Vorhofflimmern

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und 
Clemens Gödel

Clemens Gödel ist freier Mitarbeiter der NetDoktor-Medizinredaktion.

Dr. med. Andrea Reiter

Dr. med. Andrea Reiter ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion.

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Vorhofflimmern ist eine Herzrhythmusstörung, bei der das Herz unregelmässig schlägt. Es ist die häufigste Form eines gestörten Herzrhythmus – in Europa leiden über sechs Millionen Menschen darunter. Manchmal bemerken die Betroffenen das Vorhofflimmern gar nicht. Andere verspüren ein Herzstolpern oder Herzrasen. Das Risiko für Schlaganfälle ist erhöht. Erfahren Sie alles über die Symptome, Diagnose und Therapie bei Vorhofflimmern.

Vorhofflimmern, EKG-Kurve, Hand an Brust

Kurzübersicht

  • Symptome: Herzrasen, unregelmässiger Puls, Schwindel, Atemnot, Schmerzen in der Brust, Angstgefühl
  • Therapie: Medikamentöse Frequenz- oder Rhythmuskontrolle, Katheterablation der krankhaft veränderten Herzmuskelzellen, Gerinnungshemmung zur Schlaganfallprophylaxe
  • Ursachen und Risikofaktoren: Häufig andere Herzerkrankungen und körperliche Erkrankungen (zum Beispiel Schilddrüsen- oder Nierenerkrankungen), Übergewicht, Alkoholkonsum, Stress
  • Diagnose: Anamnese, (Langzeit-/Belastungs-)Elektrokardiogramm (EKG), Echokardiografie, Laborwerte
  • Krankheitsverlauf: Vorhofflimmern ist nicht akut lebensbedrohlich, führt möglicherweise jedoch zu Komplikationen wie Schlaganfällen oder Herzschwäche.
  • Prognose: Die Prognose ist vor allem von den zugrundeliegenden Erkrankungen und dem Erfolg der Behandlung abhängig.

Was ist Vorhofflimmern?

Vorhofflimmern ist die häufigste Form einer Herzrhythmusstörung. Meistens sind ältere Menschen betroffen. Bis zu 15 Prozent der über 70-Jährigen leiden an Vorhofflimmern.

Normalerweise erzeugt der Sinusknoten im rechten Herzvorhof ein elektrisches Signal, das über ein spezialisiertes Reizleitungssystem in die Herzkammern geleitet wird. Dort löst es eine Muskelkontraktion und damit einen Herzschlag aus. Bei Vorhofflimmern entstehen auch ausserhalb des Sinusknotens an verschiedenen Stellen in den Herzvorhöfen Erregungen. Diese lokal kreisenden Erregungswellen stören die regelmässigen elektrischen Impulse aus dem Sinusknoten. Teilweise werden diese auch über das Leitungssystem zu den Kammern weitergeleitet.

Daraus resultiert ein unregelmässiger Herzrhythmus (Arrhythmie). Ist die Herztätigkeit vollkommen unregelmässig und ist im EKG keine Regelmässigkeit mehr erkennbar, handelt es sich um eine absolute Arrhythmie (Arrhythmia absoluta).

Zudem ist der Puls bei Vorhofflimmern meistens zu schnell (Tachyarrhythmie) und beträgt im Ruhezustand oft mehr als 100 Schläge pro Minute. Mediziner sprechen dann von einer Tachyarrhythmia absoluta (TAA). Kommt ein sogenannter Leitungsblock hinzu, ist der Puls teilweise zu langsam (Bradyarrhythmie). Bei einer Frequenz von unter 50 bis 60 Schlägen pro Minute sprechen Ärzte von einer Bradyarrhythmia absoluta (BAA). Ist der Puls lediglich unregelmässig, aber weder zu hoch, noch zu niedrig, handelt es sich um normofrequentes Vorhofflimmern.

Durch die kreisenden elektrischen Signale gelingt es den Herzvorhöfen nicht, sich vollständig mit Blut zu füllen. Daher reduziert sich die vom Herzen ausgeworfene Blutmenge. Ist das Herz bereits geschwächt, pumpt es noch weniger Blut. Der Blutdruck fällt ab.

