Mundtrockenheit (Xerostomie, trockener Mund)

Xerostomie ist der medizinische Ausdruck für eine subjektiv empfundene Trockenheit der Mundhöhle. Jeder vierte Erwachsene zeigt Anzeichen einer Mundtrockenheit, wobei die Häufigkeit mit steigendem Lebensalter zunimmt. In der Gruppe der über 65-Jährigen leidet bereits mehr als die Hälfte daran, Frauen sind etwas häufiger betroffen als Männer. Die möglichen Ursachen für Mundtrockenheit sind vielfältig. Ganzen Text lesen
Kurzfassung:
- Anzeichen von Mundtrockenheit sind Mundbrennen, Mundgeruch und ein klebriges Gefühl im Mund.
- Die Ursachen für einen trockenen Mund sind vielfältig – von Medikamenten bis hin zu Stoffwechselerkrankungen.
- Die Behandlung von Mundtrockenheit ist von der Ursache abhängig.
Die Verminderung des Speichelflusses kann die Lebensqualität der Betroffenen wesentlich beeinträchtigen. Die Austrocknung der Mundhöhle wird im Allgemeinen erst dann wahrgenommen, wenn die Speichelflussrate weniger als die Hälfte des Normalwertes beträgt.
Normale Speichelproduktion
Speichel wird von drei großen Speicheldrüsen sowie von mehreren kleinen, einzelnen Speicheldrüsen der Mundschleimhaut produziert. Auch ohne äußere Einflüsse wird ständig Speichel produziert. Am Nachmittag hat der Speichelfluss seinen Höhepunkt, im Schlaf wird am wenigsten Speichel produziert. Geschmacks- und Geruchsempfindung sowie eine mechanische Reizung von Zunge und Mundhöhle – wie z.B. beim Kauen – führen zu vermehrtem Speichelfluss.
Von den vier Geschmacksrichtungen wird der Speichelfluss am stärksten durch sauren Geschmack stimuliert, Geruchsreize haben einen weitaus geringeren Effekt. Die Speichelproduktion wird jedoch auch von Hormonen beeinflusst. Ein Beispiel dafür ist der stark verminderte Speichelfluss und der daraus resultierende trockene Mund in Stresssituationen.
Die im Normalfall täglich produzierte Gesamtmenge an Speichel beträgt 0,5–0,7 Liter.
Symptome der Mundtrockenheit
- Klebriges, trockenes Gefühl im Mund
- Mundbrennen
- Mundgeruch
- Zunge brennt oder schmerzt
- Kaubeschwerden vor allem bei trockenen Speisen
- Häufiges Verschlucken
- Schmerzhafte Nahrungsaufnahme
- Beeinträchtigte Geschmacksempfindung
- Schluckstörungen
- Schwierigkeiten beim Sprechen
- Besiedelung der Mundhöhle mit Krankheitserregern
- Beschwerden verschlimmern sich nachts
- Lippen trocken und rissig
- Zunge sieht zerfurcht aus
- Erhöhtes Kariesrisiko
Ursachen für Mundtrockenheit
Die Gründe für einen trockenen Mund sind vielfältig, da als Ursache verschiedene Faktoren in Frage kommen:
- Medikamente
- Alter
- Strahlen- & Chemotherapie
- Autoimmunerkrankungen
- Stoffwechselerkrankungen
Medikamente
Häufigster Grund für Mundtrockenheit ist die Einnahme von Medikamenten. Mundtrockenheit ist als Nebenwirkung von über 400 Medikamenten bekannt– vor allem:
- Augenmedikamente
- Mittel gegen Blasenschwäche
- Antidepressiva
- Medikamente gegen Herzrhythmusstörungen
- Bluthochdruck
- Schlafmittel
Rund 80% der am häufigsten verschriebenen Medikamente führen zu einer Unterfunktion der Speicheldrüsen.
Alter
Weil sich die Anzahl der pro Tag eingenommenen Medikamente mit steigendem Alter naturgemäß erhöht, sind auch meist ältere Menschen von Mundtrockenheit betroffen. Zudem lässt mit steigendem Alter das Durstempfinden nach, es wird über den Tag verteilt zu wenig getrunken.
