Ernährung bei Fettleber

Von , Arzt und Medizinjournalist
Dr. med. Martin Waitz

Dr. Martin Waitz hat Humanmedizin an der Universität zu Köln studiert. Er arbeitete als Arzt in der Inneren Medizin sowie als medizinischer Online-Redakteur und Chefredakteur bei Gesundheitsportalen. Seine Schwerpunkte sind die Erstellung und medizinische Qualitätssicherung von Patienteninformationen.

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Die effektivste Behandlung einer Fettleber ist eine umfassende Änderung des Lebensstils. Erfahren Sie, welche Ernährung bei einer Fettleber sinnvoll ist und welche Lebensmittel Sie lieber vermeiden.

Ernährung bei Fettleber

Alkoholische versus nicht-alkoholische Fettleber

Es gibt zwei unterschiedliche Formen der Fettleber: eine nicht-alkoholische und eine alkoholische. Letztere wird, wie der Name bereits vermuten lässt, durch übermässigen Alkoholkonsum verursacht.

Eine nicht-alkoholische Fettleber entsteht dagegen häufig durch eine zu hohe Kalorienaufnahme bei gleichzeitigem Bewegungsmangel. Daher ist eine Ernährungsumstellung gekoppelt mit regelmässiger Bewegung das Mittel der Wahl, um eine Fettleber zu behandeln oder ihr vorzubeugen.

Wie ernährt man sich bei einer Fettleber?

Generell wird bei Patienten mit einem erhöhten Body-Mass-Index (BMI ≧25) eine Gewichtsreduktion empfohlen. Diese muss gar nicht dramatisch sein, um einen positiven Effekt auf die Gesundheit zu haben.

Bei Menschen mit einer nicht-alkoholischen Fettleber (NAFL) hilft bereits eine Reduktion des Körpergewichts um drei bis fünf Prozent dabei, den Zustand der Leber zu verbessern – also etwa drei bis fünf Kilogramm bei einer 100 Kilogramm schweren Person. Bei der schwereren Fettleberentzündung (NASH) ist es ratsam, das Körpergewicht um sieben bis zehn Prozent zu reduzieren.

Crash-Diäten sind nicht zu empfehlen

Eine extreme Einschränkung der Kalorienaufnahme für einen möglichst schnellen Gewichtsverlust (sogenannte Crash-Diäten) ist nicht ratsam. Denn solche Diäten sind meist nicht nachhaltig und führen stattdessen zu ungesunden Gewichtsschwankungen (auch bekannt als "Jo-Jo-Effekt"). Je nach Einschränkung der Lebensmittelauswahl führen extreme Diäten bei manchen Menschen sogar zu Mangelerscheinungen.

Patienten mit Übergewicht sollten ihre konsumierten Kalorien insgesamt zwar reduzieren, prinzipiell ist es aber wichtiger, auf die Qualität der Ernährung zu achten, als nur auf eine möglichst rasche Gewichtsreduktion. Bei Patienten ohne Übergewicht empfiehlt sich ebenfalls eine Ernährungsumstellung, um die Verfettung der Leber zu reduzieren.

Allgemeine Ernährungsempfehlungen bei Fettleber

Mit folgenden Tipps können Patientinnen und Patienten mit Fettleber ihre Ernährung verbessern:

  • Traditionelle Ernährungsgewohnheiten befolgen: Grösstenteils pflanzenbasiert essen: Hülsenfrüchte als pflanzliche Proteinquelle, Gemüse und Obst und nur wenig Fleisch (insbesondere rotes Fleisch)
  • Fruktose-Konsum einschränken: Stark verarbeitete Lebensmittel meiden, da diese viel zusätzlichen Zucker (insbesondere Fruktose) enthalten; gezuckerte Getränke vermeiden
  • Mehr Omega-3-Fettsäuren und ungesättigte Fettsäuren in den Speiseplan integrieren: Wenn möglich, 2-3 Mal pro Woche Fisch auf den Speiseplan setzen (Lachs, Sardinen, Forellen, Plattfisch, Makrelen oder Heringe); natives Ölivenöl zum Kochen und in Salaten verwenden; Nüsse und Samen liefern weitere ungesättigte Fettsäuren und bieten sich als Snack an
  • Erhöhung des Anteils ballaststoffreicher Lebensmittel in der Ernährung: Gemüse sollte zu jeder Hauptmahlzeit dazugehören und einen grösseren Teil der Mahlzeit ausmachen (dabei auf Vielfalt setzen); bei Brot und Getreide Vollkornvarianten wählen; Fleisch 2-3 Mal pro Woche durch Hülsenfrüchte wie Linsen, Kichererbsen oder Bohnen ersetzen; frisches Obst

Während die Ernährung zum Abbau einer Fettleber nicht unbedingt über einen niedrigen Fettanteil verfügen muss, lohnt es sich, auf die Art der verzehrten Fette zu achten. Lebensmittel mit einem hohen Anteil gesättigter Fettsäuren wie beispielsweise Butter sollten durch solche mit mehrfach ungesättigten Fettsäuren/Omega-3-Fettsäuren oder einfach ungesättigten Fettsäuren ersetzt werden. Beispiele für solche Fettsäuren sind etwa Kochöle wie natives Olivenöl und Rapsöl.

