Corona: Diese Impfreihenfolge empfiehlt die STIKO

Von , Medizinredakteurin
Christiane Fux

Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

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Die Ständige Impfkommission hat eine Priorisierungsreihenfolge für die Corona-Impfungen erstellt. Sie richtet sich danach, wer besonders vor schweren Verläufen bedroht ist, wer ein hohes Risiko trägt sich anzustecken und wer für die Versorgung der Bevölkerung wichtig ist. Anders als die vierstufige Priorisierung des Bundes umfasst sie sechs Priorisierungsstufen. Diese Empfehlungen gelten auch dann weiter, wenn die Regierung die Priorisierungen für die Impfstoffe am 7. Juni aufhebt.

Der Corona-Impfstoff ist da.

Da anfangs nicht genügend Impfstoff für alle zur Verfügung steht und die Impfungen noch Monate in Anspruch nehmen werden, hat die Ständige Impfkommission (STIKO) bertis im März ein Papier ausgearbeitet, das ordnet, welche Bevölkerungsgruppen wann an der Reihe sind.

Kriterien, die für die Reihenfolge berücksichtigt wurden, waren

  • Wie gefährdet die Bevölkerungsgruppe ist (Alter, Vorerkrankungen)
  • Wie hoch das Ansteckungsrisiko der Gruppe ist (Notfallmediziner, Intensivpfleger)
  • Wie stark sie das Virus in besonders gefährdete Gruppen einbringen (Pflegepersonal in Heimen)
  • Wie wichtig die Personen für die öffentliche Ordnung und Sicherheit sind (Feuerwehrleute, Polizisten, Lehrer)

Zum 8. Februar wurde die Impfverordnung angepasst. Menschen mit schweren Vorerkrankungen sollen nun früher geimpft werden. Sie rücken von der dritten Stufe mit erhöhter Priorität in die Priorisierungsstufe 2 (hohe Priorität) auf. Dazu gehören unter anderem schwerkranke Diabetiker, Menschen mit COPD, Fettleibige und Krebspatienten.

Eine weitere Anpassung erfolgte am 12. März. Demnach sollen Menschen, die bereits eine Coronainfektion überstanden haben, vorerst nicht geimpft werden, da sie schon über einen grundlegenden Immunschutz verfügen. Sobeld genügend Impfstoff zur Verfügung steht, sollen sie eine und nicht wie sonst üblich zwei Impfdosen erhalten.

Priorität 1: Ab 80-Jährige, stark gefährdetes Klinik-, Pflegepersonal

Der Plan der STIKO sieht vor, zuerst Menschen über 80 Jahre, insbesondere Pflegeheimbewohner, impfen zu lassen. Sie sind am stärksten gefährdet, an einer SARS-CoV-2-Infektion zu sterben. Ausserdem sollen das Pflegepersonal (stationär/ambulant) sowie sehr ansteckungsgefährdetes Personal in Kliniken, Notfallambulanzen, Alten- und Pflegeheimen bevorzugt geimpft werden.

Diese haben ein besonders hohes Risiko sich anzustecken, werden zur Versorgung der Menschen dringend gebraucht und können das Virus unter den Schwächsten verbreiten.

Insgesamt gehören in diese Kategorie rund 8,6 Millionen Menschen, hat die STIKO errechnet.

Priorität 2: 75 - 79-Jährige, Menschen mit schweren Vorerkrankungen

Personen im Alter zwischen 75 und 79 Jahren gehören zur Priorität 2. Ausserdem sollen in dieser Stufe Menschen, die wegen Behinderungen oder Demenzen in Pflegeeinrichtungen leben, geimpft werden - sowie das betreuende Personal. Menschen, die zu Hause gepflegt werden müssen, können bis zu zwei enge Kontakte benennen, die ebenfalls geimpft werden können.

