Vaskulitis

Von , Arzt
und , Medizinjournalistin
Florian Tiefenböck

Florian Tiefenböck hat Humanmedizin an der LMU München studiert. Im März 2014 stieß er als Student zu NetDoktor und unterstützt die Redaktion seither mit medizinischen Fachbeiträgen. Nach Erhalt der ärztlichen Approbation und einer praktischen Tätigkeit in der Inneren Medizin am Uniklinikum Augsburg ist er seit Dezember 2019 festes Mitglied des NetDoktor-Teams und sichert unter anderem die medizinische Qualität der NetDoktor-Tools.

Sabine Schrör

Sabine Schrör ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie studierte Betriebswirtschaft und Öffentlichkeitsarbeit in Köln. Als freie Redakteurin ist sie seit mehr als 15 Jahren in den verschiedensten Branchen zu Hause. Die Gesundheit gehört zu ihren Lieblingsthemen.

Alle NetDoktor.ch-Inhalte werden von medizinischen Fachjournalisten überprüft.

Eine Vaskulitis (engl.: vasculitis) ist eine Gefässentzündung: Das Immunsystem greift hier Blutgefässe an, was eine Entzündung auslöst und in weiterer Folge schwere Organschäden verursachen kann. Je nachdem, welche Gefässe betroffen sind, welche Auslöser dahinter stecken und welche Folgen sich zeigen, unterscheidet man verschiedene Vaskulitis-Arten. Lesen Sie hier alles Wichtige über Formen, Symptome, Diagnose und Behandlung der Vaskulitis.

vaskulitis

Kurzüberblick

  • Was ist Vaskulitis? Eine entzündliche Erkrankung der Blutgefässe infolge einer fehlerhaften Immunreaktion.
  • Ursachen: Bei einer primären Vaskulitis ist die Ursache unbekannt (z.B. Riesenzellarteriitis, Kawasaki-Syndrom, Purpura Schönlein-Henoch). Eine sekundäre Vaskulitis wird durch andere Erkrankungen (wie Krebs, Virusinfektion) oder Medikamente ausgelöst.
  • Symptome: allgemeine Symptome wie leichtes Fieber, Nachtschweiss, ungewollter Gewichtsverlust. Spezifische Symptome je nach Vaskulitis-Form, z.B. Einblutungen in die Haut, Organinfarkte, Atemnot, Bluthusten.
  • Diagnose: Erhebung der Krankengeschichte, körperliche Untersuchung, Laboruntersuchungen, Gewebeproben, bildgebende Verfahren wie Kernspintomografie (Magnetresonanztomografie, MRT), Computertomografie (CT), Röntgen oder Ultraschall, ggf. weitere Untersuchungen
  • Behandlung: je nach Vaskulitis-Form, z.B. mit Medikamenten, die das Abwehrsystem unterdrücken (Immunsuppressiva), und nicht-steroidalen Antirheumatika. Bei sekundären Vaskulitiden: Behandlung der Grunderkrankung.

Vaskulitis: Beschreibung

Eine Vaskulitis (Mehrzahl: Vaskulitiden) ist eine Gefässentzündung. Es handelt sich dabei um eine sehr seltene Erkrankung, die allerdings in vielen verschiedenen Formen auftreten kann.

All diese Formen von Vaskulitis haben eines gemeinsam: Die Gefässentzündung entsteht dadurch, dass bestimmte Abwehrsstoffe des Immunsystems die Gefässwände angreifen. Somit gehört die Vaskulitis zu den Autoimmunerkrankungen. Das sind Krankeiten, bei denen sich die Immunabwehr gegen körpereigene Strukturen richtet.

Darüber hinaus zählen Vaskulitiden zu den rheumatischen Erkrankungen, weil sie oft mit Schmerzen an Gelenken oder Muskeln und manchmal auch mit Gelenkschwellungen einhergehen.

Durch die Entzündung kann sich das betroffene Gefäss verengen oder ganz verschliessen. Manchmal entstehen Aussackungen (Aneurysmen), da die Gefässwände infolge der Entzündung geschwächt sind. Je nach betroffenem Gefäss können bestimmte Gewebe oder Organe nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt werden, was ihre Funktion einschränkt.

Bei einigen Vaskulitis-Arten können sich Gewebsknoten aus verschiedenen Zellen (wie Epitheloidzellen, Riesenzellen) bilden. Diese sogenannten nicht-infektiösen Granulome finden sich zum Beispiel bei einer

Unser Gefässsystem

Im Körper gibt es verschiedene Gefässarten. Zunächst unterscheidet man zwischen Arterien und Venen:

  • Arterien, auch Schlagadern genannt, führen das Blut vom Herzen weg.
  • Venen leiten das Blut wieder zum Herzen zurück.

Den Übergang zwischen Arterien und Venen bilden die sogenannten Kapillaren (Haarnadelblutgefässe). Das sind die kleinsten Blutgefässe des Körpers. Sie bilden ein Gefässnetz, über das im jeweiligen Organ der Stoffaustausch stattfindet: Die Zellen nehmen Nährstoffe und Sauerstoff aus dem Blut in den Kapillaren auf und geben Abfallprodukte daran ab.

Vom Herz bis zum jeweiligen Zielorgan werden die Arterien immer kleiner. Umgekehrt werden die Venen vom Kapillarnetz ausgehend in Richtung Herz immer grösser.

Da der gesamte Körper von Blutgefässen durchzogen ist, kann eine Vaskulitis praktisch überall auftreten.

Vaskulitis-Formen

Ganz allgemein unterscheidet man zwischen primären und sekundären Vaskulitiden.

Primäre Vaskulitiden

Eine primäre Vaskulitis ist eine eigenständige Erkrankung, ohne erkennbare Ursache (idiopathische Vaskulitis). Sie befällt meist Blutgefässe einer bestimmten Grösse. Je nachdem, welche Blutgefässe das sind, unterscheidet man verschiedene Formen von primärer Vaskulitis. Dazu zählen vor allem:

Betroffene Gefässe

primäre Vaskulitis-Formen

Anmerkungen

Vaskulitis grosser Gefässe

Vaskulitis mittelgrosser Gefässe

Vaskulitis kleiner Gefässe

  • Granulomatose mit Polyangiitis (ehemals Morbus Wegener)
  • Eosinophile Granulomatose mit Polyangiitis (EGPA, ehemals Churg-Strauss-Syndrom)
  • Mikroskopische Panarteriitis

ANCA-assoziiert (das heisst, dass bei diesen Vaskulitiden typischerweise spezielle Abwehreiweisse nachweisbar sind: die AntiNeutrophilen Cytoplasmatischen Antikörper)

  • Vaskulitis anaphylactoides (früher Purpura Schönlein-Henoch/Vaskulitis allergica)
  • Vaskulitis bei essentieller Kryoglobulinämie
  • Kutane leukozytoklastische Angiitis

Nicht-ANCA-assoziiert

Riesenzellarteriitis

Die Riesenzellarteriitis ist die häufigste Form von Vaskulitis. Die Entzündung betrifft hier grosse Blutgefässe – in den allermeisten Fällen die Schläfenarterie (Arteria temporalis). In solchen Fällen spricht man von Arteriitis temporalis.

