Faktor-V Leiden

Von 
Dr. med. Julia Schwarz

Dr. med. Julia Schwarz ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion.

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Die Faktor-V-Leiden-Mutation, auch APC-Resistenz genannt, ist eine Erbkrankheit, die die Blutgerinnung stört. Das bedeutet, die Betroffenen haben ein höheres Risiko, ein Blutgerinnsel (Thrombose) zu bekommen. Verursacht wird die Erkrankung meist durch eine genetische Mutation am Blutgerinnungsfaktor V (sprich: fünf). Die Therapie des Faktor-V Leiden umfasst vor allem die Vorbeugung und Behandlung von Thrombosen. Lesen Sie hier alles Wichtige zum Faktor-V Leiden.

Faktor-V-Leiden-Mutation

Kurzbeschreibung

  • Definition: Erbkrankheit, bei der die Blutgerinnung gestört ist, weshalb Menschen mit einer homozygoten Mutation ein erhöhtes Thromboserisiko haben
  • Symptome: Erhöhtes Risiko für venöse Blutgerinnsel (Thrombosen); am häufigsten tiefe Venenthrombosen, in seltenen Fällen Lungenembolien
  • Behandlung: Bisher keine ursächliche Behandlung möglich; akute Thrombosen werden nach aktuellen Standards behandelt
  • Ursachen und Risikofaktoren: Genetische Ursache, jedoch erhöhen andere Faktoren das Risiko für Thrombosen; z.B. Rauchen, Hormoneinnahme oder -blockierung (Verhütungsmittel, Hormon-Ersatz-Therapie), Schwangerschaft, andere Thrombophilie-Erkrankungen, Übergewicht, Bewegungsmangel
  • Diagnose: Krankheitsgeschichte und Familiengeschichte (Anamnese); Laboranalyse APC-Resistenz-Test; Gentest zur Bestätigung einer Faktor-V-Leiden-Mutation
  • Krankheitsverlauf und Prognose: Bei homozygoter Faktor-V-Leiden-Mutation besteht die Möglichkeit wiederholter Thrombosen; Lebenserwartung ist in der Regel nicht beeinträchtigt
  • Vorbeugung: Prävention der Mutation nicht möglich, da die Ursache eine genetische Mutation ist; Risiko für Thrombosen lässt sich jedoch senken

Was ist Faktor-V Leiden?

Unter Faktor-V Leiden (gesprochen: „Faktor-fünf Leiden“) versteht man eine Mutation des Genes, auf dem der Bauplan für den Faktor V (lateinische Schreibung der Zahl fünf) des Gerinnungssystems zu finden ist. Benannt ist die Krankheit nach der niederländischen Stadt Leiden, wo sie erstmals entdeckt wurde. Manchmal wird der Name der Erkrankung auch inkorrekt "Faktor-5-Leiden" geschrieben.

Durch die Faktor-V-Leiden-Mutation kommt es zur sogenannten APC-Resistenz. Der Begriff Faktor-V Leiden wird zwar häufig als Synonym für die APC-Resistenz verwendet. Tatsächlich wird damit aber nur die genetische Mutation umschrieben, nicht die Krankheit selbst. Die Genveränderung führt bei Betroffenen dazu, dass das Blut leichter verklumpt. Das erhöht das Risiko für Thrombosen (venöse Blutgerinnsel).

Ärzte bezeichnen eine Erkrankung, bei der das Thromboserisiko erhöht wird, allgemein als eine sogenannte Thrombophilie. Die APC-Resistenz ist die häufigste genetisch bedingte Thrombophilie in Europa. Allein in Deutschland ist die Mutation im Erbgut grundsätzlich bei etwa sieben Prozent der Bevölkerung vorhanden.

Allerdings hängt die Schwere der Erkrankung davon ab, ob beide Eltern (homozygot) oder nur ein Elternteil (heterozygot) das veränderte Gen weitergegeben haben. Menschen mit heterozygotem Faktor-V Leiden haben ein etwa fünf bis zehnfach erhöhtes Risiko für eine Thrombose. Wenn von beiden Eltern ein defektes Gen vererbt wurde, wird das Risiko für eine Thrombose sogar um das 50- bis 100-Fache gesteigert. Allerdings ist diese homozygote Faktor-V-Leiden-Mutation deutlich seltener – sie betrifft nur 0,02 Prozent der Bevölkerung.

