Schmerzen

Schmerzen können in vielen verschiedenen Formen auftreten und sind meist die Begleiterscheinung von Krankheiten und Verletzungen. Sie haben eine Warn- und Schutzfunktion und sind somit ein unverzichtbarer Bestandteil der menschlichen Sinneswahrnehmung. Schmerzen können sich aber auch verselbstständigen, ihre Schutzfunktion tritt dann in den Hintergrund. Der wichtigste Bestandteil der Schmerzbekämpfung sind Medikamente.

Häufige Schmerzen

Schmerzen können an unterschiedlichsten Körperregionen entstehen. Je nach Erkrankung oder Verletzung und betroffenem Gewebe können sie einen sehr unterschiedlichen Charakter haben. Beispiele für häufige Schmerzen sind:

Definition: Was ist Schmerz?

Schmerz ist "ein unangenehmes Sinnes- und Gefühlserlebnis", so definiert es die Internationale Schmerzgesellschaft. Dort heißt es weiter, dass Schmerzen mit einer aktuellen oder möglichen Gewebeschädigung verbunden sind. Mit dieser Definition ist allerdings körperlicher Schmerz gemein, "seelische Schmerzen" sind also eine andere Kategorie.

Körperliche Schmerzen treten also normalerweise im Rahmen von Verletzungen und Erkrankungen auf, oder als Folge von Reizen, die zu Verletzungen führen können. Wenn psychische Ursachen körperliche Schmerzen bewirken, spricht man von psychosomatischen Schmerzen.

Schmerzen: Funktion

Schmerzen haben in erster Linie eine Signalfunktion. Sie warnen vor einer drohenden Verletzung oder machen auf eine bestehende aufmerksam. Das ist sehr wichtig, denn nur so kann man die Gefahr wahrnehmen und ihr aus dem Wege gehen. Wer mit der Hand versehentlich die heiße Herdplatte berührt, zieht sie schnell weg, weil er Schmerzen hat. Ein Patient mit verletztem Bein belastet dieses aufgrund von Schmerzen automatisch weniger oder gar nicht, ohne bewusst darüber nachdenken zu müssen.

Wie wichtig die Schmerzfunktion ist, erkennt man, wenn sie fehlt. Menschen,die beispielsweise durch eine Nervenschädigung keine Schmerzen empfinden, verletzten sich viel häufiger als gesunde Menschen. Außerdem heilen Verletzungen bei ihnen schlechter, weil sie das geschädigte Geweben nicht genügend schonen. Erkrankungen bemerken sie zudem erst oft spät, was für eine Behandlung erschwert.

Schmerzen: Ursachen

In den meisten Fällen sind Verletzungen und Erkrankungen die Ursache für mehr oder weniger starke körperliche Schmerzen. Die Art und Intensität der Schmerzen kann bereits ein Hinweis auf die Art der Erkrankung sein. Typische Beispiele für Erkrankungen und Verletzungen, die oft mit Schmerzen einhergehen sind:

Wie entstehen Schmerzen?

Für die Schmerzwahrnehmung und -weiterleitung sind im Körper bestimmte Sinneszellen zuständig, die sogenannten Nozizeptoren. Sie sind über den gesamten Organismus verteilt und in fast jedem Gewebe vorhanden. Lediglich im Gehirn und im Funktionsgewebe (Parenchym) bestimmter Organe kommen sie nicht vor.

Eine Gewebeschädigung, etwa in Form von mechanischen Reizen oder extremen Temperatureinflüssen, reizt die Nozizeptoren, die daraufhin Signale an das Gehirn leiten. Dort werden diese Schmerz-Signale verarbeitet, bewusst wahrgenommen und der entsprechenden Körperregion zugeordnet.

An dieser Signalübertragung sind verschiedene Prozesse beteiligt. Zunächst führt die Gewebeverletzung zur Ausschüttung bestimmter Botenstoffe, die die Nozizeptoren aktivieren und zugleich empfindlicher machen. Auf dem Weg vom Ort der Verletzung zum Gehirn durchläuft das Schmerzsignal verschiedene Nervenzellen, die unter anderem im Rückenmark und Stammhirn miteinander verschaltet sind. Das Signal wird dabei – ebenfalls über Botenstoffe – von einer Nervenzelle (Neuron) an die nächste weitergegeben.

