Aphonie (Stimmverlust)

Von , Medizinredakteurin
Mag. Astrid Leitner

Astrid Leitner studierte in Wien Tiermedizin. Nach zehn Jahren in der veterinärmedizinischen Praxis und der Geburt ihrer Tochter wechselte sie – mehr zufällig – zum Medizinjournalismus. Schnell war klar: Das Interesse an medizinischen Themen und die Liebe zum Schreiben ergeben für sie die perfekte Kombination. Astrid Leitner lebt mit Tochter, Hund und Katze in Wien und Oberösterreich.

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Aphonie ist die stärkste Ausprägung der Heiserkeit (Dysphonie). Die Stimme verliert ihren Ton, Betroffene können nur noch flüstern oder hauchen. Die Stimmlosigkeit wird meist durch körperliche Ursachen ausgelöst, manchmal ist sie auch psychisch bedingt. In den meisten Fällen ist Aphonie heilbar. Lesen Sie hier, wie lange es dauert, bis die Stimme wiederkehrt, und wie Aphonie behandelt wird.

Frau fasst sich an den Hals

Kurzübersicht

  • Dauer: Wie lange der Stimmverlust andauert, hängt von der Ursache ab. In der Regel kommt die Stimme zurück.
  • Behandlung: Aphonie lässt sich meist gut behandeln mit Stimmschonung, Medikamenten, Logopädie, Psychotherapie, selten ist Operation nötig.
  • Ursachen: Aphonie kann diverse körperliche und seelische Ursachen haben.
  • Wann zum Arzt?: Wenn die Aphonie plötzlich auftritt oder länger als drei Wochen anhält.
  • Diagnostik: Krankheitsbild, Untersuchung des Kehlkopfs, weiterführende Untersuchungen: Ultraschall, CT, MRT.
  • Vorbeugen: Stimme nicht überbeanspruchen, gesunde Lebensweise (Verzicht auf Alkohol und Nikotin).

Wie lange dauert der Stimmverlust?

Wie lange der Stimmverlust andauert, hängt von seiner Ursache ab. Meist steckt hinter der Stimmlosigkeit eine harmlose Erkältung. In diesen Fällen hilft am besten, die Stimme zu schonen. Bis sie wieder zurückkommt, dauert es in der Regel wenige Tage.

Wer berufsbedingt auf seine Stimme angewiesen ist (beispielsweise Lehrer oder Sänger) und diese übermässig beansprucht, hat unter Umständen mit wiederkehrender Aphonie zu kämpfen. Auch hier ist es wichtig, die Stimme zu schonen. Zusätzlich hilft ein Stimmtraining beim Logopäden, um die Stimme zu kräftigen und Rückfällen vorzubeugen.

Bei Tumoren oder nervenbedingten Stimmbandschäden kann die Heilung länger dauern, in manchen Fällen sogar Jahre. Vollständige Lähmungen der Stimmbänder (wie nach einem Schlaganfall oder nach Operationen) können unter Umständen dauerhaft bestehen bleiben.

Die Prognose ist grundsätzlich gut: Der Verlust der Stimme ist meist heilbar. In jedem Fall ist es ratsam, bald nach Auftreten des Stimmverlusts einen Arzt aufzusuchen. Dies gilt insbesondere, wenn die Aphonie psychische Ursachen hat. Je länger der Stimmverlust unbehandelt bleibt, desto langwieriger ist die Behandlung.

Dauert die Stimmlosigkeit länger als drei Wochen an, ist es ratsam, einen HNO-Arzt oder Phoniater aufzusuchen!

Was kann man tun, wenn die Stimme weg ist?

