COPD – Lebenserwartung

Von 
und , Medizinredakteurin und Biologin
Dr. med. Mira Seidel

Dr. med. Mira Seidel ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion.

Martina Feichter

Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).

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Wie hoch ist die Lebenserwartung bei COPD? Diese Frage stellen sich viele Patienten und Angehörige. Durch das Fortschreiten der Lungenkrankheit verkürzt sich die Lebenserwartung von COPD-Patienten. Besonders durch Rauchverzicht lässt sich die Lebenszeit deutlich verlängern. Lesen Sie hier, welche weiteren Faktoren die COPD-Lebenserwartung beeinflussen und wie sie sich im Einzelfall abschätzen lässt.

copd: niedrigere Lebenserwartung

Kurzübersicht

  • Einflussfaktoren COPD-Lebenserwartung: Einsekundenkapazität (FEV1), Nikotinkonsum, Verschlechterung der Krankheit (Exazerbation), Alter, Begleiterkrankungen
  • Lebenserwartung Stadium 4: Abhängig von vielen Faktoren wie der Lungenfunktion, dem körperlichen Zustand und dem Verhalten des COPD-Patienten
  • BODE-Index: Einschätzung der COPD-Lebenserwartung, Body-Mass-Index (BMI), Lungenfunktion (FEV1), Luftnot (Dyspnoe, MMRC-Skala), 6-Minuten-Gehtest

Wie hoch ist die Lebenserwartung bei COPD?

Wie lange man mit der Lungenkrankheit COPD (englisch: "chronic obstructive pulmonary disease") lebt, hängt von verschiedenen Einflussfaktoren ab. Wichtig sind unter anderem die Einsekundenkapazität, der Nikotinkonsum, die Verschlechterung der Krankheit (Exazerbation), das Alter und eventuelle Begleiterkrankungen.

Bitte beachten Sie: Einerseits lassen sich statistische Angaben zur Lebenserwartung bei COPD durch die Auswertung von Patientendaten treffen – andererseits ist jeder Krankheitsverlauf anders und damit auch die individuelle Lebenserwartung.

Der Schweregrad beziehungsweise das Stadium der COPD (wie GOLD 1, 2, 3, 4) ist nicht der einzige Faktor, den der Arzt zur Einschätzung der Lebenserwartung heranzieht. Verschiedene Faktoren, etwa das Rauchen, beeinflussen zusätzlich das Risiko, frühzeitig an den Folgen der Erkrankung zu versterben.

Mehr zur Erkrankung sowie zur Einteilung der Schweregrade erfahren Sie im Text COPD!

Einsekundenkapazität

Ein Einflussfaktor auf die COPD-Lebenserwartung ist die Einsekundenkapazität (FEV1). Das ist das grösstmögliche Lungenvolumen, das man innerhalb von einer Sekunde unter Anstrengung ausatmet.

Beträgt die Einsekundenkapazität noch mehr als 1,25 Liter, liegt die durchschnittliche Lebenserwartung bei etwa zehn Jahren. Patienten mit einer FEV1 zwischen 0,75 und 1,25 Liter haben eine Lebenserwartung von rund fünf Jahren. Bei einer Einsekundenkapazität unter 0,75 Liter beträgt die Lebenserwartung etwa drei Jahre.

Rauchverzicht

Ein frühzeitiger Rauchstopp wirkt sich lebensverlängernd aus. Laut der American Cancer Society ist die Lebenserwartung von Rauchern generell mindestens zehn Jahre kürzer als die von Nichtrauchern.

Gelingt der Rauchstopp vor dem Alter von 40 Jahren, verringert sich das Risiko, an Krankheiten wie COPD, die oft Folge des Rauchens sind, zu sterben, um 90 Prozent. Wer noch früher mit dem Rauchen aufhört, profitiert gesundheitlich noch stärker.

Experten empfehlen COPD-Patienten auf Zigaretten und andere Tabakwaren zu verzichten, um das Fortschreiten der Erkrankung aufzuhalten und somit möglichst lange zu leben.

Exazerbationen

Exazerbationen sind akute Verschlechterungen der COPD-Symptome. Jede akute Verschlechterung einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (AECOPD) verkürzt die Lebenserwartung bei COPD-Patienten.

Erfahren Sie mehr über akute Verschlechterungen der COPD-Symptome (Exazerbationen) im Artikel COPD.

Alter und Begleiterkrankungen

Bestimmte Faktoren begünstigen einen schweren Krankheitsverlauf und senken damit die COPD-Lebenserwartung. Hat der Betroffene beispielsweise ein hohes Alter oder liegt eine andere schwerwiegende Begleiterkrankung wie Herzinsuffizienz oder Diabetes mellitus vor, ist eine Verschlechterung wahrscheinlich.

Auch ein erhöhter Anteil an Kohlenstoffdioxid im Blut (Hyperkapnie) oder eine vorausgehende Dauertherapie mit oralen Steroiden beeinflussen die COPD-Lebenserwartung mitunter negativ.

Wie hoch ist die Lebenserwartung bei Stadium 4?

Das Stadium der Erkrankung alleine sagt nicht viel über die Lebenserwartung eines COPD-Patienten aus. Massgeblich hängt die Lebenserwartung von dem Grad der Schädigung der Lunge (Lungenfunktion) und des ganzen Körpers ab. Auch das Verhalten des Betroffenen (Rauchen, Bewegung, Ernährung et cetera) beeinflusst die Lebensdauer stark.

