Myelofibrose

Von , Medizinredakteurin
Mag. Astrid Leitner

Astrid Leitner studierte in Wien Tiermedizin. Nach zehn Jahren in der veterinärmedizinischen Praxis und der Geburt ihrer Tochter wechselte sie – mehr zufällig – zum Medizinjournalismus. Schnell war klar: Das Interesse an medizinischen Themen und die Liebe zum Schreiben ergeben für sie die perfekte Kombination. Astrid Leitner lebt mit Tochter, Hund und Katze in Wien und Oberösterreich.

Alle NetDoktor.ch-Inhalte werden von medizinischen Fachjournalisten überprüft.

Die Myelofibrose ist eine chronische Knochenmarkserkrankung aus der Gruppe der „myeloproliferativen Neoplasien“. Das Knochenmark von Betroffenen verliert mit der Zeit die Fähigkeit, Blutzellen zu bilden. Lesen Sie hier, wie die Krankheit verläuft, welche Anzeichen auf eine Myelofibrose hindeuten und wie sie behandelt wird!

Bild einer Knochenmark-Biopsie bei Myelofibrose

Kurzübersicht

  • Was ist Myelofibrose? Die Myelofibrose ist eine chronische und fortschreitende Erkrankung, bei der sich das Knochenmark zu Bindegewebe umwandelt und dadurch seine Fähigkeit, Blutzellen zu bilden, verliert.
  • Krankheitsverlauf und Prognose: Der Krankheitsverlauf ist individuell unterschiedlich. Die Erkrankung ist nur in seltenen Fällen heilbar, verläuft aber häufig langsam.
  • Behandlung: Die Behandlung zielt darauf ab, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. Watch & Wait (Abwarten und regelmässige Kontrollen beim Arzt), Medikamente (gezielte Therapie mit sog. JAK-Inhibitoren), Bestrahlung oder Entfernung der Milz, Stammzellentransplantation
  • Ursachen: Ursache der Myelofibrose sind Genveränderungen in den blutbildenden Zellen des Knochenmarks. Wie es dazu kommt, ist weitgehend unbekannt.
  • Risikofaktoren: Es gibt keine Risikofaktoren, die das Entstehen der Erkrankung begünstigen, aber manche Betroffene haben eine erbliche Neigung, an Myelofibrose zu erkranken.
  • Symptome: Müdigkeit, Kurzatmigkeit, Herzklopfen, Neigung zu wiederkehrenden Infektionen und Blutgerinnseln, Blutungen der Haut und der Schleimhäute, Gewichtsabnahme, Schmerzen im Oberbauch, Kopfschmerzen, Fieber, Nachtschweiss
  • Diagnostik: Blutuntersuchung (häufig Zufallsbefund!), Knochenmarksbiopsie, Ultraschall und Computertomografie von Milz und Leber, molekulargenetische Untersuchung
  • Vorbeugen: Keine Vorbeugemassnahmen möglich

Was ist Myelofibrose?

Als Myelofibrose bezeichnen Mediziner eine chronische Erkrankung, bei der sich das Knochenmark in Bindegewebe umwandelt und seine Fähigkeit, Blutzellen zu bilden, verliert. Der Begriff leitet sich vom griechischen Wort myelós für Knochenmark ab. Fibrose beschreibt die krankhafte Vermehrung von Bindegewebe in Organen.

Andere Bezeichnungen für die Myelofibrose sind „Osteomyelofibrose“ (OMF), „Chronische myeloproliferative Erkrankung“ (CMPE) und „Chronische idiopathische Myelofibrose“ (CIMF). Diese Begriffe sind jedoch veraltet und werden in medizinischen Fachkreisen seit einigen Jahren nicht mehr verwendet.

Wie funktioniert die normale Blutbildung?

Das Knochenmark ist das wichtigste blutbildende Organ des Körpers. Es besteht aus Bindegewebe und Stammzellen, die unter anderem Blutzellen bilden. Es findet sich vor allem in Röhrenknochen (z.B. Oberarm- und Oberschenkelknochen), in den Wirbelkörpern und in den Beckenknochen. Aus den Stammzellen reifen über mehrere Zwischenstufen funktionsfähige Blutzellen heran. Dazu zählen rote und weisse Blutkörperchen sowie Blutplättchen. Den Prozess der Blutzellenbildung bezeichnen Ärzte als Hämatopoese.

Was passiert bei der Myelofibrose?

