Polyglobulie

Von 
und , Medizinredakteurin und Biologin
Dr. med. Andrea Reiter

Dr. med. Andrea Reiter ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion.

Martina Feichter

Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).

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Bei einer Polyglobulie sind zu viele rote Blutkörperchen im Blut vorhanden. Das kann die Folge einer Erkrankung sein oder aber eine eigenständige Krankheit. Weil das Blut durch die hohe Zahl an roten Blutkörperchen verdickt ist, besteht die Gefahr, dass sich vermehrt Blutgerinnsel bilden. Lesen Sie hier, was die genauen Gründe für zu viele rote Blutkörperchen im Blut sein können und welche Messwerte als normal gelten.

Was ist eine Polyglobulie?

Findet sich in einer Blutprobe eine erhöhte Anzahl roter Blutzellen (Erythrozyten), spricht man von einer Polyglobulie.

In den meisten Fällen entsteht diese durch einen Sauerstoffmangel. Die Ursache dafür kann im Aussen liegen (zum Beispiel in einem längeren Aufenthalt in der "dünnen" Luft in grosser Meereshöhe). Oft aber handelt es sich um einen "inneren" Sauerstoffmangel, der etwa durch eine Herz- oder Lungenerkrankung verursacht wird.

Ob innerlich oder äusserlich bedingt - der Sauerstoffmangel regt den Körper zur Bildung des Hormons Erythropoetin an. Dieses sorgt dafür, dass vermehrt Erythrozyten im Knochenmark gebildet werden. Wenn der Sauerstoffmangel behoben wird, verringert sich auch die Anzahl der roten Blutkörperchen wieder.

In anderen Fällen ist eine sogenannte myeloproliferative Erkrankung der Grund für eine erhöhte Anzahl an Erythrozyten. Zu hoch ist dann allerdings auch die Anzahl an weissen Blutkörperchen (Leukozyten). Die vermehrte Bildung der Zellen (Proliferation) wird durch eine Genmutation ausgelöst. Da das Blut durch das Übermass an Blutzellen zähflüssiger wird, besteht die Gefahr von Blutgerinnseln, die dann möglicherweise Gefässe verstopfen (Thrombose, Embolie).

Zusammengefasst sind die wichtigsten Ursachen einer Polyglobulie:

  • starkes Rauchen
  • Herzschwäche
  • Lungenerkrankungen
  • längerer Aufenthalt in grosser Höhe
  • bestimmte Nierentumoren
  • myeloproliferative Erkrankungen (Erkrankungen mit krankhaft vermehrter Zellbildung im Knochenmark), z.B. chronische myeloischeLeukämie (CML), Polycythaemia vera

Von diesen Formen von absoluter Polyglobulie zu unterscheiden ist die relative Polyglobulie - eine scheinbare Polyglobulie, die durch eine Verminderung des Blutplasmas zustande kommt. Verursacht wird sie durch Flüssigkeitsmangel, etwa infolge von starkem Durchfall, Schock oder Verbrennungen.

Symptome einer Polyglobulie

Typische Symptome einer Polyglobulie sind:

  • starke Gesichtsröte
  • Kopfschmerzen
  • Schwindel
  • Ohrensausen
  • Juckreiz am ganzen Körper (der sich bei Kontakt mit Wasser häufig verstärkt)
  • verstärkte Neigung zu gerinnselbedingten Gefässverschlüssen (Thrombosen und Embolien)

Polyglobulie - was tun?

Ist die Polyglobulie aufgrund eines "äusseren" Sauerstoffmangels entstanden, bildet sie sich in der Regel zurück, sobald wieder genügend Sauerstoff in der Atemluft vorhanden ist. Wenn Erkrankungen für die erhöhte Erythrozytenanzahl verantwortlich sind, müssen diese fachgerecht behandelt werden.

Manchmal ist es bei einer Polyglobulie notwendig, in regelmässigen Abständen einen sogenannten Aderlass durchzuführen. Hierbei wird über eine dünne Nadel Blut abgelassen. Das kann etwa erforderlich sein, wenn sich die Grunderkrankung nicht oder nicht ausreichend behandeln lässt. Um die Gefahr von Thrombosen und Schlaganfällen bei zu dickem Blut zu verringern, kann der Arzt auch blutverdünnende Medikamente verschreiben. 

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autoren:
Dr. med.  Andrea Reiter

Dr. med. Andrea Reiter ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion.

Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).

Quellen:
  • Classen, M. et al.: Innere Medizin, Elsevier/Urban & Fischer Verlag, 6. Auflage, 2009
  • Pschyrembel Online, Klinisches Wörterbuch: www.pschyrembel.de (Abruf vom 07.10.2021)
  • Thomas, L.: Labor und Diagnose, 2020, E-Book unter: www.labor-und-diagnose-2020.de
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