Wie früh ist zu früh? (Frühzeitiger Samenerguss, Ejaculatio praecox)

Der sogenannte "frühzeitige Samenerguss" (Ejaculatio praecox-EP) ist die häufigste Sexualstörung des Mannes.
Wie früh ist zu früh?
Unter der intravaginalen Latenzzeit (intravaginal ejaculatory latency time - IELT) wird die Zeitspanne vom Eindringen des Penis in die Vagina bis zum Samenerguss verstanden. Die IELT ist der Versuch, die "Vorzeitigkeit" messbar und vergleichbar zu machen. Per Definition wird eine ungewollte Ejakulation innerhalb von einer Minute als zu früh verstanden.
Werte wie diese können aber auch dazu beitragen, mit sexuellen Mythen im Hinblick auf die Dauer des Geschlechtsverkehrs aufzuräumen: Der durchschnittliche mitteleuropäische Mann ejakuliert innerhalb von drei bis vier Minuten nach dem Eindringen in die Vagina. Die intravaginale Latenzzeit berücksichtigt allerdings nur eine der zahlreichen sexuellen Stimulationsmöglichkeiten, infolge derer es zu einem Samenerguss kommen kann: den heterosexuellen vaginalen Geschlechtsverkehr. Spielarten wie Analsex oder Oralverkehr werden durch diesen Wert nicht erfasst.
Unabhängig davon, ob Männer nun "zu früh", "rechtzeitig" oder "zu spät" kommen, können sie ein Sexualleben führen, das für sie selbst und die Partnerin bzw. den Partner befriedigend ist. Deshalb ist das entscheidende Kriterium für die Bezeichnung sexuelle Störung weniger die verkürzte Ejakulationslatenz als vielmehr die fehlende willentliche Kontrolle über den Zeitpunkt des Orgasmus bzw. der Leidensdruck eines oder beider Partner.
Dass sich der Samenerguss früher als erwünscht einstellt, wird schon jeder erlebt haben oder auch immer wieder einmal erleben. Das ist völlig normal und hat viel mit der Umgebung, der Stimmung und der inneren Anspannung beim Sex zu tun. Ganz allgemein gilt: Je ungewohnter und aufregender eine sexuelle Situation ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass man zu schnell kommt. Zum Problem wird das aber erst, wenn es immer oder zumindest beim Großteil der sexuellen Kontakte passiert.
Epidemiologischen Untersuchungen zufolge berichten ca. 25 - 30% der Männer weltweit, unter Ejaculatio praecox zu leiden. Damit handelt es sich - noch vor der erektilen Dysfunktion - um die häufigste funktionelle Sexualstörung des Mannes. Alle Altersgruppen sind gleichermaßen betroffen.
++ Mehr zum Thema: Vorzeitiger Samenerguss ++
Autoren:
Ulrich Kraft, Philip Pfleger
Medizinisches Review:
Prim. Univ.Doz. Dr. Eugen Plas
Redaktionelle Bearbeitung:
Matthias Thalhammer, Thomas Auinger
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