Die Erkrankung tritt bei Frauen öfter auf als bei Männern und bevorzugt im höheren Alter (ab 50 Jahre). Oft ist sie mit der entzündlich-rheumatischen Erkrankung Polymyalgia rheumatica assoziiert.

Alles Wichtige über diese Vaskulitis-Form lesen Sie im Beitrag Riesenzellarteriitis bzw. Arteriitis temporalis.

Kawasaki-Syndrom

An dieser seltenen Vaskulitis-Form erkranken meist kleine Kinder: Mittelgrosse Gefässe entzünden sich, beispielsweise Herzkranzgefässe. Das kann zu lebensgefährlichen Komplikationen führen.

Mehr über diese Form von primärer Vaskulitis-Form lesen Sie im Beitrag Kawasaki-Syndrom.

Granulomatose mit Polyangiitis

Dabei handelt es sich um eine chronische Entzündung vieler kleiner Blutgefässe, die mit der Bildung kleiner, knotenartiger Hautverdickungen (Granulome) verbunden ist. Der alte Name der Krankheit lautet Morbus Wegener.

Alles Wichtige über diese Vaskulitis-Form lesen Sie im Beitrag Granulomatose mit Polyangiitis (früher Morbus Wegener).

Vaskulitis anaphylactoides (Purpura Schönlein-Henoch)

Diese vor allem bei Kindern auftretende Form von primärer Vaskulitis geht mit der Entzündung kleiner Blutgefässe und Kapillaren einher. In der Folge kommt es zu punktförmigen Einblutungen in Haut und Schleimhäute (Petechien).

Mehr über diese Vaskulitis-Form erfahren Sie im Beitrag Purpura Schönlein-Henoch.

Weitere primäre Vaskulitiden

Ausserhalb der Kategorisierung, wie sie in der oben stehenden Tabelle angeführt ist, gibt es noch weitere primäre Vaskulitiden wie:

  • Thrombangitis obliterans (Endangiitis obliterans): Sie betrifft v.a. kleine und mittelgrosse Gefässe in den Beinen. Meist erkranken junge Männer daran (< 40 Jahre), insbesondere starke Raucher.
  • Behçet-Krankheit: Das ist eine Entzündung von Arterien und Venen aller Grössen im gesamten Körper (systemisch). Sie zählt damit zu den "Vaskulitiden variabler Gefässgrösse". Die Krankheit kommt v.a. in der Türkei und in arabischen Ländern vor. Sie tritt typischerweise zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr auf. Männer sind etwa dreimal häufiger betroffen als Frauen.
  • Zerebrale Vaskulitis: Sie wird auch primäre ZNS-Vaskulitis genannt und betrifft ausschliesslich Gefässe in Gehirn und Rückenmark.
  • Hypokomplementämisches Urtikaria-Vaskulitis-Syndrom: Es betrifft die Haut und äussert sich in der Bildung von Erythemen (Hautrötungen) oder Quaddeln, die länger als 24 Stunden bestehen bleiben. Ein anderer Name dieses Krankheitsbilds lautet: Urtikaria-Vaskulitis.

Sekundäre Vaskulitiden

Sekundäre Vaskulitiden haben eine bekannte Ursache. Neben Medikamenten können dies andere Erkrankungen sein wie eine andere rheumatische Erkrankung, Krebs oder Leberentzündung (Hepatitis).

Vaskulitis: Symptome

Welche Symptome bei einer Vaskulitis auftreten, hängt von der Form und dem Ausmass der Erkrankung ab.

Allgemeine Symptome

Meist beginnt eine Vaskulitis mit unspezifischen Symptomen: Viele Patienten fühlen sich anfangs abgeschlagen und müde. Hinzu kommt leichtes Fieber, in der Regel unter 38,5 Grad Celsius (subfebrile Temperatur). Manche Patienten berichten über starken Nachtschweiss und ungewollten Gewichtsverlust.

Nachtschweiss, Gewichtsverlust und leichtes Fieber werden unter dem Begriff "B-Symptomatik" zusammengefasst. Diese zeigt sich beispielsweise auch bei Krebs und Tuberkulose.

Neben diesen eher vagen Vaskulitis-Symptomen können auch rheumatische Beschwerden auftreten: Manche Patienten klagen über Gelenkschmerzen, die teilweise mit Schwellungen verbunden sind. Andere Betroffene leiden an Muskelschmerzen (Myalgien) und berichten von ungewöhnlich schweren Muskelkatern.

Schreitet die Gefässentzündung weiter voran und befällt die Organe, zeigen sich schwerwiegendere Symptome. Sie variieren je nach Form der Vaskulitis.

Vaskulitis-Symptome bei Entzündung kleiner Gefässe

Mögliche Symptome bei Entzündung kleiner Blutgefässe sind zum Beispiel:

  • Augenrötung und Sehstörungen bei Entzündung kleiner Gefässe im Auge
  • Schleimhautschäden im Mund mit der Bildung schmerzhafter Aphthen (kleine Bläschen) am Zungenrand oder an der Lippeninnenseite bei Entzündung kleiner Gefässe im Mundbereich
  • wiederkehrende Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis) sowie eine verstopfte, hin und wieder blutende Nase bei einer Vaskulitis der kleinen Gefässe im Bereich von Nase und Nasennebenhöhlen
  • feine Einblutungen in die Haut (Petechien), fleckige Rötungen (Purpura) oder blaustichige, netzförmige Rötungen (Livedo reticularis) als Vaskulitis-Symptome der Haut
  • Atemnot und Bluthusten, wenn die Kleingefäss-Vaskulitis die Lunge schädigt

Zu den weiteren möglichen Vaskulitis-Symptomen zählen – je nachdem, in welcher Körperregion kleine Gefässe entzündet sind – beispielsweise blutige Durchfälle oder blutiger Urin, Brustschmerzen (wenn Herzmuskel- oder Herzbeutel betroffen sind), Kribbeln oder Missempfindungen (Parästhesien).

