Mittelfußbruch

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Dr. med. Mira Seidel

Dr. med. Mira Seidel ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion.

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Bei einem Mittelfussbruch sind die Mittelfussknochen (Ossa metatarsalia) gebrochen. Ursache ist meist eine direkte Gewalteinwirkung. Manchmal handelt es sich auch um einen Ermüdungsbruch. Typische Symptome eines Mittelfussbruchs sind Schwellungen an der betroffenen Stelle und Belastungsschmerzen. Meist reicht eine konservative Behandlung mit einem Gips aus. Bei stark verschobenem Mittelfussbruch muss aber operiert werden. Mehr über den Mittelfussbruch erfahren Sie hier!

Mittelfußbruch

Mittelfussbruch: Beschreibung

Der Mittelfussbruch macht etwa ein Drittel aller Fussbrüche aus, wobei meist Sportler davon betroffen sind. Am häufigsten ist der fünfte Mittelfussknochen gebrochen. Mediziner bezeichnen diese Form von Mittelfussbruch als Jones-Fraktur – nach dem Chirurgen Sir Robert Jones (1857 bis 1933). Oft sind gleich mehrere Mittelfussknochen von der Verletzung betroffen.

Die fünf Mittelfussknochen

Die Mittelfussknochen werden systematisch von innen nach aussen durchnummeriert (Metatarsalia I bis V):

Der erste Mittelfussknochen (Os metatarsale I) ist mit der grossen Zehe verbunden. Er ist kürzer, breiter und beweglicher als seine Nachbarn und trägt unter normalen Bedingungen etwa die Hälfte des Körpergewichts. Ist der erste Mittelfuss gebrochen, war die Krafteinwirkung meist so gross, dass auch umgebende Weichteile geschädigt sind. Ausserdem sind dann meist auch andere Mittelfussknochen vom Bruch betroffen - ein isolierter Mittelfussbruch des ersten Mittelfussknochens ist selten.

Die mittleren Mittelfussknochen (Metatarsalia II bis IV) sind insbesondere für die Kraftweiterleitung beim Gang verantwortlich.

Am fünften Mittelfussknochen setzt der lange Wadenbeinmuskel (Musculus fibularis longus) an. Dieser dient dazu, den Mittelfussknochen in Richtung Sohlenfläche des Fusses zu bewegen.

Zusammen mit den Fusswurzelknochen bilden die fünf Mittelfussknochen das Fussgewölbe. Dabei sind insbesondere die äusseren Mittelfussknochen (I. und V. Metatarsalstrahl) für die Stabilität wichtig.

Das Lisfranc-Gelenk bildet die Grenze zwischen Fusswurzel und Mittelfuss. Es ist Teil des Längs- und Quergewölbes des Fusses und daher erheblichen dynamischen und statischen Belastungen ausgesetzt.

Mittelfussbruch: Symptome

Typische Symptome beim Mittelfussbruch sind Schmerzen im Bereich des Mittelfusses. Die genaue Schmerzlokalisation hängt vom Frakturtyp ab. Bei einer Jones-Fraktur treten zum Beispiel eher zentrale Schmerzen im Bereich des seitlichen Fussrandes auf. Über dem betroffenen Mittelfussknochen ist ausserdem ein Druckschmerz spürbar.

Wegen der Schmerzen kann der gebrochene Fuss kaum belastet werden. Zudem ist er in der Mittelfussregion geschwollen. Oft bildet sich auch ein Hämatom (Bluterguss) im Mittelfuss, das nicht selten bis zu den Zehen reicht. Manchmal ist das Längsfussgewölbe abgeflacht, und beim Abrollen tritt häufig eine Fehlbelastung auf. Achtung: Ist der Knöchel gebrochen, können ähnliche Symptome auftreten.

Bei solchen Symptomen ist es ratsam, sofort einen Arzt aufzusuchen – eine Mittelfussfraktur wird oft zu spät erkannt und erst Monate nach der Verletzung diagnostiziert. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung sind aber wichtig, damit der Fuss schmerzfrei ausheilen kann und sich keine posttraumatische Arthrose entwickelt.

Mittelfussbruch: Ursachen und Risikofaktoren

Ursache eines Mittelfussbruches ist meist eine direkte Gewalteinwirkung auf den Fuss, etwa wenn ein schwerer Gegenstand auf den Fuss fällt. Auch eine Quetschung kann für einen Mittelfussbruch verantwortlich sein – beispielsweise, wenn ein Auto über den Fuss fährt.