Wird der Körper mit zu wenig Flüssigkeit versorgt, spiegelt sich dies auch in zu trockenen Schleimhäuten wider. Schlecht sitzende Prothesen schränken zusätzlich die Kaufähigkeit ein, wodurch wiederum zu wenig Speichel produziert wird.
Strahlen- und Chemotherapie
Chemotherapien sowie Strahlentherapien im Kopf- und Halsbereich können die Schleimhaut im Mund schädigen und so die Funktion der Speicheldrüsen verschlechtern.
Autoimmunerkrankungen
Durch eine Fehlreaktion des Immunsystems werden beim sogenannten Sjögren-Syndrom, einer Form des entzündlichen Rheumas, verschiedene Drüsen des Körpers zerstört. Neben den Speicheldrüsen können auch die Tränendrüsen, Schleim produzierende Drüsen in den Atemwegen und im Magen-Darm-Trakt sowie die Bauchspeicheldrüse betroffen sein.
Stoffwechselerkrankung
Bei Diabetikern scheidet der Körper vermehrt Zucker über den Urin aus. Damit verliert er Wasser und Mineralstoffe und kann austrocknen. Durch den Flüssigkeitsverlust kann sich das Gefühl der Mundtrockenheit einstellen.
Weitere mögliche Ursachen:
- Virale Infektion der Speicheldrüsen
- Verstopfung der Speicheldrüsen
- Allgemeine Austrocknung
- Mundatmung
- Angstzustände
- Stress
- Konsum von Rauschgiften
- Starkes Rauchen
- Übermäßiger Alkoholgenuss
- Scharf gewürzte Gerichte
- Fieber
- Magen-Darm-Infekte
Wie wird Mundtrockenheit diagnostiziert?
Erster Ansprechpartner ist meist der Hausarzt. Je nach vermuteter Ursache können verschiedene Untersuchungen nötig sein. Dazu gehören beispielsweise die Bestimmung der Zusammensetzung des Speichels sowie seines pH-Wertes, ein Erregerabstrich aus der Mundhöhle, eine Röntgenuntersuchung oder eine Darstellung der Speichelgänge mittels Kontrastmittel.
Die Messung des Speichelflusses und der Speichelproduktion (Sialometrie) kann mit einfachen Methoden erfolgen. So regt der Patient durch Kauen einer medizinischen Wachskugel den Speichelfluss an, die produzierte Menge Speichel wird dann mithilfe eines speziellen Gefäßes gemessen. Beim Saxon-Test nimmt der Patient für etwa zwei Minuten einen Wattebausch in den Mund, den der Arzt anschließend abwiegt.
Wie wird Mundtrockenheit behandelt?
Die Therapie der Mundtrockenheit ist immer abhängig von der Ursache. Sind Medikamente der Auslöser, kann eine Änderung der Medikation die Beschwerden beseitigen. Allgemeine Maßnahmen, wie ausreichendes Trinken oder der Verzicht auf Nikotin, aber auch das Verhindern der Mundatmung können die Symptome lindern. Durch den Verzehr faserreicher oder besonders saurer Nahrung wird der Speichelfluss zusätzlich angeregt. Als besonders effizient hat sich das Kauen von Kaugummis erwiesen.
In schwereren Fällen kann der Speichelfluss mit speziellen Medikamenten stimuliert werden. Ist dies nicht möglich, können verschiedene Lösungen zur Benetzung und Beschichtung der Mundschleimhaut Linderung bringen. Zudem sind spezielle Speichelersatzpräparate auf dem Markt, die den trockenen und wunden Mund nicht nur langanhaltend befeuchten, sondern die Mundhöhle zusätzlich mithilfe von Enzymen und Pflegestoffen vor schädlichen Bakterien schützen, pflegen und reinigen.
Autoren:
Mag. Astrid Leitner
Medizinisches Review:
Dr. Horst Michael Schalk
Redaktionelle Bearbeitung:
Nicole Kolisch
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