Nabelbruch

Von 
und , Wissenschaftsjournalistin
Dr. med. Mira Seidel

Dr. med. Mira Seidel ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion.

Carola Felchner

Carola Felchner ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und geprüfte Trainings- und Ernährungsberaterin. Sie arbeitete bei verschiedenen Fachmagazinen und Online-Portalen, bevor sie sich 2015 als Journalistin selbstständig machte. Vor ihrem Volontariat studierte sie in Kempten und München Übersetzen und Dolmetschen.

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Entsteht eine Lücke in den Bindegewebshüllen der Bauchwand, speziell im Bereich des Bauchnabels, spricht man von einem Nabelbruch. In der Medizin heisst dieses Phänomen auch Nabelhernie oder Umbilikalhernie. Schwangerschaft und Übergewicht sind Risikofaktoren. Ein Nabelbruch macht sich durch eine Vorwölbung im Nabelbereich bemerkbar und verursacht oft keine Beschwerden. Manchmal schieben sich aber Teile von Bauchorganen durch die Nabelbruch-Spalte und werden eingeklemmt. Das löst heftige Bauchschmerzen aus. Lesen Sie hier mehr über Symptome, Ursachen, Behandlung und Prognose eines Nabelbruchs!

Nabelbruch bei einer Schwangeren

Kurzübersicht

  • Behandlung: Heilt in der Regel von selbst aus, ansonsten Nabelbruch-Operation
  • Symptome: Schwellung oder Vorwölbung in der Nabelgegend; bei eingeklemmten Organen Schmerzen, ggf. Blut im Stuhl, evtl. allgemeine Anzeichen wie Fieber, Übelkeit, Herzrasen
  • Ursachen und Risikofaktoren: Kombination aus Schwachstelle des Bindegewebes und erhöhtem Innendruck des Bauchraums; begünstigt durch Übergewicht, Schwangerschaft, schweres Heben, Husten oder bestimmte Krankheiten wie Bauchwassersucht
  • Diagnostik: Tastuntersuchung, ggf. Ultraschall
  • Verlauf und Prognose: Unterschiedlich; manchmal Heilung ohne Operation, manchmal OP notwendig
  • Vorbeugen: Vermeiden von Übergewicht und schwerem Heben, Übungen zur Stärkung der Bauch- und Rumpfmuskulatur

Was ist ein Nabelbruch?

Beim Nabelbruch (Bauchnabelbruch oder Bauchnabel-Hernie) bricht nicht der Nabel, wie ein Knochen brechen würde, auch wenn der Name das vermuten lässt. Es entsteht dabei vielmehr eine Lücke oder ein Riss in der sogenannten Bauchwandfaszie im Nabelbereich. Das ist die Bindegewebshülle (Muskelhaut), welche die Bauchwand stabilisiert.

Lücke in der Bauchwand

Die Lücke, die beim Nabelbruch in der Bauchwandfaszie entsteht, nennen Mediziner Bruchpforte. Stülpt sich nur das Bauchfell – also die innerste Schicht der Bauchwand – durch diesen Spalt, entsteht eine kleine Ausstülpung (Beule). Sie wird Bruchsack genannt und verursacht meist keine Beschwerden.

Bei erhöhtem Druck im Bauchraum besteht jedoch die Gefahr, dass sich Teile der Bauchorgane, wie zum Beispiel eine Darmschlinge, durch die Bruchpforte in die Ausstülpung schieben (Bruchinhalt). Das ist meist sehr schmerzhaft – und bei Einklemmung der Organe sogar lebensgefährlich!

Das passiert beim Nabelbruch
Nabelbruch
Beim Nabelbruch stülpen sich Bauchorgane durch die natürliche Schwachstelle der Bauchwand nach aussen

Wie wird ein Nabelbruch behandelt?

Die Nabelbruch-Therapie hängt vor allem vom Schweregrad der Hernie und dem Alter des Patienten ab. So wird etwa ein angeborener Nabelbruch bei Säuglingen gar nicht behandelt: Er bildet sich in rund 90 Prozent der Fälle in den ersten Lebensjahren von selbst zurück.

Manchmal wird das Tragen einer Nabelbruch-Bandage empfohlen. Hierbei kommt ein korsettähnliches Band zur Stabilisierung der Bauchdecke zum Einsatz. Allerdings ist diese Form der Nabelbruch-Behandlung meist nicht geeignet. Denn die Bandage verhindert ein eventuelles Einklemmen von Bauchorganen nicht. Darüber hinaus besteht die Gefahr, dass sie Druckschäden in der Haut verursachen und die Bauchdecke schwächt.

Manche Physiotherapeuten bieten ein Nabelbruch-Taping mit dem Kinesio-Tape an. Ob dies empfehlenswert ist oder ob eine Operation angezeigt ist, entscheidet der Arzt individuell. Bei Erwachsenen ist fast immer eine Nabelbruch-Operation notwendig.