Lebensmittel-Auswahl und Zubereitung

Die Auswahl der Lebensmittel spielt dabei ebenso eine Rolle wie die Zubereitung. So sind beispielsweise ein paar gekochte Eier pro Woche oder ein lockeres Rührei aufgrund der darin enthaltenen Proteine und Vitamine durchaus auch bei einer Fettleber gesund, während in Butter angebratenes Spiegelei mit Speck zusätzlich eine Menge gesättigter Fettsäuren liefert.

Da ein hoher Zuckerkonsum mit Insulinresistenz und der Entstehung von Typ-2-Diabetes in Zusammenhang gebracht wird, ist eine Reduktion von Lebensmitteln mit einem hohen Anteil zugesetztem Zucker und stark verarbeiteten Kohlenhydraten (zum Beispiel Weissbrot) ratsam.

Verschiedene Studien weisen darauf hin, dass Kaffee möglicherweise einen positiven Effekt bei Patienten mit Fettleber hat. Bis zu 300 mg Koffein pro Tag konsumieren Erwachsene durchschnittlich ohne negative Auswirkungen. Das entspricht maximal vier Tassen schwarzem Filterkaffee.

Bei allen Patienten, unabhängig von deren Gewicht, unterstützt regelmässige Bewegung zusätzlich den Abbau einer Fettleber.

Welche Lebensmittel sollte man bei Fettleber nicht essen?

Zum Abbau der Fettleber reduzieren Sie die folgenden Lebensmittel so weit wie möglich oder vermeiden sie gänzlich:

  • Sehr zuckerhaltige Getränke (Softdrinks, aber auch Kaffee mit Zucker oder Sirup sowie Fruchtsäfte und vermeintlich gesunde Smoothies)
  • Besonders zuckerhaltige Speisen (Süssigkeiten, Gebäck, gezuckertes/eingelegtes Obst)
  • Stark verarbeitete Lebensmittel (Fast Food und Fertiggerichte)
  • Lebensmittel mit einem hohen Anteil gesättigter Fette (hauptsächlich in tierischen Produkten wie Butter, Schmalz, Fleisch, Sahne, aber auch in gebratenen oder frittierten Lebensmitteln)

Auch Honig ist bei Fettleber nicht empfehlenswert. Denn obwohl Honig oft als die gesündere Alternative zu Industriezucker gepriesen wird, enthält er eine grosse Menge Fruchtzucker und fällt somit in die gleiche Kategorie wie andere extrem zuckerhaltige Speisen. Ähnlich verhält es sich mit der Regel "3 Äpfel am Tag führen zu einer Fettleber". Dabei geht es nicht darum, dass Äpfel besonders ungesund sind, sondern schlicht darum, dass zuviel Obst den Zuckerkonsum in die Höhe treibt und somit die Entstehung einer Fettleber fördert.

Alkohol? Lieber nicht

Zusätzlich empfiehlt es sich, dass Patienten mit Fettleber keinen Alkohol konsumieren, da dieser die Leber weiter belastet und somit die Schädigung potenziell verschlimmert. Da Medikamente die Leber unterschiedlich stark belasten, sprechen Betroffene die Einnahme ebenfalls mit dem Arzt ab und klären, ob möglicherweise weniger leberbelastende Medikamente zur Verfügung stehen.

Bei der Suche nach Ernährungsempfehlungen findet sich häufig der Ratschlag, bei Fettleber keine Zwiebeln zu sich zu nehmen. Als Erläuterung, warum keine Zwiebeln bei Fettleber empfehlenswert sind, findet sich häufig nur die vage Aussage, dass diese die Leber "belasten". Es gibt jedoch keine wissenschaftlichen Belege, dass Zwiebeln die Leber übermässig belasten. Im Gegenteil gibt es einige Studien an Tieren, die darauf hindeuten, dass Zwiebeln eventuell sogar die Leberwerte bei einer NAFL verbessern.

Insgesamt unterscheidet sich die Ernährungspyramide bei Menschen mit einer Fettleber nicht stark von der gesunden Ernährung, die generell empfohlen wird.

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Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:
Dr. med. Martin Waitz
Dr. med.  Martin Waitz

Dr. Martin Waitz hat Humanmedizin an der Universität zu Köln studiert. Er arbeitete als Arzt in der Inneren Medizin sowie als medizinischer Online-Redakteur und Chefredakteur bei Gesundheitsportalen. Seine Schwerpunkte sind die Erstellung und medizinische Qualitätssicherung von Patienteninformationen.

ICD-Codes:
K76K70
ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen.
Quellen:
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