Gallenblasenkrebs

Von , Ärztin
Mareike Müller

Mareike Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und Assistenzärztin für Neurochirurgie in Düsseldorf. Sie studierte Humanmedizin in Magdeburg und sammelte viel praktische medizinische Erfahrung während ihrer Auslandsaufenthalte auf vier verschiedenen Kontinenten.

Alle NetDoktor.ch-Inhalte werden von medizinischen Fachjournalisten überprüft.

Gallenblasenkrebs (Gallenblasenkarzinom) ist eine bösartige Geschwulst in der Gallenblase. Die Erkrankung ist selten und erst im fortgeschrittenen Stadium haben die Betroffenen Beschwerden oder bekommen eine Gelbsucht. Durch eine Entfernung der Gallenblase und Chemotherapie versuchen Mediziner, den Krebs zu behandeln. Hier lesen Sie alles Wichtige zum Gallenblasenkrebs.

Gallenblasenkrebs, Krebszelle

Was ist Gallenblasenkrebs?

Gallenblasenkrebs (Gallenblasenkarzinom) ist ein bösartiger Tumor der Gallenblase. Die Gallenblase ist eine Ausstülpung des Gallengangs, in der die von der benachbarten Leber produzierte Galle zwischengespeichert und angedickt wird.

Das Gallenblasenkarzinom ist eine sehr seltene Krebserkrankung. Jährlich erkranken in Westeuropa etwa zwei von 100.000 Menschen. Die meisten Betroffenen erhalten die Diagnose erst nach dem 50. Lebensjahr, mehrheitlich sogar jenseits des 70. Lebensjahrs. Frauen sind etwa viermal häufiger betroffen als Männer, möglicherweise, da sie häufiger an Gallensteinen leiden. Gallensteine gelten als wichtiger Risikofaktor für Gallenblasenkrebs.

Welche Symptome treten bei Gallenblasenkrebs auf?

Ähnlich wie Geschwülste der Gallenwege verursacht Gallenblasenkrebs nur selten frühe Symptome. Erst wenn der Tumor stark gewachsen ist, führt er zu Beschwerden. Betroffene bemerken dann häufig eine Gelbfärbung der Haut (Gelbsucht, Ikterus). Dies ist ein Zeichen dafür, dass die Gallenflüssigkeit nicht mehr in den Darm abfliesst, sondern sich in der Leber staut.

Weitere mögliche Symptome bei einem Gallenblasenkarzinom sind:

Wie hoch ist die Lebenserwartung bei Gallenblasenkrebs?

Gallenblasenkrebs ist eine sehr schwere Erkrankung, da er in der Regel keine Frühsymptome verursacht. Betroffene bemerken deshalb meistens erst spät, dass etwas nicht stimmt. Die Krankheit ist zu diesem Zeitpunkt oft schon weit fortgeschritten. Ausserdem neigt Gallenblasenkrebs dazu, rasch Absiedelungen (Metastasen) in anderen Organen zu bilden, zum Beispiel in der Leber.

Die einzige Chance auf Heilung bietet die vollständige Entfernung des Tumors durch eine Operation. Dies ist aber in der Mehrheit der Fälle nicht möglich, da der Tumor bereits zu gross geworden ist oder Metastasen gebildet hat. Ist es nicht möglich, den Tumor komplett herauszuschneiden, ist die Prognose schlecht. Nur wenige Menschen mit Gallenblasenkrebs sind fünf Jahre nach der Diagnose noch am Leben.

Besser ist die Prognose manchmal bei Betroffenen, bei denen der Arzt den Tumor zufällig bei einer Routineuntersuchung entdeckt, also bevor der Tumor Beschwerden verursacht hat. Dann besteht die Chance, dass die Erkrankung noch nicht weit fortgeschritten ist und sich der Tumor durch eine Operation noch vollständig entfernen lässt.

Ursachen und Risikofaktoren

Die Ursachen für Gallenblasenkrebs sind bis heute nicht geklärt. Einen wichtigen Risikofaktor stellen jedoch Gallensteine dar. Dabei sind nicht die Steine selbst ursächlich für den Gallenblasenkrebs. Vielmehr führen sie zu einer anhaltenden Entzündung der Gallenblase. Diese ständige Reizung hat unter Umständen einen Gallenblasentumor zur Folge.

