das kranke Herz wieder. Daher ist Sport nach einem Herzinfarkt ein wichtiger Baustein der Therapie.

Doch die körperliche Aktivität beeinflusst auch andere Körperfunktionen positiv. Sie

  • verbessert die Sauerstoffversorgung des Körpers,
  • senkt den Blutdruck,
  • reguliert die Blutzucker- und Blutfettwerte,
  • wirkt Entzündungsprozessen entgegen,
  • fördert gesundes Körpergewicht,
  • reduziert unnötige Fettdepots und
  • baut Stresshormone ab.

Führen Sie das Training nach einem Herzinfarkt nur mit vorheriger Rücksprache mit Ihrem behandelnden Arzt durch. Besprechen Sie mit Ihrem Arzt, wie viel und welchen Herzsport Sie betreiben dürfen und sollten. Die Teilnahme in einer Herzsportgruppe ist empfehlenswert.

Studien haben gezeigt, dass Sport nicht nur dazu beiträgt, einen Herzinfarkt im Vorfeld zu vermeiden. Das Training hat auch nach einem Infarkt positiven Einfluss. Wer nach einem Herzinfarkt aktiv wird oder bleibt, erhöht seine Überlebenschancen deutlich. Das geht aus einer schwedischen Studie mit mehr als 22.000 Infarktpatienten hervor.

Zu den Herzinfarkt-Folgen gehört auch die Angst vieler Betroffener, sich beim Sex zu überlasten. Sex ist – körperlich betrachtet – mit einer sportlichen Übung vergleichbar. Der Herzsport ist somit die ideale Vorbereitung, diese schöne Anstrengung wieder angstfrei zu geniessen.

Trainingsbeginn nach dem Herzinfarkt

Nach einem Herzinfarkt (STEMI und NSTEMI) empfehlen wissenschaftliche Studien einen frühen Trainingsbeginn – bereits sieben Tage nach dem Infarkt. Diese frühe Mobilisation unterstützt den Heilungsprozess und hilft dem Patienten, schneller zurück in seinen Alltag zu finden.

Nach einer Operation zur Erweiterung der Herzkranzgefässe (perkutane transluminale coronare Angioplastie, PTCA) dürfen Patienten meist schon am vierten Tag nach dem Eingriff ein individuelles Sportprogramm aufnehmen. Das gilt allerdings nur für Operationen ohne Komplikationen. Das Training findet im Idealfall nur unter ärztlicher beziehungsweise therapeutischer Aufsicht statt.

Nach einer Bypass-Operation darf der Betroffene bereits 24 bis 48 Stunden später mit einer Frühmobilisation beginnen. In den ersten Wochen nach dem Bypass ist allerdings mit Einschränkungen zu rechnen. Starten Sie das Training mit schonenden Übungen. Für mindestens sechs Wochen sind Stütz-, Zug- und Druckbelastungen zu vermeiden. Auch Druck auf den Brustkorb ist in den ersten Wochen nach dem Eingriff nicht angeraten. Vermeiden Sie ruckartige Bewegungen. Erfolgte der Eingriff minimalinvasiv, fällt diese Zeitspanne mitunter sogar kürzer aus.

Wie oft trainieren?

Experten empfehlen, Sport bereits kurz nach dem Infarkt und mindestens zweimal pro Woche zu treiben – unabhängig von der Schwere des Herzinfarkts. Wichtig dabei ist, dass die Patienten zunächst vorsichtig mit dem Training beginnen. Steigern Sie Intensität und Dauer des Trainings nach und nach.

Vier bis fünfmal pro Woche je 30 Minuten moderates Ausdauertraining ist für Herzpatienten empfehlenswert.

Geeigneter Sport nach einem Herzinfarkt

Um das Herz-Kreislaufsystem zu trainieren und die Genesung nach einem Herzinfarkt optimal zu unterstützen, ist vor allem Ausdauersport geeignet. Doch auch Krafttraining und Übungen zur Mobilisation und Beweglichkeit sind Bausteine des Herzsports.

Moderates Ausdauertraining

Geeignete Sportarten nach einem Herzinfarkt sind die sogenannten Ausdauersportarten. Sie stehen im Fokus des Herzsports, da sie die Herz-Lungen-Funktion verbessern und dazu beitragen, höhere Belastung ohne Beschwerden zu erbringen.

Laut Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Prävention und Rehabilitation von Herz-Kreislauferkrankungen ist für Herzpatienten ein moderates Ausdauertraining vier- bis fünfmal pro Woche für mindestens 30 Minuten ideal.