Auffallend ist, dass die APC-Resistenz fast ausschliesslich bei Menschen europäischer Abstammung auftritt. Bei den Ureinwohnern Afrikas, Asiens, Amerikas und Australiens kommt der Faktor-V Leiden nur extrem selten vor. Forscher nehmen an, dass die Genveränderung in der Evolution möglicherweise ein Überlebensvorteil war. Denn bei Verletzungen bietet es einen gewissen Schutz vor dem Verbluten, wenn das Blut schnell gerinnt. Gleichzeitig ist die Lebenserwartung bei Menschen mit Faktor-V Leiden in der Regel nicht eingeschränkt, weshalb auch kein Nachteil in der Evolution bestand.

Welche Symptome treten bei der Faktor-V-Leiden-Variante auf?

Oftmals verläuft die APC-Resistenz (Faktor-V-Leiden-Mutation) lange Zeit vollkommen ohne Beschwerden. Die Erkrankung wird meist erst dann entdeckt, wenn es aufgrund der verstärkten Blutgerinnbarkeit zu einem Blutgerinnsel (Thrombose) kommt. Diese Blutgerinnsel betreffen vor allem die venösen Gefässe, also Blutbahnen, die sauerstoffarmes Blut zum Herzen führen.

Am häufigsten bildet sich eine Thrombose in den tiefen Beinvenen (tiefe Venenthrombose, TVT). Dadurch kommt es zu einem schmerzhaft geschwollenen Bein, welches ausserdem auffallend warm und dunkelrot bis lila gefärbt ist. Gefährlich wird es, wenn das Blutgerinnsel aus dem Bein weiter im Blutstrom transportiert wird und über das Herz in die Lunge gelangt. Im schlimmsten Fall verstopft es dort Gefässe und führt somit zu einer Lungenembolie. Eine Lungenembolie geht meist mit Schmerzen und Atemnot einher und ist oft akut lebensbedrohlich.

Bisher gibt es nicht ausreichend Beweise dafür, dass der Faktor-V Leiden auch zur Blutgerinnselbildung in arteriellen Gefässen führt. Die APC-Resistenz steigert also nicht die Häufigkeit von Blutgerinnseln in den Herzkranzgefässen und in den Gehirngefässen und dementsprechend auch nicht das Risiko für Herzinfarkte beziehungsweise Schlaganfälle. Hingegen gibt es Hinweise darauf, dass bei Frauen mit einer APC-Resistenz häufiger Fehlgeburten auftreten.

Wie kann ein Faktor-V Leiden behandelt werden?

Da es sich bei der APC-Resistenz aufgrund einer Faktor-V-Leiden-Mutation um eine genetische Erkrankung handelt, lässt sie sich bislang nicht ursächlich behandeln. Eine Faktor-V-Leiden-Therapie ist ohnehin nur in zwei Situationen notwendig: erstens, wenn akut eine Thrombose aufgetreten ist, und zweitens, wenn in bestimmten Risikosituationen die Entstehung einer Thrombose zumindest wahrscheinlich ist. Dann ist eine vorbeugende Behandlung (Thromboseprophylaxe) notwendig.

Eine akute Thrombose wird meist mit Heparinen und sogenannten Vitamin-K-Antagonisten („Cumarine“) behandelt. Danach dauert die gerinnungshemmende Therapie mindestens sechs Monate. Da das Thromboserisiko bei einem homozygoten Faktor-V Leiden höher ist, verlängert sich hier oft die Behandlungsdauer. Zur dauerhaften Thromboseprophylaxe werden die Vitamin-K-Antagonisten eingesetzt, da sie in Tablettenform verfügbar sind. Heparine hingegen gibt es nur als Spritzen, weshalb eine Daueranwendung mit ihnen problematisch wäre.

Heparine

Dieser Wirkstoff löst ein Blutgerinnsel und hemmt die Blutgerinnung. Heparin wird unter die Haut (subkutan) oder direkt in die Vene (intravenös) gespritzt, weshalb sich dieses Medikament vor allem für die kurzfristige Anwendung eignet. Die Gabe von Heparin ist in der Regel gut verträglich.

Zu den Nebenwirkungen zählt in seltenen Fällen eine Heparin-verursachte Armut an Blutplättchen (HIT 1 oder HIT 2) und damit eine erhöhte Blutungsneigung. Schwangere Patientinnen mit einem Faktor-V Leiden werden in der Regel immer heparinisiert, da dieses Medikament gut vertragen wird und keine Gefahr für das ungeborene Kind darstellt.