Vorhofflimmern: Formen

Ärzte unterscheiden drei verschiedene Formen von Vorhofflimmern:

  • Paroxysmales Vorhofflimmern (auch intermittierendes Vorhofflimmern genannt): Tritt spontan und anfallsartig auf und dauert häufig mehrere Minuten bis Stunden an, in der Regel aber weniger als 24 Stunden. Die maximale Dauer beträgt sieben Tage.
  • Persistierendes Vorhofflimmern: Der Herzschlag findet nicht von allein zurück in den gewohnten Rhythmus, das Vorhofflimmern endet nur durch eine Kardioversion.
  • Permanentes Vorhofflimmern: Chronisches Vorhofflimmern, soll oder kann nicht mehr in einen stabilen Sinusrhythmus überführt werden.

Meistens entwickelt sich Vorhofflimmern im Laufe des Lebens. In vielen Fällen tritt es zunächst anfallartig auf (paroxysmal oder intermittierend) und hält dann minuten-, stunden- oder tagelang an. Irgendwann entwickelt sich daraus ein chronisches (permanentes) Vorhofflimmern, das unter Umständen auch unter medikamentöser Behandlung hartnäckig bestehen bleibt.

Neben den drei Formen des Vorhofflimmerns unterscheiden Medizinier noch zwei Typen:

  • Beim vagotonen Typ sinkt die Herzfrequenz. Dieser Typ Vorhofflattern tritt meist nachts oder in Ruhe auf.
  • Beim sympathikotonen Typ steigt die Herzfrequenz. Er triff oft morgens oder tagsüber nach Stress oder körperlicher Belastung auf.

Valvuläres und nicht-valvuläres Vorhofflimmern

Die Begriffe nicht-valvulär und valvulär tauchen in Bezug auf Vorhofflimmern immer wieder auf, obwohl diese Unterscheidung heutzutage eher historisch ist. Unter valvulärem Vorhofflimmern verstehen Mediziner Vorhofflimmern, das auf eine Erkrankung der Mitralklappe oder einen künstlichen Mitralklappenersatz zurückzuführen ist.

Es ist vor allem durch ein – im Vergleich zu anderen Formen des Vorhofflimmerns – erhöhtes Risiko für die Bildung von Blutgerinnseln gekennzeichnet. Der Begriff nicht-valvuläres Vorhofflimmern umfasst alle anderen, von der Mitralklappe unabhängigen Formen.

Vorhofflimmern oder Vorhofflattern?

Eine andere Form der Rhythmusstörung geht ebenfalls von den Vorhöfen aus und wird ähnlich behandelt, hat aber eine andere Ursache. Lesen Sie mehr dazu im Beitrag Vorhofflattern.

Welche Symptome treten bei Vorhofflimmern auf?

Das Vorhofflimmern ist oftmals symptomlos. Etwa zwei Drittel der Betroffenen spüren von einem anfallartigen Vorhofflimmern nichts oder nur einen kleinen Leistungsknick. Bei anderen sind die Beschwerden so ausgeprägt, dass normale, tägliche Aktivitäten beeinträchtigt sind.

Zu den typischen Symptomen von Vorhofflimmern zählen:

  • Herzrasen, Herzklopfen
  • Unregelmässiger Puls
  • Schwindel
  • Atemnot
  • Schmerzen oder Druck in der Brust
  • Angstgefühle
  • Häufiger Harndrang

Die Beschwerden sind von der Schnelligkeit des Herzschlages abhängig. Schlägt das Herz trotz des Vorhofflimmerns normal schnell, spüren die Betroffenen eventuell nur Müdigkeit und Schwindel. Schlägt das Herz zu schnell (häufig über 100 Schläge pro Minute) spüren die Betroffenen meistens ein unangenehmes Herzrasen, oft auch Schmerzen in der Brust und Atemnot. Schlägt das Herz zu langsam, leiden sie unter Schwindel oder fallen sogar in Ohnmacht.

Wenn das Vorhofflimmern chronisch wird, gewöhnt sich der Organismus zuweilen an die Rhythmusstörung und die Betroffenen haben keine ausgeprägten Symptome mehr.

Wie wird Vorhofflimmern behandelt?

Hat sich das Vorhofflimmern aufgrund einer anderen Erkrankung wie einer Schilddrüsenüberfunktion entwickelt, ist es wichtig, zunächst diese Erkrankung zu behandeln. In vielen Fällen bessert sich die Rhythmusstörung dann von allein.

