Atherom

Von Christina Trappe
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Das Atherom wird umgangssprachlich auch als Grützbeutel bezeichnet. Es handelt sich um eine gutartige Zyste, die meist in der Kopfhaut sitzt und sich halbkugelförmig vorwölbt. Atherome entwickeln sich in der Haarwurzel und können bis zur Grösse eines Hühnereis anschwellen. Lesen Sie mehr über Ursachen und Behandlung des Atheroms.

atherom

Atherom: Beschreibung

Als Atherom bezeichnen Ärzte eine mit einer Hautschicht umspannte "Beule", die hauptsächlich mit Hautzellen und Fett gefüllt ist. Solche gefüllten Hohlräume im Unterhautzellgewebe, die sich aufgrund einer verstopften Drüse entwickeln, nennt man auch Retentionszysten – in diesem Fall handelt es sich um eine Trichilemmalzyste ("Haarwurzelscheiden-Zyste"). Umgangssprachlich wird das Atherom auch als Grützbeutel bezeichnet.

Atherome entstehen im Bereich einer Haarwurzel und demnach vermehrt an Körperstellen mit vielen Haaren. Zu 90 Prozent finden sie sich an der behaarten Kopfhaut, manchmal aber auch an anderen behaarten Stellen.

Abgrenzung zur Epidermoidzyste

Gelegentlich wird auch die sogenannte Epidermoidzyste als Atherom bezeichnet. Diese erbsen- bis pflaumengrossen Knoten entwickeln sich zwar auch aus Haarwurzeln, allerdings aus ihrem obersten Teil (Infundibulum). Sie enthalten vorwiegend abgeschältes Hornmaterial, das sich übereinanderschichtet. Das "richtige" Atherom ist dagegen vor allem mit einer sehr fettigen Substanz gefüllt.

Atherom: Symptome

Ein Atherom ist eine von aussen sichtbare Erhebung in der Haut. Sie ist prall gefüllt, aber eher elastisch als hart. Manche Atherome lassen sich unter der Haut verschieben. Nach einer Entzündung können sie aber auch fest auf der Kopfhaut sitzen – hier finden sich 90 Prozent aller Atherome. Sie können aber auch an anderen Körperstellen auftreten, etwa an Nacken, Brust, Bauch oder im Intimbereich. Sind mehrere Atherome gleichzeitig vorhanden, liegen sie manchmal gruppiert zusammen.

Atherome haben einen Durchmesser von meist ein bis zwei Zentimetern. Sie können jedoch bis zur Grösse eines Hühnereis anschwellen – in seltenen Fällen sogar bis zu Tennisballgrösse. Bei grösseren Zysten wird die Haut, die sie überspannt, stark auseinandergedehnt. Dies führt dazu, dass die Haare, die hier wachsen, weiter auseinanderstehen oder ganz fehlen. In manchen Fällen ist an der Oberfläche des Atheroms ein grauer oder schwarzer Punkt zu sehen.

Normalerweise hat ein Atherom die Farbe der umgebenden Haut. Es fällt in erster Linie durch seine Vorwölbung auf. Sofern es sich nicht entzündet hat, ist es schmerzlos und verursacht kaum Beschwerden. Je nach Sitz und Grösse empfinden es die Betroffenen aber als kosmetisch störend.

Im Fall einer Entzündung rötet sich die Haut im Bereich des Atheroms, es schwillt an, und Berührungen oder leichter Druck verursachen Schmerzen. Sammelt sich innerhalb der Atherom-Kapsel zusätzlich Eiter, handelt es sich um einen Abszess.

Atherom: Ursachen und Risikofaktoren

Ein Atherom entwickelt sich meist in der Kopfhaut aus einer Haarwurzel (Follikel) – genauer gesagt aus dem schmalen Kanal, in dem der Bereich des Haares sitzt, der noch unter der Haut verborgen liegt. Bei jedem Haar mündet eine kleine Talgdrüse in diesen Kanal. Sie sorgt dafür, dass das Haar mit einem Film aus öliger Flüssigkeit (Talg) ummantelt wird. Sind die Talgdrüsen sehr aktiv, werden die Haare schnell fettig.

Der Ausführungsgang der Talgdrüse kann in einem bestimmten Bereich, dem sogenannten Isthmus, verstopft sein, beispielsweise durch kleine Fettkristalle oder Hautzellen. Der Talg kann dann nicht mehr ungehindert abfliessen, die Drüse allerdings produziert ihn immer weiter. Nach und nach staut sich der Talg, und die Haarwurzel wird zu einer runden "Blase" aufgepumpt – es entsteht ein Atherom.

