Klumpfuß

Von 
Dr. med. Julia Schwarz

Dr. med. Julia Schwarz ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion.

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Der Klumpfuss (Pes equinovarus congenitus) ist eine Fehlstellung des Fusses, bei der die Fusssohlen nach innen schauen. Oft ist er begleitet von einer unterentwickelten Wadenmuskulatur und einer verkürzten Achillessehne. Meistens ist die Beeinträchtigung angeboren. Jungen sind doppelt so häufig betroffen wie Mädchen. Bei sofortiger Behandlung nach der Geburt bestehen gute Heilungschancen. Lesen Sie hier mehr über den Klumpfuss.

Klumpfüße eines Babys

Kurzübersicht

  • Therapie: Bei Neugeborenen gepolsterter und regelmässig angepasster Gipsverband, Krankengymnastik in Kombination mit Taping durch spezielle Klebebänder, Schienen, orthopädische Schuhe oder Einlagen, in manchen Fällen, insbesondere bei erneutem Auftreten und erworbenem Klumpfuss, Operation
  • Symptome: Sichtbar durch nach innen gedrehte Fusssohlen und entsprechendes Gangbild (wie Laufen auf Fussaussenrand), schmalere Wade
  • Ursachen: Teilweise nicht geklärt, beim Baby möglicherweise: beengte Lage in Gebärmutter, Fruchtwassermangel, Hirnschädigung durch Sauerstoffmangel; erworbene Variante: neurologische Erkrankung, Kinderlähmung, Neuralrohrdefekt (angeborener "offener Rücken"), verletzter Nerv des Unterschenkelmuskels, gestörte Durchblutung der Wadenmuskulatur
  • Diagnose: Blickdiagnose, bildgebende Verfahren (Röntgen, Ultraschall), Fussdruckmessung (Pedografie)
  • Prognose: Gute Ergebnisse bei sofortiger und regelmässiger Behandlung, unbehandelt drohen Spätfolgen wie Schmerzen durch versteiften Fuss, Fehlstellungen etwa der Wirbelsäule oder Hüfte

Was ist ein Klumpfuss?

Der Klumpfuss bezeichnet eine Fehlstellung des Fusses, bei der der Fuss in der sogenannten Supinationsstellung nach innen gedreht ist. Dadurch zeigen die Fusssohlen nach innen/oben, und die Unterschenkelmuskulatur ist deformiert.

Meistens ist dieses Krankheitsbild angeboren. Wenn sich während der Schwangerschaft bestimmte Muskelgruppen beim Kind nicht vollständig ausbilden, entsteht ein Klumpfuss. Baby-Füsse sind aber noch sehr dehnbar und gelenkig, weshalb bei sofortiger Behandlung gute Ergebnisse erzielt werden.

In manchen Fällen wird der Klumpfuss durch einen Nervendefekt (zum Beispiel nach einer Verletzung) verursacht. Die nervliche Innervation der Muskeln wurde dabei eventuell durchtrennt und fehlt dann. Je länger die Muskeln nicht benutzt werden, desto mehr bilden sie sich zurück, und ein Klumpfuss ist eine mögliche Folge.

Es gibt verschiedene Fehlstellungen des Fusses, die mitunter bei einem Klumpfuss auftreten:

Wie ist die Behandlung eines Klumpfusses?

Was tun bei einem Klumpfuss beim Baby?

Bei einem angeborenen Klumpfuss ist eine Behandlung zügig nach der Geburt entscheidend. Das Körpergewebe ist nach der Geburt noch sehr flexibel, sodass sich die besten Erfolge erzielen lassen. Bevor man aber den Klumpfuss operiert, gibt es zahlreiche weniger invasive (konservative = erhaltende) Möglichkeiten der Behandlung.

Neugeborene profitieren am meisten von einer Gipstherapie oder von Taping. Babys tragen dabei für einen längeren Zeitraum einen Gipsverband, wodurch die Füsse in die richtige Position gebracht werden. Diese Massnahme mag für Eltern erschreckender aussehen, als sie letztendlich ist. Das Knorpel- und Knochengewebe ist noch sehr dehnbar, und das Kind erleidet meist keine Schmerzen. Der gepolsterte Gips wird alle paar Tage gewechselt und neu angelegt. Dieser etappenweise Prozess wird häufig angewendet und Ponseti-Methode genannt.