Das Gehirn kann in die Signalübertragung eingreifen und somit die Schmerzwahrnehmung beeinflussen. Über bestimmte Nervenfasern, die vom Gehirn zum Rückenmark und Hirnstamm führen, steuert es dort die Weiterleitung der Schmerzsignale. Wie stark man Schmerzen wahrnimmt, hängt deshalb nicht nur mit der Ausprägung der zugrundeliegenden Gewebeverletzung zusammen.

Welche Schmerzarten gibt es?

Schmerzen kann man in ganz unterschiedliche Kategorien einteilen. Für Betroffene spielt natürlich die Schmerzintensität eine wichtige Rolle. Das Spektrum reicht hier von leichten Schmerzen, die zwar unangenehm sind, aber den Lebensalltag nicht weiter beeinträchtigen, bis hin zu stärksten, schier unerträglichen Schmerzen, die ein normales Leben unmöglich machen.

Beispiele für sehr starke Schmerzen sind Koliken, die durch krampfartige Kontraktionen von Hohlorganen verursacht werden, aber auch sogenannte Durchbruchschmerzen, die besonders im Rahmen von Krebserkrankungen auftreten können und der Vernichtungsschmerz bei einem Herzinfarkt.

Somatische Schmerzen

Betrachtet man bei Schmerzen den Entstehungsort im Körper, so ergeben sich folgende Schmerzarten:

Somatischer Schmerz entsteht durch Schäden an Haut, Bindegewebe, Muskeln, Knochen und Gelenken. Ist nur die Haut betroffen, sprechen Mediziner von einem somatischen Oberflächenschmerz. Eine Verletzung der anderen genannten Strukturen bewirkt einen somatischen Tiefenschmerz.

Neuropathischer Schmerz

Neuropathische Schmerzen werden durch die direkte Schädigung eines Nerven hervorgerufen. Ein Beispiel für neuropathische Schmerzen ist die sogenannte Post-Zoster-Neuralgie nach einer Gürtelrose.

Viszeraler Schmerz

Ein Schmerz, der an Organen oder Blutgefäßen entsteht, wird viszeraler Schmerz genannt. Das Funktionsgewebe der Organe verfügt nicht über Schmerzrezeptoren, die Kapseln und Häute, die sie umgeben aber schon. Wächst zum Beispiel ein Tumor in diese Hülle ein, oder schwillt das Organ an, reizt das die Nozizeptoren. Auch in den Wänden von Gefäßen und Hohlorganen sitzen solche Nozizeptoren.

Akute Schmerzen

Schließlich lassen sich Schmerzen auch nach ihrer Dauer einteilen. Man unterscheidet hier akute Schmerzen von chronischen Schmerzen:

Ein Schmerz, der aufgrund einer aktuellen Verletzung oder Erkrankung entsteht ist zunächst akut und hat eine sinnvolle Funktion. Dieser akute Schmerz ist ein Symptom und hält solange an wie die zugrundeliegende Gewebeschädigung.

Chronische Schmerzen

Chronische Schmerzen sind Schmerzen, die über eine längere Dauer bestehen, je nach Definition über mindestens drei bis zwölf Monate. Die mögliche Ursache kann eine chronische Erkrankung sein, die einen permanenten Gewebeschaden auslöst.

Schmerzen können sich aber auch verselbstständigen und zu einem eigenen Krankheitsbild werden. Sie sind dann nicht mehr das Symptom einer entsprechenden Gewebeschädigung, sondern entstehen durch Veränderungen an den Nozizeptoren und Nerven. Zum Beispiel werden durch bestimmte Prozesse die Nerven, die an der Schmerzweiterleitung beteiligt sind, leichter erregbar.

