Vitaminmangel (Hypovitaminosen, Avitaminosen)

Obwohl der Körper nur sehr geringe Mengen an Vitaminen benötigt, führt eine unzureichende oder fehlende Versorgung zu Mangelzuständen.
Ursachen eines Vitaminmangels
Ein Mangel an Vitaminen kann folgende Ursachen haben:
Falsche bzw. einseitige Ernährung oder Nulldiät
Es gibt kein einzelnes Lebensmittel, das alle für den Menschen wichtigen Vitamine in ausreichender Menge enthält. Eine gemischte und abwechslungsreiche Ernährung ist daher für die optimale Versorgung mit Vitaminen Voraussetzung.
Ein Beispiel für einen aus falscher Ernährung resultierenden Vitaminmangel ist der Skorbut – ein Krankheitsbild, das auf einen chronischen Mangel an Vitamin C zurückzuführen ist und unter anderem mit Hautläsionen, Wundheilungsstörungen und Zahnfleischentzündungen einhergeht. In Industrieländern mit ausreichendem Nahrungsangebot ist ein ernährungsbedingter Vitaminmangel allerdings eher selten.
Vegetarische oder vegane Ernährung
Bei fleischloser (vegetarischer) Ernährung besteht die Gefahr einer Unterversorgung mit Vitamin B12, das in fast allen tierischen Produkten, aber kaum in pflanzlichen Lebensmitteln enthalten ist.
Auch Vitamin D (in Fisch, Ei und Leber) wird von Vegetariern oft in zu geringer Menge mit der Nahrung aufgenommen. Da Vitamin D aber vorrangig vom Körper selbst gebildet wird, treten Mangelerscheinungen eher selten auf.
Bei rein pflanzlicher (veganer) Ernährung und dem gänzlichen Verzicht auf tierische Produkte kann es zusätzlich zu einer Unterversorgung mit Vitamin B2 kommen, das in Milch, Fleisch, Fisch und Eiern enthalten ist.
Ein Mangel an diesen Vitaminen ist besonders für Säuglinge, die von vegan lebenden Müttern gestillt werden, und Kinder gefährlich, da es zu Entwicklungs- und Wachstumsverzögerungen sowie neurologischen Störungen kommen kann.
++ Mehr zum Thema: Vegetarische & vegane Ernährung - wie man Mängel vermeidet ++
Falsche Nahrungszubereitung oder -lagerung
Je nach Dauer und Art der Lagerung sowie Zubereitung von Lebensmitteln werden Vitamine enzymatisch abgebaut und gehen damit als Nahrungsbestandteil verloren. Einfrieren und kurze Kochzeiten tragen dazu bei, die Struktur der Vitamine zu erhalten.
Unzureichende Resorption im Darm
Vitamine werden im Darm aus der Nahrung aufgenommen (Resorption) und dem Kreislauf zugeführt. Ist dieser Vorgang beeinträchtigt, kann es zu Mangelerscheinungen kommen. Dies kann zum Beispiel der Fall sein bei:
- chronischen Durchfällen
- entzündlichen Darmerkrankungen nach Dünndarmresektion
- oder aufgrund einer Zerstörung der Darmflora durch Antibiotika
Lichtmangel
Eine Sonderstellung kommt dem Vitamin D zu. Vitamin D wird unter Einfluss von UV-Strahlung in der Haut gebildet. Bei zu geringer Sonnenexposition, etwa im Winter oder wenn wenig Zeit im Freien verbracht wird, kann es zu Vitamin-D-Mangelerscheinungen kommen. Davon betroffen sind häufig:
- Säuglinge
- Kleinkinder
- Schwangere
- ältere Menschen
Erhöhter Vitaminbedarf
In bestimmten Situationen benötigt der Körper größere Mengen an Vitaminen:
- bei hohem Fieber oder Krankheiten mit gesteigertem Stoffwechsel
- in der Schwangerschaft und Stillzeit
- Kinder und Jugendliche in Phasen starken Wachstums
- in Stresssituationen
- durch Rauchen
Alkohol kann einerseits zu einer Störung der Leberfunktion führen, wodurch bestimmte Vitamine nicht ausreichend verstoffwechselt werden können. Andererseits kommt es bei Alkoholismus zu einer sogenannten Nährstoffverdrängung, da Alkohol zwar aufgrund der großen Kalorienmenge zur Deckung des Energiebedarfs beiträgt, selbst aber keine essenziellen Nährstoffe und Vitamine enthält.
Hohes Alter
Alte Menschen haben aufgrund eines reduzierten Grundumsatzes und geringerer körperlicher Aktivität einen allgemein verminderten Energiebedarf. Der Bedarf an Vitaminen bleibt dabei allerdings unverändert hoch. Durch die oft reduzierte Ernährung kommt es nicht selten zu einer zu geringen Aufnahme von Vitaminen.
Erhöhte Verluste
Im Rahmen bestimmter Erkrankungen bzw. Therapieformen kann es zu einem vermehrten Verlust oder zur Beeinträchtigung der Funktion von Vitaminen kommen, zum Beispiel bei Dialyseverfahren oder durch Wechselwirkungen bestimmter Arzneimittel.
Wie erkennen Sie einen Vitaminmangel?
Ein Mangel an Vitaminen ist ein ernst zu nehmender Zustand. Das vollständige Fehlen eines Vitamins über einen längeren Zeitraum hinweg kann schwer wiegende Folgen haben und sogar lebensbedrohlich sein.
Im Allgemeinen sind Vitaminmangelzustände vor allem in frühen Stadien (latenter Vitaminmangel) relativ schwer zu erkennen, da sie zunächst sehr unspezifische Symptome verursachen. Es kann zu psychischen Veränderungen kommen wie:
- Müdigkeit
- depressiver Verstimmung
- emotionaler Labilität
- Konzentrationsschwäche
- Beeinträchtigung des Kurzzeitgedächtnisses
Erst in fortgeschrittenen Stadien (manifester Vitaminmangel) treten beim Fehlen einzelner Vitamine jeweils charakteristische Symptome auf; die Diagnostik ist dann meist eindeutig. So kommt es etwa
- bei einem Mangel an Vitamin D zu Störungen der Knochenmineralisation (Rachitis, Osteomalazie)
- bei Mangel an Vitamin K zu einer erhöhten Blutungsneigung und bei Mangel an Vitamin A zu Sehstörungen
- bei einem Mangel an Vitamin B6 zu Krämpfen und peripheren Neuropathien
- bei einem Mangel an Vitamin B12 zu Sensibilitätsstörungen
Ein häufiges Symptom bei Vitaminmangel ist die Anämie („Blutarmut“), der ein Mangel an Vitamin B2, B6, B12 oder Folsäure zugrunde liegen kann. Auch eine Schwächung des Immunsystems und eine erhöhte Infektanfälligkeit sind typische Vitaminmangelerscheinungen und können durch den Mangel an Folsäure, Vitamin A, B6 oder C verursacht werden.
Im Allgemeinen darf ein Vitaminmangel erst dann als Ursache für eine Krankheit bzw. ein Symptom angesehen werden, wenn andere mögliche Diagnosen ausgeschlossen werden konnten. Eine Ernährungsanamnese ist dabei oft nicht genug aussagekräftig. Auch die Berechnung der tatsächlich aufgenommenen Vitaminmengen ist nur bedingt möglich, da der Vitamingehalt von Lebensmitteln in Abhängigkeit von Lagerung und Zubereitung stark schwanken kann.
Autoren:
Dr.med. Kerstin Lehermayr
Redaktionelle Bearbeitung:
Mag.(FH) Silvia Hecher, MSc
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