Dieser Mechanismus erklärt auch ein spezielles, charakteristisches Merkmal des Atheroms: Die Haut, welche die Zyste umspannt, gleicht im Aufbau jener Haut, die jede einzelne Haarwurzel umgibt. Man spricht auch von einer Trichilemmalzyste. Betrachtet man eine Atheromhülle unter dem Mikroskop, lässt sich ausserdem meist feststellen, dass sie mit Keratin verhornt ist. Dieses harte Material bildet auch Haare und Nägel. Durch diese Haut unterscheidet sich das Atherom von anderen Zysten und Geschwulsten.

Atherom: Untersuchungen und Diagnose

Die Diagnose Atherom stellt in der Regel ein Allgemeinmediziner oder ein Hautarzt (Dermatologe). Im Erstgespräch zur Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese) fragt er den Betroffenen zum Beispiel, seit wann die Zyste besteht, ob sie ihm Schmerzen bereitet und ob es noch weitere "Knubbel" gibt oder gab.

Bei der körperliche Untersuchung schaut sich der Arzt die "Beule" genauer an - meist kann er recht schnell beurteilen, ob es sich um ein Atherom handeln könnte. Er prüft dazu auch, wie die Zyste auf Druck reagiert und ob sie sich verschieben lässt.

Ob wirklich ein "echtes" Atherom (Trichilemmalzyste) oder aber eine Epidermoidzyste vorliegt, lässt sich aber manchmal erst sicher feststellen, nachdem die "Beule" operativ entfernt und im Labor feingeweblich (histologisch) untersucht wurde. Eine histologische Untersuchung ist auch wichtig, um abzuklären, ob es sich nicht vielleicht um eine bösartige Wucherung handelt.

Atherom: Behandlung

Wenn das Atherom klein ist, nicht weiter wächst und den Betroffenen nicht stört, ist manchmal keine Behandlung nötig. Wenn Sie aber ein Atherom haben, das Sie stört oder weiterhin wächst, können Sie es vom Hautarzt oder von einem Chirurgen entfernen lassen. Ein solcher Eingriff ist unbedingt angeraten, wenn das Atherom infiziert und entzündet ist oder wenn unklar ist, ob bösartige Zellen beteiligt sind.

Atherom entfernen

Der Arzt entfernt ein Atherom normalerweise ambulant und unter einer lokalen Betäubung. Bei dem Eingriff achtet er darauf, dass er das Atherom mitsamt seiner Kapsel und dem zugehörigen Ausführungsgang wegschneidet. Bleiben nämlich Teile davon in der Haut zurück, ist das Risiko gross, dass das Atherom wiederkommt.

Ein Atherom sollten Sie auf keinen Fall selbst entfernen, indem Sie etwa versuchen, den Inhalt auszudrücken - durch Manipulation mit Fingern und Fingernägel können Bakterien in die Hautgeschwulst eingebracht werden. Infolge einer solchen bakteriellen Infektion entzündet sich das Atherom.

Wenn sich das Atherom entzündet

Bei einer bakteriellen Infektion schwillt das Atherom an, rötet sich, fühlt sich warm an und schmerzt bei Berührung. Sammelt sich zunehmend Eiter innerhalb der Zyste, der nicht abfliessen kann, entsteht ein Abszess. Dieser bedarf in jedem Fall einer ärztlichen Behandlung. Häufig setzt der Arzt dann zur Therapie auch ein Antibiotikum ein.

Atherom: Krankheitsverlauf und Prognose

Wie schnell ein Atherom wächst, ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Einige Atherome wachsen auch nur bis zu einer bestimmten Grösse und stagnieren dann.

Prinzipiell kann nach der chirurgischen Entfernung eines Atheroms an der gleichen Stelle wieder ein Atherom entstehen. Wenn aber der Eingriff fachgemäss durchgeführt wurde, ist das Risiko dafür gering.

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Wissenschaftliche Standards:

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ICD-Codes:
L72
ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen.
Quellen:
  • Fritsch, P.: Dermatologie und Venerologie für das Studium, Springer-Verlag, 3. Auflage, 2018
  • Moll, I.: Dermatologie, Georg Thieme Verlag, 8. Auflage, 2016
  • Plewig, G. et al.: Braun-Falco’s Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Springer-Verlag, 7. Auflage, 2018
  • Pschyrembel: Klinisches Wörterbuch, De Gruyter Verlag, 268. Auflage, 2020
  • Sterry, W.: Kurzlehrbuch Dermatologie, Georg Thieme Verlag, 2. Auflage, 2018
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