Für die Behandlung des Vorhofflimmerns selbst stehen zwei Strategien zur Verfügung, die sich hinsichtlich der Prognose der Betroffenen nicht unterscheiden: die Normalisierung der Herzfrequenz (Frequenzkontrolle) oder die Kontrolle des Herzrhythmus.

Frequenzkontrolle

Meist ist der Herzschlag bei Vorhofflimmern zu schnell. Um die Herzfrequenz zu senken, kommen je nach Ursache des Vorhofflimmerns und Begleiterkrankungen verschiedene Wirkstoffe zum Einsatz, insbesondere Beta-Blocker, Kalziumkanalblocker (Kalziumantagonisten) und Digitalis. Leitlinien empfehlen, einen Ruhepuls von unter 80 Schlägen pro Minute anzustreben.

Medikamentöse Rhythmuskontrolle

Bei den meisten Menschen tritt Vorhofflimmern anfangs zunächst anfallartig auf (paroxysmales Vorhofflimmern). Betroffene erhalten zur Rhythmuskontrolle häufig ein Medikament, durch das der Herzrhythmus meistens wieder in den normalen Takt kommt. Ärzte sprechen dabei von einer medikamentösen Kardioversion.

Dabei kommen beispielsweise die folgenden Wirkstoffe zum Einsatz:

  • Vernakalant (Antiarrhythmikum)
  • Flecainid (Antiarrhythmikum)
  • Propafenon (Antiarrhythmikum)
  • Amiodaron (Kalium-Kanal-Blocker)

In einigen Fällen ist bereits eine einzige Dosis ausreichend, um den Herzrhythmus wieder unter Kontrolle zu bringen. Ist der Betroffene entsprechend geschult, ist ein Arztbesuch nicht immer erforderlich: Er trägt das Medikament in diesem Fall bei sich und nimmt es ein, wenn eine Vorhofflimmern-Episode auftritt.

Bei dauerhafter Einnahme ist es hingegen wichtig, dass ein Arzt die Behandlung regelmässig prüft und überwacht. Auch wenn es zunächst wie ein Widerspruch klingt, lösen die Medikamente gegen Vorhofflimmern in einigen Fällen andere, unter Umständen gefährliche Rhythmusstörungen aus. Oft erfolgt die Behandlung deshalb zu Beginn im Krankenhaus. So sind die Ärzte in der Lage, bei Nebenwirkungen schnell zu reagieren.

Elektrokardioversion

Manchmal ist das Vorhofflimmern sehr hartnäckig und geht weder von selbst noch unter medikamentöser Therapie vorbei. Der Arzt versucht dann, den Herzrhythmus durch elektrische Ströme von aussen zu normalisieren. Diese therapeutische Massnahme bezeichnen Mediziner als Elektrokardioversion.

Im Vergleich zur medikamentösen Kardioversion ist die unmittelbar wirksame Elektrokardioversion vor allem bei Betroffenen empfehlenswert, deren Kreislauf durch das Vorhofflimmern beeinträchtigt ist (hämodynamische Instabilität). Dazu zählen zum Beispiel Menschen mit Ohnmachtsanfällen, Beschwerden durch einen zu niedrigen Blutdruck oder akutem Herzversagen.

Die Elektrokardioversion funktioniert ähnlich wie eine Defibrillation bei einer Reanimation. Der Betroffene ist während des Eingriffs an verschiedene Überwachungsgeräte angeschlossen, die den Blutdruck und die Sauerstoffversorgung kontrollieren. Unter einer kurzen Narkose leitet der Arzt über zwei Elektroden für einen Bruchteil einer Sekunde Strom in das Herz. Dieses fällt durch den Stromstoss häufig zurück in seinen normalen Rhythmus.

Zwar ist die Elektrokardioversion fast immer erfolgreich, allerdings kehrt das Vorhofflimmern nach einiger Zeit häufig wieder zurück.

Katheterablation

Durch eine Katheterablation ist es möglich, viele Betroffene vom Vorhofflimmern langfristig zu heilen. Unter bestimmten Umständen empfehlen die aktuellen Leitlinien sogar, die Ablation als erste Therapieoption zur Rhythmuskontrolle in Betracht zu ziehen.

