Covid-19: Wie sicher sind die Corona-Impfstoffe?
Schon knapp ein Jahr nach Entdeckung des neuen Virus Sars-CoV-2 wurde in der Schweiz der erste Impfstoff zugelassen - ein Rekord. Zuvor waren dafür zehn Jahre und mehr nötig. Wie das so schnell gehen kann, ohne die Sicherheit der Impfung zu gefährden und wie sicher die neuartigen genbasierten Impfstoffe grundsätzlich sind, lesen Sie hier.
Was bedeutet der Einsatz genbasierter Impfstoffe?
Bei den bislang in der Schweiz zugelassenen Impfstoffen handelt es sich um mRNA- beziehungsweise Vektor-Impfstoffe. Manche Menschen machen sich Gedanken, weil es sich dabei um neuartige, genbasierte Impfstoffe handelt.
Tatsächlich sind diese mRNA-Impfstoffe die Ersten ihrer Art, die zur Impfung von Menschen eingesetzt werden. Allerdings hat die Entwicklung dieses Impfstofftyps schon vor Jahren begonnen – so neu, wie es scheint, sind sie also nicht. Auch Vektor-Impfstoffe werden erst seit kurzer Zeit eingesetzt.
Sorgen, dass sie das Erbgut verändern und so beispielsweise Krebs verursachen könnten, sind jedoch unbegründet. Zwar handelt es sich bei der mRNA, die in die Körperzellen geschleust wird, um einen Abschnitt des Viruserbguts, doch dieses kann nicht in das anders gestaltete menschliche DNA-Erbgut eingegliedert werden.
Im Grunde passiert bei einer mRNA-Impfung dasselbe wie bei einer Infektion. Nur, dass statt des gefährlichen Virus nur ein harmloses Oberflächenprotein die Impfreaktion auslöst. Mehr zum Thema mRNA-Impfstoffe lesen Sie hier.
Bei Vektorimpfstoffen hingegen gelangt tatsächlich ein DNA-Abschnitt in den Kern der geimpften Zelle, der dort erst in RNA umgewandelt wird. Dass dieser Genabschnitt aber in die menschliche DNA eingebaut wird, ist extrem unwahrscheinlich. Ihnen fehlen bestimmte Werkzeuge, mit deren Hilfe das gelingen könnte. Zudem gehen die Zellen, die mit der Impfung in Kontakt kommen, schnell zugrunde. Damit wird auch ihr Zellkern vom Körper abgebaut.
Mehr zum Thema Vektor-Impfstoffe lesen Sie hier.
Besser verträglich als klassische Impfstoffe?
Tatsächlich könnten sich mRNA-Impfstoffe sogar als besonders verträglich erweisen: Sie enthalten nur das Allernotwendigste, was man für eine Impfreaktion benötigt: ein einziger mRNA-Schnipsel, umgeben von einer Fetthülle. Impfverstärker, sogenannte Adjuvanzien, wie sie viele Impfstoffe enthalten, sind beispielsweise nicht nötig. Diese werden von manchen Menschen nicht gut vertragen.
Welche Nebenwirkungen sind bekannt?
Inzwischen wurden weltweit Millionen Menschen mit den Impfstoffen geimpft. Gravierende Nebenwirkungen, die über die üblichen grippeähnlichen Impfreaktionen wie Fieber, Muskel- oder Kopfschmerzen hinausgingen, wurden nur in selten Fällen beobachtet. Darunter auch sehr seltene Hirnvenenthrombosen durch den Impfstoff von AstraZeneca. Dieser Impfstoff ist jedoch in der Schweiz (noch) nicht zugelassen.
Mehr zu den Impfreaktionen und Komplikationen lesen Sie hier.
Leichte Nebenwirkungen häufiger als sonst
Für die mRNA-Impfstoffe von BioNTech/Pfizer und Moderna hat man festgestellt, dass der Körper, der sich ja bereits nach der ersten Impfung gegen die Antigene gewappnet hat, dann stärker reagiert - also mit Fieber, Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit. Dies ist ein Zeichen dafür, dass die Impfung eine entsprechende Immunreaktion im Körper angestossen hat.
Warum konnte die Entwicklung so schnell gehen?
Während die meisten Menschen erleichtert sind, weil dank der Impfstoffe das Ende der Pandemie näher rückt, machen sich andere Sorgen, dass die schnelle Entwicklung auf Kosten der Sicherheit gegangen sein könnte. Doch das ist nicht der Fall.
Tatsächlich gibt es eine ganze Reihe von Faktoren, mit der sich die Impfstoffentwicklung erheblich beschleunigen liess - ohne, dass Risiken eingegangen worden wären.
