Kopfgneis (Seborrhoische Dermatitis der Kopfhaut, Seborrhoisches Ekzem)

Kopfgneis ist eine vorübergehende, ungefährliche Hautveränderung, die vor allem bei Säuglingen auftritt. Kopfgneis ist ein Erscheinungsbild der seborrhoischen Dermatitis. Darunter versteht man eine Entzündung der Haut, die in Verbindung mit einer gesteigerten Aktivität der Talgdrüsen steht.
Kurzfassung:
- Kopfgneis tritt häufig bei Säuglingen auf und äußert sich durch eine gelb-bräunliche Schuppenkruste auf der Kopfhaut.
- Ursache dafür dürfte unter anderem eine gesteigerte Aktivität der Talgdrüsen sein, wobei die genauen Auslöser nicht bekannt sind.
- Kopfgneis wird oft mit anderen Hauterkrankungen wie Milchschorf, Pilzerkrankungen und Schuppenflechte verwechselt.
- Eine Behandlung von Kopfgneis ist nicht zwingend notwendig.
Kopfgneis ist eine veraltete Bezeichnung und wird in der Umgangssprache fälschlicherweise oft mit Milchschorf gleichgesetzt. Zwar sind beide Erkrankungen typische entzündliche Hautveränderungen des Säuglingsalters, die sich auch sehr ähnlich sehen, die Krankheitsursache ist aber eine andere.
Wodurch entsteht Kopfgneis?
Die genauen Ursachen für die Erkrankung sind noch nicht genau bekannt. Eine gesteigerte Aktivität der Talgdrüsen sowie eine entzündliche Reaktion auf einen Hautpilz bei entsprechender angeborener Veranlagung dürften eine Rolle spielen.
Entscheidenden Einfluss haben auch männliche Geschlechtshormone (Androgene). Dafür spricht einerseits, dass Kopfgneis bei Babys meist im Alter von drei oder vier Monaten wieder verschwindet – zu einer Zeit also, in der die Konzentration bestimmter männlicher Hormone zurückgeht, die im Mutterleib auf das Kind übertragen wurden. Andererseits, dass Kopfgneis bei Erwachsenen hauptsächlich Männer bzw. Frauen in den Wechseljahren betrifft.
Generell sind Menschen mit fettigen Haaren und/oder fettiger Haut eher von seborrhoischer Dermatitis betroffen. Manche Betroffene berichten auch von einer deutlichen Abhängigkeit von Stress und Klima (Besserung im Sommer, im Gebirge und am Meer).
Welche Beschwerden treten bei Kopfgneis auf?
Man erkennt die seborrhoische Dermatitis der Kopfhaut an einer fettigen, fest haftenden, gelb-bräunlichen Schuppenkruste ("Gneis") der Kopfhaut. Sie tritt bei drei bis vier Prozent aller Säuglinge auf, und zwar oft schon in den ersten Lebenswochen. Aber auch ältere Kinder und Erwachsene können Kopfgneis bekommen. Anfangs noch milchig bis gelblich, wird die Kruste mit der Zeit immer dunkler, bis sie eine bräunliche Farbe hat. In den meisten Fällen verschwindet Kopfgneis bei Säuglingen auch ohne Behandlung innerhalb weniger Monate.
Kopfgneis verursacht dem Baby meist keine Beschwerden, das Allgemeinbefinden ist kaum beeinträchtigt. Manche Kinder entwickeln einen leichten Juckreiz, vor allem dann, wenn es durch Bakterien oder Pilze zu Folgeinfektionen kommt. Wärme, Trockenheit, aber auch Feuchtigkeit können das Ekzem verschlimmern. Manche Babys mit Kopfgneis wehren sich daher gegen eine Kopfbedeckung.
In zehn Prozent der Fälle ist die seborrhoische Dermatitis nicht auf die Kopfhaut beschränkt. Es kommt dann zu einer stärkeren Entzündung mit Schuppung, Rötung und Verkrustung, die sich auf das Gesicht, die Leistengegend, die Achselfalten oder den Genitalbereich (Windelgegend) ausbreiten kann.
