Schnarchen

Von , Medizinjournalistin
und , Arzt
Sabine Schrör

Sabine Schrör ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie studierte Betriebswirtschaft und Öffentlichkeitsarbeit in Köln. Als freie Redakteurin ist sie seit mehr als 15 Jahren in den verschiedensten Branchen zu Hause. Die Gesundheit gehört zu ihren Lieblingsthemen.

Florian Tiefenböck

Florian Tiefenböck hat Humanmedizin an der LMU München studiert. Im März 2014 stieß er als Student zu NetDoktor und unterstützt die Redaktion seither mit medizinischen Fachbeiträgen. Nach Erhalt der ärztlichen Approbation und einer praktischen Tätigkeit in der Inneren Medizin am Uniklinikum Augsburg ist er seit Dezember 2019 festes Mitglied des NetDoktor-Teams und sichert unter anderem die medizinische Qualität der NetDoktor-Tools.

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Schnarchen (Rhonchopathie) ist ein verbreitetes Phänomen: Das oft laute, knatternde Atemgeräusch während des Schlafens betrifft mit zunehmendem Alter fast jeden zweiten Erwachsenen. Schuld am Schnarchen ist meist die im Schlaf erschlaffende Rachenmuskulatur. Lesen Sie hier mehr dazu und was gegen Schnarchen hilft.

Schnarchen

Kurzübersicht

  • Behandlung: Richtet sich nach Form bzw. Ursache des Schnarchens; bei einfachem Schnarchen ohne Atemaussetzer Therapie nicht zwingend nötig, Hausmittel möglich, Schnarchschiene, evtl. Operationen; bei Schnarchen mit Atemaussetzern (Schlafapnoe) Therapie nach ärztlicher Abklärung
  • Ursachen: Erschlaffung der Mund- und Rachenmuskulatur, Zurücksinken der Zunge Verengung der Atemwege durch z. B. Erkältung, Allergie, anatomische Besonderheiten wie vergrösserte Mandeln
  • Risikofaktoren: Alter, Alkohol, Rauchen, bestimmte Medikamente z. B. Schlafmittel, Schlafen in Rückenlage
  • Wann zum Arzt? Arztbesuch grundsätzlich ratsam, um Ursache abklären zu lassen; bei Schnarchen mit Atemaussetzern immer notwendig
  • Diagnostik: Arzt-Patienten-Gespräch, körperliche Untersuchung v. a. Nase und Rachen, evtl. Schnarchtestgerät und/oder Schlaflabor

Was hilft gegen Schnarchen?

Gegen einfaches Schnarchen sowohl bei Männern als auch bei Frauen helfen oft schon verschiedene Hausmittel und Verhaltenstipps. In hartnäckigen Fällen sind der Zahnarzt oder der HNO-Arzt die richtigen Ansprechpartner: Womöglich bessert sich das Schnarchen durch eine spezielle Schiene. Bei manchen Personen ist eine Operation sinnvoll.

Hausmittel gegen einfaches Schnarchen

Manchmal lässt sich einfaches Schnarchen schon durch simple Massnahmen verhindern, die Betroffene selbst in der Hand haben:

Langfristig ist bei Übergewicht Abnehmen die wirksamste Methode gegen Schnarchen. Mit den Kilos schwindet das Fett im Halsbereich, welches das Schnarchen fördert.

Wenn Sie ein Blasinstrument erlernen, kann das ebenfalls gegen das Schnarchen helfen. Auf diese Weise trainieren Sie nämlich Ihre Rachen- und Gaumenmuskulatur. Einer Studie zufolge ist beispielsweise das Didgeridoo gut geeignet. Doch auch Singen wirkt sich womöglich positiv aus.

Weitere Tipps für einen (womöglich sofortigen) Schnarch-Stopp sind unter anderem:

  • Verzichten Sie zwei Stunden vor dem Schlafengehen auf Alkohol. Die Muskeln erschlaffen noch mehr, und er reduziert die Atmungsaktivität.
  • Meiden Sie Beruhigungs- und Schlafmittel sowie Mittel gegen Allergien (Antihistaminika), wenn möglich. Sie wirken sich genauso aus wie Alkohol.
  • Versuchen Sie, nicht flach auf dem Rücken zu schlafen. Dabei hilft beispielsweise ein Keil- oder Stillkissen im Rücken. Manch einer schwört auf einen eingenähten Tennisball im Rückenteil des Pyjamas. So ähnlich funktionieren auch sogenannte "Schlafwesten".
  • Wenn Sie ungern in der Seitenlage schlafen, legen Sie sich am besten mit leicht erhöhtem Oberkörper auf den Rücken. Auch hier kann das Keilkissen eine Hilfe sein.