Experten vermuten, dass sich das Leben eines COPD-Patienten durchschnittlich (über alle Stadien) um fünf bis sieben Jahre verkürzt. Dies ist jedoch abhängig von den oben genannten Einflussfaktoren. Forscher haben beispielsweise herausgefunden, dass sich die Lebenserwartung von rauchenden COPD-Patienten im Stadium 4 durchschnittlich um bis zu neun Jahre verkürzt.

Die meisten COPD-Patienten (fast zwei Drittel) sterben nicht an COPD selbst, sondern an Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Krebs und Nierenerkrankungen. Je höher der Schweregrad der COPD, je mehr steigt die Herzfrequenz an, was zu einer höheren Sterblichkeit führt.

Ob man mit COPD alt wird, hängt also von vielen verschiedenen Faktoren ab. Fest steht, dass Sie als Patient mitunter grossen Einfluss auf die Lebenserwartung mit COPD haben.

BODE-Index

Der BODE-Index hilft, die voraussichtliche COPD-Lebenserwartung eines Patienten einzuschätzen: Patienten mit einem hohen BODE-Index von maximal zehn haben eine geringe Lebenserwartung. Das niedrigste Sterblichkeitsrisiko haben Patienten mit dem Wert null.

Vier einfach bestimmbare Parameter fliessen in den BODE-Index ein:

  • B für "Body-Mass-Index": Der BMI errechnet sich aus Körpergrösse und Gewicht.
  • O für "Obstruction": Die Lungenfunktion bestimmt der Arzt anhand der Einsekundenkapazität (FEV1).
  • D für "Dyspnoe": Die Luftnot misst der Arzt anhand der "Modified Medical Research Council Dyspnea Scale" (MMRC-Skala).
  • E für "Exercise capacity": Die körperliche Belastbarkeit misst man mit dem 6-Minuten-Gehtest. Der Patient läuft sechs Minuten lang auf ebener Strecke. Ein gesunder Erwachsener legt dabei im Schnitt 700 bis 800 Meter zurück, ein COPD-Patient je nach Fitness weniger.

Die MMRC-Grade, also das Ausmass der Luftnot des Patienten, definieren sich wie folgt:

MMRC-Grad 0

Dyspnoe bei schweren Anstrengungen

MMRC-Grad 1

Dyspnoe bei schnellem Gehen oder bei leichten Anstiegen

MMRC-Grad 2

Langsameres Gehen als Gleichaltrige aufgrund von Dyspnoe

MMRC-Grad 3

Dyspnoe bei Gehstrecke um 100 m

MMRC-Grad 4

Dyspnoe beim An-/Ausziehen

Für die einzelnen Parameter des BODE-Index werden Punkte vergeben:

Parameter

Punkte

0

1

2

3

BMI (kg/m²)

>21

≤21

Einsekundenkapazität, FEV1 (% vom Soll)

>65

50 - 64

36 - 49

≥35

Luftnot, MMRC

0-1

2

3

4

6-Minuten-Gehtest (m)

>350

250 - 349

150 - 249

≤149

Der Arzt berechnet den BODE-Index eines Patienten, indem er die Punktezahlen der einzelnen Parameter addiert. Daraus leitet er dann die vermutliche COPD-Lebenserwartung ab.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Vorlage:
Dr. med. Manfred Werner
Autoren:
Dr. med. Mira Seidel
Dr. med.  Mira Seidel

Dr. med. Mira Seidel ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion.

Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).

Quellen:
  • American cancer society: Health Risks of Smoking Tobacco (Stand 28.10.2020), unter: www.cancer.org (Abrufdatum: 04.05.2022)
  • Deutsche Lungenstiftung e. V.: COPD, Prognose und Selbstmanagement, unter: www.lungenaerzte-im-netz.de (Abrufdatum: 03.05.2022)
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag 2022
  • Leitlinie der Dt. Ges. f. Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) und der Dt. Ges. f. Rehabilionswissenschaften (DGRW): Rehabilitation von Patienten mit Chronisch Obstruktiver Lungenerkrankung (COPD). Pneumologie 2007; 61: 233 - 248, unter: www.thieme-connect.com (Abrufdatum: 03.05.2022)
  • S2k-Leitlinie der Dt. Ges. f. Pneumologie und Beatmungsmedizin et al.: Diagnostik und Therapie von Patienten mit chronisch obstruktiver Bronchtitis und Lungenemphysem (Stand: 01.01.2018), unter: www.awmf.org (Abrufdatum 04.05.2022)
  • Shu, C.-C. et al.: The ability of physical activity in reducing mortality risks and cardiovascular loading and in extending life expectancy in patients with COPD, Sci Rep . 2021 Nov 4;11(1):21674, unter: www.pubmed.ncb.nlm.nih.gov (Abrufdatum: 04.05.2022)
  • Van Hirtum, P. V. et al.: Long term survival after admission for COPD exacerbation: A comparison with the general population. Respir Med. 2018 Apr; 137:77-82, unter: www.pubmed.ncb.nlm.nih.gov (Abrufdatum: 04.05.2022)
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