Armbruch (Armfraktur)

Von , Wissenschaftsjournalistin
und , Notfallsanitäter und Dozent im Rettungsdienst
Carola Felchner

Carola Felchner ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und geprüfte Trainings- und Ernährungsberaterin. Sie arbeitete bei verschiedenen Fachmagazinen und Online-Portalen, bevor sie sich 2015 als Journalistin selbstständig machte. Vor ihrem Volontariat studierte sie in Kempten und München Übersetzen und Dolmetschen.

Andreas Fromm

Andreas Fromm ist Fachautor für Notfallmedizin und lehrt seit 2018 als Dozent an der Berufsfachschule für Notfallsanitäter und -sanitäterinnen der Feuerwehr Hamburg.

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Ein Arm ist gebrochen, wenn eine direkte oder indirekte Krafteinwirkung Knochen im Ober- oder Unterarm in zwei oder mehrere Teile spaltet. Ein Armbruch kann offen oder geschlossen, einfach oder kompliziert sein. Schmerzen und eingeschränkte Beweglichkeit begleiten die Verletzung. Lesen Sie hier, wie Sie bei einem gebrochenen Arm Erste Hilfe leisten und welche Besonderheiten ein Armbruch beim Kind aufweist.

Arm in Gips

Kurzübersicht

  • Was tun bei gebrochenem Arm? Arm ruhigstellen, je nach Bruch ggf. kühlen (geschlossener Armbruch) oder steril abdecken (offener Armbruch), Rettungsdienst rufen, Patienten beruhigen
  • Armbruch-Risiken: Begleitverletzungen von Sehnen, Muskeln, Bänder etc. sowie Komplikationen (u. a. Durchblutungsstörungen)
  • Wann zum Arzt? Um eventuelle dauerhafte Fehlstellungen und Bewegungseinschränkungen sowie Komplikationen zu vermeiden, sollten Sie mit einem gebrochenen Arm immer zum Arzt gehen.

Achtung!

  • Versuchen Sie niemals, einen gebrochenen Arm mit Fehlstellung wieder „gerade zu renken“!
  • Vermeiden Sie nach Möglichkeit, einen gebrochenen Arm zu bewegen, und achten Sie darauf, dass auch der Betroffene selbst den Arm ruhig hält. Andernfalls könnte sich die Verletzung verschlimmern.
  • Blutet die Wunde bei einem offenen Armbruch stark, sollte versucht werden, die entsprechenden Gefässe abzudrücken. Einen Druckverband dürfen Sie bei bzw. auf einem Bruch aber nicht anlegen.

Arm gebrochen: Erste Hilfe

Ein Armbruch ist für Betroffene sehr schmerzhaft und schränkt die Beweglichkeit des Armes ein. Bei einem offenen Armbruch kann zudem der Anblick erschreckend sein, wenn das Weichteilgewebe über dem Bruch verletzt ist und eventuell Knochenteile in der offenen Wunde sichtbar sind. Als Ersthelfer sollten Sie deshalb zuerst versuchen, den Betroffenen zu beruhigen. Die weiteren Erste-Hilfe-Massnahmen sind:

  • Stellen Sie den betroffenen Arm ruhig, z.B. indem Sie ihn mit einer aufgerollten Jacke oder Decke umpolstern oder den Arm auch mittels eines Dreieckstuchs fixieren.
  • Bei einem geschlossenen Armbruch können Sie die wahrscheinlich vorhandene Schwellung vorsichtig mit einem Kühlpack oder Eisbeutel kühlen (nicht direkt auf die Haut legen, sondern mit einer Stofflage dazwischen!).
  • Vor allem bei einem offenen Armbruch kann der Anblick des blossliegenden Knochens den Betroffenen in Schock versetzen. Bringen Sie ihn dann in die Schocklage (flache Rückenlage mit erhöhten Beinen).
  • Decken Sie die Wunde bei einem offenen Armbruch mit einer sterilen Wundauflage ab. Das beugt dem Eindringen von Keimen und damit einer Wundinfektion vor.
  • Sprechen Sie mit dem Verletzten und erklären Sie ihm jeden Erste-Hilfe-Schritt. Das schafft Vertrauen und beruhigt. Wenn irgendwelche Berührungen oder Bewegungen Schmerzlaute, schmerzhaftes Zucken oder Ähnliches beim Betroffenen auslösen, dann stoppen Sie mit dem, was Sie tun.
  • Rufen Sie den Rettungsdienst oder bringen Sie den Verletzten ins Krankenhaus.

Ist ein Gelenk (wie das Handgelenk) gebrochen, macht dies für die Erste Hilfe keinen Unterschied. Behandeln Sie diese Verletzung genauso wie einen „normalen“ Knochenbruch.

Arm gebrochen beim Kind

Toben, springen, klettern oder auf Ski wild die Abhänge nach unten rasen – da passiert es schnell, dass sich ein Kind einen Arm bricht (oder eine andere Verletzung zuzieht). Ein Armbruch beim Kind unterscheidet sich von dem beim Erwachsenen.