Je nach Grösse des Bruchsackes und dem Gesundheitszustand des Patienten kommen verschiedene Operationsmethoden infrage. Alles Wichtige zur operativen Behandlung von Nabelbrüchen lesen Sie im Beitrag Nabelbruch-OP.

Was tun bei einem Nabelbruch in der Schwangerschaft?

Schwangere Frauen haben ein erhöhtes Risiko für einen Nabelbruch, da während der Schwangerschaft das Volumen und der Druck im Bauch zunehmen. Ein kleiner Nabelbruch bereitet meist keine Beschwerden und ist in der Regel harmlos. Meist verschwindet er nach der Geburt wieder und muss nicht behandelt werden.

Vielen Frauen hilft Rückbildungsgymnastik nach der Schwangerschaft, da sie die Muskulatur kräftigt. Falls sich die Lücke nicht schliesst und eine Operation notwendig ist, wird sie erst mehrere Wochen nach der Geburt vorgenommen werden.

Nabelbruch: Was sind die Symptome?

Eines der wichtigsten Nabelbruch-Symptome ist eine Schwellung oder Vorwölbung in der Nabelgegend. Allerdings sind kleine Nabelbrüche manchmal gar nicht sichtbar – erst unter steigendem Bauchdruck, zum Beispiel durch Husten, Pressen oder schweres Heben, entsteht die typische Beule.

Meist verursacht ein (kleiner) Nabelbruch keine Beschwerden. Das ist dann ein sogenannter asymptomatischer Nabelbruch. Treten dagegen Beschwerden auf, handelt es sich um einen symptomatischen Nabelbruch.

Eingeklemmter Nabelbruch

Wird die Ausstülpung im Nabelbereich grösser, liegt das möglicherweise daran, dass sich Teile der Bauchorgane, wie zum Beispiel eine Darmschlinge, in die Nabelbruch-Spalte geschoben haben. Manchmal lässt sich der Bruchsackinhalt in die Bauchhöhle zurückschieben (reponieren).

Wenn nicht, liegt ein nicht-reponibler Nabelbruch vor. Der Bruchsackinhalt ist eingeklemmt. Mediziner sprechen dann von einer inkarzerierten Hernie. Plötzliche heftige Schmerzen und eine druckempfindliche Bauchdecke (Peritonismus) kommen dann als Nabelbruch-Symptome hinzu. Die kolikartigen Schmerzen treten meist in der Gegend des Bauchnabelbruchs auf und halten lange an. Oft sind sie mit Übelkeit und Erbrechen verbunden. Auch Fieber, Herzrasen und Schweissausbrüche sind möglich. Eventuell tritt Stuhlverhalt auf. Manchmal ist zudem die Haut über dem Nabelbruch gerötet.

Plötzliche heftige Bauchschmerzen mit stark gespannter Bauchdecke, oft begleitet von Übelkeit und Erbrechen, werden als "akuter Bauch" (akutes Abdomen) bezeichnet. Es handelt sich um einen Notfall, der schnell behandelt werden muss – es droht Lebensgefahr!

Was verursacht einen Nabelbruch?

Es gibt verschiedene Arten, wie ein Bauchnabelbruch zustande kommt. Mediziner unterscheiden zwischen angeborenem und erworbenem Bauchnabelbruch:

Angeborener Nabelbruch

Während der Embryonalentwicklung ist ein natürlicher (physiologischer) Nabelbruch "Standard". Der Körper des Embryos ist in diesem Stadium noch zu klein, um die rasch wachsenden Dünndarmschlingen aufzunehmen. Dieser Zustand ist aber vorübergehend und bildet sich in der weiteren Embryonalentwicklung normalerweise von allein zurück.

Bei manchen Babys bleibt er allerdings bestehen: Die Kinder kommen mit einem Nabelbruch zur Welt. Dieser angeborene Nabelbruch ist die häufigste Form von Nabelbruch.

Erworbener Nabelbruch

Die Bauchwand des Menschen besitzt Schwachstellen, die einen Bauchwandbruch begünstigen. Dies gilt sowohl für Säuglinge als auch für Erwachsene. Eine typische Schwachstelle ist der Bauchnabel. Das liegt daran, dass dort im Mutterleib die Nabelschnur angesetzt hat. Der Nabel ist also mehr oder weniger eine nur dünn mit einer Muskelhaut hinterlegte Narbe – und damit anfällig für Brüche.

An dieser Bindegewebs-Schwachstelle der Bauchdecke entsteht bei erhöhtem Innendruck im Bauchraum eine Lücke. Der Druck im Bauchraum erhöht sich zum Beispiel durch:

  • Übergewicht
  • Schwangerschaft
  • Husten
  • Heben schwerer Lasten
  • Bauchwassersucht (Aszites)

Erwachsene bekommen oftmals einen Nabelbruch, wenn der Nabel über längere Zeit gedehnt wird. Frauen zwischen dem 40. und dem 50. Lebensjahr, die oft mehrere Schwangerschaften hinter sich und dadurch ein schwaches Bindegewebe haben, sind deshalb besonders häufig betroffen.