Zunächst führt der Arzt einen dünnen Schlauch (Katheter) über die Leistenvenen bis in das Herz. Dort verödet er mit Hilfe von Kälte oder Strom gezielt das krankhaft veränderte Herzmuskelgewebe. Dieses befindet sich häufig im Bereich der Pulmonalvene, daher trägt das Verfahren auch den Namen „Pulmonalvenenisolation". Die Heilungschance beträgt bei diesem Verfahren bis zu 80 Prozent, es sind aber oft mehrere Eingriffe erforderlich.

Schrittmacher-Implantation

Betroffene, bei denen ein zu langsamer Herzschlag auftritt, benötigen manchmal einen Herzschrittmacher. Dieser sorgt für einen schnelleren und stabilen Herzschlag.

Schutz vor Schlaganfall

Leiden Menschen unter einem paroxysmalen oder chronischen Vorhofflimmern, besteht manchmal die Gefahr, dass sich im Herzvorhof Blutgerinnsel bilden, da das Blut nicht mehr richtig zirkuliert. Diese Blutgerinnsel lösen unter Umständen einen Schlaganfall aus, wenn sie in den Blutkreislauf und von dort in die Hirngefässe gelangen. Allerdings ist das Schlaganfallrisiko bei Vorhofflimmern nicht bei jedem Betroffenen erhöht.

Besteht ein erhöhtes Schlaganfallrisiko, lässt sich dieses durch die Einnahme von blutverdünnenden und gerinnungshemmenden Medikamenten (Antikoagulanzien) reduzieren. Zu den verfügbaren Wirkstoffen zählen neben den sogenannten Vitamin-K-Antagonisten (zum Beispiel Warfarin und Phenprocoumon) bevorzugt die neuen oralen Antikoagulanzien (NOAK) mit den Wirkstoffen Apixaban, Dabigatran, Edoxaban und Rivaroxaban.

Allerdings kommt es infolge der Behandlung leichter zu Blutungskomplikationen, die manchmal lebensbedrohlich sind. Ein neueres Verfahren zum Schutz vor einem Schlaganfall ist der Verschluss des sogenannten Vorhofohrs. Das Vorhofohr ist eine Aussackung des Vorhofs, in dem sich die Gerinnsel besonders häufig bilden. Allerdings birgt dieser Eingriff das Risiko von Komplikationen, manchmal auch schwerwiegenden.

Der Nutzen einer solchen Therapie gegenüber einer medikamentösen Therapie lässt sich derzeit noch nicht abschliessend bewerten, da bislang zu wenige Studiendaten zur Verfügung stehen.

Rückfällen vorbeugen

Antiarrhythmika sind nicht nur wichtig für die Behandlung einer akuten Vorhofflimmern-Episode. Sie dienen darüber hinaus dazu, weiteren Episoden vorzubeugen. Auch andere Medikamente und Massnahmen senken das Risiko eines Rückfalls. Dazu zählen zum Beispiel ACE-Hemmer und AT1-Blocker zur Behandlung von Bluthochdruck und Herzinsuffizienz sowie eine Gewichtsabnahme bei Übergewicht.

Sport bei Vorhofflimmern

Viele Menschen mit Herzerkrankungen stellen sich die Frage, ob sie weiterhin Sport ausüben dürfen. Tatsächlich ist die gesundheitsfördernde Wirkung von moderatem Ausdauersport bei Herzrhythmusstörungen wissenschaftlich belegt. Sport reduziert sogar das Risiko, dass erneute Attacken von Vorhofflimmern auftreten. Mit dem richtigen Training und einer Gewichtsreduktion lässt sich die Häufigkeit von Vorhofflimmer-Episoden zum Teil merklich reduzieren.

Dennoch ist es ratsam, nicht zu viel Sport zu treiben. So haben gerade Hochleistungssportler in Ausdauersportarten (Marathon, Skilanglauf) ein bis zu acht Mal höheres Risiko, eine Episode von Vorhofflimmern zu erleben.

Trainingsbeginn bei Vorhofflimmern

Zudem ist es empfehlenswert, dass Patienten mit Vorhofflimmern vor dem Trainingsbeginn immer die geeignete Trainingsdosis (Intensität und Dauer) mit dem behandelnden Arzt besprechen. Er ermittelt die Leistungsfähigkeit des Betroffenen mit verschiedenen Tests und spricht darauf basierend eine individuelle Empfehlung für das Training aus.