Vaskulitis-Symptome bei Entzündung mittelgrosser Gefässe

Tritt die Vaskulitis an mittelgrossen Blutgefässen auf, so dass die Blutzufuhr wichtiger Organe unterbrochen wird, kann es zu gefährlichen Organinfarkten kommen, zum Beispiel:

Vaskulitis-Symptome bei Entzündung grosser Gefässe

Betrifft die Vaskulitis grosse Arterien im Kopf, leiden die Patienten meist unter starken Kopfschmerzen. Einige sehen schlagartig schlechter oder erblinden sogar vollständig.

Auch die grossen Arm- und Beingefässe können sich aufgrund einer Vaskulitis verschliessen, was zu starken Schmerzen führt.

Zudem steigt das Risiko für Blutgerinnsel (Thromben), die manchmal vom Blutstrom mitgerissen werden und an anderer Stelle einen Gefässverschluss verursachen (Embolie, zum Beispiel Lungenembolie).

Symptome verschiedener Vaskulitis-Formen

Takayasu-Arteriitis: Symptome

Eine Entzündung der Hauptschlagader und ihrer Gefässäste kennzeichnet diese Form von Vaskulitis. Das Anfangsstadium (präokklusives Stadium, Prepulseless-Phase) stellt sich schleichend ein mit leichtem Fieber, Müdigkeit, Gelenk- und Kopfschmerzen sowie Gewichtsverlust.

Später (okklusives Stadium, Pulseless-Phase) entwickeln sich andere Vaskulitis-Symptome:

  • Eventuell entzündet sich das Unterhautfettgewebe, was zu druckempfindlichen Hautknoten (Erythema nodosum mit Pannikulitis) führt.
  • Bei manchen Betroffenen schmerzen die Arme, und die Finger werden anfallartig blass und kalt (Raynaud-Syndrom).
  • Sind Hirngefässe entzündet, können Sehstörungen, Schwindelanfälle mit Ohnmacht oder ein Schlaganfall auftreten.
  • Eine herznahe Takayasu-Vaskulitis kann zu Symptomen einer Koronaren Herzerkrankung (KHK) führen. Dazu zählt beispielsweise ein unangenehmes Druckgefühl in der Brust (Angina pectoris).

Die Takayasu-Vaskulitis tritt vor allem in asiatischen Ländern, Afrika und Südamerika auf. In Europa ist sie eher selten. Frauen erkranken deutlich häufiger daran als Männer. Das Erkrankungsalter liegt gewöhnlich unter 50 Jahren (oft zwischen 20 und 30 Jahren).

Panarteriitis nodosa: Symptome

Diese Form der Gefässentzündung betrifft Männer etwa dreimal häufiger als Frauen. Sie kann verschiedene Organe schädigen, weshalb die Vaskulitis-Symptome sehr unterschiedlich sein können.

In den meisten Fällen sind Herzkranzgefässe entzündet. Betroffene verspüren dann oft Druck oder Schmerzen in der Brust (Angina pectoris) und können eventuell einen Herzinfarkt erleiden (auch jüngere Patienten). Weitere mögliche Symptome sind:

  • Fieber, Nachtschweiss, Gewichtsverlust
  • Gelenk- und Muskelschmerzen
  • krampfartige Bauchschmerzen (Koliken), eventuell Darminfarkte
  • Hodenschmerzen
  • Schlaganfall (auch bei jungen Patienten)
  • Missempfindungen, Taubheitsgefühle (Polyneuropathie; Mononeuritis multiplex), epileptische Anfälle, Psychosen
  • Gefässaussackungen (Aneurysmen)

Bei zahlreichen Patienten schädigt die Gefässentzündung auch die Nieren, allerdings nicht die feinen Nierenkörperchen (keine Glomerulonephritis).

Ein wichtiges Symptom der Panarteriitis nodosa ist zudem die sogenannte Livedo racemosa. Dabei treten blitzartig geformte, streifen- oder netzartige bläulich-rote Hautverfärbungen auf. Diese Hautveränderungen bleiben bestehen, bilden sich also nicht mehr zurück.

Eosinophile Granulomatose mit Polyangiitis: Symptome

Diese Form der Vaskulitis wird auch allergische granulomatöse Angiitis (ehemals Churgh-Strauss-Syndrom) genannt. Sie befällt bevorzugt die Atemwege, was meist Asthma-Anfälle mit akuter Atemnot auslöst. Im Blut sind weisse Blutkörperchen nachweisbar, die auch für eine Allergie typisch sind.

In etwa der Hälfte der Fälle betrifft diese Vaskulitis-Form auch das Herz. Dann entzünden sich die Herzmuskelzellen oder die Herzkranzgefässe. Oft werden auch Nerven geschädigt, und es bilden sich vermehrt Blutgerinnsel, welche die entzündeten Gefässe vollständig verschliessen können.

Mikroskopische Panarteriitis (MPA): Symptome

Diese Vaskulitis-Form betrifft meist die kleinen Nierengefässe: Es entwickelt sich eine Entzündung der Nierenkörperchen (Glomerulonephritis), woraus ein erhöhter Blutdruck (Hypertonie) und Kopfschmerzen resultieren.

Sind kleine Hautgefässe von der Vaskulitis betroffen, bilden sich kleine Knötchen und tastbare Einblutungen unter der Haut (palpable Purpura), vor allem an den Beinen.

Manchmal können sich bei dieser Vaskulitis-Form auch Nerven, Nasennebenhöhlen oder Augen entzünden.

Vaskulitis bei essentieller Kryoglobulinämie: Symptome

Typisch für diese Vaskulitis-Variante sind Einblutungen an Händen und Füssen. Ausserdem können Gewebsdefekte (Ulcera) sowie Gelenkschmerzen auftreten. In schweren Fällen entwickeln sich oftmals Nieren- und Nervenschäden.

Kutane leukozytoklastische Angiitis (KLA): Symptome

Bei dieser vor allem Frauen betreffenden Form von Vaskulitis zeigen sich Symptome auf der Haut, weil kleine Hautgefässe entzündet sind: Charakteristisch sind tastbare, manchmal schmerzhafte Hauteinblutungen. Selten bilden sich auch Blutblasen, Knoten und nicht abheilende Geschwüre. Am häufigsten tritt die KLA-Vaskulitis an den Beinen auf.