Nabelbruch beim Baby

Ein Nabelbruch ist bei Babys recht häufig und in der Regel harmlos. Er verheilt im Allgemeinen von allein: Der Nabelring, die Durchtrittsstelle der Nabelschnur im Mutterleib, vernarbt normalerweise nach der Geburt.

Erfahren Sie mehr zum Thema Nabelbruch beim Baby im Beitrag Nabelbruch – Baby.

Wie wird ein Nabelbruch festgestellt?

Um einen Nabelbruch zu diagnostizieren, untersucht der Arzt den Patienten am besten in Rückenlage. Dabei lassen sich die Vorwölbung und die Bruchöffnung meist gut ertasten. Zudem versucht der Arzt, den Bruchsack in die Bauchhöhle zurückzudrücken (zu reponieren). Das ist in der Regel problemlos möglich ist.

Wenn nicht (nicht-reponierbarer Nabelbruch), ist das ein mögliches Alarmsignal dafür, dass Bauchorgane in die Ausstülpung geraten sind und eventuell lebensbedrohlich geklemmt werden. Ob tatsächlich eine Einklemmung vorliegt, lässt sich bei einer Ultraschalluntersuchung feststellen.

Wie verläuft ein Nabelbruch?

Wie eine Nabelhernie verläuft, ist individuell unterschiedlich. Bei manchen Patienten klingt der Nabelbruch von allein wieder ab. Andere kommen nicht ohne eine Operation aus. Insbesondere bei einer inkarzerierten Nabelhernie ist sofortige Hilfe gefragt – es handelt sich um einen Notfall.

Wie lange Betroffene mit einem Nabelbruch krankgeschrieben sind, hängt unter anderem davon ab, welche Tätigkeit sie ausüben. Ärzte empfehlen, körperliche Tätigkeiten, insbesondere schweres Heben oder Tragen, zu vermeiden. Das gilt insbesondere im Anschluss an eine Nabelbruch-Operation. Auch auf Sport werden Betroffene für einige Wochen verzichten.

Wie lässt sich einem Nabelbruch vorbeugen?

Alles, was den Nabelbereich schwächt, erhöht das Risiko für einen Bruch. Um einem Nabelbereich vorzubeugen, raten Ärzte beispielsweise, Übergewicht oder jahrelange körperlich schwere Arbeit zu vermeiden. Beim Heben schwerer Lasten ist es wichtig, darauf zu achten, die Bauchwand nicht zu sehr zu belasten. Durch gezielte Übungen lassen sich Bauch- und Rumpfmuskulatur zusätzlich stärken und so das Risiko für einen Nabelbruch verringern.

Autoren- & Quelleninformationen

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Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autoren:
Dr. med. Mira Seidel
Dr. med.  Mira Seidel

Dr. med. Mira Seidel ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion.

Carola Felchner
Carola Felchner

Carola Felchner ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und geprüfte Trainings- und Ernährungsberaterin. Sie arbeitete bei verschiedenen Fachmagazinen und Online-Portalen, bevor sie sich 2015 als Journalistin selbstständig machte. Vor ihrem Volontariat studierte sie in Kempten und München Übersetzen und Dolmetschen.

ICD-Codes:
K42
ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen.
Quellen:
  • Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V.: Nabelbruch, unter: www.kinderaerzte-im-netz.de (Abruf: 17.03.2022)
  • Endspurt Klinik Skript 3: Innere und Chirurgie – Verdauungssystem, Abdomen. Georg Thieme Verlag, 2. Auflage, 2017
  • Kumbrink, B. :K-Taping bei Kindern. Springer Verlag, 2014
  • Reinpold, W.: Aktuelle Entwicklungen der Hernienchirurgie. Hamburger Ärzteblatt, 2008
  • Schiebler, H. & Korf, H-W.: Anatomie: Histologie, Entwicklungsgeschichte, makroskopische und mikroskopische Anatomie, Topographie. Steinkopff Verlag, 10. Auflage, 2007
  • Schumpelick, V et al.: Hernienchirurgie: Versorgung von Nabelhernie und Narbenhernie. Deutsches Ärzteblatt 1997; 94 (51-52): A-3471 / B-2821 / C-2543
  • Schumpelick, V. et al.: Praxis der Viszeralchirurgie, Band 3. Springer Verlag, 3. Auflage, 2011
  • Schumpelick, V.: Hernien. Georg Thieme Verlag, 5. Auflage, 2015
  • Siegenthalers Differenzialdiagnose: Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Georg Thieme Verlag, 19. Auflage, 2005
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