Verliert die Stimme ihren Ton, ist dies ein Alarmzeichen. Es ist ratsam, bereits bei den ersten Symptomen zu handeln, um eine Verschlechterung zu vermeiden. Ist die Ursache der Stimmlosigkeit unklar oder bleibt die Stimme länger als drei Wochen weg, ist ein Arztbesuch ratsam. Geht die Aphonie mit einem Atemwegsinfekt einher, helfen möglicherweise folgende Tipps:

  • Schonen Sie Ihre Stimme.
  • Vermeiden Sie Räuspern und Flüstern, stattdessen husten Sie lieber kurz und sprechen Sie leise.
  • Vermeiden Sie Stress.
  • Probieren Sie Entspannungsübungen aus.
  • Verzichten Sie auf Alkohol und Rauchen.
  • Trinken Sie ausreichend.
  • Vermeiden Sie trockene Heizungsluft, denn sie trocknet die Schleimhäute aus.

Hausmittel gegen Stimmverlust

Zusätzlich können folgende Hausmittel bei Stimmlosigkeit helfen:

Gurgeln mit Salzwasser: Das Gurgeln mit Salzwasser soll entzündungshemmend und abschwellend wirken. Vermischen Sie dafür einen Teelöffel Salz mit 250 ml lauwarmem Wasser. Darin löst sich das Salz schneller als in kaltem Wasser. Gurgeln Sie alle zwei bis drei Stunden für etwa fünf Minuten.

Gurgeln mit Salbei: Statt Salz können Sie auch Salbei verwenden. Salbei wird eine antibakterielle und entzündungshemmende Wirkung zugeschrieben. Bereiten Sie entweder einen handelsüblichen Salbeitee zu, oder geben Sie eine Handvoll frische Salbeiblätter zum siedenden Wasser hinzu. Lassen Sie den Sud vor dem Gurgeln etwa fünf Minuten ziehen.

Inhalieren mit Salzwasser: Alternativ zum Gurgeln können Sie bei Stimmverlust auch Inhalieren. Bringen Sie dafür etwa einen Liter Wasser zum Kochen, und fügen Sie einen Esslöffel Salz hinzu. Lassen Sie die Flüssigkeit etwas abkühlen (Vorsicht: Verbrühungsgefahr!) Beugen Sie sich über den Topf, und halten Sie ein Handtuch über den Kopf. Tief ein- und ausatmen, Augen geschlossen halten. Der Wasserdampf dringt tief in die Atemwege ein und entfaltet dort seine Wirkung.

Tees: Zubereitungen mit Ingwer, Thymian, Spitzwegerich oder Malvenblättern beruhigen die Schleimhäute und lindern die Beschwerden.

Halswickel: Halswickel sind ein bewährtes Hausmittel bei Erkältung. Sie können warm oder kalt beziehungsweise trocken oder feucht angewendet werden. Das Prinzip ist immer gleich: Ein Baumwolltuch wird über den Hals gelegt und mit einem weiteren Tuch abgedeckt und fixiert.

Wie Sie den Wickel richtig anwenden, lesen Sie im Beitrag Halswickel bei Halsschmerzen.

Hausmittel haben ihre Grenzen. Wenn die Beschwerden über einen längeren Zeitraum bestehen, nicht besser oder sogar schlimmer werden, sollten Sie immer einen Arzt aufsuchen.

Was hilft gegen Husten und keine Stimme?

Liegen Aphonie und Husten gleichzeitig vor, steckt meistens eine akute Kehlkopfentzündung (Laryngitis) dahinter. Im Normalfall verläuft sie harmlos und heilt innerhalb weniger Tage von selbst aus – vorausgesetzt, der Patient schont seine Stimme wirklich. Kommen andere Beschwerden wie Fieber oder Atemnot hinzu, ist ein Arztbesuch ratsam. Er wird neben der Stimmschonung fiebersenkende und hustenlindernde Medikamente verschreiben.

Behandlung beim Arzt

Therapie der organischen Aphonie

Stellt der Arzt eine körperliche Ursache für den Stimmverlust fest, leitet er eine entsprechende Behandlung ein.

Liegt eine Erkältung oder eine Kehlkopfentzündung vor, reicht es meist aus, die Stimme zu schonen. Hat der Patient gleichzeitig weitere Beschwerden wie Halsschmerzen oder Husten, behandelt der Arzt meist symptomatisch, zum Beispiel mit Lutschtabletten oder Hustenstillern. Besteht Fieber, verschreibt der Arzt fiebersenkende Mittel. Antibiotika kommen nur dann zum Einsatz, wenn der Arzt eine bakterielle Infektion feststellt. Heilt die Erkältung aus, kommt auch die Stimme wieder zurück.