Behçet-Krankheit: Symptome

Betrifft die Behçet-Krankheit Haut und Schleimhäute, entwickeln sich schmerzhafte Geschwüre im Mund (orale Aphthen) und Intimbereich (genitale Aphthen). Manchmal bilden sich auch druckempfindliche Knoten (Erythema nodosum).

Oft sind die Augen mitbetroffen. Dann entzündet sich sehr häufig die mittlere Augenhaut (Uveitis).

Ausserdem entzünden sich nicht selten die Gelenke (Arthritis).

Knapp ein Drittel der Behçet-Vaskulitis-Patienten leiden unter Entzündungen und Gewebsdefekten (Ulcera) im Verdauungstrakt.

Bei bis zu 30 Prozent der Betroffenen entzünden sich Gefässe im zentralen Nervensystem (ZNS).

Grundsätzlich gilt: Je aktiver die Entzündungen verlaufen, desto höher ist das Risiko gefährlicher Blutgerinnsel (Thrombembolien).

Zerebrale Vaskulitis: Symptome

Diese Vaskulitis-Form wird auch primäre oder isolierte Angiitis des zentralen Nervensystems (PACNS) genannt. Betroffene leiden oft unter anhaltenden, dumpfen Kopfschmerzen, leichtem Schwindel sowie Konzentrations- oder Gedächtnisschwächen. Psychische Symptome wie Persönlichkeitsveränderungen kommen ebenfalls vor.

Eventuell werden durch die zerebrale Vaskulitis Regionen im Gehirn nicht mehr ausreichend durchblutet, sodass es zu einem Schlaganfall kommen kann (ischämischer Schlaganfall). Vereinzelt kann ein solcher auch durch Gefässblutungen verursacht werden (hämorrhagischer Schlaganfall).

Epileptische Anfälle zählen ebenfalls zu den möglichen Symptomen einer ZNS-Vaskulitis.

Thrombangiitis obliterans: Symptome

Hierbei verspüren die Betroffenen im Ruhezustand oft ein von Schmerzen begleitetes Kältegefühl in den Beinen. Da sich die entzündeten Gefässe nah an der Hautoberfläche befinden, sind sie als hochrote, warme, druckschmerzhafte Linien sicht- und tastbar.

Eventuell ist die Haut bläulich verfärbt, da sie weniger stark durchblutet wird. Im weiteren Verlauf der Vaskulitis stirbt das Gewebe vor allem an den Zehenspitzen ab – es werden schwärzliche Hautdefekte sichtbar. Zudem kann das Nagelwachstum gestört sein.

Vaskulitis: Entstehung und Auslöser

Eine Vaskulitis entsteht, wenn das körpereigene Immunsystem Gefässe oder deren Wände angreift, sodass sich diese entzünden. Bei einigen Vaskulitiden richten sich bestimmte Eiweisse des Abwehrsystems, sogenannte Auto-Antikörper, gegen die körpereigenen Gefässstrukturen. Diese Gefässentzündungen werden als pauci-immune Vaskulitis-Formen bezeichnet.

Demgegenüber stehen Immunvaskulitiden, die durch sogenannte Immunkomplexe (Antigen-Antikörper- oder Antikörper-Antikörper-Komplexe) entstehen. Antikörper docken dabei an bestimmten Teilen von Fremdstoffen (z. B. Viren, Medikamente) an und lagern sich als Komplex in den Gefässwänden ab, wodurch sich diese entzünden können. Die Entzündung kann direkt am Ort der Komplexbildung (in situ-Immunkomplexe) entstehen. Die Immunkomplexe können aber auch vom Blutstrom in andere Körperregionen transportiert werden und dort eine Vaskulitis verursachen.

In diesem Zusammenhang spielen spezielle Eiweisse eine Rolle, die meist durch Immunkomplexe aktiviert werden. Genauer gesagt handelt es sich um bestimmte Glykoproteine, die als Komplementfaktoren bezeichnet werden. Sie können Zellen zerstören und Entzündungen wie eine Vaskulitis hervorrufen.

Mögliche Auslöser einer primären Vaskulitis

Die primäre (idiopathische) Vaskulitis tritt ohne erkennbare Ursache als eigenständige Erkrankung auf. Bei manchen Vaskulitis-Formen werden jedoch bestimmte Auslöser vermutet.

Primäre Vaskulitis

Krankheit

Möglicher Auslöser

Vaskulitis kleiner Gefässe

Polyangiitis mit Granulomatose

unbekannt, teilweise das Bakterium Staphylokokkus aureus

Eosinophile Granulomatose mit Polyangiitis

unbekannt, fraglich das Asthma-Medikament Montelukast

Mikroskopische Panarteriitis

unbekannt

Vaskulitis anaphylactoides (Purpura-Schönlein-Henoch)

vorausgegangener Infekt der Atemwege

Vaskulitis bei essentieller Kryoglobulinämie

Kann als primäre Vaskulitis (ohne erkennbare Ursache) oder als sekundäre Vaskulitis (z.B. infolge von Hepatitis C oder bösartiger Erkrankungen im Lymphsystem) auftreten.

Kutane leukozytoklastische Angiitis

unbekannt

Vaskulitis mittelgrosser Gefässe

Panarteriitis nodosa

unbekannt, teils Zusammenhang mit Hepatitis B

Kawasaki-Syndrom

unbekannt

Vaskulitis grosser Gefässe

Riesenzellarteriitis

unbekannt, möglicherweise genetische Veranlagung und Auslösung von aussen durch Infekte

Takayasu-Arteriitis

unbekannt

Mögliche Auslöser einer sekundären Vaskulitis

Diese Formen von Gefässentzündung treten infolge einer Medikamentenanwendung, Infektion oder anderer Erkrankungen auf.

