Corona-Warn-App: Die wichtigsten Fakten

Von , Medizinredakteurin
Christiane Fux

Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

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Die SwissCovid App des BAG soll helfen, Infektionsketten schnell nachzuverfolgen und so die Corona-Pandemie in der Schweiz unter Kontrolle zu halten. Hier lesen Sie, wie die App funktioniert, wie es um die Datensicherheit der Nutzer steht und was die App kann.

Corona-Warn-App

Wie kann die App helfen?

Die im Auftrag des BAG vom Bundesamt für Informatik und Telekommunikation (BIT), den beiden Eidgenössischen Technischen Hochschulen Zürich (ETH) und Lausanne (EPFL) und der Schweizer Firma Ubique entwickelte App soll dabei helfen, Infektionsketten möglichst schnell und umfassend aufzuspüren. Derzeit müssen kantonale Stellen dies in mühevoller Kleinarbeit erledigen. Das kostet viel Zeit, in der unwissentlich infizierte Kontaktpersonen das Virus weitergeben können. Ausserdem gibt es Lücken, weil anonyme Begegnungen nicht zurückverfolgt werden können.

Neben dem Contact-Tracing besitzt die SwissCovid App eine weitere Funktion: die Check-in-Funktion. Sie ist für Zusammenkünfte gedacht, bei denen Personen privat oder beruflich zusammentreffen und keine Pflicht zur Datenerfassung besteht. Am Beginn der Veranstaltung scannt man einen vom Veranstalter erstellten QR-Code, beim Verlassen checkt man aus. Wird eine Person nach der Veranstaltung positiv auf das Coronavirus getestet, werden alle Teilnehmer automatisch anonym benachrichtigt.

Die beiden Funktionen können unabhängig voneinander genutzt werden.

Die Corona-Tracing-App bietet daher folgende Vorteile:

  • Die App funktioniert schnell. Kontaktpersonen, die die App installiert haben, werden in kürzester Zeit über den Kontakt mit einem Infizierten informiert und können ihrerseits Vorsichtsmassnahmen ergreifen.
  • Die App hält auch anonyme Begegnungen fest, wie zum Beispiel im Bus oder im Supermarkt. Normalerweise würden diese Kontakte nicht erfahren, dass eine direkte Infektionsgefahr bestanden hat.
  • Das gilt auch für vergessene Kontakte – wie den Plausch mit der Nachbarin im Treppenhaus.

Wie funktioniert die App?

Das eigentliche Corona-Tracing funktioniert über eine Bluetooth-Technik. Bluetooth verknüpft beispielsweise Mobiltelefone kabellos mit Lautsprechern oder Kopfhörern. Im Gegensatz zu dieser "herkömmlichen" Verbindung kommt bei der SwissCovid App eine Bluetooth-Technologie zum Einsatz, die deutlich weniger Strom verbraucht (BLE = Bluetooth Low Energy). Auf diesem Weg ermittelt das Mobiltelefon, wie nah eine Person einer anderen kommt, die die App ebenfalls installiert hat. Auch die Dauer der Begegnung wird registriert.

Die Check-in-Funktion nutzt weder Bluetooth noch GPS. Um sie zu nutzen, muss der Gast den vom Veranstalter erstellten QR-Code aktiv einscannen und nach Ende der Veranstaltung in der App bestätigen, dass er das Event verlassen hat.

Näher als 1,5 Meter, länger als 15 Minuten

Eine Meldung der App bekommen Sie dann, wenn eine Ansteckung gut möglich war. Das ist in folgenden drei Situationen der Fall:

  • Sie hatten innerhalb eines Tages Kontakt mit einer infizierten Person: mit weniger als 1,5 Meter Abstand und während mindestens 15 Minuten.
  • Sie hatten innerhalb eines Tages Kontakt mit mehreren infizierten Personen: mit jeweils weniger als 1,5 Meter Abstand, während weniger als 15 Minuten pro Person jedoch gesamthaft während mehr als 15 Minuten.
  • Sie waren an derselben Veranstaltung eingecheckt wie eine oder mehrere infizierte Personen: zur selben Zeit oder innerhalb 30 Minuten nach dem die infizierte Person die Veranstaltung verlassen hat.

"Digitaler Handschlag"

Treffen sich Personen, deren Smartphone mit der Tracing-App ausgerüstet ist, tauschen die Geräte zufällige Identifikationsnummern aus – es erfolgt sozusagen ein "digitaler Handschlag". Die IDs bleiben für 14 Tage lokal auf den Mobiltelefonen gespeichert und werden danach automatisch gelöscht.