Hausmittel haben ihre Grenzen. Wenn die Beschwerden längere Zeit bestehen, nicht besser oder sogar schlimmer werden, sollten Sie immer einen Arzt aufsuchen.

Hilfen gegen Schnarchen vom Zahnarzt

Manche Menschen profitieren von einer Schnarchschiene (Unterkiefer-Protrusionsschiene). Sie hält die Atemwege offen, indem sie den Unterkiefer leicht nach vorne holt. Dadurch verlagern sich auch Zunge und Gaumen und das Schnarchen lässt sich im Idealfall verhindern.

Zahnärzte passen eine solche Schiene an Ober- und Unterkiefer individuell an. Die Schnarchschiene ist allerdings recht teuer und hilft nicht immer. Wie wirksam sie im Einzelfall ist, lässt sich kaum vorhersagen. Das gilt besonders für vorgefertigte (konfektionierte) Schnarchschienen.

Bei Zahn- und Kieferfehlstellungen kann eine Behandlung beim Kieferorthopäden gegen das Schnarchen helfen.

Operationen gegen Schnarchen

Je nach Ursache lässt sich das Schnarchen manchmal nur mittels einer Operation durch den Facharzt für Hals-Nasen-Ohren-Erkrankungen (HNO) beseitigen. Zu den häufigsten Anti-Schnarch-Eingriffen gehören:

  • Mandeloperation
  • Operationen an Nasennebenhöhlen, Nasenscheidewand und/oder Nasenmuschel
  • Weichgaumenplastiken oder Versteifung des Weichgaumens (Implantate)
  • Operationen am Zungengrund oder am Zungenbein

Behandlung von Schnarchen durch die Nase

Die Atmung durch eine verstopfte oder verlegte Nase kann ebenfalls Geräusche erzeugen und Schnarchen begünstigen. Dann helfen womöglich Nasen-Dilatatoren („Nasen-Spreizer“). Man steckt sie sich in die Nasenlöcher, wo sie den Naseneingang erweitern und das Atmen erleichtern sollen.

Kurzfristig können Betroffene auch abschwellende Nasensprays oder –tropfen versuchen. Sie zeigen einem, ob eine Operation der Nasenmuscheln das Schnarchen beseitigt. Aber Vorsicht: Wenden Sie die Mittel nicht länger als eine Woche an. Sie könnten sonst die dortige Schleimhaut nachhaltig schädigen.

Therapie bei Schnarchen mit Atempausen

Die oben genannten Behandlungen und Hausmittel beeinflussen häufig auch das Schnarchen mit Atemaussetzern, also das Schlafapnoe-Syndrom, positiv. Hier stellt die Therapie sicher, dass der Körper während des Schlafs kontinuierlich Sauerstoff bekommt. In schweren Fällen gelingt das zuverlässig mithilfe von nasalen Atemgeräten.

Wie man das Schlafapnoe-Syndrom behandelt, lesen Sie in unserem Beitrag „Schlafapnoe – Therapie“.

Welche Ursache kann Schnarchen haben?

Grundsätzlich entspannen sich die Muskeln in den oberen Atemwegen, wenn man schläft. Dadurch verengen sich die Atemwege und die Atemluft zieht stärker hindurch. Das Gewebe vibriert und Gaumensegel und Rachenzäpfchen flattern bei jedem Atemzug. Unter Umständen so stark, dass die störenden Schnarchgeräusche entstehen.

Das passiert beim Schnarchen
Schnarchen
Im Schlaf entspannt sich die Mund- und Rachenmuskulatur. Wird der Luftstrom durch die zurückfallende Zunge und den erschlafften Gaumen behindert, entsteht das typische flatternde Geräusch.

Manchmal sind die Atemwege enger als sonst, etwa bei einem akuten Infekt wie einer Erkältung oder einer akuten Nasennebenhöhlenentzündung. Im Rahmen einer Allergie wie Heuschnupfen schwellen die Schleimhäute ebenfalls an und engen die Luftkanäle ein. Dann schnarcht man vermehrt, manch einer auch nur in solchen Situationen.