Nach einem Herzinfarkt reichen zehn Minuten schnelles Gehen täglich bei etwa fünf Kilometern pro Stunde aus, um die Gesundheit zu verbessern. Falls das Tempo zu hoch ist, genügt es alternativ, 15 bis 20 Minuten langsam spazieren zu gehen.

Geeignetes Ausdauertraining nach einem Herzinfarkt ist zum Beispiel:

  • (Schnelles) Spazierengehen
  • Gehen auf einer weichen Matte/im Sand
  • Walking
  • Nordic-Walking
  • Skilanglauf
  • (Step-)Aerobic
  • Fahrradfahren bzw. Fahrradergometer
  • Rudern
  • Treppensteigen (z. B. auf dem Stepper)

Wichtig ist, dass Herzpatienten zu Beginn kurze Belastungsphasen von fünf bis maximal zehn Minuten wählen. Die Belastungsdauer wird dann im Laufe der Zeit langsam gesteigert.

Joggen nach Herzinfarkt

Spazieren gehen, Laufen, Walken und Joggen sind nach einem Herzinfarkt die einfachsten Methoden, um den Kreislauf zu trainieren. Wichtig dabei ist allerdings, die Trainingsintensität im Blick zu behalten. Der behandelnde Arzt ermittelt vorab die Leistungs- und Belastungsfähigkeit des Herzens mit einem Belastungs-EKG. Auf dieser Basis empfiehlt er dem Patienten individuell den Trainingsaufwand.

Die angestrebte Trainingszone für Herz-Patienten liegt bei 40 bis 85 Prozent VO2max. VO2max bezeichnet die maximale Sauerstoffmenge, die der Körper während maximaler Belastung aufnimmt. Die Herzfrequenz liegt während des Ausdauertrainings am besten bei 60 bis 90 Prozent.

Verzichten Sie als Herzinfarktpatient zunächst auf Wettkämpfe. Nehmen Sie nur in Rücksprache mit Ihrem behandelnden Arzt an Leistungs- oder Wettkampfsport teil.

Radfahren nach Herzinfarkt

Besonders für übergewichtige Patienten oder für Personen mit orthopädischen Beschwerden ist Radfahren nach einem Herzinfarkt oder auch Ergometer-Training gut geeignet. Dabei trägt der Betroffene das Körpergewicht nicht selbst. Das schont die Gelenke. Das Ergometer hat den weiteren Vorteil, dass es dem Patienten während der Belastung möglich ist, seinen Puls zu messen. Dadurch ist er in der Lage, die Trainingsintensität optimal zu kontrollieren.

Krafttraining für Herzpatienten

Kräftigungsübungen fördern Muskelaufbau und Kraft. Muskelmasse verbraucht im Ruhezustand mehr Energie als Fett und hilft im Kampf gegen überflüssige Pfunde. Bei gewissenhafter Durchführung unter professioneller Anleitung stellen Kraftübungen kein überdurchschnittliches Risiko für Herzpatienten dar.

Um Blutdruckspitzen zu vermeiden gilt es, bei Anstrengung nicht in Pressatmung zu verfallen. Achten Sie auch darauf, zwischen den Wiederholungen die Muskulatur möglichst vollständig zu entspannen.

Sanfte Übungen für Herzpatienten zum Muskelaufbau im Oberkörper sind zum Beispiel:

  • Kräftigung der Brustmuskulatur: Setzen Sie sich aufrecht auf einen Stuhl und pressen Sie die Hände vor dem Brustkorb gegeneinander. Halten Sie die Spannung für einige Sekunden. Danach lockerlassen und entspannen. Mehrfach wiederholen.
  • Kräftigung der Schultern: Setzen Sie sich aufrecht auf einen Stuhl und verhaken Sie die Hände vor dem Brustkorb. Die linke Hand zieht nach links, die rechte Hand nach rechts. Halten Sie den Zug einige Sekunden lang aufrecht, danach vollständig entspannen.
  • Kräftigung der Arme: Stellen Sie sich eine Armlänge vor eine Wand und legen Sie die Hände etwa auf Schulterhöhe an die Wand. Beugen Sie die Arme und vollführen Sie "Liegestützen" im Stehen – zehn bis 15 Wiederholungen. Die Intensität steigt, je weiter Sie sich von der Wand entfernen.

Die Beine trainieren Sie mit diesen Übungen besonders schonend:

  • Kräftigung der Abduktoren (Streckmuskeln): Setzen Sie sich aufrecht auf einen Stuhl, die Hände legen Sie auf die Aussenseite der Oberschenkel, möglichst nah am Knie. Drücken Sie nun mit den Händen von aussen gegen die Beine, die Beine drücken gegen die Hände. Den Druck für einige Sekunden halten und danach entspannen.
  • Kräftigung der Adduktoren (Beugemuskeln): Setzen Sie sich aufrecht auf einen Stuhl, die Hände liegen zwischen den Knien. Mit den Händen nun nach aussen drücken, die Beine arbeiten gegen die Hände. Die Spannung für einige Sekunden aufrecht halten und danach vollständig entspannen.