Andere Risikofaktoren für die Entstehung von Gallenblasenkrebs sind

  • gutartige Gallenblasenpolypen, die über einen Zentimeter gross sind (sie haben ein erhöhtes Risiko zu entarten)
  • die primär sklerosierende Cholangitis, eine entzündliche Erkrankung der Gallengänge
  • chronische Infektionen (zum Beispiel haben Salmonellen-Dauerausscheider nach einer Salmonellen-Erkrankung ein erhöhtes Risiko für Gallenblasenkrebs)
  • Fehlbildungen der Gallengänge
  • Übergewicht

Untersuchung und Diagnose

Sollte der Arzt den Verdacht auf Gallenblasenkrebs haben, befragt er den Betroffenen zunächst nach seiner Krankengeschichte (Anamnese). Dabei ist vor allem die Frage nach Gallenblasensteinen in der Vergangenheit wichtig. Anschliessend folgt eine körperliche Untersuchung, bei der der Arzt unter anderem den Bauch abtastet und eventuell eine vergrösserte Gallenblase fühlt.

Danach nimmt er Blut ab, welches auf Veränderungen der Leber- und Gallenwerte untersucht wird. Zusätzlich kommen bildgebende Verfahren wie zum Beispiel eine Ultraschall-Untersuchung des Bauches oder Röntgenuntersuchungen mit Kontrastmittel zum Einsatz, um die Gallenblase und die Gallenwege darzustellen.

Mithilfe dieser Untersuchung gelingt es Ihrem Arzt, ein mögliches Gallenblasenkarzinom von anderen Krankheiten wie zum Beispiel Steinleiden oder einer Gallenblasenentzündung zu unterscheiden. Häufig entdecken Ärzte einen Gallenblasentumor aber auch nur zufällig während einer Operation, etwa, wenn aufgrund von Gallenblasensteinen die Gallenblase entfernt wird.

Therapie

Stellt der Arzt den Gallenblasenkrebs früh fest, ist es unter Umständen ausreichend, nur die Gallenblase operativ zu entfernen. In diesen seltenen Fällen ist es möglich, den Krebs durch eine vollständige Entfernung des Tumors zu heilen.

Häufig ist Gallenblasenkrebs zum Zeitpunkt der Diagnose bereits so weit fortgeschritten, dass der Chirurg sowohl die Gallenblase als auch Teile der Gallenwege und der Leber entfernen muss. Oft führen Mediziner dann vor der Operation eine Strahlen- oder Chemotherapie durch. Ziel ist es, den Tumor so weit zu verkleinern, dass er sich entfernen lässt.

In vielen Fällen ist eine Operation allerdings nicht mehr möglich, und die Ärzte entscheiden sich für eine palliative Therapie. "Palliativ" bedeutet, dass der Krebs nicht mehr heilbar ist, der Krankheitsverlauf sich aber durch geeignete Massnahmen verzögern, die Symptome sich lindern und die Lebensqualität sich verbessern lassen.

Bei der Palliativbehandlung von Gallenblasenkrebs setzt ein Chirurg beispielsweise Stents in die Gallenwege ein. Diese kleinen Röhrchen sorgen dafür, dass die Galle wieder abfliesst, und entlasten dadurch die gestauten Gallenwege. Auch eine Chemotherapie kommt oft zum Einsatz.

Autoren- & Quelleninformationen

Jetzt einblenden
Datum :
Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Vorlage:
Dr. med. Martin Schäfer
Autor:
Mareike Müller
Mareike Müller

Mareike Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und Assistenzärztin für Neurochirurgie in Düsseldorf. Sie studierte Humanmedizin in Magdeburg und sammelte viel praktische medizinische Erfahrung während ihrer Auslandsaufenthalte auf vier verschiedenen Kontinenten.

ICD-Codes:
C23
ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen.
Quellen:
Teilen Sie Ihre Meinung mit uns
Wie wahrscheinlich ist es, dass Sie NetDoktor einem Freund oder Kollegen empfehlen?
Mit einem Klick beantworten
  • 0
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
  • 6
  • 7
  • 8
  • 9
  • 10
0 - sehr unwahrscheinlich
10 - sehr wahrscheinlich