Seltener sind andere Ursachen: Beispielsweise kann sich ein Mittelfussbruch als Stressfraktur (Ermüdungsfraktur, Marschfraktur) entpuppen. Das passiert besonders bei Menschen, die ihre Füsse intensiv belasten, etwa durch Aerobic, Ballett oder Tanzen. Sehr oft erleiden auch Läufer eine Stressfraktur, wenn sie ihr Trainingspensum zu schnell steigern. Bei einer solchen überlastungsbedingten Mittelfussfraktur sind meist der zweite bis fünfte Mittelfussknochen gebrochen.

Bei einem Mittelfussbruch können verschiedene Abschnitte von der Verletzung betroffen sein, was dann oft auch einen Rückschluss auf den Unfallmechanismus erlaubt:

Mittelfussbruch: Köpfchen

Die Köpfchen der Mittelfussknochen grenzen an die Zehen an. Ist in diesem Bereich der Mittelfuss gebrochen, ist meist eine direkte Krafteinwirkung dafür verantwortlich. Man sieht eine Verkürzung, oft mit einer Achsabweichung oder Rotation. Rührt die Verletzung daher, dass der Fuss irgendwo hängen geblieben oder gegen ein Objekt gestossen ist, kann zusätzlich das Zehengrundgelenk ausgerenkt sein. 

Mittelfussbruch: Subkapital

Hals- oder subkapitale Brüche bei Mittelfussknochen sind oft verschoben, meist Richtung Fusssohle oder zur Seite. Ursache ist meist ein seitlicher Schermechanismus oder eine schräge direkte Krafteinwirkung.

Mittelfussbruch: Schaft

Ist der Schaft eines Mittelfussknochens gebrochen, handelt es sich häufig um eine Schrägfraktur. Unfallmechanismus kann eine direkte oder indirekte Krafteinwirkung oder eine Quetschung sein.

Mittelfussbruch: Basis

Die Basisfraktur entsteht meist in Folge direkter Krafteinwirkung. Sie ist oft Teil einer Lisfranc-Luxationsfraktur (siehe unten).

Bei einem einfachen Mittelfussbruch ist meist die Basis des fünften Mittelfussknochens gebrochen. Dabei verschieben sich die Bruchstücke häufig, da die Sehne des langen Wadenbeinmuskels das obere Knochenstück nach oben zieht.

Mittelfussbruch V: Avulsionsfraktur

Beim fünften Mittelfussknochen kann eine sogenannte Avulsionsfraktur (Abrissfraktur) auftreten. Sie ist meist Folge eines Umknicktraumas (Inversionstrauma), da dabei die Sehne des langen Wadenbeinmuskels am fünften Mittelfussknochen zieht und dadurch einen Bruch an der Basis auslöst. Die Avulsionsfraktur entsteht bei jüngeren Patienten oft durch eine Sportverletzung und bei älteren Patienten durch einen Sturz.

Mittelfussbruch V: Jones-Fraktur

Am fünften Mittelfussknochen kann auch eine Jones-Fraktur auftreten – ein Bruch am Übergang zwischen Diaphyse und Metaphyse: Die Diaphyse ist der Knochenschaft, die Metaphyse der schmale Bereich zwischen Knochenschaft und Knochenende (Epiphyse). Zu einer Jones-Fraktur kann es etwa kommen, wenn der Fuss beim Zehenspitzengang eingedreht wird und umknickt.

Lisfranc-Luxationsfraktur

Die Lisfranc-Luxationsfraktur ist oft eine geschlossene Verletzung (keine Knochenteile sind von aussen sichtbar) bei Opfern eines Autounfalls. Sie entsteht durch eine direkte Gewalteinwirkung, bei der sich der zweite Mittelfussknochen nach hinten verschiebt und die Bänder zerreisst.

Mittelfussbruch: Untersuchungen und Diagnose

Unfallopfer tragen meist mehrere unterschiedliche Verletzungen davon, weshalb bei ihnen ein Mittelfussbruch häufig übersehen wird. Die Fussverletzung wird manchmal erst Jahre nach dem Unfall zufällig entdeckt. Gerade deshalb sollten Sie beim geringsten Verdacht auf einen Mittelfussbruch einen Arzt für Orthopädie und Unfallchirurgie aufsuchen.

Anamnese

Um einen Mittelfussbruch zu diagnostizieren, wird der Arzt Sie zuerst genau nach dem Unfallhergang und Ihrer Krankengeschichte befragen. Mögliche Fragen dabei sind:

  • Wie sieht der genaue Unfallhergang aus?
  • Haben Sie Schmerzen?
  • Treten die Schmerzen bei Belastung auf?
  • Hatten Sie schon Beschwerden, bevor Sie sich den Fuss gebrochen haben (z.B. Schmerzen oder Bewegungseinschränkung im Fussbereich)?

