Long Covid bei Kindern

Von , Medizinredakteurin
Christiane Fux

Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

Alle NetDoktor.ch-Inhalte werden von medizinischen Fachjournalisten überprüft.

Auch Kinder und Jugendliche entwickeln nach einer Sars-CoV-2-Infektion mitunter Long Covid (auch: Post Covid) – allerdings seltener als Erwachsene. Dabei handelt es sich um unterschiedliche Beschwerden, die direkt im Anschluss an die Covid-19-Erkrankung oder auch zeitverzögert auftreten. Für Kinder besonders typisch sind Symptome wie Erschöpfung, Konzentrationsstörungen oder auch Husten. Lesen Sie hier, wie hoch das Long Covid-Risiko für Kinder ist, welche Beschwerden auftreten und wie man es behandeln kann.

Trauriger Junge

Können auch Kinder an Long Covid erkranken?

Als Long Covid (auch: Post-Covid) bezeichnen Mediziner verschiedene Symptomkomplexe, die nach einer Covid-19-Erkrankung auftreten können. Das gilt auch für infizierte Kinder und Jugendliche. Long Covid entwickelt sich nicht nur nach schweren Verläufen, es betrifft auch häufig Menschen, die ursprünglich nur leicht erkrankt waren – was bei Kindern und Jugendlichen die Regel ist.

Die Beschwerden können sich schon während der Infektion entwickeln, sich direkt an die Infektion anschliessen oder aber auch erst zeitverzögert nach einigen Wochen auftreten. Manchmal bilden sie sich nach wenigen Wochen zurück. Sie können aber auch über Monate hinweg bestehen bleiben.

Ist eine Impfung als Schutz vor Long Covid sinnvoll?

Eine Coronavirus-Schutzimpfung schützt Kinder und Jugendliche nicht nur vor einer Sars-CoV-2-Infektion, sondern reduziert auch das Risiko für Long Covid.

Wie äussert sich Long Covid bei Kindern?

Manche Beschwerden, die bei Erwachsenen häufig sind, sind bei Kindern und Jugendlichen mit Long Covid eher selten – und umgekehrt. Lungenbeschwerden, wie sie viele erwachsene Long Covid-Patienten plagen, sind bei Kindern beispielsweise selten.

Kinder und Jugendliche zeigen vor allem folgende Long Covid-Symptome (in absteigender Reihenfolge):

  • Abgeschlagenheit, Müdigkeit und Fatigue
  • Husten
  • Hals- und Brustschmerz
  • Psychologische Auffälligkeiten wie Depressionen, Anpassungs- oder Angststörungen
  • Allgemeines Krankheitsgefühl (Somatische Belastungsstörungen)
  • Kopf- und Bauchschmerz
  • Fiebrige Reaktionen

Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit für Long Covid bei Kindern?

Das Immunsystem von jungen Menschen scheint deutlich besser gegen Sars-CoV-2 gewappnet zu sein als das von Älteren. Das wirkt sich nicht nur auf die Schwere der Krankheitsverläufe aus, sondern auch auf das Risiko für Long Covid. Das Syndrom tritt daher bei Kindern und Jugendlichen seltener auf als bei Erwachsenen.

In einer gross angelegten Beobachtungsstudie von sechs grossen Krankenversicherungen wurden rund 12.000 positiv getestete Kinder und Jugendliche zwischen 0 und 17 Jahren später auf Folgebeschwerden von Covid-19 hin geprüft. Bei 437 von ihnen stellten die Forscher später Post-Covid-Symptome fest. Das entspricht 3,6 Prozent der infizierten Kinder und Jugendlichen dieser Untersuchung. Auch ihr Risiko für Husten, Hals- und Brustschmerzen sowie Kopfschmerzen und fiebrige Reaktionen als Spätfolgen waren um rund ein Drittel erhöht.

Allerdings waren das alles Kinder und Jugendliche, die aufgrund verschiedenster akuter Beschwerden auf Sars-CoV-2 getestet worden waren.

Bei Kindern, die vielleicht einen unauffälligen Infektionsverlauf hatten und erst später Folgebeschwerden wie Kopfweh entwickelt haben, wird der Zusammenhang möglicherweise übersehen. Eine möglicherweise bestehende Dunkelziffer für Long Covid für Kinder und Jugendliche lässt sich somit aus dieser Beobachtungsstudie kaum abschätzen.

Wie behandelt man Long Covid bei Kindern?

Das Long Covid-Syndrom hat vielschichtige Ursachen. Sie reichen von anhaltenden Entzündungsprozessen im Körper bis hin zu möglichen Organschäden bei schweren Verläufen. Zudem sind bei vielen Post Covid-Symptomen die dahinterliegenden Krankheitsmechanismen ungeklärt. Daher lassen sie sich auch weniger gezielt behandeln.

Zwar gibt es für die Behandlung von Long Covid inzwischen erste Leitlinien, doch wurden diese in erster Linie für Erwachsene ausgearbeitet, mit denen man schon mehr Erfahrung hat. Spezielle Therapiemassnahmen für Kinder und Jugendliche fehlen also noch weitgehend.

Ob Kind oder Erwachsener: Long Covid äussert sich höchst unterschiedlich. Ein Behandlungsplan muss daher ohnehin für jeden Patienten auf Basis seiner Beschwerden individuell ausgearbeitet werden.

Mögliche Massnahmen sind:

  • Massnahmen zur Stressreduktion und Entspannung
  • Training der kognitiven Leistungsfähigkeit
  • Unterstützung zur Verhaltensanpassung (z.B. weder Überforderung noch Vermeidung von Aktivitäten)
  • Schmerztherapie
  • psychotherapeutische bzw. psychopharmakologische Behandlung
  • Physio-, ergotherapeutische neuropsychologische Massnehmen
  • unterstützende Atem- und Physiotherapie

Prognose von Long Covid bei Kindern und Jugendlichen

Beim überwiegenden Teil der betroffenen Kinder und Jugendlichen verschwinden die Symptome nach einigen Wochen und Monaten von selbst. In einer nicht zu vernachlässigenden Anzahl der Fälle bleiben die Beschwerden aber auch Monate später noch hartnäckig bestehen. Inwieweit sich diese vollständig zurückbilden, kann man zum heutigen Zeitpunkt nicht sagen.

Wie sicher ist die Datenlage zu Long Covid bei Kindern?

Ein Grossteil der bisher verfügbaren Studien zu Long Covid bezieht ausschliesslich auf erkrankte Erwachsene. Inzwischen liegen aber erste systematische und vor allem belastbare Beobachtungsstudien aus Krankenversicherungsdaten vor, die die gesundheitlichen Folgen für Kinder und Jugendliche untersuchten.

Sie untermauern ein bestehendes Risiko für gesundheitliche Spätfolgen nach einer durchgemachten Sars-CoV-2-Infektion für alle Altersgruppen – also auch für (ungeimpfte) Kinder und Jugendliche.

Autoren- & Quelleninformationen

Jetzt einblenden
Datum :
Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:

Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

Teilen Sie Ihre Meinung mit uns
Wie wahrscheinlich ist es, dass Sie NetDoktor einem Freund oder Kollegen empfehlen?
Mit einem Klick beantworten
  • 0
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
  • 6
  • 7
  • 8
  • 9
  • 10
0 - sehr unwahrscheinlich
10 - sehr wahrscheinlich