Bei der Myelofibrose kommt es durch eine Fehlfunktion der Stammzellen zunächst zu einer gesteigerten Produktion von Knochenmarks- und Blutzellen. Langfristig wird das Knochenmark nach und nach durch Bindegewebe ersetzt. Es verliert schliesslich seine Fähigkeit, Blutzellen zu bilden.

Um dennoch neue Blutzellen zu produzieren, wird die Blutbildung in andere Organe (Milz, Leber) ausgelagert. Ärzte sprechen von einer extramedullären (ausserhalb des Knochenmarks stattfindenden) Blutbildung. Zu Beginn ist es noch möglich, den Bedarf an Blutzellen zu decken. In späteren Stadien der Myelofibrose gelingt es Leber und Milz nicht mehr, ausreichend Zellen herzustellen – die Bildung von Blutzellen kommt zum Erliegen.

Formen der Myelofibrose

Die Myelofibrose zählt gemeinsam mit der Polycythaemia vera (PV) und der essentiellen Thrombozythämie (ET) zur Gruppe der „chronischen myeloproliferativen Neoplasien“ (MPN). Ihr gemeinsames Merkmal ist, dass bei allen Erkrankungen vermehrt Blutzellen bzw. Bindegewebszellen im Knochenmark produziert werden.

Die Myelofibrose tritt in zwei Formen auf:

Primäre Myelofibrose (PMF): Die primäre Myelofibrose entwickelt sich zufällig im Laufe des Lebens, ohne Vorerkrankung. Sie ist die häufigste Form der Myelofibrose.

Sekundäre Myelofibrose (SMF): Die sekundäre Myelofibrose entwickelt sich aus einer bereits bestehenden Vorerkrankung (PV oder ET).

Häufigkeit

Die Myelofibrose zählt zu den seltenen Erkrankungen: Pro Jahr erkranken daran 0,5 bis 1,5 pro 100.000 Menschen. Die Erkrankung tritt vorwiegend im höheren Alter auf: Im Durchschnitt sind die Patienten bei der Diagnosestellung 65 Jahre alt, Männer sind mit 65 Prozent etwas häufiger betroffen als Frauen. Junge Erwachsene erkranken vergleichsweise selten, bei Kindern kommt die PMF praktisch nicht vor.

Ist die Myelofibrose tödlich/heilbar?

Verlauf

Die Myelofibrose verläuft von Patient zu Patient sehr unterschiedlich. Es lässt sich nicht vorhersagen, bei welchem Patienten die Erkrankung einen eher schleichenden und bei welchem Patienten sie einen schneller fortschreitenden Verlauf nehmen wird. Eine allgemeine Aussage hinsichtlich der Lebenserwartung ist daher nicht möglich. Während ein Teil der Patienten viele Jahre ohne Symptome lebt, schreitet die Erkrankung bei anderen schnell voran und endet letztlich nach Monaten bis wenigen Jahren tödlich. Die häufigsten Todesursachen sind der Übergang in eine akute myeloische Leukämie, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Infektionen.

Prognose

Ausschlaggebend für die Prognose der Myelofibrose ist der individuelle Krankheitsverlauf. Dazu zählen Faktoren wie das Alter des Patienten, die auftretenden Beschwerden und die Blutwerte (Anzahl der Blutzellen, Hämoglobinwert). Ein weiterer Faktor für die Prognose ist, ob und wie gut der Patient auf die Behandlung anspricht.

Trotz moderner Medikamente und verschiedener Behandlungsoptionen ist die Myelofibrose mit Medikamenten derzeit nur in seltenen Fällen und nur mit einer Stammzelltransplantation heilbar. Bei etwa 20 Prozent aller Betroffenen geht die Myelofibrose trotz Therapie in eine akute Leukämie (Blutkrebs) über.

Wie wird Myelofibrose behandelt?

Die Behandlung einer Myelofibrose ist in der Regel darauf ausgerichtet, Krankheitssymptome zu lindern und die Lebensqualität zu erhalten. Eine vollständige Heilung mit Medikamenten ist trotz moderner Therapien in den meisten Fällen nicht möglich. Die einzige Möglichkeit, die Erkrankung zu heilen, ist die Stammzellentransplantation. Diese ist jedoch mit Risiken verbunden und nicht für jeden Myelofibrose-Patienten geeignet.

Behandlung in der frühen Erkrankungsphase

Watch & Wait: Nicht jeder Patient benötigt sofort eine medikamentöse Therapie. Bei Patienten, die keine Beschwerden haben, wartet der Arzt üblicherweise ab und führt regelmässige Kontrolluntersuchungen durch. Der Patient erhält erst dann eine Behandlung, wenn sich erste Symptome zeigen. Entscheiden sich Patient und Arzt für die „Watch & Wait“-Strategie, ist es wichtig, die vereinbarten Kontrolltermine (z.B. Blutuntersuchungen) einzuhalten und auf typische Symptome zu achten.