Es gibt zudem verschiedene Faktoren, die Schnarchen generell begünstigen oder verstärken und unter Umständen Atemaussetzer hervorrufen. Dazu zählen unter anderem:

  • Alter
  • Übergewicht beziehungsweise Adipositas
  • Alkohol- und Nikotinkonsum
  • Anatomische Gegebenheit, die die Nasenatmung stört: Hier entsteht eine Art Schnarchen durch die Nase und den Nasenrachen.
  • vermehrtes Gewebe im Bereich des weichen Gaumens
  • bestimmte Medikamente wie Schlafmittel oder Medikamente zur Allergiebehandlung (Antihistaminika)
  • Schlafen in Rückenlage, weil in dieser Schlafposition der Zungengrund nach hinten sinkt

Frauen und Männer schnarchen für gewöhnlich aus den gleichen Gründen. Ein veränderter Hormonhaushalt ist jedoch speziell bei Frauen nach der Menopause eine weitere mögliche Ursache für Schnarchen.

Bei manchen Menschen gehen die Atemwege (wiederholt) komplett zu, wenn das Gewebe erschlafft. Der Atem setzt dann aus und das Gehirn bekommt phasenweise weniger Sauerstoff. Ärzte sprechen von obstruktiver Schlafapnoe. Bei anderen Menschen liegt die Ursache der Atempausen zentral im Atemzentrum.

Was genau dem Syndrom zugrunde liegt, erfahren Sie im Beitrag zu Schlafapnoe.

Was ist Schnarchen?

Schnarchen bezeichnet das knatternde Geräusch, das manche Menschen vor allem beim Einatmen im Schlaf von sich geben. Tritt es allein auf, sprechen Ärzte vom einfachen (primären) Schnarchen. Sie grenzen es von anderen schlafbezogenen Atmungsstörungen ab, wie dem obstruktiven Schlafapnoe-Syndrom. Hier ist das Schnarchen ein sehr häufiges Symptom.

Beim einfachen (primären) Schnarchen geben Betroffene laute Schnarchgeräusche von sich. Atemaussetzer treten nicht auf. Rund 62 Prozent der Männer zwischen 45 und 54 Jahren schnarchen. Bei den Frauen in dieser Altersgruppe sind es etwa 45 Prozent. Die Zahlen schwanken in der Literatur jedoch stark.

Eine Schlafapnoe hingegen geht mit kurzen Atemaussetzern im Schlaf einher. Auslöser sind meist auch hier verengte obere Atemwege.

Ist Schnarchen gefährlich?

Einfaches Schnarchen gilt in erster Linie als störend. Wissenschaftler diskutieren aber auch, ob es insbesondere für Herz und Kreislauf ungesund sein kann. Hinweise darauf gibt es, allerdings sind die Daten sehr unsicher, da in den Studien eine Schlafapnoe nicht sicher ausgeschlossen werden konnte.

Hier ist das Gesundheitsrisiko sicher: Schnarcher mit nächtlichen Atempausen haben ein erhöhtes Risiko für beispielsweise Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen, Herzinfarkte oder Schlaganfälle.

Wann zum Arzt?

Schnarchen ist laut und unangenehm, meist hält es vor allem die Bettgenossen von der erholsamen Nachtruhe ab. Darunter kann ein psychisch relevanter Leidensdruck entstehen. Womöglich setzt aber auch der Atem immer wieder aus, ohne dass man es direkt mitbekommt. Daher ist es generell sinnvoll, das Schnarchen von einem Arzt abklären zu lassen.

Am besten gehen Sie dazu zu einem HNO-Arzt oder in eine Klinik, die über ein Schnarchzentrum beziehungsweise ein Schlaf-Labor verfügt. Vor allem, wenn Sie laut und unregelmässig schnarchen, ist ein zeitnaher Arztbesuch ratsam. Nur so lässt sich ein erhöhtes gesundheitliches Risiko ausschliessen.

Gehen Sie auch dann zum Arzt, wenn Sie unter chronischer (Tages-) Müdigkeit leiden, obwohl Sie nachts ausreichend lange (sechs bis acht Stunden) schlafen. Womöglich liegt dann eine gesundheitsgefährdende Schlafapnoe vor.

Wenn Ihr Kind schnarcht, ist es ebenfalls ratsam, einen Arzt aufzusuchen. Meist verursachen hier vergrösserte Rachen-, Gaumenmandeln oder Nasenpolypen das Schnarchen, was eine ärztliche Behandlung benötigt.

Wie untersucht der Arzt bei Schnarchen?