Zu welchen Komplikationen kann es kommen?
Es kann zu Folgeinfektionen mit Pilzen oder Bakterien kommen. Sind diese Entzündungen sehr stark, kann auch Fieber auftreten. In sehr seltenen Fällen kommt es zu einer Rötung und Schuppung des gesamten Körpers (Erythrodermie; Erythrodermia desquamativa Leiner).
Mit welchen Erkrankungen wird Kopfgneis häufig verwechselt?
Milchschorf, Schuppenflechte (Psoriasis) und Pilzerkrankungen der Haut (Tinea) können eine ähnliche Schuppung der Kopfhaut wie Kopfgneis auslösen. Insbesondere Milchschorf und Kopfgneis werden oft miteinander verwechselt - nicht nur von Laien.
Milchschorf äußert sich durch Rötung, Schuppung, Nässen und Krustenbildung der Kopfhaut, begleitet von oft intensivem Juckreiz. Im Gegensatz zum Kopfgneis bedeutet der Milchschorf eine erhöhte Gefahr für Allergien. Eine Unterscheidung zwischen Kopfgneis und Milchschorf ist oft schwierig. Orientieren kann man sich an folgenden Kriterien:
Kriterium | Kopfgneis | Milchschorf |
---|---|---|
Beginn: | in der ersten Lebenswoche | meist nach dem dritten Lebensmonat |
Dauer: | heilt meist nach dem dritten Lebensmonat ab (kann auch deutlich länger bestehen bleiben) | mehrere Monate bis zu zwei Jahre |
Aussehen | talgige, weiche Schuppen, Haut darunter gar nicht bis leicht gerötet | harte Schuppen und Krusten, Haut deutlich gerötet, nässend, oft blutig gekratzt |
Lokalisation | behaarte Kopfhaut | Gesicht - vor allem Wangen - und behaarte Kopfhaut |
Allgemeinbefinden | kaum beeinträchtigt | stark beeinträchtigt |
Juckreiz | kaum Juckreiz | stärkerer Juckreiz |
Therapie | Therapie nicht notwendig; Ablösen der Krusten | Behandlung des Juckreizes; Ablösen der Krusten |
Wie wird Kopfgneis behandelt?
Grundsätzlich ist Kopfgneis nicht behandlungsbedürftig. Wer nicht warten möchte, bis er von selbst wieder verschwindet, kann jedoch Hausmittel wie z.B. Bäder mit Weizenkleie ausprobieren.
Hausmittel zur Behandlung von Kopfgneis
Viele Kinderärzte raten, den betroffenen Bereich am Abend mit Oliven- oder Babyöl einzureiben und am nächsten Morgen vorsichtig zu versuchen, die Schuppen abzulösen. Dazu sollten die Haare mit einem milden Babyshampoo gewaschen werden, die aufgeweichte Schuppenschicht kann dann mit einer weichen Bürste oder einem Schwamm entfernt werden.
Wichtig ist, kein Antischuppenshampoo zu verwenden, da dieses die Haut und die Augen des Kindes zusätzlich reizen kann. Ebenso wenig sollte die Schuppenschicht ohne vorheriges Einweichen abgekratzt werden, weil dadurch Narben entstehen können. Wenn die Kopfhaut nach Ablösen der Schuppen juckt oder gerötet ist, können in körperwarmem Tee getränkte Umschläge Linderung verschaffen.
Medikamentöse Behandlung
Bei stärkeren Entzündungen wird eine kortisonhaltige Creme, oft in Kombination mit einem Antipilzmittel (Antimykotikum) empfohlen. Fettreiche, abdeckende Salben wie Vaseline sollten vermieden werden.
Autoren:
Mag.(FH) Silvia Hecher, MSc, Sandra Tretter
Redaktionelle Bearbeitung:
Matthias Thalhammer
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