Herzkrank und trotzdem sexuell aktiv

Ein erfülltes Sexualleben ist ein wichtiger Faktor für die Lebensqualität - auch für Personen mit Herz-Kreislauferkrankungen. Die Experten der American Heart Association (AHA) beruhigen: Selbst bei einem in der Vergangenheit liegenden Herzinfarkt spreche nichts gegen die körperliche Liebe.
Belastung des Herz-Kreislaufsystems beim Sex
Die Belastung, der das Herz-Kreislaufsystem beim Geschlechtsverkehr normalerweise ausgesetzt ist, ist vergleichbar mit einem kurzen raschen Spaziergang oder mit Treppensteigen über zwei Stockwerke. Dies entspricht einem Bereich von 3 bis 4 MET (Metabolisches Äquivalent, ein Maß für den Energieverbrauch einer Person; 1 MET entspricht etwa 15 Watt auf dem Ergometer).
Hierbei werden ein systolischer Blutdruck von 170 mmHg und ein Puls von 130 Herzschlägen pro Minute (bpm) selten überschritten, wenn der Blutdruck sonst im Normalbereich ist. Während des Vorspiels steigen Blutdruck und Herzfrequenz nur moderat an, in den 10 - 15 Sekunden während des Orgasmus steigen beide Werte am stärksten, fallen dann aber schnell wieder auf die Ausgangswerte zurück.
Herzanfall während dem Sex?
Das Risiko, während des Sex einen Herzanfall zu erleiden, ist klein: Weniger als 5% aller Angina pectoris-Anfälle treten während oder wenige Minuten bis Stunden nach dem Sexualverkehr auf - die gefürchtete „Angina d’amour“.
Insgesamt ereignen sich weniger als 1% der Herzinfarkte und plötzliche Herztode beim Sex.
Was sollten Herz-Kreislauf-Patienten beachten?
- Bevor Personen mit einer Erkrankung des Herz-Kreislaufsystems wieder sexuell aktiv werden, sollten sie sich einer sorgfältigen Anamnese und körperlichen Untersuchung unterziehen. Wenn das Risiko für kardiovaskuläre Komplikationen niedrig ist, müssen sie sich in ihrer sexuellen Aktivität nicht einschränken.
- Wenn das kardiovaskuläre Risiko höher oder nicht bekannt ist, wird ein Belastungstest empfohlen. Treten bei den Patienten bei moderater Belastung (3-5 MET) weder eine Angina Pectoris, noch eine starke Atemnot, ischämische ST-Veränderungen im EKG (spricht für eine nicht ausreichende Durchblutung des Herzmuskelgewebes), eine bläuliche Verfärbung der Haut durch verminderte Durchblutung, ein niedriger Blutdruck und Herzrhythmusstörungen auf, sind sexuelle Aktivitäten unproblematisch.
- Das Risiko für Herz-Kreislauf-Komplikationen beim Sex kann durch spezielle Rehabilitationsmaßnahmen (z.B. moderates Bewegungsprogramm, Entspannungstherapie, Atemmuskeltraining) gesenkt werden.
- Personen mit einer Herz-Kreislauferkrankung, die nicht unter Kontrolle gebracht werden kann und/oder bei denen schwerwiegende Symptome auftreten, sollten so lange auf Sex verzichten, bis die Erkrankung stabilisiert und optimal kontrollierbar ist. Dasselbe gilt für Patienten, bei denen Beschwerden durch den Geschlechtsakt ausgelöst wurden.
- Frauen mit einer Herz-Kreislauferkrankung sollten im Hinblick auf die Sicherheit der Einnahme von Verhütungsmitteln und bezüglich einer möglichen Schwangerschaft beraten werden.
Autoren:
Ulrike Keller
Redaktionelle Bearbeitung:
Peter Mahlknecht
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