PCO-Syndrom

Von , Ärztin
Mareike Müller

Mareike Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und Assistenzärztin für Neurochirurgie in Düsseldorf. Sie studierte Humanmedizin in Magdeburg und sammelte viel praktische medizinische Erfahrung während ihrer Auslandsaufenthalte auf vier verschiedenen Kontinenten.

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Das PCO-Syndrom (PCOS) ist eine Erkrankung, die Frauen im gebärfähigen Alter betrifft. An den Eierstöcken treten kleine wassergefüllte Bläschen auf. Die betroffenen Frauen leiden unter unregelmässigen Menstruationszyklen, einer zunehmend männlichen Körperbehaarung und Veränderungen der Körperstatur. Mit der richtigen Therapie lassen sich die Symptome des PCO-Syndroms lindern. Lesen Sie alles Wichtige über die Erkrankung.

Frau hält Ultraschallbild mit Zysten

Kurzübersicht

  • Symptome: Eingeschränkte Fruchtbarkeit bis hin zur Unfruchtbarkeit, Zyklusstörungen, männliche Statur und männlicher Haarwuchs
  • Ursachen und Risikofaktoren: Vermehrte Produktion männlicher Geschlechtshormone, oft in Verbindung mit Übergewicht und Störungen im Zuckerstoffwechsel
  • Folgen: Unfruchtbarkeit, Vermännlichung, erhöhtes Risiko für andere Erkrankungen, z. B. Zuckerstoffwechselstörungen, Herz-Kreislauferkrankungen und psychische Probleme
  • Behandlung: Vor allem Änderung der Essgewohnheiten und des Lebensstils, medikamentös mit der Pille, bei Kinderwunsch mit Wirkstoffen, die den Eisprung fördern
  • Diagnose: Zu den Diagnosekriterien zählen Menstruationszyklen ohne Eisprung, Zysten an den Eierstöcken, männlicher Behaarungstyp und eine erhöhte Konzentration männlicher Hormone
  • Vorbeugen: Ein normales Körpergewicht und ein gesunder Lebensstil sind förderlich, um einem PCOS vorzubeugen.

Welche Symptome treten beim PCOS auf?

Das polyzystische Ovarsyndrom, kurz: PCO-Syndrom, verursacht viele verschiedene Symptome, die bei jeder Patientin unterschiedlich stark ausgeprägt sind. Häufige Beschwerden sind:

  • Zyklusstörungen (z. B. Ausbleiben der Regelblutung)
  • Ausbildung eines männlichen Behaarungstyps (Hirsutismus) und einer männlichen Körperstatur (Virilismus)
  • Haarausfall
  • Hautunreinheiten  (z. B. Akne)       
  • Unfruchtbarkeit
  • psychische Probleme (z. B. depressive Verstimmungen oder Angstzustände)

Zyklusstörungen

Bei manchen Frauen, die an PCOS erkrankt sind, bleibt die Regelblutung aus oder sie tritt nur in Abständen von einigen Monaten auf. Manche Frauen haben auch sogenannte anovulatorische Zyklen. Dabei bleibt der Eisprung während des Zyklus aus. Die Frau ist in diesem Fall unfruchtbar.

Hirsutismus und Virilismus

Durch einen Überschuss an männlichen Hormonen im Körper entwickeln Frauen mit PCO-Syndrom einen männlichen Behaarungstyp. Dieses Phänomen ist auch unter der Bezeichung „Hirsutismus“ bekannt. Dabei wachsen Haare auf der Brust, an den Oberschenkeln und am Rücken, die Schambehaarung verändert sich, und es entwickelt sich ein Bartwuchs. Hirsutismus und die Vermännlichung der Körperstatur (Virilismus) sind auf die Wirkung der vermehrt vorhandenen männlichen Hormone zurückzuführen. Betroffene Frauen entwickeln

  • eine tiefere Stimme,
  • eine Glatze,
  • eine vergrösserte Klitoris.

Unter Umständen nimmt die Brustgrösse ab.

Ursachen und Risikofaktoren

Die Ursachen des PCO-Syndroms sind bislang nicht vollständig geklärt. Mediziner vermuten, dass die Neigung zu polyzystischen Ovarien vererbbar ist, da in manchen Familien häufig mehrere Frauen betroffen sind.

Etwa 50 bis 70 Prozent der Patientinnen mit PCO-Syndrom sind übergewichtig. Übergewicht steigert in einigen Fällen die Produktion von Androgenen, da diese unter anderem im Fettgewebe gebildet werden. Häufig findet sich auch eine sogenannte Insulinresistenz. Das bedeutet, dass die Rezeptoren für das Hormon Insulin, das sich um die Aufnahme von Zucker in die Zellen kümmert, nicht mehr voll funktionsfähig sind.