Auslöser einer sekundären Vaskulitis

Beispiele

bösartige Wucherungen

Lymphome, Brustkrebs, Blutkrebs (Leukämie)

Rheumatische Erkrankungen

Rheumatoide Arthritis, Sjögren-Syndrom, Lupus erythematodes

bakterielle Infektionen

Staphylokokken, Streptokokken, Neisserien, Escherichia coli, Mykoplasmen

virale Infektionen

Hepatitis-B-Virus, Herpes-Virus, Influenza-Virus, Zytomegalie-Virus

Pilzinfektionen

Candida albicans

Infektionen mi tProtozoen (Einzeller, "Urtierchen")

Trypanosomen, Plasmodium malariae

Wurminfektionen

Helminthen

Medikamente

ASS, Allopurinol, Thiazide, Sulfonamide, Gold, NSAR, Phenothiazine, Pyrazolone, Ketoconazol, Tetracycline, Penicilline, Propylthiouracil

Nahrungsmittel(zusätze)

selten, beispielsweise Lebensmittelfarbstoff Tartrazin (E 102)

Vaskulitis: Untersuchungen und Diagnose

Der zuständige Facharzt für Gefässerkrankungen ist grundsätzlich ein Internist. Ist die Haut von einer Vaskulitis betroffen, kann ein Dermatologe der richtige Ansprechprtner sein. Darüber hinaus kann man eine Vakulitis in einer Spezialklinik diagnostizieren und behandeln lassen.

Manchmal muss der Patient verschiedene Ärzten aufsuchen, um einzelne Erkrankungen ausschliessen und die Vaskulitis bestätigen zu können. Dazu zählen vor allem Rheumatologen, Hautärzte, Nervenärzte (Neurologen), Magen-Darm-Spezialisten (Gastroenterologen) und Augenärzte.

Anamnese

Bei Verdacht auf Vaskulitis wird sich der Arzt zuerst ausführlich mit Ihnen unterhalten, um Ihre Krankengeschichte zu erheben (Anamnese). Mögliche Fragen dabei sind:

  • Welche Beschwerden haben Sie?
  • Fühlen Sie sich abgeschlagen und müde?
  • Haben Sie in letzter Zeit ungewollt Gewicht verloren?
  • Schwitzen Sie in der Nacht stark?
  • Ist Ihre Temperatur erhöht?
  • Sind Ihnen Hautveränderungen (z.B. punktförmige Rötungen) aufgefallen?
  • Spüren Sie Schmerzen? Wenn ja, wo und wie würden Sie diese Schmerzen beschreiben (pochend, stechend etc.)?
  • Haben oder hatten Sie vor kurzem einen grippalen Infekt? Müssen Sie nach wie vor husten, unter Umständen auch Blut?
  • Leiden Sie an Grunderkrankungen, beispielsweise Rheuma?
  • Sind bei Ihnen Infektionen (z.B. mit Hepatitis-Viren) bekannt?
  • Welche Medikamente nehmen Sie?

Körperliche Untersuchung

Anschliessend folgt eine körperliche Untersuchung. Je nach den Beschwerden wird der Arzt beispielsweise Herz, Lunge und Bauch abhören beziehungsweise abtasten. Ausserdem wird er an beiden Armen den Blutdruck und an verschiedenen Körperstellen den Puls messen. Zudem prüft er die Haut auf Veränderungen wie ungewöhnliche Rötungen.

Auch der Hals-Nasen-Ohren-Trakt wird untersucht, um etwaige Entzündungen auszuschliessen. Leidet ein Patient an Schwindel, Ohnmachtsanfällen oder Missempfindungen an der Haut, kann anhand verschiedener Tests der neurologische Status überprüft werden.

Je nachdem, welche Körperbereiche besonders betroffen sind, kann sich der Verdacht auf eine bestimmte Vaskulitis-Form ergeben. Zur Bestätigung beziehungsweise zum Ausschluss anderer möglicher Ursachen für die Beschwerden (wie virale oder bakterielle Infektionen) führt der Arzt weitere Tests und Untersuchungen durch.

Laboruntersuchungen

Eine Vaskulitis verändert oft die Blut- und auch Urinwerte. Deshalb werden Blut- und Urinproben im Labor auf bestimmte Parameter hin untersucht, die typisch für Vaskulitiden sind. So steigen bei einer Vaskulitis häufig die Entzündungswerte (CRP, Blutsenkungsgeschwindigkeit, Leukozyten). Von besonderer Bedeutung sind charakteristische Eiweisse des Abwehrsystems, Auto-Antikörper oder Immunkomplexe.

Krankheit

Wichtige Laborbefunde

Polyangiitis mit Granulomatose

  • Entzündungswerte und Blutplättchen erhöht (Thrombozytose), jedoch Blutarmut (Anämie)
  • erhöhte Nierenwerte (Kreatinin)
  • Nachweis von cANCA (neutrophile cytoplasmatische Antikörper mit cytoplasmatischer Fluoreszenz) und PR3-ANCA (Anti-Proteinase 3-Antikörper)
  • im Urin rote Blutkörperchen (Erythrozyturie), evtl. Eiweisse (Proteinurie), bei Nierenbeteiligung oft auch LAMP-2-Antikörper (Lysosomen-assoziiertes-Membranprotein-2-AK)

Eosinophile Granulomatose mit Polyangiitis

Mikroskopische Panarteriitis

  • Nachweis von pANCA

Vaskulitis anaphylactoides (Purpura-Schönlein-Henoch)

  • Nachweis von Immunkomplexen
  • Komplementfaktoren anfangs oft erhöht
  • Antikörper vom Typ IgA erhöht

Vaskulitis bei essentieller Kryoglobulinämie

  • Nachweis von Kryoglobulinen (Immunkomplexe, die sich bei Abkühlung des Blutes ablagern)
  • oft Nachweis von Rheumafaktor (Auto-Antikörper gegen IgG)

Kutane leukozytoklastische Angiitis

  • keine Veränderungen im Blut, da reiner Hautbefall

Panarteriitis nodosa

  • Entzündungswerte und evtl. Blutplättchen erhöht
  • Komplementfaktoren evtl. erniedrigt
  • in etwa 25 Prozent der Fälle Nachweis einer Hepatitis-B-Infektion
  • bei Nierenschäden erhöhte Nierenwerte

Kawasaki-Syndrom

  • Entzündungswerte (u.a. alpha-2-Globuline) und Blutplättchen erhöht
  • Nachweis von Endothelzellantikörper (AECA gegen innere Gefässwandschicht = Endothel)

Riesenzellarteriitis

  • deutliche Erhöhung der Blutsenkungsgeschwindigkeit, erhöhte Entzündungswerte, Blutarmut
  • für Muskelschäden typische Kreatinkinase (CK) ist bei dieser Vaskulitis (auch in Verbindung mit einer Polymyalgia rheumatica) normal

Takayasu-Arteriitis

  • deutlich erhöhte Blutsenkungsgeschwindigkeit, Blutarmut, erhöhte Leukozyten

Gewebeuntersuchung

Um die Diagnose einer bestimmten Vaskulitis zu sichern, entnimmt der Arzt oft eine Gewebeprobe (Biopsie) aus der betroffenen Körperregion:

  • Proben aus Haut, Schleimhaut oder Niere werden unter örtlicher Betäubung entnommen. Der Eingriff dauert normalerweise 15 bis 30 Minuten.
  • Lungengewebe wird für gewöhnlich im Rahmen einer Lungenspiegelung (Bronchoskopie) gewonnen.
  • Bei Verdacht auf eine Riesenzell-Vaskulitis der Schläfenarterie (Arteriitis temporalis) entnimmt der Arzt ein mindestens 20 Millimeter langes Stück dieses Gefässes.