Körperliche Untersuchung

Direkt nach dem Unfallereignis lässt sich ein Mittelfussbruch anhand der deutlichen Fehlstellung feststellen. Zu einem späteren Zeitpunkt kann die häufig massive Schwellung die Diagnose jedoch erschweren. Bei der Untersuchung achtet der Arzt auch auf mögliche Begleitverletzungen der Weichteile, Nerven und Sehnen am Fuss.

Bildgebende Verfahren

Für eine sichere Diagnose beim Mittelfussbruch sind bildgebende Verfahren nötig. Dazu zählt in jedem Fall eine Röntgenuntersuchung, wobei Aufnahmen in drei Ebenen gemacht werden: vom Fussrücken zur Fusssohle hin (dorsoplantar), streng seitlich und Schrägaufnahmen mit angehobenen Fussaussenrand.

Sind die Röntgenaufnahmen nicht aussagekräftig genug, wird der Arzt zusätzlich eine Magnetresonanztomografie (MRT, auch Kernspintomografie genannt) und/oder eine Computertomografie (CT) bzw. Szinitgrafie (eine nuklearmedizinische Untersuchung) anordnen.

Ausserdem ordnet der Arzt ein MRT, eine Szintigrafie und/oder ein Gefässröntgen (Angiografie) an, wenn der Mittelfussbruch auf Ermüdung beruht (Stressfraktur) oder krankheitsbedingt ist. Letzteres kann bei Knochentumoren oder beim sogenannten Charcot-Fuss (auch: diabetisch-neuropathische Osteoarthropathie, DNOAP) der Fall sein.

Bei einem Ermüdungsbruch ist die Diagnose anfänglich oft schwierig, weil kein Bruchspalt sichtbar ist. Erst später, wenn der Knochen auf den Bruch reagiert und einen Kallus (bestehend aus neugebildetem Knochengewebe) bildet, lässt sich der Bruch lokalisieren. Mit Hilfe einer zusätzlichen MRT-Aufnahme des Fusses ist eine frühere Diagnose besser möglich.

Mittelfussbruch: Behandlung

Ist der Mittelfuss gebrochen, zielt die Behandlung darauf ab, den Fuss möglichst bald wieder schmerzfrei und voll belastbar zu kriegen. Dafür muss nicht zwingend operiert werden. Nur bei einem sehr verschobenem Bruch wird eine Operation empfohlen.

Konservative Mittelfussbruch-Behandlung

Ein nicht oder nur gering verschobener Fussbruch, der nicht verkürzt ist, lässt sich konservativ behandeln. Dafür darf der Betroffene seinen Fuss lange Zeit nicht bewegen und muss ihn entlasten, sonst ist das Risiko einer erneuten Fraktur oder einer Arthrose zu hoch.

Der Fuss wird also zunächst von aussen mit harten Sohlen, Soft Cast (einem Stützverband) und Tapeverbänden stabilisiert. Der Gips muss etwa sechs Wochen getragen werden. Je nach Frakturtyp kann der Fuss schon nach etwa vier Wochen belastet werden. Über regelmässige Röntgenuntersuchungen kontrolliert der Arzt den Heilungsverlauf.

Bei einer Mittelfussfraktur V in Form einer Avulsionsfraktur genügt es, wenn der Betroffene einen sogenannten Stabilschuh oder eine feste Schuhsohle trägt, um den Fuss zu schonen.

Bei einer nur minimal verschobenen Jones-Fraktur kann der Fuss zunächst für sechs Wochen im Gipsschuh ruhig gestellt werden. Der Patient darf den Fuss dabei voll belasten, da der Gipsschuh sehr stabil ist und das obere Sprunggelenk frei beweglich bleibt. Danach kann der Fuss mit fixierenden Verbänden versehen werden, bis er wieder funktionsfähig ist.

Die meisten Stressfrakturen können konservativ behandelt werden. Dabei sollte der Fuss etwa sechs Wochen lang im Gipsschuh ruhig gestellt werden.

Operative Mittelfussbruch-Behandlung

Sind die Frakturfragmente zu sehr verschoben, muss operiert werden. Dabei werden die Knochenfragmente ausgerichtet und mit HIlfe von Schrauben oder Platten stabilisiert. Für den Eingriff sind meist nur zwei Tage Krankenhausaufenthalt nötig. Regelmässige Röntgenkontrollen zeigen, wann der Fuss wieder gesteigert belastet werden kann.