Es entwickelt sich eine Zuckerintoleranz, beziehungsweise eine „diabetische Stoffwechsellage“. Diese bringt den Hormonhaushalt durcheinander und heizt die Produktion männlicher Hormone (Androgene) weiter an. Es kommt zu den typischen körperlichen Veränderungen des PCOS.

Es gibt jedoch auch normalgewichtige Frauen ohne Zuckerstoffwechselstörung, die am PCO-Syndrom erkrankt sind. Daher ist die Annahme, das PCO-Syndrom würde sich nur durch Übergewicht entwickeln, falsch. Fachleute geht aber davon aus, dass der heutige „Lifestyle“ mit fett- und zuckerreicher Ernährung und wenig Bewegung seinen Teil zur Entstehung eines PCOS beiträgt.

Welche Folgen hat das PCOS?

Das PCOS führt vor allem zu einer Überproduktion der Androgene, also der männlichen Geschlechtshormone. Zwar bildet der Körper jeder Frau in geringen Mengen auch männliche Hormone, ein Überschuss bringt allerdings mitunter den gesamten Hormonhaushalt durcheinander. Eine für Frauen mit Kinderwunsch gravierende Folge des gestörten Hormonhaushalts ist die eingeschränkte Fruchtbarkeit, die möglicherweise bis hin zur Unfruchtbarkeit geht.

In den Eierstöcken (Ovarien) einer gesunden Frau entwickeln sich im gebärfähigen Alter in jedem Zyklus mehrere Eibläschen, die sogenannten Follikel. In diesen flüssigkeitsgefüllten Bläschen reift jeweils eine Eizelle heran. Beim Eisprung platzt einer der Follikel auf und setzt die Eizelle frei.

Beim PCOS ist dieser Prozess gestört: Die Follikel reifen nicht ausreichend heran, und der Eisprung bleibt aus. Stattdessen sammeln sich die Follikel in den Eierstöcken an. Zudem entstehen unter Umständen mehr Eibläschen als üblich. Darüber hinaus trägt der unregelmässige Zyklus dazu bei, die Fruchtbarkeit herabzusetzen.

Normalerweise ist es heute möglich, trotz des PCO-Syndroms schwanger zu werden. Allerdings ist eine Schwangerschaft beim PCOS risikoreicher. Es treten vermehrt Fehlgeburten,  Schwangerschaftsdiabetes und Mehrlingsschwangerschaften auf. Daher müssen sich schwangere Frauen mit PCO-Syndrom regelmässig ärztlich untersuchen lassen, damit Komplikationen schnell erkannt werden.

Viele Frauen, die vom PCO-Syndrom betroffen sind, leiden nicht nur körperlich. Durch die zunehmende Körperbehaarung, ausbleibende Menstruation und Unfruchtbarkeit fühlen sie sich zunehmend unwohl in ihrem Körper, ziehen sich unter Umständen sozial zurück und entwickeln Depressionen. Es ist daher äusserst wichtig, dass die Betroffenen psychologische Hilfe durch einen Therapeuten oder in einer Selbsthilfegruppe erhalten.

Zudem steht das PCO-Syndrom im Verdacht, das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen, Schwangerschaftsdiabetes und Diabetes Typ II zu erhöhen. Durch Medikamente und eine Ernährungsumstellung lässt sich das Risiko mindern. Ausserdem leiden Frauen mit PCOS häufiger am Schlaf-Apnoe-Syndrom, bei dem die Atmung im Schlaf immer wieder kurzfristig aussetzt. Auch das Risiko für Gebärmutterkrebs ist erhöht.

Wie wird das PCOS behandelt?

Zwar ist das PCO-Syndrom nicht heilbar, die Symptome lassen sich aber durch Medikamente und eine Änderung des Lebensstils lindern. Der Arzt richtet die Behandlung des PCO-Syndroms darauf aus, wie stark die Beschwerden sind und ob ein Kinderwunsch besteht.

Ernährung und Lebensstil

Bei der Behandlung des PCOS ist es besonders wichtig, den Lebensstil und hier vor allem die Ernährung umzustellen. Das gilt insbesondere für Frauen, die übergewichtig sind oder an Diabetes mellitus beziehungsweise einer Insulinresistenz leiden. Bei Übergewicht führt manchmal bereits eine Gewichtsabnahme von fünf bis zehn Prozent zu einer gravierenden Besserung der Beschwerden.

Auch ausreichend körperliche Bewegung stabilisiert den Hormonhaushalt und den Zuckerstoffwechsel. Experten empfehlen für Frauen ab 18 Jahren mindestens 2,5 Stunden pro Woche mässige bis intensive körperliche Aktivität, für Jugendliche mindestens 60 Minuten pro Tag.

PCO-Syndrom und Kinderwunsch

Auch für Frauen mit PCOS und Kinderwunsch steht ein gesunder Lebensstil im Vordergrund. Allerdings ist es nötig, dass sie zusätzlich Medikamente oder Hormone einnehmen, die die Eierstöcke stimulieren und so den Eisprung fördern.