Zudem werden vorerkrankte Menschen mit besonders hohem Risiko für schwere Verläufe geimpft. Dazu gehören:

  • Trisomie 21
  • Organtransplantation
  • Demenz oder geistige Behinderung
  • schwere psychiatrischen Erkrankungen (z.B. bipolare Störung, Schizophrenie, schwere Depression)
  • akute Krebserkrankung oder solche in der Nachsorge
  • schwere Lungenerkrankungen wie COPD, Mukoviszidose
  • schwerer Diabetes (HbA1c ≥7,5 Prozent)
  • schwere chronische Lebererkrankungen (z.B. Leberzirrhose)
  • chronische Nierenerkrankung,
  • Adipositas (Body-Mass-Index ≥ 40)

Darüber hinaus sollen auch alle Personen von der Höherstufung profitieren, „bei denen nach ärztlicher Beurteilung nach § 6 Absatz 6 ebenfalls ein sehr hohes oder hohes Risiko für einen schweren oder tödlichen Krankheitsverlauf nach einer Infektion mit Sars-Cov-2 besteht.“

Priorität 3: 70 - 74-Jährige, Vorerkrankte, öffentlicher Dienst, Asylheimbewohner

Über-70-Jährige sowie Menschen mit Vorerkrankungen, die ein erhöhtes Risiko für schwere Verläufe haben, fallen unter die Priorität 3. Auch deren engste Kontaktpersonen und enge Kontaktpersonen von Schwangeren zählen zu dieser Kategorie.

Zudem das Personal in medizinischen Einrichtungen, die ein mittleres Ansteckungsrisiko haben, sowie Beschäftigte im Gesundheitswesen, die wichtig für die Aufrechterhaltung der Krankenhausinfrastrukturen sowie des öffentlichen Gesundheitsdienstes sind. Auch Bewohner und Betreuer in Gemeinschaftsunterkünften (z.B. Asyl- und Obdachlosenunterkünfte) gehören in die dritte Kategorie.

Priorität 4: 65 - 69-Jährige, Erzieher, Saisonarbeiter, Fleischverarbeiter

Die vierte Kategorie umfasst Personen im Alter von 65 bis 70 Jahren. Ausserdem Menschen mit Vorerkrankungen, die mit einem moderaten Risiko für schwere Covid-19-Verläufe einhergehen, sowie deren engste Kontaktpersonen. Zudem Personal mit niedrigem Expositionsrisiko in medizinischen Einrichtungen, Lehrerinnen und Lehrer sowie Erzieherinnen und Erzieher.

Hinzu kommen Menschen, die prekären Arbeitsbedingungen oder Lebensbedingungen ausgesetzt sind, beispielsweise Saisonarbeiter und Beschäftigte in der fleischverarbeitenden Industrie.

Insgesamt sind das laut RKI rund 6,9 Millionen Menschen.

Priorität 5: 60 - 65-Jährige, Polizisten, Kassierer, Busfahrer

Zur fünften Kategorie gehören alle Personen zwischen 60 und 65 Jahren. Hinzu kommen Beschäftigte im Einzelhandel sowie Berufsgruppen, die wichtig für die Infrastruktur sind, wie Feuerwehr, Polizei, Bundeswehr, Abfallwirtschaft und Angestellte im öffentlichen Verkehr. Hinzu kommen Personen, die Schlüsselpositionen der Landes- und Bundesregierungen bekleiden.

Insgesamt sind das rund neun Millionen Menschen.

Die übrigen 45 Millionen

Die übrigen 45 Millionen Bundesbürger werden mit niedriger Priorität geimpft. Sie können sich im Nachgang der Impfung der gefährdeten Bevölkerung impfen lassen.

Abhängig davon, welche Impfungen in welcher Reihenfolge zugelassen werden und was über deren Wirkprofile und Verträglichkeiten bekannt ist, könnte sich diese Reihenfolge aber noch ändern.

Einzelfallentscheidungen

Da bei der Priorisierung nicht alle Krankheitsbilder berücksichtigt werden konnten, hat die STIKO die Möglichkeit geschaffen, im Rahmen von Einzelfallentscheidungen besonders gefährdete Menschen auch vorgezogen zu impfen. Dies betrifft z. B. Personen mit seltenen, schweren Vorerkrankungen, für die ein erhöhtes Risiko für schwere Verläufe angenommen werden kann. Die Entscheidung treffen sollen die für die Impfung Verantwortlichen.

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:

Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

Quellen:
  • STIKO-Empfehlung zur COVID-19-Impfung, Aktualisierung vom 12. März 2021
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