Bei Veränderungen an den Stimmlippen wie beispielsweise Zysten oder Polypen kann eine Operation notwendig sein. Gleiches gilt für Papillome (gutartige Wucherungen) und andere Tumoren. Nach der Operation braucht die Stimme noch einige Zeit Ruhe. Darauf folgt in der Regel eine Stimmtherapie beim Logopäden. Er hilft mit speziellen Übungen, die normale Stimmfunktion wieder aufzubauen.

Therapie funktionelle Aphonie

Überlastung der Stimme: Kommt es berufsbedingt immer wieder zum Verlust der Stimme, ist ein Stimmtraining beim Logopäden hilfreich. Er kann helfen, die Stimme zu trainieren und die richtige Atemtechnik einzulernen. Betroffene erlernen dabei Techniken, die sie zu Hause eigenständig anwenden. Sie stärken die Stimmbänder und beugen Rückfällen vor.

Psychogene Aphonie: Bei einer psychogenen (oder auch dissoziativen) Aphonie ist es zunächst wichtig herauszufinden, welche psychischen Ursachen zum Stimmverlust geführt haben. Dafür überweist der Arzt den Patienten zu einem Psychotherapeuten. Im Idealfall ist dieser auch logopädisch ausgebildet. Bei dissoziativer Aphonie ist die Kombination aus Psychotherapie und Logopädie am wirkungsvollsten.

Wichtig ist ein frühzeitiger Therapiebeginn. Die Behandlung einer psychogenen Aphonie kann einige Zeit dauern.

Auch eine Aphonie mit psychischen Ursachen ist heilbar. Verlieren Sie nicht den Mut, in den meisten Fällen kommt die Stimme wieder zurück!

Ursachen und mögliche Erkrankungen

Die Stimmlosigkeit kann unterschiedliche Ursachen haben. In den meisten Fällen sind es harmlose Erkältungskrankheiten, die den Stimmverlust verursachen. Wenn die Stimmbänder keinen hörbaren Ton mehr erzeugen, stecken in manchen Fällen aber auch ernsthafte Erkrankungen dahinter.

Aphonie: Körperliche (organische) Ursachen

Erkältung: Erkältungskrankheiten führen nicht selten zu einer Reizung des Kehlkopfs. Sie sind meist durch Viren bedingt. Entzündungen und Schwellungen im Bereich der Stimmbänder können Heiserkeit bis hin zur Aphonie verursachen. Klingt die Stimme bereits rau und heiser und wird dennoch nicht geschont, entwickelt sich daraus eine Aphonie: Die Stimme verschwindet ganz. Harmlose Erkältungskrankheiten heilen in der Regel nach wenigen Tagen von selbst aus.

Kehlkopfreizung: Nikotin, Alkohol, Koffein oder Umweltgifte wie Asbest reizen die Schleimhäute und schädigen so die Stimmlippen.

Akute Kehlkopfentzündung: Eine Kehlkopfentzündung (akute Laryngitis) beginnt meist mit Heiserkeit und Schmerzen beim Schlucken, manchmal tritt Fieber auf. Meist verursachen Viren eine Laryngitis. Wird die Stimme nicht geschont, kann sich daraus eine Aphonie entwickeln. Die entzündeten und geschwollenen Stimmlippen erzeugen keinen Ton mehr. Die starke Schwellung im Bereich des Kehlkopfs kann zu Atemnot führen. Bei Kindern spricht man in diesem Fall von Pseudokrupp.

Chronische Kehlkopfentzündung: Bei einer chronischen Kehlkopfentzündung treten die Beschwerden unterschiedlich stark mehrere Wochen lang auf. Die Symptome reichen von Heiserkeit bis zur völligen Aphonie. Dazu kommen Räusperzwang, Husten und Schmerzen im Rachen.