Medikamente, die die Neubildung von Blutzellen unterdrücken: Zu Beginn der Erkrankung produziert das Knochenmark zunächst noch viele Blutzellen. In dieser Phase ist es unter Umständen erforderlich, Medikamente einzusetzen, die die Neubildung der Blutzellen unterdrücken.

Behandlung in der späten Erkrankungsphase

Im weiteren Verlauf der Erkrankung werden immer weniger Blutzellen gebildet, es kommt zu einer Blutarmut (Anämie) und den typischen Myelofibrose-Beschwerden.

Bluttransfusion: Bluttransfusionen helfen, die Zahl der roten Blutkörperchen stabil zu halten und die Symptome der Blutarmut (Blässe, Müdigkeit, Atembeschwerden) zu lindern.

Januskinase-Hemmer (JAK-Inhibitoren): Januskinase-Hemmer sind meist gut verträglich und bessern in vielen Fällen Symptome wie Fieber, Nachtschweiss, Knochenschmerzen und Gewichtsverlust. Zudem verkleinern sie die durch die Krankheit vergrösserten Organe (Milz, Leber). Die Therapiedauer ist zeitlich nicht beschränkt. Derzeit zugelassene Wirkstoffe sind Ruxolitinib und Fedratinib.

Interferone: Ähnliche Resultate wie mit JAK-Inhibitoren (Verkleinerung der Milz) werden mit sogenannten Interferonen erreicht. Sie kommen vor allem bei sehr frühen Formen der Myelofibrose zum Einsatz.

Kortison: Kortison-Präparate werden insbesondere bei Patienten, die Fieber entwickeln, angewendet. Sie verbessern in einigen Fällen die Blutarmut, werden aber kontrovers diskutiert, da sie gleichzeitig das Immunsystem unterdrücken.

Bestrahlung der Milz: Durch die Bestrahlung kommt es zu einer Verkleinerung der Milz und damit zur Linderung von Magen-Darm-Beschwerden. Allerdings nimmt ihre Grösse im Laufe der Zeit wieder zu, sodass die Behandlung unter Umständen wiederholt werden muss.

Entfernung der Milz (Splenektomie): In der Spätphase der Myelofibrose ist die Milz meist stark vergrössert. Sie drückt auf Magen und Darm und verursacht dadurch Schmerzen und Verdauungsstörungen (Durchfall, Verstopfung). Die Entfernung der Milz ist mit einem erhöhten Risiko für Gefässverschlüsse (Thrombosen) verbunden: Die Milz dient unter anderem als Speicherort für Blutplättchen. Wird sie entfernt, steigt die Anzahl an Blutplättchen im Blut. Dies erhöht die Neigung zu Blutgerinnseln.

Stammzellentransplantation: Die einzige Möglichkeit, eine Myelofibrose zu heilen, ist derzeit die sogenannte allogene Stammzelltransplantation. Dabei werden gesunde Stammzellen aus dem Knochenmark oder dem Blut eines Spenders auf den Patienten übertragen. „Allogen“ bedeutet, dass die Stammzellen nicht vom Patienten selbst, sondern von einem gesunden Spender stammen. Ziel der Behandlung ist, dass die übertragenen Blutstammzellen wieder selbstständig funktionsfähige Blutzellen bilden.

Damit das transplantierte Knochenmark nicht abgestossen wird, erhält der Patient vor der Transplantation eine sogenannte „Konditionierungstherapie“. Sie schaltet die körpereigenen Abwehrzellen aus, wodurch sich die Infektanfälligkeit des Patienten stark erhöht. Bis das übertragene Knochenmark seine Funktion aufnimmt und ausreichend Blutzellen bildet, ist der Patient einem stark erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt.

Die allogene Stammzellentherapie kommt daher nur für einen kleinen Patientenkreis infrage. Üblicherweise wird sie nur bei jüngeren Patienten durchgeführt, die an schwerer Myelofibrose leiden, ansonsten aber in gutem Allgemeinzustand sind.

Ernährung bei Myelofibrose

Eine spezielle empfohlene Ernährung bei Myelofibrose gibt es nicht. Die meisten Myelofibrose-Patienten entwickeln aber wegen der Leber- und Milzvergrösserung Magen-Darm-Beschwerden wie Verstopfung und Blähungen. In diesen Fällen ist es ratsam, ausreichend Ballaststoffe (Getreide, Obst, Gemüse) zu sich zu nehmen, ausreichend zu trinken und auf blähende Lebensmittel wie beispielsweise Kohlgemüse, Zwiebeln und Knoblauch zu verzichten.