Welcher Sport bei Herzrhythmusstörung?

Für Menschen mit Vorhofflimmern ist ein niedrig bis mässig dosiertes Ausdauertraining ratsam. Drei bis fünf Trainingseinheiten pro Woche von möglichst 20 bis 30 Minuten tun dem Herzen gut. Der Richtwert für Betroffene liegt insgesamt bei 60 bis 120 Minuten Bewegung pro Woche.

Steigert ein Betroffener seine Belastbarkeit um mehr als 50 Watt, was einem schnelleren Gehen entspricht, verringert sich das Risiko für erneutes Vorhofflimmern über einen Zeitraum von fünf Jahren um mehr als ein Drittel. Nimmt er zusätzlich ein paar überflüssige Pfunde ab, sinkt das Risiko erneuter Vorhofflimmeranfälle sogar um drei Viertel. Sport und Gewichtsverlust haben einen vergleichbaren Effekt wie Medikamente.

Die folgenden Ausdauersportarten sind bei Vorhofflimmern gut geeignet:

  • (Schnelles) Gehen
  • Joggen
  • Walking/Nordic Walking
  • Rudern
  • Radfahren beziehungsweise Ergometertraining
  • Tanzen

Krafttraining verhindert Stürze

Neben dem Ausdauertraining profitieren Herzpatienten von niedrig dosiertem Krafttraining. Denn vor allem ältere Personen sind von Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern betroffen. Das Krafttraining verleiht ihnen mehr Sicherheit im Alltag und trägt unter Umständen dazu bei, Stürze zu verhindern.

Folgende Übungen sind besonders schonend fürs Bein:

  • Kräftigung der Abduktoren (Streckmuskeln): Aufrecht auf einem Stuhl sitzen und mit den Händen von aussen gegen die Knie drücken. Die Beine arbeiten gegen die Hände. Den Druck für einige Sekunden halten und danach entspannen.
  • Kräftigung der Adduktoren (Beugemuskeln): Aufrecht auf einem Stuhl sitzen, die Hände liegen zwischen den Knien. Mit den Händen nun nach aussen drücken. Die Beine arbeiten gegen die Hände. Die Spannung für einige Sekunden aufrecht halten und danach vollständig entspannen.

Zur Verbesserung des Gleichgewichtssinns ist es hilfreich, auf einem unebenen Untergrund zu gehen oder zu joggen. Geeignet ist zum Beispiel Sand oder beim Hallensport eine Weichbodenmatte. Der Untergrund trainiert dabei zusätzlich die Muskulatur in Beinen und Rumpf.

Da Muskelmasse mehr Energie verbraucht als Fett, steigern Muskeln den Grundumsatz und helfen beim Abnehmen. Deshalb profitieren Herzpatienten doppelt von leichten Kraftübungen: Die Muskeln werden stärker, der Gang sicherer und die Fettpölsterchen verschwinden schneller.

Diese Sportarten sind bei Vorhofflimmern nicht geeignet

Vorhofflimmern tritt häufig plötzlich auf und geht mit Nebenwirkungen wie Schwäche, Schwindel oder Atemnot einher. Deshalb ist Sport im Wasser nur bedingt geeignet. Wassergymnastik unter Aufsicht ist aber weniger riskant als Schwimmen im offenen Gewässer.

Auch Klettern oder Bergwandern oder andere Sportarten mit akuter Absturzgefahr sind für Menschen mit Vorhofflimmern nicht geeignet.

Für Betroffene, die für die Schlaganfallprophylaxe Gerinnungshemmer einnehmen, sind Sportarten mit einem geringen Verletzungsrisiko zu empfehlen. Durch Verletzungen entstehen innere oder äussere Blutungen, die durch die eingenommenen Medikamente nur schwer zu stoppen sind.

Ungeeignete Sportarten bei Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern sind deshalb:

  • Mountainbiking
  • Snowboarding
  • Ski alpin
  • Boxen
  • Karate
  • Vollkontakt Sportarten (zum Beispiel Handball, Fussball, Eishockey)

Selbsthilfe bei Vorhofflimmern

Die wirksamste Selbsthilfe bei Vorhofflimmern besteht darin, die verschriebenen Medikamente zuverlässig einzunehmen, regelmässige Kontrolluntersuchungen beim Arzt wahrzunehmen und bei Bedarf den Lebensstil anzupassen. Da Stress ein möglicher Auslöser für Vorhofflimmern ist, empfiehlt es sich, ständigen Zeitdruck und psychische Belastungen nach Möglichkeit zu reduzieren.