Die Gewebeproben werden im Labor feingeweblich (histologisch) untersucht. Bei einer Vaskulitis finden sich beispielsweise Abwehrzellen (wie eosinophile oder neutrophile Granulozyten, Antikörper und Immunkomplexe), Granulome und andere kleinste Veränderungen.

Bildgebung

Bildgebende Untersuchungen helfen, andere Ursachen für die auftretenden Symptome auszuschliessen wie Krebs, Blutungen oder Gefässveränderungen. Zum Einsatz kommen zum Beispiel die Magnetresonanztomografie (MRT) oder Computertomografie (CT) – oft in Kombination mit Kontrastmitteln, um Gefässe besser darstellen zu können (Angiografie). Eine andere Methode der Bildgebung ist die Positronenemissionstomografie (PET).

Auch Röntgen-Untersuchungen können unter Umständen hilfreich sein – etwa um auffällige runde Schatten im Lungengewebe bei Wegener Granulomatose (Granulomatose mit Polyangiitis) sichtbar zu machen.

Eine weitere bildgebende Untersuchung ist der Ultraschall (Sonografie), am Herzen Echokardiografie genannt. Damit können beispielsweise Blutfluss (Farbduplex-Sonografie) sowie Gefässverengungen oder -aussackungen überprüft werden. Auch für Gelenkuntersuchungen ist der Ultraschall geeignet.

Weitere Untersuchungen

Insbesondere bei Verdacht auf eine Behçet-Vaskulitis führt der Arzt den sogenannten Pathergie-Test durch. Dazu spritzt er dem Patienten eine kleine Menge Kochsalzlösung in die Unterarmhaut. Bei Erkrankten kommt es innerhalb von 48 Stunden zu einer überschiessenden Hautreaktion (deutliche Rötung, Bildung eines sicht- und tastbaren Knötchens, manchmal auch eitergefüllter Bläschen).

Eine ähnliche Reaktion kann sich aber auch bei der leukozytoklastischen Vaskulitis und der Granulomatose mit Polyangiitis zeigen. Ausserdem schliesst ein negatives Testergebnis eine Behçet-Vaskulitis nicht aus.

Zeigt der Patient Vaskulitis-Symptome des Gehirns oder Rückenmarks, entnimmt der Arzt eine Probe des Nervenwassers (Liquor), um diese im Labor genauer analysieren zu lassen (Liquordiagnostik). Die Liquorentnahme aus dem Rückenmarkskanal im Bereich der Lendenwirbelsäule wird Lumbalpunktion genannt.

Kriterien zur Vaskulitis-Diagnostik

Einige Blutgefässentzündungen lassen sich nur diagnostizieren, wenn bestimmte Voraussetzungen (teilweise) erfüllt sind. Das American College of Rheumatology (ACR, früher ARA) hat diese Kriterien entwickelt. Es gibt sie für folgende Vaskulitis-Erkrankungen:

  • Polyangiitis mit Granulomatose
  • Eosinophile Granulomatose mit Polyangiitis
  • Panarteriitis nodosa
  • Riesenzellarteriitis
  • Takayasu-Arteriitis

Vaskulitis: Behandlung

Eine Vaskulitis ist nicht heilbar. Medikamente können aber die Symptome mildern und die Lebensqualität verbessern. Dazu werden Wirkstoffe eingesetzt, die das Immunsystem unterdrücken beziehungsweise beeinflussen (Immunsuppressiva bzw. Immunmodulatoren). Welche Substanzen der Arzt im Einzelfall verschreibt, hängt von der Vaskulitis-Form und deren Schweregrad ab.

Zudem können in bestimmten Fällen chirurgische Eingriffe an Gefässen notwendig werden (etwa bei der Takayasu-Arteriitis).

Bei der Therapie sekundärer Gefässentzündungen wird in erster Linie die Grunderkrankung behandelt. Manche Auslöser lassen sich beseitigen und sollten anschliessend gemieden werden (wie bestimmte Medikamente oder Nahrungsmittelzusätze).

Gegen allgemeine Vaskulitis-Symptome wie Schmerzen oder überschiessende Entzündungsreaktionen helfen Antihistaminika und nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR).

Behandlung einer Vaskulitis kleiner Gefässe

Granulomatose mit Polyangiitis-Patienten erhalten je nach Krankheitsstadium zum Beispiel Immunsuppressiva wie Kortisonpräparate (Glukokortikosteroide/Steroide wie Prednisolon). Zusätzlich oder alternativ kann beispielsweise Methotrexat oder Cyclophosphamid verschrieben werden. Beide Wirkstoffe werden als Zytostatika (Zellteilungshemmer) und Immunsuppressiva genutzt. Manchmal kommen auch künstliche Antikörper (Immunglobuline) wie Rituximab oder Infliximab zum Einsatz.

Bei einer Vaskulitis anaphylactoides (Purpura Schönlein-Henoch) verordnen Ärzte Kortison – vor allem bei schwerem Hautbefall. Alternativ werden Immunsuppressiva (wie Cyclophosphamid) oder Immunglobuline gegeben. Sind die Nieren geschädigt, setzen Ärzte ausserdem ACE-Hemmer (oder Angiotension-II-Blocker) ein. Sie wirken blutdrucksenkend.

Die essentielle Kryoglobulinämie behandeln Mediziner mit Methotrexat und im fortgeschrittenen Stadium mit Cyclophosphamid und Steroiden. Eine immunsuppressive Vaskulitis-Behandlung ist auch bei der kutanen leukozytoklastischen Angiitis empfehlenswert.

