Inflammatorischer Brustkrebs

Von , Medizinredakteurin und Biologin
Martina Feichter

Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).

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Inflammatorischer Brustkrebs (inflammatorisches Mammakarzinom) zählt zu den aggressivsten Formen eines bösartigen Brusttumors, ist aber zum Glück selten. Die Behandlung besteht in einer Dreifachstrategie: zuerst Chemotherapie, dann Operation, gefolgt von einer Strahlentherapie. Lesen Sie hier mehr über die Entstehung von inflammatorischem Brustkrebs, Anzeichen und Lebenserwartung!

Arzt betrachtet Mammogram

Was ist ein inflammatorischer Brustkrebs?

Inflammatorischer Brustkrebs (inflammatorisches Mammakarzinom) ist ein besonderer Verlauf oder eine Sonderform von fortgeschrittenem invasivem Brustkrebs - also von einem fortgeschrittenen bösartigen Brusttumor, der in umliegendes Gewebe eindringt. In den meisten Fällen wachsen hier die Krebszellen entlang von Lymphgefässen in der Haut der Brust.

Die Bezeichnung "inflammatorisch" für diesen Brustkrebs rührt daher, dass zumindest ein Teil der Haut an der betroffenen Brust die klassischen Entzündungszeichen Rötung und Überwärmung aufweist (inflammatio = lateinisch für "Entzündung").

Seltene Krebsform

Inflammatorischer Brustkrebs ist selten. Nur ein geringer einstelliger Prozentsatz aller Brustkrebserkrankungen entfällt auf diese Verlaufsform. Es erkranken häufiger jüngere Frauen vor den Wechseljahren daran. Auch während der Schwangerschaft und in der Stillzeit kann die Tumorerkrankung ausbrechen.

Intensive Therapie nötig

Das inflammatorische Mammakarzinom ist ein aggressiver Brustkrebs, der eine intensive Behandlung mittels Chemotherapie, Operation und Bestrahlung erfordert:

  • neoadjuvante Chemotherapie: Die Betroffenen erhalten zuerst eine Chemotherapie, welche die Tumorausbreitung einbremsen soll, um die Ausgangslage für die anschliessende Operation zu verbessern.
  • Brustamputation: Dann muss die komplette Brust abgenommen werden (radikale Mastektomie) - von einer brusterhaltenden Operation wird bei inflammatorischem Brustkrebs abgeraten (zu hohes Rückfallrisiko).
  • Bestrahlung: An die Operation schliesst sich eine Strahlentherapie an, um im Körper verbliebene Tumorzellen zu eliminieren.

Mehr über die einzelnen Behandlungsschritte erfahren Sie hier.

Bei den meisten anderen Brustkrebs-Erkrankungen ist eine Antihormontherapie möglich, weil die Tumorzellen in Abhängigkeit von weiblichen Geschlechtshormonen wachsen. Nicht so bei inflammatorischem Brustkrebs: Seine Zellen haben meist keine Andockstellen für Geschlechtshormone, sprechen also nicht auf eine Hormonentzugstherapie an.

Inflammatorischer Brustkrebs: Was sind die Symptome?

Bei dieser Form von Brustkrebs weisen ein diffuser "roter Fleck" (also eine diffuse Hautrötung) und Überwärmung der Brust auf eine entzündliche Komponente hin. Der betroffene Bereich kann auch schmerzen. Die Haut ist oft geschwollen und verdickt. In ihrer Beschaffenheit erinnert sie vielfach an eine Orangenschalenhaut (Peau d'orange).

Auch wenn eine Brust schnell an Grösse zunimmt und/oder sich die Brustwarze nach innen einzieht, kann dahinter ein inflammatorischer Brustkrebs stecken. Weitere Symptome können geschwollene Lymphknoten im Bereich der Achsel oder des Schlüsselbeins sein.

Ein fester Tumor ("Knoten in der Brust") ist bei inflammatorischem Mammakarzinom anders als bei anderen Formen von Brustkrebs meist nicht tastbar.

Eine Brustentzündung (Mastitis) äussert sich typischerweise mit Rötung, Überwärmung und Schwellung der Brusthaut - so wie ein inflammatorischer Brustkrebs. Selbst mit Ultraschall und anderen bildgebenden Verfahren ist eine Unterscheidung zwischen beiden Erkrankungen häufig schwierig. Gewissheit bringt die Analyse einer Gewebeprobe (Biopsie).

Inflammatorischer Brustkrebs: Wie ist die Überlebenschance?

Die Prognose ist schlecht: Aufgrund der unspezifischen Symptome wird ein inflammatorischer Brustkrebs nur selten im Anfangsstadium entdeckt; oft wird fälschlicherweise eine Brustentzündung (Mastitis) diagnostiziert. Zudem schreitet diese Krebsform rasch fort (innerhalb von Wochen bis Monaten) und bildet schnell Absiedelungen (Metastasen) in anderen Organen wie den Lymphknoten. In den meisten Fällen liegen solche Metastasen bereits vor, wenn der Krebs entdeckt wird.

Laut Statistik leben daher nur noch etwa 30 Prozent aller Betroffenen fünf Jahre nach der Diagnose "inflammatorischer Brustkrebs". Die Lebenserwartung im Einzelfall kann aber unterschiedlich ausfallen, unter anderem in Abhängigkeit vom Zeitpunkt der Diagnose und dem Allgemeinzustand der Patientin.

Die intensive Behandlung aus Chemotherapie, Operation und Strahlentherapie ist dementsprechend wichtig bei einem inflammatorischen Brustkrebs. Wird dieses Therapiekonzept reduziert, verkürzt sich die Überlebenszeit der Betroffenen.

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Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:

Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).

ICD-Codes:
C50
ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen.
Quellen:
  • Eucker, J. & Scholz, C.W. (Hrsg.): Klinikleitfaden Hämatologie Onkologie, Elsevier / Urban & Fischer Verlag, 2. Auflage, 2021
  • Interdisziplinäre S3-Leitlinie für die Früherkennung, Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms (Stand: Juni 2021) der Deutschen Krebsgesellschaft et al., unter: www.awmf.de
  • Kreienberg, R. et al.: Mammakarzinom Interdisziplinär, Springer-Verlag, 4. Auflage, 2010
  • Kreienberg, R. et al.: Management des Mammakarzinoms, Springer-Verlag, 2. Auflage, 2002
  • Pschyrembel Online, Klinisches Wörterbuch: www.pschyrembel.de (Abruf: 23.05.2022)
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