Anonyme lokale Speicherung

Die Kontakte werden dabei nur lokal auf dem jeweiligen Handy gespeichert, und zwar anonym. Jedes Gerät generiert nach Zufallsprinzip alle 20 Minuten eine neue Identifikationsnummer (ID), um die Privatsphäre zusätzlich zu schützen. Standort, Bewegungsprofil oder Identität der Anwender werden nicht erfasst. Daher kann niemand rekonstruieren, mit welcher Person man Kontakt hatte.

Löschen der Daten nach 14 Tagen

Nach 14 Tagen, wenn die Inkubationszeit für die Erkrankung endet, wird der Kontakt automatisch gelöscht.

Was passiert, wenn ein Nutzer positiv auf Covid-19 getestet wird?

Wenn ein Tracing-App-Nutzer positiv auf das Coronavirus getestet wurde, erhält er einen Freigabecode (Covidcode) von einer kantonalen Stelle, dem testenden Arzt, Apotheker oder dem Testzentrum.

Mit diesem Code lässt sich die Benachrichtigungsfunktion in der App aktivieren. Andere App-Nutzer, die zwei Tage vor Ausbruch der Symptome mit dem Erkrankten in Kontakt waren, erhalten eine anonyme Warnung. Sie erfahren nicht, von wem die Meldung stammt. Umgekehrt erfährt auch die infizierte Person nicht, wer gewarnt wird.

Wer via SwissCovid App eine Meldung einer möglichen Ansteckung mit dem Coronavirus erhält, kann sich kostenlos testen lassen!

Wie zuverlässig funktioniert die App?

Die App ist nicht unfehlbar. Ein wesentlicher Faktor ist dabei die Bluetooth-Messung, die für einen solchen Einsatz nicht entwickelt wurde. Das Signal fällt von Mobiltelefon zu Mobiltelefon unterschiedlich stark aus. Auch, ob man das Handy in der Tasche oder offen in der Hand trägt, macht einen Unterschied.

Fehleinschätzungen unvermeidlich

Es wird immer Situationen geben, in denen der Abstand bei einer Begegnung falsch eingeschätzt wird. Zu niedrig eingeschätzt, kann es falsch-positive Warnungen geben – die Kontaktperson wird dann gewarnt, obwohl der Abstand für eine Tröpfcheninfektion zu gross war. Im entgegengesetzten Fall erhält die Kontaktperson keine Warnung, obwohl der Abstand enger war.

Wie sicher sind meine Daten?

Anders als bei Corona-Apps in anderen Ländern werden Bewegungsprofile der Nutzer, wie es etwa über GPS möglich wäre, nicht erfasst.

Dezentraler Ansatz

Die SwissCovid App basiert zudem auf einem dezentralen Ansatz. Anonymisierte Kontaktdaten werden auf den jeweiligen Smartphones gespeichert. Die Überprüfung der Kontakte findet auch nicht auf einem zentralen Server, sondern auf den Smartphones selbst statt. Damit soll verhindert werden, dass die Kontaktdaten über Unbefugte gehackt und abgerufen werden können.

Ist die Nutzung der App freiwillig?

Installation und Nutzung der Corona-Tracing-App erfolgen auf freiwilliger Basis. Sie wird nicht automatisch installiert, sondern muss aktiv heruntergeladen werden. Auch sind positiv getestete Nutzer nicht verpflichtet, das Testergebnis in die App einzuspeisen. Wer als App-Nutzer eine Warnung erhält, ist ebenfalls nicht verpflichtet, Massnahmen zu ergreifen – beispielsweise sich selbst testen zu lassen oder sich zu isolieren.

Wer kann die App nutzen?

Derzeit benötigt man ein Smartphone (Android/iPhone), das über Bluetooth verfügt, um die App zu nutzen. Diese Funktion muss zudem stets eingeschaltet sein.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:

Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

Quellen:
  • Corona-Warnung per App: Fragen und Antworten zur deutschen Tracing-App, Stand: 19.10.2020
  • Frei Programmierer veröffentlichen Corona-Warn-App ohne Google-Dienst; Ärztezeitung, 08.12.2020
  • Kritik zur Veröffentlichung Wie sicher ist die Corona-Warn-App?, tagesschau.de, Stand: 16.06.2020
  • Mitteilung der Bundesregierung, 13.Mai 2021,
  • So funktioniert die Warn-App, Tagesschau, Stand 27.07.2020, www.tageschau.de
  • "Vorbildlich gelaufen" - Chaos Computer Club lobt deutsche Corona-App, ZDF, 16.06.2020,
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