Diphtherie: Hauptmerkmale der Diphtherie (echter Krupp) sind bellender Husten, Heiserkeit und Stimmlosigkeit. Beim Einatmen sind Pfeifgeräusche hörbar. Diphtherie tritt heutzutage nur noch selten auf, da es eine Impfung dagegen gibt. Bricht Diphtherie dennoch aus, ist sie gut behandelbar.

Larynx-Papillomatose: Die Larynx-Papillomatose ist eine durch Humane Papillom-Viren (HPV) ausgelöste Erkrankung. Dabei kommt es zu warzenähnlichen Geschwulsten (Papillome) im Bereich des Kehlkopfs. Sitzen diese Papillome auf den Stimmlippen, kann eine Aphonie die Folge sein. Typisch für eine Larynx-Papillomatose sind zunehmend stärker werdende Beschwerden wie Heiserkeit, Atembeschwerden und ein zischend-pfeifendes Atemgeräusch, das durch die verengten Atemwege verursacht wird (Stridor).

Polypen an den Stimmlippen: Polypen sind Schleimhautwucherungen. Sie machen sich durch Heiserkeit, ein Fremdkörpergefühl und einen Räusperzwang bemerkbar. Betroffen sind vor allem Raucher.

Verletzung des Kehlkopfs durch Intubation: Eine Intubation ist dann notwendig, wenn ein Patient nicht selbstständig atmen kann. Das kann bei Operationen in Vollnarkose oder im Rahmen von Rettungseinsätzen der Fall sein. Dazu führt der Arzt dem Patienten einen Atmungsschlauch über Nase oder Mund ein. Über den Schlauch wird er künstlich beatmet. In manchen Fällen kann es vorkommen, dass die Stimmbänder am Kehlkopf beim Einführen des Schlauchs verletzt werden.

Gelähmte Stimmbänder: Auch eine Stimmbandlähmung kann eine Aphonie verursachen. Sie wird beispielsweise durch einen Schlaganfall oder Operationen im Verlaufsgebiet des Nervus recurrens (der Nerv, der die Stimmlippen steuert) ausgelöst. Dies kann etwa bei Eingriffen an der Schilddrüse oder im Inneren des Brustkorbs der Fall sein. Bei einer beidseitigen Lähmung bleibt die Stimmritze eng, und die Stimmlippen können nicht auseinanderweichen.

Tumore an den Stimmbändern oder am Kehlkopf: Tumore an den Stimmbändern oder am Kehlkopf können zum totalen Stimmverlust führen. Alarmsignal ist eine langanhaltende Heiserkeit beziehungsweise Verlust der Stimme. Hauptrisikofaktoren sind Rauchen, Alkohol und Umweltgifte wie Asbest.

Neurologische Erkrankungen: Erkrankungen wie Parkinson oder Multiple Sklerose, die mit einer Schädigung der Nerven einhergehen, können auch die Stimmlippen betreffen und zu einer Aphonie führen.

Nicht organische (funktionelle) Ursachen

Hat die Stimmlosigkeit keine körperlichen Ursachen, spricht man von einer nicht-organischen oder funktionellen Aphonie.

Sie kann durch eine Überbeanspruchung der Stimme entstehen oder psychische Ursachen haben. Betroffene sind ansonsten körperlich gesund. Bevor ein Arzt eine funktionelle Aphonie diagnostiziert, schliesst er zuvor körperliche Ursachen aus.

Überbeanspruchung der Stimme

Bei Menschen, die aus beruflichen Gründen viel sprechen oder singen, kommt es häufig zu einer Überbeanspruchung der Stimme. Zur Risikogruppe zählen zum Beispiel Lehrer, Redner oder Sänger. Als Folge der dauerhaften Beanspruchung der Stimmlippen bilden sich sogenannte Sängerknötchen. Sie bestehen aus Bindegewebe und behindern die Schwingungen der Stimmlippen. Die Stimmstörung verursacht zunächst Heiserkeit. Wird die Stimme dann nicht konsequent geschont, versagt sie irgendwann ganz.