Aktuellen Studienergebnissen zufolge hilft Yoga unter Umständen, die Symptome bei Vorhofflimmern zu lindern und die Anzahl von Vorhofflimmern-Episoden zu senken. Darüber hinaus ist die Wirksamkeit von Hausmitteln oder alternativmedizinischen Konzepten bei Vorhofflimmern allerdings nicht wissenschaftlich belegt.

Hausmittel haben ihre Grenzen. Wenn die Beschwerden über einen längeren Zeitraum bestehen, nicht besser oder sogar schlimmer werden, sollten Sie immer einen Arzt aufsuchen.

Ursache und Risikofaktoren

Vorhofflimmern entwickelt sich meistens im höheren Alter. Die Ursachen für Vorhofflimmern lassen sich nicht immer eindeutig klären. Allerdings verändert sich die Herzstruktur im Alter und das Herzgewebe vernarbt zunehmend. Dadurch werden elektrische Signale im Vorhof fehlerhaft weitergeleitet. Sie kreisen dann durch das Vorhofgewebe und stören die normale Herzaktivität. Findet sich bei sonst herzgesunden Menschen keine Ursache, sprechen Mediziner auch vom primären oder idiopathischen Vorhofflimmern.

Es gibt allerdings einige Risikofaktoren, die Vorhofflimmern begünstigen. Solche Risikofaktoren finden sich bei etwa 85 Prozent der Betroffenen. Neben bestimmten Medikamenten, die Vorhofflimmern auslösen, zählen vor allem viele chronische Erkrankungen dazu, wie zum Beispiel:

Doch auch der Lebensstil hat einen Einfluss auf die Entstehung von Vorhofflimmern. Die folgenden Faktoren lösen in einigen Fällen Vorhofflimmern aus:

  • Erheblicher Alkoholkonsum
  • Übergewicht
  • Stress und andere psychische Belastungen

Forscher fanden heraus, dass das Risiko für Vorhofflimmern auch eine genetische Komponente aufweist.

Diagnose und Untersuchung

Der Spezialist für Vorhofflimmern ist ein Kardiologe. Zunächst fragt der Arzt nach der Krankheitsgeschichte. Von Bedeutung ist zum Beispiel:

  • Wie häufig und wie lange das Herzrasen besteht
  • Ob bestimmte Faktoren wie Alkoholgenuss oder ein Schlafdefizit das Herzrasen auslösen
  • Ob dem Herzrasen ein chirurgischer Eingriff am Herzen vorausgegangen ist
  • Ob der Betroffene an einer Herzkrankheit oder einer anderen körperlichen Erkrankung leidet
  • Ob während des Herzrasens weitere Beschwerden auftreten

Im Anschluss folgen eine körperliche Untersuchung und eine Puls- und Blutdruckkontrolle.

Elektrokardiogramm (EKG)

Die wichtigste Untersuchung, um das Vorhofflimmern zu diagnostizieren, ist das Elektrokardiogramm (EKG). Dabei misst der Arzt die elektrischen Herzströme über Elektroden, die auf die Brust geklebt werden.

Manchmal ist es erforderlich, ein EKG über mehrere Tage zu schreiben. Ärzte sprechen dann von einem Langzeit-EKG. Zu diesem Zweck stehen kleine EKG-Geräte zur Verfügung, die die Betroffenen am Körper tragen. Das EKG lässt sich auch bei körperlicher Bewegung, meist auf einer Art Hometrainer, aufzeichnen (Belastungs-EKG).

Echokardiografie

Durch eine Ultraschalluntersuchung des Herzens (Echokardiografie) lässt sich dessen Struktur und Pumpverhalten untersuchen. Besonders, wenn der Arzt bereits Vorhofflimmern diagnostiziert hat, ist es wichtig, nach Blutgerinnseln im Herzen zu suchen.