Ein Grund dafür ist die sogenannte Knochenhaut (Periost) um den Knochen herum. Sie ist bei Kindern noch sehr elastisch. Bricht sich das Kind nun den Arm, bleibt die Knochenhaut meist unbeschädigt und hält die Bruchstücke zusammen.

Da ein junger, grüner Ast ähnlich abknickt, nennen Ärzte einen solchen Bruch auch Grünholzfraktur. Sie heilt meist gut aus. Sind jedoch Wachstumsfugen verletzt, kann dies das Knochenwachstum des Kindes stören und zu Fehlstellungen führen.

Im Allgemeinen heilen Armbrüche bei Kindern aber recht schnell (rascher als bei Erwachsenen), da sie noch wachsen. Meist genügt deshalb eine konservative Behandlung wie die Ruhigstellung durch Gips, Schiene oder Druckverband. Operationen sind nur bei komplexen Frakturen notwendig.

Arm gebrochen: Risiken

Mögliche Risiken und Komplikationen bei einem Armbruch sind beispielsweise:

  • Begleitverletzungen: Meist bricht nicht nur der Knochen, sondern es sind auch Haut, Sehnen, Bänder oder Muskeln, eventuell auch Nerven und Gefässe beschädigt. Diese Verletzungen muss der Arzt ebenfalls behandeln.
  • Humeruskopfnekrose: Sie kann bei einem Bruch des Oberarmkopfs auftreten. Dabei stirbt das Knochengewebe in diesem Bereich ab, weil bestimmte Blutgefässe verletzt sind und der Knochen nicht mehr ausreichend durchblutet wird.
  • Kompartmentsyndrom: Hier verursachen Schwellung und Blutergüsse einen gefährlichen Druckanstieg in einer Muskelloge (Gruppe von Muskeln, die von einer kaum dehnbaren Faszie umgeben ist). Der erhöhte Druck beeinträchtigt die Durchblutung des Muskelgewebes, sodass es absterben kann. Ein Kompartmentsyndrom muss daher schnellstmöglich operiert werden.
  • Pseudoarthrose: Wenn ein halbes Jahr nach dem Armbruch die Knochenenden noch nicht wieder richtig zusammengewachsen, sondern weiterhin beweglich verbunden sind, nennen Ärzte das eine Pseudoarthrose. Sie kann schmerzhaft sein und die Beweglichkeit des Arms einschränken. Meist ist dann eine Operation nötig.

Arm gebrochen: Wann zum Arzt?

Wer sich einen Arm gebrochen hat, braucht immer ärztliche Hilfe! Denn ohne Behandlung können die Knochenenden unter Umständen falsch zusammenwachsen und die Funktion des Arms dauerhaft eingeschränkt bleiben.

Speziell bei der sogenannten Monteggia-Fraktur, einem Unterarmbruch samt Ausrenkung, gelingt das Einrenken des Radiusköpfchens leichter, wenn der Arzt dies möglich zeitnah tun kann. In diesem Fall ist ein Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie der richtige Ansprechpartner.

Arm gebrochen: Untersuchungen beim Arzt

Bei einem gebrochenen Arm oder einem entsprechenden Verdacht wird der Arzt zuerst im Gespräch mit dem Patienten bzw. Ersthelfer wichtige Hintergrundinformationen einholen (Anamnese). Er kann beispielsweise fragen:

  • Wie ist der Unfall passiert?
  • Haben Sie Schmerzen und ist die Beweglichkeit des Arms eingeschränkt?
  • Gab es vorher schon Beschwerden, Erkrankungen (z. B. Osteoporose) oder Bewegungseinschränkungen?

An dieses Anamnesegespräch schliesst sich die körperliche Untersuchung an. Der Arzt tastet den Arm vorsichtig ab und schaut, ob er Weichteilschäden feststellen kann. Ausserdem prüft er Durchblutung, Motorik und Sensibilität des Armes.

Um mit Sicherheit feststellen zu können, ob ein Armknochen gebrochen ist, sind bildgebende Verfahren nötig: Bei Erwachsenen wird der betroffene Arm geröntgt. Bei Kindern führen Ärzte dagegen meist eine Ultraschalluntersuchung durch, damit sie die kleinen Patienten nicht unnötig mit den Röntgenstrahlen belasten.

Eine detailliertere Bildgebung ist mittels Computertomografie (CT) oder Kernspintomografie (Magnetresonanztomografie, MRT) möglich. Solche aufwendigen Untersuchungen können zum Beispiel bei Verdacht auf einen komplizierten Armbruch oder einen Armbruch mit Begleitverletzungen etwa von Sehnen, Bändern oder Nerven sinnvoll sein.

Unter Umständen sind weitere Untersuchungen erforderlich, beispielsweise eine Elektromyografie (EMG) – eine neurologische Untersuchung der elektrischen Muskelaktivität im Verletzungsbereich.