Ist der Mittelfussbruch bei einer Jones-Fraktur um mehr als fünf Millimeter verschoben, wird er mit einer Zugschraube oder einer Zuggurtung versorgt. Besonders Sportlern wird diese Operation empfohlen. Nach der Operation sollte eine feste Sohle im Schuh getragen werden.

Bei einer Fraktur der übrigen Mittelfussknochen wird der Knochen geschlossen wieder ausgerichtet und mit sogenannten Spickdrähten (Kirschner-Drähte) unter der Haut fixiert. Lassen sich die Knochenbruchstücke so nicht ausrichten, muss doch offen operiert werden. Da der erste Mittelfussknochen vor allem den Fuss stabilisiert, muss dieser bei einem Bruch besonders frühzeitig und gut fixiert werden.

Lisfranc-Luxationsfraktur

Bei einer Fraktur des Lisfranc-Gelenks muss der Bruch offen wieder ausgerichtet werden. Die Bruchstelle liegt hier meist an der Basis des zweiten Mittelfussknochens. Dieser wird dann ausgerichtet und zur Stabilisierung von der Seite mit zwei Spickdrähtchen versehen. Die Basen der Mittelfussknochen werden darauf mit der Fusswurzelknochenreihe mit Schrauben versorgt.

Liegt ein schwerer Weichteilschaden vor, wird mit einem sogenannten "Fixateur externe" behandelt. Die Schanz-Schrauben werden dabei in den ersten und vierten Mittelfussknochen und in den Schienbeinschaft eingebracht.

Mittelfussbruch: Krankheitsverlauf und Prognose

Der Heilungsprozess kann recht unterschiedlich ablaufen bei einem Mittelfussbruch. Dauer und Verlauf hängen nämlich von der Bruchart ab. Eine wichtige Rolle spielt auch, ob Weichteile mitbeschädigt wurden.

Die Prognose bei einem isolierten Mittelfussbruch des Schafts des ersten und fünften Mittelfussknochens ist gut – vorausgesetzt, die Bruchstücke wurden anatomisch korrekt ausgerichtet. Wenn im weiteren Verlauf keine Komplikationen auftreten, dauert es in der Regel etwa acht Wochen, bis der Knochen wieder komplett ausgeheilt ist.

Mittelfussbruch: Komplikationen

Bei einer Trümmerfraktur oder wenn mehrere Mittelfussknochen gebrochen sind, die nicht wieder richtig ausgerichtet werden konnten, kann sich ein posttraumatischer Spreiz- und Plattfuss ausbilden.

Wurde beim Mittelfussbruch auch Knorpel beschädigt, kann sich trotz guter Behandlung eine Arthrose entwickeln. Liegt eine Jones-Fraktur vor, können gelegentlich Pseudoarthrosen auftreten, das heisst, die Knochenfragmente wachsen nicht vollständig wieder zusammen.

Bei offenen Frakturen kann als Komplikation eine Osteitis (Knochenentzündung) entstehen. Geht der Mittelfussbruch mit Quetschverletzungen einher, besteht zudem das Risiko eines Kompartmentsyndroms.

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:
Dr. med. Mira Seidel
Dr. med.  Mira Seidel

Dr. med. Mira Seidel ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion.

ICD-Codes:
S92
ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen.
Quellen:
  • Handschin, M.: "Sportverletzungen am Fuss" in: Schweiz Med Forum 2006; 6:877-882
  • Krämer, J. & Grifka, J.: Orthopädie, Unfallchirurgie, Springer Verlag, 9. Auflage, 2013
  • Reutter, K.-H. et al.: Chirurgie-Essentials: Intensivkurs zur Weiterbildung, Georg Thieme Verlag, 5. Auflage, 2004
  • Richter, M. et al.: "Metatarsalefrakturen" in: Akt Traumatol 2004; 34: 36-44
  • Siegfried, H.: "Traumata des Fußes und Sprunggelenkes: Häufig zu spät erkannt" in: Deutsches Ärzteblatt, Jg. 103, Heft 12, 23. März 2006
  • Siewert, J.R.& Stein, H.J.: Chirurgie, Springer Verlag, 9. Auflage, 2012
  • Wolansky, R.: Krankheitsbilder in der Podologie: Anatomie, Bildgebende Diagnostik, Therapie, Hippokrates Verlag, 1. Auflage, 2006
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