Um die Vorhöfe noch genauer zu untersuchen und eventuell entstehende Blutgerinnsel aufzuspüren, führt der Arzt in einigen Fällen eine Ultraschalluntersuchung über die Speiseröhre durch. Dazu schiebt er den Ultraschallkopf, wie bei einer Magenspiegelung, mit einem Schlauch in die Speiseröhre ein. Mediziner bezeichnen dieses Verfahren als transösophageale Echokardiografie. Etwa in der Mitte der Speiseröhre liegt der rechte Vorhof sehr nah beim Ultraschallkopf. Er lässt sich von dieser Position aus besonders gut beurteilen. Betroffene erhalten für den Eingriff meist ein leichtes Betäubungsmittel.

Laborwerte

Um der Ursache des Vorhofflimmerns auf die Spur zu kommen, führt der Arzt unter Umständen einige Blutuntersuchungen durch. Dazu zählt zum Beispiel die Bestimmung der:

Bei den Gerinnungswerten erfasst der sogenannte INR-Wert (International Normalized Ratio) verschiedene Blutgerinnungsfaktoren. Er hat den früher häufig gemessenen Quick-Wert abgelöst, da er weniger stark von der Messmethode abhängig ist.

Leben mit Vorhofflimmern

Vorhofflimmern lässt sich auf unterschiedliche Weise behandeln, jedoch ist es selbst nach einer erfolgreichen Therapie immer wieder möglich, dass erneut Vorhofflimmern auftritt. Besonders bei Menschen mit Herzerkrankungen sind Rückfälle häufig zu beobachten.

Unbehandeltes paroxysmales Vorhofflimmern entwickelt sich im Krankheitsverlauf unter Umständen zu einem permanenten Vorhofflimmern. Je länger die Rhythmusstörung besteht, desto schwieriger ist es, sie zu therapieren. Ist sie durch andere Erkrankungen, beispielsweise durch eine Schilddrüsenüberfunktion, aufgetreten, verschwindet die Rhythmusstörung nach der Behandlung dagegen häufig von allein.

Die Prognose des Vorhofflimmerns hängt besonders von begleitenden Herzerkrankungen ab. Ist das Herz bereits geschwächt, erhöht das Vorhofflimmern die Sterblichkeit unter Umständen deutlich und verringert die Lebenserwartung. Wie hoch die Lebenserwartung bei Vorhofflimmern ist, lässt sich allerdings nicht pauschal beantworten.

Im Gegensatz zu Kammerflimmern ist Vorhofflimmern nicht akut lebensbedrohlich, birgt aber dennoch einige Risiken, wie zum Beispiel eine Herzschwäche oder ein erhöhtes Schlaganfall-Risiko. Dieses lässt sich mit gerinnungshemmenden Medikamenten in der Regel gut eindämmen. Besonders bei alten Menschen ist die Gefahr einer Überdosierung gross, da ihre Leber nicht mehr so gut arbeitet, sie teilweise viele andere Medikamente einnehmen, zu wenig trinken oder häufiger stürzen. In diesen Fällen rät der Arzt manchmal von einer gerinnungshemmenden Medikation ab.

Es ist zwar nicht möglich, dem Vorhofflimmern vorzubeugen, sehr wohl aber den Krankheiten, die es auslösen. Eine gesunde Ernährung, regelmässige Bewegung und der Verzicht auf Genussmittel senken das Risiko für eine koronare Herzkrankheit – die Hauptursache für Vorhofflimmern.

Sexualität bei Vorhofflimmern?

Menschen mit Herzerkrankungen wie Vorhofflimmern fragen sich häufig, ob trotz ihrer Erkrankung noch ein Sexualleben möglich ist. Die Sorge, das Herz zu überlasten, ist jedoch meist unbegründet. Besonders bei Menschen mit gut kontrollierten Rhythmusstörungen, bei denen mässige körperliche Anstrengung nicht zu Problemen führt, bestehen in der Regel keine medizinischen Bedenken.

Im Zweifelsfall ist ein Arzt zu Rate ziehen. Dieser ist in der Lage, die körperliche Belastbarkeit einzuschätzen oder zu prüfen.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Vorlage:
Annett Blättermann
Autoren:
Clemens Gödel

Clemens Gödel ist freier Mitarbeiter der NetDoktor-Medizinredaktion.

Dr. med.  Andrea Reiter

Dr. med. Andrea Reiter ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion.

ICD-Codes:
R00I48I46I47I49I45I44
ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen.
Quellen:
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