Bei einer Eosinophilen Granulomatose mit Polyangiitis (EGPA) wird im Allgemeinen eine immunsuppressive Therapie eingeleitet, zum Beispiel mit Kortison allein oder Kortison plus Methotrexat. Manchmal verordnet der behandelnde Arzt auch Biologika bzw. Immunmodulatoren. Dazu zählt etwa der künstlich hergestellte Antikörper Mepolizumab. Er wirkt unter anderem entzündungshemmend. Die Behandlung kann im Einzelfall durch weitere Medikamente ergänzt werden.

Behandlung einer Vaskulitis mittelgrosser Gefässe

Die Panarteriitis nodosa wird primär mit Methotrexat therapiert. Schreitet die Erkrankung fort, verordnen Ärzte eine Kombination aus Cyclophosphamid und Kortisonpräparaten. Bei einer zusätzlichen Hepatitis-B-Infektion erfolgt eine niedrig dosierte Steroid-Therapie in Kombination mit Virustatika (wie Lamivudin).

Beim Kawasaki-Syndrom werden Immunglobuline (Antikörper) hoch dosiert über die Vene verabreicht. Ausserdem ist es das einzige Krankheitsbild, bei dem Kinder Acetylsalicylsäure (ASS) einnehmen dürfen und sollen (bei anderen Erkrankungen wird davon abgeraten, weil sich sonst in seltenen Fällen das lebensgefährliche Reye-Syndrom entwickeln kann). In bestimmten Fällen sind noch andere Medikamente und weitere Therapiemassnahmen sinnvoll. Mehr dazu lesen Sie hier.

Behandlung einer Vaskulitis grosser Gefässe

Bei einer Riesenzellarteriitis sind Kortisonpräparate das Mittel der Wahl. Sie müssen längerfristig eingenommen werden: zuerst in hoher Dosierung, dann unter schrittweiser Dosisreduktion. Mithilfe des künstlichen Antikörpers Tocilizumab (TOC), der wöchentlich unter die Haut gespritzt wird, lässt sich die Kortison-Dosierung schneller reduzieren. Alternativ kann zu diesem Zweck Methotrexat gegeben werden.

Die Takayasu-Arteriitis wird ebenfalls in erster Linie mit Kortison behandelt. Zusätzlich sollten konventionelle Immunsuppressiva wie Methotrexat eingesetzt werden, um Kortison einsparen zu können. In schwer behandelbaren Fällen werden manchmal Biologika (TNF-Hemmer oder Tocilizumab) versucht. Da bei dieser Vaskulitis-Form grosse Schlagadern betroffen sind, verschreiben Ärzte zusätzlich ASS, um zu verhindern, dass sich gefährliche Blutgerinnsel bilden.

Insbesondere bei der Takayasu-Arteriitis, aber auch bei anderen Vaskulitis-Formen, durch die sich erreichbare Adern verengen, können Gefässeingriffe notwendig werden. Beispielsweise kann der Chirurg dabei "Gefässstützen" (Stents) einsetzen, um ein Gefäss offen und durchgängig zu halten. Auch bei einer gefährlichen Gefässaussackung (Aneurysma) kann der Einsatz einer Gefässwandprothese sinnvoll sein.

Behandlung weiterer Vaskulitis-Formen

Die medikamentöse Therapie der Behçet-Krankheit umfasst meist Glukokortikoide ("Kortison"), typischerweise kombiniert mit einem Immunsuppressivum wie Azathioprin. Traditionell wird manchmal auch das Gicht-Medikamente Colchicin gegeben. Je nach Bedarf können weitere Medikamente hinzukommen, zum Beispiel Ciclosporin A bei Augenbeteiligung, der TNF-Alpha-Hemmer Infliximab bei neurologischer Beteiligung oder schmerzlindernde und entzündungshemmende Salben zur Lokalbehandlung von Schleimhautveränderungen.

Bei einer Endangiitis obliterans verschreiben Ärzte ebenfalls Kortisonpräparate. Zusätzlich werden manchmal gefässerweiternde Substanzen wie Prostaglandine verordnet – trotz unsicherer Wirkung. Die wichtigste Basismassnahme bei dieser Vaskulitis ist allerdings der Verzicht auf Nikotin.

Die zerebrale Vaskulitis wird mit einer Kombination aus Kortisonpräparaten und Cyclophosphamid behandelt – aber nur für drei bis sechs Monate wegen des Risikos schwerer Nebenwirkungen. Danach wird die Vaskulitis-Therapie mit den Immunsuppressiva Azathioprin und Methotrexat fortgesetzt.

Schwere Folgeerkrankungen einer Vaskulitis wie Schlaganfall, Herzinfarkt, Nierenversagen, Aneurysma-Ruptur oder andere Organschäden müssen ebenfalls in geeigneter Weise behandelt werden.

Vaskulitis: Krankheitsverlauf und Prognose

Vor allem je nach Art der Gefässentzündung kann der Verlauf sehr unterschiedlich sein bei einer Vaskulitis. Eine Heilung ist zwar meist nicht möglich, aber mit der richtigen Therapie lassen sich die Beschwerden lindern. Wichtig ist auch ein möglichst frühzeitiger Therapiebeginn. Damit lässt sich bei Vaskulitis-Patienten die Lebenserwartung steigern.

Neben der medikamentösen Behandlung empfehlen Experten Vaskulitis-Patienten,

  • sich regelmässig zu bewegen,
  • auf eine gesunde Ernährung zu achten (hochwertige pflanzliche Öle, wenig Fleisch, eiweissreiche Kost - an Nierenfunktion angepasst) und
  • auf Nikotin zu verzichten.

Der Austausch mit anderen Betroffenen (etwa in Selbsthilfegruppen oder online in einem Vakulitis-Forum) kann ebenfalls helfen, mit den Folgen einer Vaskulitis besser umzugehen.

Allgemeine Prognose verschiedener Vaskulitis-Formen

Krankheit

Prognose

Polyangiitis mit Granulomatose

  • Ohne Therapie versterben die Patienten etwa innerhalb eines halben Jahres.
  • Mit der richtigen Vaskulitis-Behandlung leben nach fünf Jahren noch über 85 Prozent der Patienten.
  • Zu beachten sind: Nebenwirkungen der Therapie (z.B. Blut im Urin bei Cyclophosphamid), Infektionen und Nierenfunktion

Eosinophile Granulomatose mit Polyangiitis

  • Bei optimaler Vaskulitis-Behandlung leben nach fünf Jahren noch über 80 Prozent der Erkrankten.
  • Am häufigsten führen Herzversagen und -infarkte zum Tod.