Vitamin-K-Antagonisten („Cumarine“)

Das Vitamin K spielt in der Blutgerinnung eine wichtige Rolle, es ist essenziell für die Bildung der Gerinnungsfaktoren. Vitamin-K-Antagonisten drosseln die Produktion von Vitamin K. Dadurch werden auch die Gerinnungsfaktoren nicht mehr in ausreichender Menge gebildet, die Blutgerinnung verhindert. Man sagt oft, die Cumarine würden das Blut „verdünnen“. Dies ist zwar wissenschaftlich nicht korrekt, verdeutlicht aber, dass die Gerinnbarkeit durch diese Medikamente herabgesetzt wird.

Als unerwünschte Arzneimittelwirkung kommt es allerdings in einigen Fällen zu starken Blutungen, weil die Blutgerinnung praktisch aufgehoben ist. Das ist insbesondere bei Verletzungen problematisch.

Die richtige Dosierung der Vitamin-K-Antagonisten erfolgt anhand regelmässiger Blutkontrollen, bei denen der labormedizinische Parameter INR (International Normalized Ratio) bestimmt wird. Früher wurde der sogenannte Quick-Wert bestimmt (Thromboplastinzeit = TPZ). Dieser wird aber nicht mehr so häufig eingesetzt, damit sich die Werte verschiedener Labore besser miteinander vergleichen lassen.

Zur Thromboseprophylaxe beträgt der Zielwert des INR 2,0–3,0. (Ohne Blutverdünnung beträgt der INR 1,0). Es ist wichtig, dass Cumarine aufgrund der potenziell schweren Nebenwirkungen einer Überdosierung immer exakt nach den Vorgaben des Arztes eingenommen werden. In der Schwangerschaft werden sie nicht verwendet, da sie fruchtschädigend sind, also die Gefahr besteht, dass sie die gesunde Entwicklung des Kindes behindern.

Generell erhöhen nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen oder Diclofenac das Blutungsrisiko. Es gibt Hinweise darauf, dass die Langzeiteinnahme von Cumarinen, die häufiger bei Patienten mit Faktor-V Leiden verwendet werden, in Kombination beispielsweise mit Ibuprofen eventuell das Blutungsrisiko noch weiter erhöht.

Im Normalfall muss die Cumarin-Dosis nicht angepasst werden, es empfiehlt sich jedoch, eher auf nicht so blutverdünnende Wirkstoffe wie Paracetamol zu setzen und die Medikamenteneinnahme vorher mit dem Arzt zu besprechen. Aspirin (Acetylsalicylsäure, ASS) sollte auf jeden Fall vermieden werden.

Neue orale Antikoagulanzien

Zusätzlich sind seit mehreren Jahren die sogenannten „neuen oralen Antikoagulanzien“ (NOAC) erhältlich. Dazu gehören Wirkstoffe wie beispielsweise Dabigatran und Rivaroxaban. Diese Arzneimittel werden anstatt der Vitamin-K-Antagonisten eingesetzt. Welchen Wirkstoff ein Arzt wählt, hängt von der individuellen Situation ab, zum Beispiel welche weiteren Erkrankungen gegebenenfalls noch bestehen.

Faktor-V Leiden: Schwangerschaft

Faktor-V-Leiden-Betroffene fragen sich häufig, ob die Erkrankung Auswirkungen auf eine mögliche Schwangerschaft hat. Eine Schwangerschaft erhöht durch die hormonelle Umstellung ganz generell das Risiko für eine Thrombose, und eine APC-Resistenz erhöht das Risiko während der Schwangerschaft nochmals weiter. Das stellt sowohl eine Gefahr für die schwangere Person als auch für das ungeborene Kind dar.

Bei APC-Resistenz kommt es vermehrt zu Spontanfehlgeburten (Spontanaborten). Aber: Unter adäquater Thromboseprophylaxe mit Heparin stellt ein Faktor-V Leiden kein grundsätzliches Hindernis für einen Kinderwunsch dar.

Ob eine Thromboseprophylaxe während der Schwangerschaft eingesetzt wird, hängt davon ab, wie gravierend der Defekt des Faktor V ist. Bei Schwangeren mit heterozygotem Faktor-V Leiden wird eine Thromboseprophylaxe während der Schwangerschaft nur empfohlen, wenn weitere Risikofaktoren für eine Thrombose wie Übergewicht oder Krampfadern bestehen.

Bei Schwangeren mit homozygotem Faktor-V Leiden wird dagegen grundsätzlich eine Thromboseprophylaxe während der gesamten Schwangerschaft und bis etwa sechs Wochen nach der Entbindung durchgeführt.

Ebenso wie die Prophylaxe ist die Frage nach einem Beschäftigungsverbot während der Schwangerschaft individuell zu beantworten. Auch wenn ein Faktor-V Leiden während der Schwangerschaft im Regelfall nicht zu einem Beschäftigungsverbot führt, hängt dies vom Gesamtrisiko ab, das sich aus weiteren Erkrankungen und sonstigen Umständen wie beispielsweise den konkreten Arbeitsbedingungen ergibt.