Welche Symptome treten bei Myelofibrose auf?

Welche Symptome bei der Myelofibrose auftreten, hängt vom Stadium der Erkrankung ab. Vor allem zu Beginn der Erkrankung sind die Beschwerden noch sehr unspezifisch. Symptome wie Müdigkeit, Abgeschlagenheit und erhöhte Infektanfälligkeit treten auch im Rahmen vieler anderer Erkrankungen auf und lenken den Verdacht zunächst nicht auf die seltene Knochenmarkserkrankung. Aus diesem Grund wird die Diagnose meist erst spät gestellt, wenn sich Veränderungen im Blutbild finden –

häufig zufällig im Rahmen von Vorsorgeuntersuchungen.

Erst im weiteren Verlauf verstärkt sich das Krankheitsgefühl. Typische Symptome, die bei Fortschreiten der Myelofibrose auftreten, sind:

  • Oberbauchschmerzen und vorzeitiges Völlegefühl durch Vergrösserung von Milz und Leber
  • Verdauungsstörungen wie Durchfall, Verstopfung
  • Sodbrennen
  • Wenig Appetit, Gewichtsverlust
  • Embolien und Thrombosen
  • Blässe
  • Atemnot
  • Nachtschweiss
  • Fieber
  • Kribbeln und Durchblutungsstörungen in Händen und Füssen
  • Juckreiz (vor allem bei PV)
  • Knochenschmerzen und Gelenkschmerzen (in späteren Krankheitsstadien)
  • Erhöhte Blutungsneigung (häufig blaue Flecken, Nasenbluten)

Ursachen und Risikofaktoren

Die genauen Ursachen für eine Myelofibrose sind unbekannt. Bei etwa 65 Prozent aller Myelofibrose-Patienten finden Ärzte in den Blutstammzellen der Patienten eine charakteristische Genveränderung am Chromosom 9. Diese als JAK2-Mutation (Januskinase2-Mutation) bezeichnete Veränderung des Erbguts ist auch bei einem Teil der Patienten mit Polycythaemia vera (PV) und der essentiellen Thrombozythämie (ET) nachweisbar.

Die JAK2-Mutation bewirkt, dass sich zunächst die weissen Blutkörperchen und die Blutplättchen unkontrolliert vermehren. Die massenhafte Bildung von Blutzellen kurbelt gleichzeitig die Bildung sogenannter „Wachstumsfaktoren“ an. Diese wiederum stimulieren Knochenmarkszellen, Bindegewebszellen zu produzieren. Das Knochenmark wird zunehmend von Bindegewebe verdrängt, weswegen immer weniger funktionsfähige Blutzellen gebildet werden. Der Körper versucht, den Mangel auszugleichen, und verlagert die Blutbildung in andere Organe. Die Blutzellen werden nun hauptsächlich in der Milz und zu einem geringen Teil in der Leber produziert. Die Folge: Beide Organe vergrössern sich. Wie es zu der auslösenden Genveränderung kommt, ist unbekannt.

Risikofaktoren

Grösster Risikofaktor für die Entwicklung einer primären Myelofibrose ist das Lebensalter. Je höher das Alter, desto grösser ist die Wahrscheinlichkeit einer JAK2-Mutation. Derzeit gibt es keine Hinweise, dass ein bestimmter Lebensstil oder äussere Einflüsse wie ionisierende Strahlung oder chemische Stoffe die Erkrankungswahrscheinlichkeit erhöhen.

Die sekundäre Myelofibrose entwickelt sich aus anderen chronischen myeloproliferativen Erkrankungen. Die Diagnose Polycythaemia vera beziehungsweise essentielle Thrombozythämie erhöht das Risiko, an Myelofibrose zu erkranken.

Ist Myelofibrose vererbbar?

Auslöser der Myelofibrose ist in vielen Fällen eine Genveränderung in den Stammzellen der Blutbildung. Die Mutation entwickelt sich in der Regel spontan im Laufe des Lebens und wird nicht weitervererbt. Wie es dazu kommt, ist bislang nicht geklärt.

In manchen Familien kommt es jedoch gehäuft zu chronischen myeloproliferativen Erkrankungen. Mediziner gehen davon aus, dass es bei Betroffenen eine erblich bedingte Neigung zu diesen Krankheiten gibt: Sie tragen ein Erbgut in sich, welches das Auftreten der Mutation (JAK2-Mutation) begünstigt. Allerdings entwickelt nur ein Prozent der Menschen mit einer solchen Neigung auch tatsächlich eine Myelofibrose.