Achten Sie bei allen Kräftigungsübungen darauf, entspannt zu atmen.

Herzsportgruppen

Nach einem Herzinfarkt ist die Teilnahme an einer Herzsportgruppe empfehlenswert. Die Patienten trainieren gemeinsam mit anderen Betroffenen unter professioneller Aufsicht – Herzsportgruppen geben mehr Sicherheit, denn es ist immer ein Arzt dabei. Ausserdem sind sie ein Schutzraum, der es jedem ermöglicht, ohne Scham seine noch begrenzte Leistungsfähigkeit zu verbessern. So steigern Sie langsam Ihre körperliche Fitness für den Alltag, etwa fürs Treppensteigen, bei dem der Puls in die Höhe geht.

Alle Übungen sind an die Bedürfnisse der Herz-Patienten angepasst.

In Herzsportgruppen wird häufig ein leichtes Zirkeltraining durchgeführt. Dabei absolvieren die Teilnehmer zum Beispiel acht verschiedene Stationen. Je nach gewählten Übungen fördert das Ausdauer, Kraft, Beweglichkeit und Koordination gleichzeitig. Auf eine Minute Belastung folgen 45 Sekunden Pause. Danach rotieren die Sportler zur nächsten Station. Je nach individueller Fitness gibt es einen oder zwei Durchgänge.

Auch verschiedene spielerische Ansätze werden in Herzsportgruppen eingesetzt. Zum Beispiel Badminton, Übungen mit dem Theraband (elastisches Übungsband) oder Ballsport-Übungen werden in das Training integriert.

Folgen Sie Ihrem Gefühl!

Ärzte empfehlen für den Alltag nach dem Herzinfarkt: Folgen Sie ihrem Gefühl! Längst ist bewiesen, dass unglückliche Menschen ihre Unsicherheiten und unerfüllten Bedürfnisse mit Ersatzhandlungen überspielen. Das sind zum Beispiel üppiges Essen, Rauchen, Alkohol oder das Vergraben in die Arbeit. Solche vermeintlichen Hilfsmittel gegen das Unglücklichsein entwickeln sich aber schnell zu einer Gewohnheit und gefährden die Gesundheit.

Horchen Sie also in sich hinein und versuchen Sie, Ihre wahren Bedürfnisse und Wünsche aufzuspüren. Sie lassen sich oft fast genauso leicht erfüllen wie die Ersatzhandlungen. Ein lang aufgeschobenes Gespräch mit dem Partner, ein Urlaub in das Lieblingsland, Zeit für sich und andere, all das tut der Seele gut und hilft, schädliche Herzinfarkt-Folgen zu vermeiden.

Autoren- & Quelleninformationen

Jetzt einblenden
Datum :
Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Vorlage:
Prof. Dr. med. Michael Böhm
Autoren:
Pascale Huber
Pascale Huber

Pascale Huber hat Tiermedizin an der Freien Universität Berlin studiert. Sie arbeitete mehrere Jahre als praktizierende Tierärztin, bis sie im Jahr 2009 in den Medizinjournalismus wechselte. Aktuell ist sie Chefredakteurin von tiermedizinischen Fachkreise- und Laienportalen. Ihr Schwerpunkt ist die Erstellung von human- und tiermedizinischem Content für Fachkreise und Patienten.

Dr. rer. nat. Monique Amey-Özel
Dr.  Monique Amey-Özel

Dr. Monique Amey-Özel hat Biologie an der Universität Bonn studiert und in den Neurowissenschaften promoviert. Sie war mehrere Jahre in der Forschung und als Lehrbeauftragte u.a. im Fach Anatomie an medizinischen Ausbildungseinrichtungen tätig. Sie beriet als Pharmareferentin Ärzte in verschiedenen Indikationen und ist nun als Medizinredakteurin verantwortlich für die Erstellung medizinischer Texte sowohl für Fachkreise als auch interessierte Laien.

Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).

ICD-Codes:
I22I21I23
ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen.
Quellen:
Teilen Sie Ihre Meinung mit uns
Wie wahrscheinlich ist es, dass Sie NetDoktor einem Freund oder Kollegen empfehlen?
Mit einem Klick beantworten
  • 0
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
  • 6
  • 7
  • 8
  • 9
  • 10
0 - sehr unwahrscheinlich
10 - sehr wahrscheinlich