Akute Schmerzen können chronisch werden, wenn man sie nicht ausreichend behandelt. Obwohl die Krankheit oder Verletzung, die ursprünglich die Schmerzen auslöste schon ausgeheilt ist, bleiben die Schmerzen dann trotzdem bestehen.

Sonderform: Projizierter Schmerz

Nicht jeder Schmerz tritt da auf, wo er entsteht. Wird etwa ein Nerv verletzt, der ein bestimmtes Organ oder Hautareal versorgt, so treten die Schmerzen in diesen Versorgungsgebieten auf, auch wenn der Nerv an einer anderen Stelle geschädigt wird.

Ein Beispiel dafür ist der Nervus ulnaris, der am Ellenbogen zwischen Oberarmknochen und Elle verläuft und dort sehr oberflächlich liegt („Musikantenknochen“). Stößt man sich an dieser Stelle, kribbelt und schmerzt es am kleinen Finger und teilweise am Ringfinger, weil der Nervus ulnaris unter anderem für die Gefühlswahrnehmung dort zuständig ist. Dieses, auch als projizierter Schmerz bezeichnete, Phänomen kann auch im Rahmen einer Trigeminusneuralgie, bei Bandscheibenvorfällen oder einer Spinalkanalstenose auftreten.

Sonderform: Übertragener Schmerz

Ein übertragener Schmerz ist ein Schmerz, der an einem bestimmten Hautareal erscheint, obwohl die Ursache die Schädigung eines inneren Organs ist. So kann zum Beispiel eine Bauchspeicheldrüsenentzündung zu gürtelförmigen Schmerzen am Oberbauch führen, oder eine Blinddarmentzündung zu Schmerzen im Bereich des Bauchnabels. Der Grund für einen übertragenen Schmerz liegt in der Verschaltung der schmerzleitenden Nervenbahnen im Rückenmark.

Sonderform: Phantomschmerzen

Phantomschmerzen sind Schmerzen, die an einer Körperstelle auftreten, die es eigentlich gar nicht mehr gibt. Klassischerweise entstehen Phantomschmerzen nach Amputationen von Gliedmaßen. Betroffene spüren dann zum Beispiel Schmerzen in einem Bein, obwohl ihnen dieses zuvor abgenommen wurde. Das ist möglich, weil im Gehirn, also dort wo Schmerzen bewusst verarbeitet werden, immer noch die „Daten“ für die abgenommene Gliedmaße vorhanden sind. Durch die Amputation werden schließlich die schmerzverarbeitenden Neuronen angeregt, die einmal für diese Gliedmaße zuständig waren.

Schmerzen: Diagnose

Schmerzen sind vollkommen subjektive Sinneswahrnehmungen, jeder Betroffene empfindet sie individuell verschieden. Wichtig für die Diagnose ist deshalb das Gespräch mit dem Patienten, in dem dieser die Art und Intensität seiner Schmerzen beschreibt. Dabei helfen ihm unter anderem Schmerzskalen mit Zahlenwerten und Smilies.

Behandlung von Schmerzen

Schmerzen lassen sich auf zwei unterschiedlichen Ebenen bekämpfen. Einerseits dort, wo sie entstehen (peripher) oder bei deren Weiterleitung und Verarbeitung (zentral). Medikamente, die peripher ansetzen, blockieren die Ausschüttung von Botenstoffen, welche die Nozizeptoren aktivieren. Man nennt diese Gruppe nichsteroidale Antirheumatika (NSAR). Dagegen beeinflussen sogenannte Opiode und andere Wirkstoffe die Schmerzverarbeitung im zentralen Nervensystem (ZNS). Sie fördern dort die schmerzhemmende Wirkung körpereigener Nervenfasern. Opiode werden normalerweise erst bei stärkeren Schmerzen verabreicht, wenn NSAR alleine nicht mehr genügen, sowie im Rahmen einer Narkose.

Schmerzmittel von A bis Z

Schmerztherapien

Neben Medikamenten gibt es auch noch andere Methoden um Schmerzen zu behandeln, wie zum Beispiel die Elektrotherapie bei Muskelschmerzen. Solche Verfahren werden meist zusätzlich zu Medikamenten eingesetzt.