Psychogene Aphonie

Bei einer psychogenen (oder auch dissoziativen) Aphonie liegt die Ursache des Stimmverlusts in der Psyche. Die Betroffenen sind ansonsten körperlich gesund. Typisch für eine psychogene Aphonie ist, dass der Stimmverlust plötzlich auftritt. Betroffene verstummen sprichwörtlich „über Nacht“. Meist sind es Frauen, die keinen Ton mehr herausbringen.

Bei psychogener Aphonie ist die Stimme tonlos, es ist nur mehr ein Flüstern und Hauchen möglich. Die Stimmfunktion ist aber weiterhin vorhanden: Obwohl die Stimme beim Sprechen aussetzt, bleibt sie beim Räuspern, Niesen, Husten und Lachen stimmhaft. Diese Besonderheit unterscheidet die psychogene von der organischen Aphonie.

Betroffene berichten häufig, dass sie zuvor lange Zeit über stark belastende Gefühle wie Trauer oder Wut geschwiegen haben, anstatt sie auszusprechen. Der Stimmverlust ist Ausdruck dafür, der unerträglichen Situation durch Schweigen zu entfliehen.

Mögliche Ursachen sind:

  • Stark belastende Ereignisse (Trauma, Schock)
  • Angst
  • Langanhaltender Stress
  • Konfliktsituationen
  • Schwierige Lebenssituationen
  • Starke Nervosität, Unsicherheit
  • Depressionen
  • Neurosen
  • Ekel

Bei einer psychogenen Aphonie gibt es keine Hinweise auf körperliche Ursachen wie Infekte oder Vorerkrankungen des Stimmapparats. Die Stimme setzt aus, weil die Stimmbänder beim Sprechen nicht mehr geschlossen werden können. Sie sind entweder zu wenig oder zu stark gespannt. Hinzu kommen Verspannungen im Bereich des Kehlkopfs, des Halses und der Schulter. Betrachtet der Arzt die Stimmbänder mit einem Laryngoskop, stellt er häufig fest, dass sie gerötet sind. Diese Veränderungen sind aber nicht Ursache der dissoziativen Aphonie, sondern ihre Folge.

Wann zum Arzt?

Meist sind es Erkältungskrankheiten, die zu Heiserkeit oder Aphonie führen. Liegen gleichzeitig Beschwerden wie Halsschmerzen oder Schnupfen vor, ist ein grippaler Infekt wahrscheinlich. Die Symptome heilen in der Regel innerhalb weniger Tage wieder aus.

Liegt die Ursache der Stimmlosigkeit klar auf der Hand, wie beispielsweise nach einem Konzertbesuch oder bei berufsbedingter Überbeanspruchung, ist in der Regel kein Arztbesuch nötig. Hier reicht es aus, die Stimme einige Tage lang zu schonen.

Tritt der Stimmverlust ohne begleitenden Infekt oder ganz plötzlich auf, sollte ein Arzt die Ursache ergründen. Gleiches gilt, wenn die Stimme länger als drei Wochen wegbleibt.

Gehen Sie unbedingt zum Arzt, wenn

  • Die Ursache der Aphonie unklar ist
  • Der Stimmverlust immer wieder auftritt
  • Gleichzeitig Beschwerden wie Fremdkörpergefühl, Fieber oder Atembeschwerden bestehen
  • Die Stimme trotz Schonung nach drei Wochen nicht zurückgekommen ist
  • Hinter dem Stimmverlust psychische Ursachen stecken könnten

Was ist Aphonie?

Aphonie ist die maximale Form der Heiserkeit (Dysphonie). Der Begriff leitet sich aus dem Griechischen ab (άφωνια, α „nicht“ und φωνή, phone, „Stimme“) und bedeutet Stimmlosigkeit. Im Gegensatz zur Heiserkeit, bei der die Stimme noch hörbar ist, beschreibt Aphonie den vollständigen Stimmverlust. Betroffene können nur noch flüstern oder hauchen.

Aphonie ist keine Sprachstörung: Betroffene haben ein normales Sprachvermögen, können aber nicht sprechen, weil die Stimme versagt.