Mikroskopische Panarteriitis

  • Durch eine Therapie mit Kortison und Cyclophosphamid lassen in etwa 90 Prozent der Fälle die Vaskulitis-Symptome langfristig nach.

Vaskulitis anaphylactoides (Purpura-Schönlein-Henoch)

  • Oft gut kontrollierbar.
  • In einigen Fällen kann es nach langer Zeit zu einer chronischen Nierenschwäche kommen.

Vaskulitis bei essentieller Kryoglobulinämie

  • Prognose richtet sich nach den Organschäden.
  • Schutz vor Kälte verbessert die Prognose.

Kutane leukozytoklastische Angiitis

  • Gute Prognose, da reiner Vaskulitis-Haut-Befall.

Panarteriitis nodosa

  • Ohne Therapie sehr schlechte Prognose.
  • Bei geeigneter Vaskulitis-Behandlung leben nach fünf Jahren noch ungefähr 90 Prozent der Patienten.

Kawasaki-Syndrom

  • Verläuft in etwa einem Prozent der Fälle tödlich.
  • Häufigste Todesursache ist ein Herzinfarkt.

Riesenzellarteriitis

  • Ohne rechtzeitige Therapie erblinden etwa 30 Prozent der Betroffenen.
  • Unter Therapie heilt insbesondere die Polymyalgia rheumatica nach ein bis zwei Jahren aus, selten auch die Riesenzellarteriitis.
  • Knapp ein Drittel der Patienten erleidet einen Rückfall.
  • In ca. 30 Prozent der Fälle bildet sich eine Aussackung der Hauptschlagader (Aortenaneurysma).

Takayasu-Arteriitis

  • Ohne Therapie drohen Herzinfarkt, Schlaganfall, Raucherbein (Schaufensterkrankheit, pAVK), Koronare Herzkrankheit und andere Gefässschäden.
  • Bei richtiger Vaskulitis-Behandlung sterben in den ersten zehn Jahren nach der Diagnose weniger als zehn Prozent der Erkrankten.

Behçet-Krankheit

  • In der Regel chronischer Verlauf mit einzelnen Schüben.
  • Unter Interferon-Therapie kann sich die Augenbeteiligung langfristig zurückbilden.

Zerebrale Vaskulitis (PACNS)

  • Unter Therapie nur noch selten tödlich, allerdings häufig Rückfälle.

Thrombangitis obliterans

  • Insgesamt gute Prognose.
  • In schweren Fällen Amputation des betroffenen Beines notwendig.

Grundsätzlich sollten Vaskulitis-Patienten Folgendes beachten:

  • Die Gefässentzündung kann jederzeit wiederkehren und Beschwerden verursachen. Häufig kündigt sich dieses erneute Aufflammen durch allgemeine, grippeartige Symptome an.
  • Klassische Infekte wie eine Erkältung können die Erkrankung wieder aufleben lassen.

In beiden Fällen sollte man schnellstmöglich den Arzt aufsuchen, um die Beschwerden frühzeitig zu lindern und einer Verschlimmerung der Vaskulitis entgegengenzuwirken.

Autoren- & Quelleninformationen

Jetzt einblenden
Datum :
Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autoren:

Florian Tiefenböck hat Humanmedizin an der LMU München studiert. Im März 2014 stieß er als Student zu NetDoktor und unterstützt die Redaktion seither mit medizinischen Fachbeiträgen. Nach Erhalt der ärztlichen Approbation und einer praktischen Tätigkeit in der Inneren Medizin am Uniklinikum Augsburg ist er seit Dezember 2019 festes Mitglied des NetDoktor-Teams und sichert unter anderem die medizinische Qualität der NetDoktor-Tools.

Sabine Schrör
Sabine Schrör

Sabine Schrör ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie studierte Betriebswirtschaft und Öffentlichkeitsarbeit in Köln. Als freie Redakteurin ist sie seit mehr als 15 Jahren in den verschiedensten Branchen zu Hause. Die Gesundheit gehört zu ihren Lieblingsthemen.

ICD-Codes:
L95M30I67I73M31M35D69
ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen.
Quellen:
  • Arbeitskreis Vaskulitis der Patienten-Selbsthilfegruppe: "Vaskulitis - Was ist das?", unter: www.vaskulitis.org (Stand 2013)
  • Deutsche Rheuma-Liga: Merkblatt "Morbus Behçet" 4. Auflage, 2020, unter www.rheuma-liga.de
  • Deutsche Rheuma-Liga: "Vaskulitis", unter www.rheuma-liga.de (Abruf vom 08.05.2022)
  • Herold, G.: Innere Medizin, Selbstverlag, 2022
  • Kroegel, C. et al.: "Eosinophile Granulomatose und Polyangiitis (Churg-Strauss-Syndrom)", in: Arzneimitteltherapie 2017; 35(11), unter: www.arzneimitteltherapie.de
  • Piper, W.: Innere Medizin, Springer Medizin Verlag, 2012
  • Pschyrembel Online, Klinisches Wörterbuch: www.pschyrembel.de (Abruf vom 08.05.2022)
  • Reinhold-Keller, E. & Gross, W.L.: Vaskulitis - Was sie ist, Wie man sie erkennt, Was man dagegen tun kann, Steinkopff Verlag, 2005
  • S1-Leitlinie „Zerebrale Vaskulitis und zerebrale Beteiligung bei systemischen Vaskulitiden und rheumatischen Grunderkrankungen“ der Deutsche Gesellschaft für Neurologie (Stand: April 2018), unter: www.awmf.org
  • S2k-Leitlinie "Management der Großgefäßvaskulitiden" der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (Stand: Juli 2020), unter: www.awmf.org
  • Wechsler, M. E. et al.: "Mepolizumab or Placebo for Eosinophilic Granulomatosis with Polyangitis", in: N Engl J Med 2017; 376:1921-1932
Teilen Sie Ihre Meinung mit uns
Wie wahrscheinlich ist es, dass Sie NetDoktor einem Freund oder Kollegen empfehlen?
Mit einem Klick beantworten
  • 0
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
  • 6
  • 7
  • 8
  • 9
  • 10
0 - sehr unwahrscheinlich
10 - sehr wahrscheinlich