Ursachen und Risikofaktoren

Die häufigste Ursache der APC-Resistenz ist die Faktor-V-Leiden-Mutation. Unter einer Mutation versteht man allgemein eine Veränderung innerhalb eines Gens. Diese Mutation wird beim Faktor-V Leiden dominant vererbt. Das heisst, auch wer nur ein krankes und ein gesundes Gen besitzt, hat bereits ein erhöhtes Risiko für Gerinnsel. Sind die Gene beider Chromosomen betroffen, steigt das Risiko aber noch einmal erheblich höher.

Faktor-V-Leiden-Mutation führt zu einer überschiessenden Blutgerinnung

Die Blutgerinnung ist ein sehr komplexer Vorgang. Hauptbestandteil der Blutgerinnung sind die sogenannten Gerinnungsfaktoren. Dabei handelt es sich um verschiedene Eiweisse, die im Zusammenspiel sicherstellen, dass das Blut verklumpt. Einer davon ist der in der Leber gebildete Faktor V ("Faktor fünf").

Bei der Faktor-V-Leiden-Mutation ist die Struktur des betroffenen Eiweisses aufgrund der genetischen Fehlinformation minimal verändert. Das hat aber Konsequenzen: Normalerweise verhindert der Gegenspieler des Faktor V, das aktivierte Protein C (APC), eine übermässige Blutgerinnung. Aufgrund der leicht veränderten Struktur des Faktor V hemmt das APC den Faktor V nicht mehr ausreichend, sondern nur noch in geringem Masse. Man sagt auch, der Faktor V wäre „resistent“. Daher wird die Erkrankung alternativ als „APC-Resistenz“ bezeichnet.

Risikofaktoren für eine Thrombose

Eine Thrombose tritt beim Faktor-V Leiden in etwa 60 Prozent der Fälle spontan auf, also ohne weitere Risikofaktoren. In etwa 40 Prozent sind vermutlich weitere Risikofaktoren für eine Thrombose mitverantwortlich. Dazu gehören die Einnahme von einigen hormonellen Verhütungsmitteln, Schwangerschaft und Geburt, Übergewicht, Operationen und längere Immobilisation. Mit Immobilisation ist gemeint, dass sich ein Mensch beispielsweise aufgrund einer Operation nicht ausreichend bewegt.

Auch Reisen, insbesondere das längere Verharren in Auto, Bus oder Flugzeug fördert die Bildung von Thrombosen. Daher sollten Menschen mit Faktor-V Leiden insbesondere bei längeren Sitzzeiten darauf achten, ausreichend zu trinken.

Ein sogenannter Gerinnungsausweis bietet sich für Patienten mit Faktor-V-Leiden-Mutation an. Diesen Ausweis führen Sie mit sich, damit in Notfällen das medizinische Personal über Ihre Erkrankung informiert ist und die Behandlung entsprechend anpasst. Aber auch bei anderen Arztterminen ist es wichtig, den behandelnden Arzt über die APC-Resistenz zu informieren.

Im Normalfall zählt auch ein homozygot vererbter Faktor-V Leiden nicht als Behinderung. Ob die Einschränkungen durch die Auswirkungen der Faktor-V-Leiden-Variante schwerwiegend genug sind, um einen Behindertenausweis zu beantragen, beurteilt im Einzelfall jedoch der behandelnde Facharzt.

Wie wird eine Faktor-V-Leiden-Variante diagnostiziert?

Der richtige Ansprechpartner bei Verdacht auf eine Faktor-V-Leiden-Mutation ist ein Arzt, der sich auf Erkrankungen des Bluts spezialisiert hat (Hämatologe). Meist suchen Menschen diesen Arzt auf, wenn bereits eine Thrombose aufgetreten ist und nach der Ursache gesucht wird. Besonders wenn die Thrombose vor dem 45. Lebensjahr aufgetreten ist, sollte stets überprüft werden, ob eine APC-Resistenz möglicherweise der Auslöser war.

Beim Termin wird der Arzt Ihnen zunächst in einem Gespräch (Anamnese) einige Fragen zu den aktuellen Beschwerden und eventuellen Vorerkrankungen stellen. Mögliche Fragen des Arztes sind:

  • Ist bei Ihnen ein Blutgerinnsel (Thrombose) aufgetreten? Wenn ja, an welcher Körperstelle?
  • Sind bei Ihnen schon mehrfach Thrombosen aufgetreten?
  • Hatte jemand aus Ihrer Verwandtschaft bereits eine Thrombose?
  • Sind bei Ihnen jemals Fehlgeburten aufgetreten?
  • Nehmen Sie Medikamente zur hormonellen Verhütung?