Untersuchung und Diagnose

Bei rund einem Viertel der Patienten liegen zum Zeitpunkt der Diagnose „Myelofibrose“ keine Symptome vor. Da die Beschwerden vor allem zu Beginn der Erkrankung sehr unspezifisch sind (Abgeschlagenheit, Müdigkeit, erhöhte Infektanfälligkeit), suchen die meisten Myelofibrose-Patienten erst spät einen Arzt auf. Meist fallen die veränderten Blutwerte im Rahmen anderer Untersuchungen (z.B. Vorsorgeuntersuchung) beim Hausarzt auf. Besteht der Verdacht auf eine chronische myeloproliferative Erkrankung, überweist der Hausarzt den Patienten üblicherweise zu einem Hämatologen (Facharzt für Blutkrankheiten).

Körperliche Untersuchung: Bei der körperlichen Untersuchung tastet der Arzt unter anderem den Bauch ab, um festzustellen, ob Milz und/oder Leber vergrössert sind.

Blutuntersuchung: Zu Beginn der Erkrankung überwiegen eine Vermehrung der Blutplättchen und eine mässige Vermehrung der weissen Blutkörperchen. Später ändert sich die Verteilung der Zellen im Blutbild – es kommt zu einem Mangel an roten und weissen Blutkörperchen sowie an Blutplättchen. Die roten Blutkörperchen sind in der Regel auch in ihrer Form verändert. Sie sind nicht mehr rund, sondern haben „Tränentropfenform“.

Ultraschalluntersuchung: Mit einer Ultraschalluntersuchung lässt sich eine Vergrösserung der Milz und der Leber feststellen.

Molekulargenetische Untersuchung: Bei etwa 65 Prozent aller Myelofibrose-Patienten liegt eine JAK2-Mutation vor. Sie lässt sich über eine spezielle Blutuntersuchung nachweisen.

Knochenmarkspunktion: Da JAK2-Mutationen auch bei anderen Erkrankungen wie PV und ET vorkommen, ist der nächste Schritt eine Knochenmarkspunktion. Anhand der typischen Veränderungen lässt sich die Myelofibrose sicher diagnostizieren. Dafür entnimmt der Arzt unter örtlicher Betäubung Proben aus dem Knochenmark des Beckenknochens und untersucht diese unter dem Mikroskop auf typische Veränderungen.

In der Regel werden zwei unterschiedliche Proben aus dem Knochen entnommen: Zum einen wird mit einer dünnen Nadel flüssiges Knochenmark abgesaugt, zum anderen führt der Arzt eine Stanzbiopsie durch. Dafür entnimmt er einen kleinen Knochenzylinder aus dem Beckenknochen. Im Endstadium der Erkrankung kommt es vor, dass kein flüssiges Knochenmark mehr vorhanden ist. Mediziner sprechen dann von einem „trockenen Mark“.

Vorbeugen

Da die Ursache der Myelofibrose nicht genau bekannt ist, gibt es keine wissenschaftlichen Empfehlungen, der Erkrankung vorzubeugen. Treten Myelofibrose oder andere chronische myeloproliferative Erkrankungen (ET, PV) familiär gehäuft und über mindestens drei Generationen auf, empfehlen Ärzte eine humangenetische Beratung. Vor allem bei Kinderwunsch schätzt dann ein Facharzt für Humangenetik das Risiko, dass die Erkrankung bei den geplanten Nachkommen auftritt, ab.

Autoren- & Quelleninformationen

Jetzt einblenden
Datum :
Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:

Astrid Leitner studierte in Wien Tiermedizin. Nach zehn Jahren in der veterinärmedizinischen Praxis und der Geburt ihrer Tochter wechselte sie – mehr zufällig – zum Medizinjournalismus. Schnell war klar: Das Interesse an medizinischen Themen und die Liebe zum Schreiben ergeben für sie die perfekte Kombination. Astrid Leitner lebt mit Tochter, Hund und Katze in Wien und Oberösterreich.

ICD-Codes:
D47
ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen.
Teilen Sie Ihre Meinung mit uns
Wie wahrscheinlich ist es, dass Sie NetDoktor einem Freund oder Kollegen empfehlen?
Mit einem Klick beantworten
  • 0
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
  • 6
  • 7
  • 8
  • 9
  • 10
0 - sehr unwahrscheinlich
10 - sehr wahrscheinlich