In einem ersten Gespräch erhebt der Arzt die Krankengeschichte (Anamnese) und befragt den Betroffenen und möglichst auch dessen Bettgenossen nach Details zum Schnarchen. Mögliche Fragen sind zum Beispiel:

  • Wie oft tritt das Schnarchen auf?
  • Welche Faktoren verstärken das Schnarchen (etwa Alkohol, Nikotin oder Nebenhöhlenentzündung, bestimmte Liegeposition)?
  • Wie gestaltet sich das Schnarchen (regelmässig/unregelmässig, Frequenz, Lautstärke)?
  • Wachen Sie in der Nacht wiederholt auf, womöglich mit Atemnot?
  • Besteht Tagesmüdigkeit? Können Sie sich nur schwer konzentrieren?

Häufig erhalten Betroffene auch einen speziellen Fragebogen. Anschliessend untersucht der Arzt Nase und Rachen, eventuell mit speziellen Instrumenten wie einem Rachen-Kehlkopf-Spiegel (Laryngoskop). Gegebenenfalls verabreicht er zunächst Schlafmittel und untersucht dann bei diesem simulierten Schlaf, was die Atemwege einengt (medikamenten-induzierte Schlafendoskopie, kurz MISE).

Um festzustellen, ob Atempausen auftreten, gibt der Arzt ein Testgerät mit nach Hause. Es analysiert die Atmung im Schlaf und das Schnarchen („Schnarchtestgerät“). Manchmal gehen Betroffene für weitere Untersuchungen ins Schlaflabor mit Übernachtung (Polysomnographie).

Hat der Arzt die Ursache für das Schnarchen gefunden, empfiehlt er Ihnen in der Regel eine geeignete Behandlung wie Gewichtsreduktion, Schnarchschiene oder eventuell eine Operation.

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Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autoren:
Sabine Schrör
Sabine Schrör

Sabine Schrör ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie studierte Betriebswirtschaft und Öffentlichkeitsarbeit in Köln. Als freie Redakteurin ist sie seit mehr als 15 Jahren in den verschiedensten Branchen zu Hause. Die Gesundheit gehört zu ihren Lieblingsthemen.

Florian Tiefenböck hat Humanmedizin an der LMU München studiert. Im März 2014 stieß er als Student zu NetDoktor und unterstützt die Redaktion seither mit medizinischen Fachbeiträgen. Nach Erhalt der ärztlichen Approbation und einer praktischen Tätigkeit in der Inneren Medizin am Uniklinikum Augsburg ist er seit Dezember 2019 festes Mitglied des NetDoktor-Teams und sichert unter anderem die medizinische Qualität der NetDoktor-Tools.

Quellen:
  • Fietze, I.: Über guten und schlechten Schlaf, ‎ Kein & Aber-Verlag, 2015
  • Issa, F.G. et Sullivan, C.E.: Alcohol, snoring and sleep apnea, in: J Neurol Neurosurg Psychiatry 1982; 45(4): 353-9; doi: 10.1136/jnnp.45.4.353
  • Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e. V.: Diagnostik und Therapie des Schnarchens des Erwachsenen, Stand: März 2019, unter: register.awmf.org (Abrufdatum: 11.11.2022)
  • Ohayon M.M. et al.: Snoring and breathing pauses duringsleep: telephone interview survey of a United Kingdom population sample, in: BMJ 1997; 314(7084): 860-3; doi: /10.1136/bmj.314.7084.860
  • Pschyrembel Online: Schnarchen, unter: www.pschyrembel.de (Abrufdatum: 11.11.2022)
  • Rubin, F.: Meine sanfte Medizin für einen guten Schlaf, ZS Verlag, 2018
  • Schweizer mediX Guideline Schlafstörungen, Stand: August 2018, unter: www.medix.ch (Abrufdatum: 11.11.2022)
  • Sigurðardóttir, E.S. et al.: Female sex hormones and symptoms of obstructive sleep apnea in European women of a population-based cohort, in: PLoS ONE 2022; 17(6): e0269569; doi: 10.1371/journal.pone.0269569
  • Stuck, B.A.: Schnarchen des Erwachsenen, Springer Verlag, 2019
  • van der Weijden, F.N. et al.: The effect of playing a wind instrument or singing on risk of sleep apnea: a systematic review and meta-analysis, in: J Clin Sleep Med 2020; 16(9): 1591-1601; doi: 10.5664/jcsm.8628
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