Da es sich bei einem Faktor-V Leiden um eine Störung der Blutgerinnung handelt, ist die Blutuntersuchung nach dem Anamnesegespräch der erste Untersuchungsschritt. Man misst dabei die Zeit, die das Blut zur Gerinnung benötigt (Gerinnungszeit).

Zur Abklärung der APC-Resistenz analysiert man die Gerinnungszeit nach Zugabe von aktiviertem Protein C. Normalerweise verlängert sie sich dadurch, weil das aktivierte Protein C den Faktor V und damit die Blutgerinnung bei gesunden Menschen hemmt. Bei der Faktor-V-Leiden-Mutation ändert die Zugabe von aktiviertem Protein C aber nichts an der Gerinnungszeit.

Wurde mit der Blutuntersuchung eine APC-Resistenz festgestellt, wird im Anschluss überprüft, ob eine Faktor-V-Leiden-Mutation dafür verantwortlich ist. Denn theoretisch führen auch andere Erkrankungen zu einer APC-Resistenz.

Um das abzuklären, erfolgt eine genetische Untersuchung. Dabei wird auf molekularbiologischer Ebene untersucht, ob der typische Gendefekt (Faktor-V-Leiden-Mutation) besteht oder nicht. Zudem wird genau beurteilt, wie stark der Gendefekt ausgeprägt ist, also, ob beide Genkopien den Defekt tragen oder nur eine der beiden Genkopien den Defekt aufweist. Diese Unterscheidung ist wichtig, um das Thromboserisiko einzuschätzen und die notwendige Therapie zu planen.

Die Kosten für die Tests auf einen Faktor-V Leiden werden von der Krankenkasse im Normalfall dann übernommen, wenn ein begründeter Verdacht für die Erkrankung besteht.

Faktor-V Leiden: Krankheitsverlauf und Prognose

Der Gendefekt lässt sich nicht ursächlich behandeln. Ein Faktor-V Leiden erhöht das Thromboserisiko bei heterozygotem Faktor-V Leiden moderat (fünf bis zehnfach) und bei homozygotem Faktor-V Leiden (50–100-fach) ganz erheblich. Wird der Faktor-V Leiden jedoch rechtzeitig erkannt, lässt sich durch eine Anpassung des Lebensstils das Thromboserisiko bereits deutlich verringern. Ein Verzicht auf Nikotin und gegebenenfalls eine Gewichtsreduktion sind dabei hilfreich.

Frauen mit Faktor-V Leiden informieren sich am besten beim Gynäkologen über Alternativen zur hormonellen Empfängnisverhütung. Eine gesunde Ernährung und Sport wirken ebenfalls präventiv gegen Thrombosen. Wenn beim Auftreten einer Thrombose umgehend eine medikamentöse Blutverdünnung eingeleitet wird, ist die Prognose recht gut. Allerdings treten bei Menschen mit Faktor-V-Leiden-Mutation solche Blutgerinnsel unter Umständen immer wieder auf.

Patienten mit heterozygotem Faktor-V-Leiden dürfen übrigens laut Angaben des DRK prinzipiell Blut spenden, sofern bisher noch keine Thrombose aufgetreten ist. Die Erkrankung muss jedoch beim Blutspendearzt angegeben werden und dieser entscheidet im Einzelfall nach den aktuellen und lokalen Richtlinien, ob die Spende möglich ist.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Vorlage:
Dr. med. Stefan Wolfer
Autor:
Dr. med.  Julia Schwarz

Dr. med. Julia Schwarz ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion.

ICD-Codes:
D68
ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen.
Quellen:
  • Baenkler, H.-W. et al.: Kurzlehrbuch Innere Medizin. Georg Thieme Verlag, 2007
  • Kujovich, J.L.: Factor V Leiden Thrombophilia. GeneReviews (Stand: 01/2018).
  • Lindhoff-Last, E.: Blutungs-und Gerinnungsstörungen. Die Gynäkologie (2013): 273-285.
  • Martinelli, I. et al.: Mutations in coagulation factors in women with unexplained late fetal loss. N Engl J Med 2000; 343: 1015-8.
  • S3-Leitlinie: Prophylaxe der Venösen Thromboembolie (Stand: 10/2015), unter: www.awmf.org
  • Urban & Vogel: Die Kombination erhöht sowohl das Blutungs- als auch das Thromboembolierisiko. InFo Neurologie 17, 39 (2015).
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