Formen von Armbruch

Die Untersuchungen helfen dem Arzt, die genaue Art und Lage des Armbruchs festzustellen. Beispielsweise kann die Speiche im Unterarm gebrochen sein (Speichenbruch). Ist die Speiche in der Nähe des Handgelenks gebrochen, spricht man von einer Handgelenkfraktur, auch „distale Radiusfraktur“ genannt. Sie kommt bei Erwachsenen sehr häufig vor, besonders bei solchen mit Osteoporose (Knochenschwund).

Mehr über Ursachen und Behandlung dieser Verletzung erfahren Sie im Beitrag Handgelenkbruch.

Osteoporose-Patienten sind auch recht anfällig für einen Bruch des Oberarmkopfes. Der Oberarmkopf ist das schulternahe rundliche Ende des Oberarmknochens (Humerus).

Alles Wichtige zu dieser Form von Armbruch lesen Sie im Beitrag Humeruskopffraktur.

Neben der oben genannten Speiche kann auch der zweite Unterarmknochen (Elle) brechen. Ein solcher Ellenbruch kann an verschiedenen Stellen passieren. Verläuft die Bruchlinie in der Nähe des Ellenbogengelenks und ist dieses Gelenk zudem ausgerenkt (medizin. luxiert), liegt eine sogenannte Monteggia-Fraktur vor.

Mehr über diese Form von Luxationsfraktur erfahren Sie im Beitrag Monteggia-Fraktur.

Arm gebrochen: Behandlung durch den Arzt

Ziel der Therapie bei einem gebrochenen Arm ist es, den Knochen so früh wie möglich wieder belastbar zu machen. Je nach Art und Schweregrad des Armbruchs und dem allgemeinen Gesundheitszustand des Patienten kann der Arzt konservativ oder operativ behandeln:

  • Konservative Behandlung: Der Arzt richtet die Bruchenden aus und stellt den Arm durch einen Gips, eine Schiene oder einen Stützverband ruhig.
  • Operative Behandlung: Hier hat der Arzt je nach Bruch und Begleitverletzungen verschiedene Möglichkeiten. So kann er die Bruchenden zum Beispiel mit Nägeln, Drähten oder Platten in der gewünschten Position fixieren.

Bei einem Armbruch beträgt die Heilungsdauer meist etwa sechs Wochen.

Armbruch vorbeugen

Einen Armbruch zu verhindern, ist nicht leicht, weil er meist durch Ereignisse passiert, die sich schwer kontrollieren lassen. Das kann etwa ein Sturz beim Ski- oder Radfahren, ein Treppensturz, ein Ausrutschen auf dem vereisten Gehsteig oder ein Autounfall sein. Auch wenn man von einem schweren herabfallenden Gegenstand getroffen wird, kann ein gebrochener Arm das Resultat sein.

Allgemeine Vorsicht kann am ehesten solche Unfallverletzungen vorbeugen. Seien Sie also beispielsweise im Strassenverkehr (egal, ob als Autofahrer, Radfahrer oder Fussgänger) konzentriert und aufmerksam. Halten Sie sich an Sicherheitsregeln und achten Sie beim Gehen und Laufen, wo Sie hintreten (etwa auf Treppen oder in unwegsamem Gelände).

Tragen Sie angepasstes Schuhwerk und benutzen Sie gegebenenfalls Gehhilfen. Risikosportarten sollten Sie nach Möglichkeit meiden oder zumindest die empfohlene Schutzausrüstung tragen. So können etwa beim Mountainbiking oder Inline Skating Unterarmschützer verhindern, dass man mit der Diagnose „Arm gebrochen“ im Krankenhaus landet.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autoren:
Carola Felchner
Carola Felchner

Carola Felchner ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und geprüfte Trainings- und Ernährungsberaterin. Sie arbeitete bei verschiedenen Fachmagazinen und Online-Portalen, bevor sie sich 2015 als Journalistin selbstständig machte. Vor ihrem Volontariat studierte sie in Kempten und München Übersetzen und Dolmetschen.

Andreas Fromm
Andreas Fromm

Andreas Fromm ist Fachautor für Notfallmedizin und lehrt seit 2018 als Dozent an der Berufsfachschule für Notfallsanitäter und -sanitäterinnen der Feuerwehr Hamburg.

ICD-Codes:
S42S52
ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen.
Quellen:
  • Deutsches Rotes Kreuz (DRK): Knochenbrüche im Bereich des Beines/Armes/Gelenkes, unter: www.drk.de (Abrufdatum: 12.11.2021)
  • Deutsches Rotes Kreuz: Knochenbrüche, unter: www.drk.de (Abrufdatum: 12.11.2021)
  • Informationen für Eltern und Patienten der Kliniken Köln: Knochenbrüche im Kindesalter, unter: www.kliniken-koeln.de (Abrufdatum: 12.11.2021)
  • Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie: Proximale Humerusfraktur beim Kind, Stand: Oktober 2021
  • Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie: Unterarmschaftfrakturen im Kindesalter, Stand: April 2016, derzeit in Überarbeitung
  • Plesch, Sieven, Trzolek: Handbuch Sportverletzungen, Meyer & Meyer Verlag, 3.Auflage, 2016
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