Neben dem Verlust der Stimme sind weitere körperliche Symptome möglich. So berichten Patienten über Schmerzen beim Versuch zu sprechen und ungewöhnlich häufiges Räuspern. Sehr häufig sind Verspannungen im Hals- und Nackenbereich. Sie führen mitunter zu Kopfschmerzen. In schweren Fällen kommt ein Fremdkörpergefühl hinzu (Kloss im Hals).

Wie entsteht die Stimme?

Die menschliche Stimme wird im Kehlkopf erzeugt. Wenn die Ausatemluft an den Stimmlippen (auch Stimmbänder genannt) vorbeiströmt, geraten sie in Schwingung. Beim Sprechen sind die Stimmbänder angespannt. Dadurch verengt sich die sogenannte Stimmritze, der Spalt zwischen den Stimmbändern. Je nachdem, wie weit sich die Stimmritze schliesst, ändert sich der Ton. Im Nasen-, Mund- und Rachenraum wird der Ton geformt und verstärkt und schliesslich mit der Zunge und den Lippen zu einem Laut geformt.

Bei der Aphonie bleibt die Stimmritze geöffnet, weil die Stimmlippen verkrampfen oder sich nicht richtig schliessen können. Es wird kein hörbarer Ton erzeugt, nur noch Flüstern ist möglich.

Was macht der Arzt?

Eine Aphonie, die plötzlich auftritt oder länger als drei Wochen besteht, sollte von einem Facharzt abgeklärt werden. Sonst kann die Stimme dauerhaft geschädigt bleiben. Richtige Ansprechpartner bei Aphonie sind der HNO-Arzt oder ein Phoniater. Der Phoniater ist spezialisiert auf Erkrankungen von Stimme, Sprache, Hören und Schlucken.

Der Arzt versucht herauszufinden, was zum Verlust der Stimme geführt hat. Dafür erkundigt er sich zunächst nach den Beschwerden und wie lange sie bereits bestehen.

Möglicherweise stellt er folgende Fragen:

  • Wie lange haben Sie schon keine Stimme mehr?
  • Wurde die Stimme vor dem Auftreten der Aphonie stark belastet?
  • Sind Sie Lehrer/Erzieher/Redner/Sänger/Schauspieler?
  • Sind Erkrankungen der Atemwege oder des Kehlkopfs bekannt?
  • Hatten Sie kurz vor dem Auftreten des Stimmverlusts eine Operation, beispielsweise im Brust- oder Halsbereich?
  • Wenn ja, wurde die Operation in Vollnarkose mit künstlicher Beatmungdurchgeführt?
  • Rauchen Sie? Wenn ja, wie viel und wie lange schon?
  • Trinken Sie Alkohol? Wenn ja, wie viel?
  • Haben Sie ein Fremdkörpergefühl im Halsbereich?
  • Welche Medikamente nehmen Sie aktuell ein?

Dann untersucht er den Rachen, den Kehlkopf und die Stimmlippen auf Veränderungen. Dafür verwendet er ein Laryngoskop, ein spezielles Gerät, mit dem er auf den Kehlkopf blicken kann.

Besteht der Verdacht auf eine virale oder bakterielle Infektion, nimmt der Arzt einen Abstrich aus dem Rachenraum. Dieser wird dann im Labor auf mögliche Erreger untersucht.

Ein Bluttest gibt darüber Auskunft, ob es Anzeichen für eine Entzündungsreaktion im Körper gibt.

Bei Verdacht auf einen Tumor im Bereich des Kehlkopfs kommen bildgebende Verfahren zum Einsatz, zum Beispiel eine Ultraschalluntersuchung (US), eine Computertomografie (CT) oder eine Magnetresonanztomografie (MRT).

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:

Astrid Leitner studierte in Wien Tiermedizin. Nach zehn Jahren in der veterinärmedizinischen Praxis und der Geburt ihrer Tochter wechselte sie – mehr zufällig – zum Medizinjournalismus. Schnell war klar: Das Interesse an medizinischen Themen und die Liebe zum Schreiben ergeben für sie die perfekte Kombination. Astrid Leitner lebt mit Tochter, Hund und Katze in Wien und Oberösterreich.

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