Nach etwa neun bis zwölf Monaten kontrolliert der Arzt den Behandlungserfolg. Das ist wichtig, da die Eierstöcke in manchen Fällen durch die Therapie überstimuliert sind. Dann kommt es zu Wassereinlagerungen im Bauch und im Brustkorb. Darüber hinaus treten in einer solchen Situation häufiger Mehrlingsschwangerschaften auf.

Kein Kinderwunsch

Für Frauen ohne Kinderwunsch besteht die Möglichkeit, den Zyklus mit Hilfe von Ovulationshemmern (Antibabypille) zu stabilisieren. Ovulationshemmer verhindern den Eisprung und verringern die Produktion von männlichen Hormonen.

Operative Behandlung

In seltenen Fällen rät der Arzt der betroffenen Frau zu einer Operation. Bei dem minimalinvasiven Eingriff zerstört der Arzt einzelne Eifollikel mit Hilfe einer Nadel oder eines Lasers. Mediziner bezeichnen diesen Eingriff auch als Laserdrilling. Bei etwa drei Viertel aller Frauen lässt sich mit dem Eingriff ein regelmässiger Zyklus herstellen.

Bei Frauen mit Kinderwunsch lässt sich durch das Laserdrilling zudem die Wahrscheinlichkeit einer Mehrlingsschwangerschaft senken. Es ist allerdings noch nicht abschliessend geklärt, ob die Operation möglicherweise auch die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft im Allgemeinen senkt oder mit einem erhöhten Risiko für Fehlgeburten einhergeht.

Was ist das PCOS?

PCO-Syndrom steht für polyzystisches Ovarsyndrom oder auch polyzystisches Ovarialsyndrom, kurz PCOS. Damit wird eine Krankheit bezeichnet, die vor allem junge Frauen im gebärfähigen Alter betrifft. Es handelt sich um eine Störung im hormonellen Regelkreis. Besonders die männlichen Hormone werden beim PCOS überproduziert.

Untersuchungen und Diagnose

Um ein polyzystisches Ovarialsyndrom zu diagnostizieren, wird der Frauenarzt (Gynäkologe) zunächst die Krankengeschichte erfragen. Dabei möchte er unter anderem Folgendes wissen:

  • Ist der Menstruationszyklus regelmässig? Hat er sich verändert?
  • Ist ein Diabetes mellitus bekannt?
  • Ist es in letzter Zeit zu einer Gewichtszunahme gekommen?
  • Hat sich die Körperbehaarung verändert?
  • Besteht ein unerfüllter Kinderwunsch?
  • Leidet eine Angehörige an einem PCO-Syndrom?

Anschliessend erfolgen eine körperliche Untersuchung und eine Ultraschall-Untersuchung der Eierstöcke, bei der der Arzt die Anzahl der Eibläschen im Eierstock überprüft. Darüber hinaus misst er bei Verdacht auf ein PCO-Syndrom bestimmte Blutwerte, darunter auch die Hormonkonzentrationen und der Blutzuckerspiegel. Die Diagnose PCO-Syndrom gilt dann als gesichert, wenn folgende Symptome auftreten:

  1. mehrere Menstruationszyklen ohne Eisprung
  2. mehrere Zysten an den Eierstöcken
  3. zunehmend männlicher Behaarungstyp
  4. nachweislich erhöhte Konzentration an männlichen Hormonen im Blut

Vorbeugen

Einem PCO-Syndrom lässt sich in der Regel nicht vorbeugen. Für betroffene Frauen ist es jedoch hilfreich, auf ein normales Körpergewicht und einen gesunden Lebensstil mit regelmässiger Bewegung zu achten.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:
Mareike Müller
Mareike Müller

Mareike Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und Assistenzärztin für Neurochirurgie in Düsseldorf. Sie studierte Humanmedizin in Magdeburg und sammelte viel praktische medizinische Erfahrung während ihrer Auslandsaufenthalte auf vier verschiedenen Kontinenten.

ICD-Codes:
E28
ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen.
Quellen:
  • Bordewijk E.M. et al.: Laparoscopic ovarian drilling for ovulation induction in women with anovulatory polycystic ovary syndrome. Cochrane Database of Syst Rev 2020; 2(2): CD001122
  • International evidence-based guideline for the assessment and management of polycystic ovary Syndrome, Monash University, Melbourne Australia 2018
  • Strauber, M. et Weyerstahl, T.: Duale Reihe Gynäkologie und Geburtshilfe, Georg Thieme-Verlag, 4. Auflage, 2013
  • Uhl, B.: Gynäkologie und Geburtshilfe compact. Georg Thieme-Verlag, 6. Auflage, 2017
  • Weiss J.M.: Das polyzystische Ovarsyndrom (PCOS): Neues zu Pathogenese, Definition und Therapie, in: Gynäkologie 2019, 2: 6-9
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