Eingewachsener Zehennagel

Von 
Dr. med. Julia Schwarz

Dr. med. Julia Schwarz ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion.

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Ein eingewachsener Zehennagel (Unguis incarnatus) findet sich meist am grossen Zeh. Er drückt sich in das Nagelbett und verursacht Schmerzen. Oft entzündet sich ein eingewachsener Zehnagel auch. Mögliche Ursachen für das Einwachsen sind zum Beispiel zu enges Schuhwerk und falsches Nagelschneiden. Lesen Sie hier mehr zu den Ursachen und Symptomen und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt, wenn ein Zehennagel eingewachsen ist.

eingewachsener zehennagel

Eingewachsener Zehennagel: Beschreibung

Eingewachsene Zehennägel drücken meist in das umliegende Gewebe. Durch diesen Druck entwickelt sich oftmals eine  Entzündung mit schmerzhafter Schwellung. Das gereizte Gewebe ist anfälliger für den Eintritt von Bakterien, was die Entzündung verschlimmert. Infolge der Entzündung bildet sich sogenanntes "wildes Fleisch" (Granulationsgewebe), das bei der Heilung der Wunde zu wuchern beginnt.

Eingewachsene Nägel verursachen unangenehme Schmerzen, weshalb die Betroffenen oftmals die Nägel noch kürzer schneiden, und zwar in vielen Fällen oval. Schon leichter Druck durch die Schuhe schiebt dann den Nagelrand ins Gewebe – erneut entsteht ein eingewachsener Zehennagel. Allein können sich Betroffene nur schwer aus diesem Teufelskreis befreien. Ein eingewachsener Zehnagel gehört also in professionelle Behandlung. Ein Arzt oder eine medizinische Fusspflege sollten dabei die erste Anlaufstelle sein.

Eingewachsener Zehennagel: Symptome

Ein eingewachsener Zehennagel betrifft meist die Grosszehe, seltener die restlichen Zehennägel oder die Fingernägel. Er kann starke lokale Schmerzen verursachen. Die begleitende Entzündung ruft eine Schwellung hervor, das Gewebe ist häufig gerötet und fühlt sich warm an. Das Tragen von Strümpfen oder das Aufliegen einer Bettdecke kann für Betroffene mitunter zu einer Qual werden. In fortgeschrittenem Stadium kann das Gewebe anfangen, zu bluten. Zudem bringt in vielen Fällen ein eingewachsener Zehennagel Eiter mit sich.

Eingewachsener Zehennagel: Ursachen und Risikofaktoren

Ein eingewachsener Nagel kann verschiedene Ursachen haben. Eingewachsene Zehennägel können durch die falsche Technik beim Nägelschneiden gefördert werden. Wird der Zehennagel an den Rändern zu weit nach unten abgeschnitten (also oval geschnitten), wachsen die Ränder anschliessend leichter in das umliegende Nagelbett ein.

Enges Schuhwerk – das besonders Frauen tragen – kann ebenfalls der Grund für einen eingewachsenen Zehennagel sein. Im engen Schuh kann anhaltend erhöhter Druck zwischen Haut und Zehennagel leicht zum Einwachsen des Nagels führen. Starkes Schwitzen an den Füssen weicht ausserdem die Haut um den Nagel herum auf und erhöht ebenfalls das Risiko für eingewachsene Zehennägel.

Ausserdem tritt ein eingewachsener Zehennagel familiär gehäuft auf. Manche Menschen haben von Natur aus breitere Nagelbette als andere. Die angeborenen anatomischen Gegebenheiten des Nagelbetts spielen also ebenfalls eine Rolle.

Eingewachsener Zehennagel: Untersuchungen und Diagnose

Patienten können meist selbst erkennen, was die Schmerzen und Entzündung am Fuss verursacht: ein eingewachsener Zehennagel. Welcher Arzt beziehungsweise welche Fachkraft kann aber bei einem solchen Problem weiterhelfen? In leichteren Fällen genügt meist die Hilfe eines medizinischen Fusspflegers (Podologe). Ist ein eingewachsener Zehennagel schon weiter fortgeschritten und mit erheblichen Beschwerden verbunden, sollten Sie einen Hautarzt oder Fusschirurgen aufsuchen.

Eingewachsener Zehennagel: Behandlung

Ist ein Nagel eingewachsen, bedarf es einer zeitnahen Behandlung. Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten:

Eingewachsener Zehennagel: Konservative Behandlung

Als erste Massnahme empfiehlt es sich, den eingewachsenen Zehennagel zu tapen, um das umliegende Gewebe vom Nagel zu entlasten. Dazu wird ein wattierter Pflasterstreifen zwischen den Nagel und den entzündeten Nagelwall geschoben. Das Pflaster wird anschliessend so um den Zeh gezogen, dass mehr Luft zwischen Haut und Nagel liegt. Die Patienten empfinden diese Massnahme meist als sofortige Entlastung, und die Schmerzen werden gelindert.