Entwicklung baut auf vorangegangener Forschung auf
Die Impfstoffentwicklung musste nicht bei Null anfangen. Sie konnte auf Wissen aufbauen, das man bereits während der Impfstoffforschung für andere, dem Sars-CoV-2 eng verwandte Coronaviren, gesammelt hatte: dem Sars-Virus von 2002 und dem MERS-Coronavirus.
Daher war beispielsweise bereits bekannt, dass sich das Spike-Protein, das auf der Oberfläche von Coronaviren sitzt, als sogenanntes Antigen eignet. Mit diesem für die Viren typischen Eiweiss lässt sich das Immunsystem auf die Abwehr des Virus vorbereiten. Ein solches Antigen zu finden, nimmt sonst viel Zeit in Anspruch. Tatsächlich basieren die beiden derzeit in der Zulassung befindlichen Impfstoffe auf genau diesem Spike-Protein.
Wie wurden bürokratische Prozesse beschleunigt?
Angesichts der Dringlichkeit wurden die bürokratischen Prozesse, die für Entwicklung und Zulassung eines Impfstoffs durchlaufen werden müssen, hochpriorisiert, effektiver gestaltet und so erheblich beschleunigt. Schon die Anträge für die Studien wurden mit hoher Priorität geprüft und erteilt.
Für die Zulassung setzte man auf ein sogenanntes Rolling-Review-Verfahren. Das bedeutet: Es wurden nicht erst alle Daten gesammelt und dann den Behörden nach Abschluss aller Studien vorgelegt, sondern die Daten wurden nach und nach eingereicht. So konnten die Behörden schon viel früher mit der Prüfung beginnen und noch benötigte Daten direkt bei den Herstellern anfragen.
Zeit gespart wurde auch an weiteren Stellen: Die Finanzierung der Impfstoffe war angesichts der Pandemie unproblematisch. Diese auf die Beine zu stellen, kostet sonst viel Zeit. Auch das Anwerben von Probanden für die Studien ging sehr schnell vonstatten – es haben sich zügig genügend Freiwillige gemeldet.
Schnellere Produktion als bei klassischen Impfstoffen
Ein weiterer entscheidender Faktor: Die Produktionswege sind um ein Vielfaches schneller als bei klassischen Impfstoffen. Für diese muss erst mühsam und zeitaufwändig Virenmaterial in Millionen Hühnereiern herangezüchtet werden. Bei den neuen Impfstoffen wird nur ein schnell vervielfältigbarer Erbgutabschnitt benötigt. Die Impfstoffproduktion übernehmen die menschlichen Körperzellen dann selbst.
Hohe Sicherheit nach Millionen Geimpften
Trotz aller Vorsichtsmassnahmen gibt es keine 100-prozentige Sicherheit – bei dieser Impfung ebenso wenig wie bei Impfungen, deren Entwicklung länger gedauert hat.
Nachdem die Corona-Impfstoffe weltweit aber bereits millionenfach verimpft wurden, ist die Sicherheit dieser Impfstoffe inzwischen sehr viel höher als bei vielen anderen, älteren Impfstoffen. So wurden auch sehr seltene Nebenwirkungen entdeckt, die erst auffallen, wenn nicht nur Zehntausende, sondern Hunderttausende oder Millionen Menschen geimpft wurden. Genau das ist hier inzwischen der Fall.
Auch ist mit spät auftretenden Nebenwirkungen eher nicht zu rechnen. Impfkomplikationen treten meist zeitnah zu den Impfungen auf, maximal nach wenigen Monaten. Nachdem bereits so viel Zeit nach dem weltweiten Impfstart vergangen ist, müssten auch solche Nebenwirkungen längst aufgetreten sein.
Nebenwirkungen melden - und darauf reagieren
Hinweise auf schwerwiegende Nebenwirkungen werden unmittelbar für die Impfstrategie berücksichtigt.
Das Vertrauen in die Impfstoffsicherheit ist der Eckpfeiler für eine erfolgreiche Corona-Impfkampagne. Um Transparenz und Aufklärung zu gewährleisten, sollte jeder Bürger den Verdacht auf Nebenwirkungen nach einer Corona-Impfung seinem Arzt melden.
Dieser leitet die Verdachtsmeldung anschliessend an Schweizer Heilmittelinstitut Swissmedic weiter.
Beachten Sie: Treten bei Ihnen unerwünschte Impfreaktionen nach einer Corona-Impfung auf, sollten Sie unverzüglich einen Arzt kontaktieren.
Autoren- & Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
- Eric J. Rubin et al.:SARS-CoV-2 Vaccination — An Ounce (Actually, Much Less) of Prevention, new England Journal of Medicine, December 10, 2020DOI: 10.1056/NEJMoa2034577
- FAQ - Häufig gestellte Fragen: Coronavirus SARS-CoV-2 / COVID-19, Paul-Ehrlich-Institut, Stand 27.05.2021; https://www.pei.de/DE/service/faq/faq-coronavirus-inhalt.html