Zudem kann ein eingewachsener Zehennagel mit antientzündlicher Jod-Salbe behandelt werden. Im Vorfeld sind oft Fussbäder sinnvoll: Sie weichen das Gewebe auf, sodass ein eingewachsener Zehennagel anschliessend besser mit Salben und Pflastern versorgt werden kann.

Manchmal wird ein eingewachsener Zehennagel mittels einer Nagelkorrekturspange behandelt, wenn der Nagel an den seitlichen Rändern zu rund geformt ist. Ein medizinischer Fusspfleger (Podologe) bringt die aus Kunststoff oder Stahldraht bestehende Spange so an, dass sie an den Nagelrändern befestigt ist und in der Mittel des Nagels fixiert ist. Sie wird über einen Zeitraum von circa sechs bis zwölf Monaten getragen. Dadurch wird ein eingewachsener Zehennagel langsam wieder aus den Tiefen des Nagelbettes nach oben gezogen. Der Nagel wächst quasi von Grund auf in eine neue Form, weshalb dieser Vorgang auch so lange dauert.

Eingewachsener Zehennagel: OP

Reichen die konservativen Massnahmen nicht aus, sollte ein eingewachsener Zehennagel operativ behandelt werden: Unter lokaler Betäubung werden die eingewachsenen Nagelecken sowie das umliegende Granulationsgewebe entfernt. Die Wunde wird anschliessend mit einem Pflaster oder einem kleinen Verband versorgt. Bei regelmässigen Kontrollen prüft man, ob die Entzündung abheilt und nicht von neuem der Zehennagel eingewachsen ist.

Besteht das Risiko, dass ein Zehennagel immer wieder einwächst, kann eine Operation zur Nagelbettverkleinerung (Emmert-Plastik oder Nagelkeilexzision) sinnvoll sein. Hierbei werden der betroffenen Nagelteil und der seitliche Nagelwall keilförmig entfernt. Der Nagel wird also insgesamt schmaler, was das Risiko für erneutes Einwachsen reduziert.

Nach der Operation ist das Gewebe eine Zeitlang noch sehr empfindlich. Das angebrachte Pflaster sollte nach den ersten zwei bis drei Tagen regelmässig gewechselt werden.

Eingewachsener Zehennagel: Krankheitsverlauf und Prognose

Ein eingewachsener Zehennagel lässt sich meist gut therapieren:

  • Bei frühzeitiger Behandlung reichen konservative Methoden in der Regel aus. Sie erfordern aber vom Patienten eine zuverlässige Mitarbeit und viel Geduld.
  • Bei schlimmeren Verläufen muss ein eingewachsener Zehennagel oft operiert werden. Der Eingriff bringt raschen Erfolg - die Beschwerden verschwinden.

Anschliessend an jede konservative und operative Behandlung sollte der Patient darauf achten, die Nägel richtig zu schneiden (gerade und nicht oval) und kein zu enges Schuhwerk zu tragen. Anderenfalls entwickelt sich rasch erneut ein eingewachsener Zehennagel.

Besonders bei älteren Menschen tritt ein eingewachsener Zehennagel oftmals auf, ohne dass sie es richtig bemerken. Durch fehlende Mobilität sind viele Ältere nicht mehr in der Lage, ihre Füsse und Nägel ausreichend und richtig zu pflegen. Dann kann eine medizinische Fusspflege notwendig sein.

Zudem kann auch das Tragen von ausreichend grossem und atmungsaktivem Schuhwerk verhindern, dass (erneut) ein eingewachsener Zehennagel entsteht.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Vorlage:
Dr. med. Nina Buschek, Kathrin Rothfischer
Autor:
Dr. med.  Julia Schwarz

Dr. med. Julia Schwarz ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion.

ICD-Codes:
L60
ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen.
Quellen:
  • Chiriac, A. et al.: "Ingrown toenails (unguis incarnatus): Nail braces/bracing treatment", in: Proc (Bayl Univ Med Cent). 2014 Apr; 27(2): 145
  • Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG): "Eingewachsener Zehennagel", unter: www.gesundheitsinformation.de (Abruf: 15.03.2021)
  • Kessler, S. & Volkering, C.: Unguis incarnatus, Chirurgie Basisweiterbildung, Springer-Verlag, 2. Auflage, 2013
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