Beim Taping erfolgt zunächst eine tägliche Mobilisierung der Gelenke durch Krankengymnastik. Anschliessend wird der betroffene Fuss mithilfe von speziellen Klebebändern fixiert. Die damit erreichten Korrekturen gilt es anschliessend zu erhalten. Dazu gibt es spezielle Schienen, orthopädische Schuhe oder Einlagen, die während der Wachstumsphase weiterhin getragen werden müssen. Darüber hinaus sind regelmässige Kontrollen wichtig.

Manchmal bringt diese nicht-invasive Klumpfuss-Behandlung nicht den gewünschten Erfolg, oder es tritt im Verlauf immer wieder erneut ein Klumpfuss auf. In diesen Fällen ist eine operative Therapie in Betracht zu ziehen, um die Achillessehne zu verlängern. Mittlerweile sind es jedoch nur noch zehn bis 15 Prozent der zunächst konservativ behandelten Kinder, die noch eine Operation benötigen.

Wie behandelt man einen erworbenen Klumpfuss?

Bei einem erworbenen Klumpfuss eines Jugendlichen oder Erwachsenen führt die konservative Therapie nur sehr selten zum Erfolg. Bei nervlichen Ursachen helfen manchmal speziell angefertigte Schienen oder Schuhe. Je stärker der Klumpfuss allerdings ausgeprägt ist, desto eher muss eine Operation in Betracht gezogen werden.

Es gibt verschiedene Operationstechniken, die je nach Ausprägung und Schweregrad Anwendung finden. Bei allen Verfahren ist eine begleitende Krankengymnastik sehr sinnvoll, um den Klumpfuss endgültig zu kurieren. Sie hilft, die Muskeln zu dehnen und eine gesündere Haltung einzunehmen.

Welche Symptome treten auf?

Sowohl bei einem angeborenen als auch bei einem erworbenen Klumpfuss sind die Symptome deutlich sichtbar. Der Betroffene läuft auf dem Fussaussenrand beziehungsweise in besonders schweren Fällen sogar auf dem Fussrücken (soweit das möglich ist). Es ist ein Fuss oder auch beide Füsse betroffen.

Typisch ist auch die sogenannte schmalere „Klumpfusswade“, die durch eine verkümmerte Wadenmuskulatur und eine verkürzte Achillessehne entsteht.

Was sind die Ursachen und Risikofaktoren?

Für die angeborene Variante des Klumpfusses gibt es noch keine allgemeingültige Erklärung. Für den erworbenen Klumpfuss gibt es mittlerweile einige Erklärungsansätze.

Mögliche Ursachen beim Baby

  • Wenn das ungeborene Kind in der Gebärmutter so verdreht liegt, dass die Beine im Wachstum eingeschränkt sind, wird als Ursache diskutiert.
  • Ein länger bestehender Fruchtwassermangel kommt ebenfalls als mögliche Ursache infrage.
  • Eine frühkindliche Hirnschädigung durch Sauerstoffmangel führt möglicherweise zu Deformitäten wie dem Klumpfuss.

Mögliche Ursachen beim erworbenen Klumpfuss

  • Neurologische Erkrankungen, bei denen die Muskelversorgung beeinträchtigt ist
  • Die Kinderlähmung (Poliomyelitis) führte in den 1950er Jahren häufig zu einem Klumpfuss, tritt heute aber dank eingeführter Impfung nicht mehr so häufig auf.
  • Ein angeborener „offener Rücken“ (Neuralrohrdefekt) bringt unter Umständen eine fehlerhafte Versorgung der Unterschenkelmuskulatur mit sich und führt so zu einem Klumpfuss.
  • Verletzungen, die den Nerv der Unterschenkelmuskulatur durchtrennen, bewirken eine Unterversorgung des Muskels. Dadurch schwindet die Muskulatur, und es kommt zu einem Klumpfuss.
  • Eine Durchblutungsstörung der Wadenmuskulatur-Arterie (Arteria tibialis posterior) führt ebenfalls zu einer Minderversorgung des Muskels und in der Folge eventuell zu einem Klumpfuss.

Untersuchungen und Diagnose

Ein Klumpfuss ist meist bereits mit blossem Auge zu erkennen. Um die Blickdiagnose zu sichern, setzt der Arzt bildgebende Verfahren ein. Dabei prüft er, ob die folgenden charakteristischen Merkmale eines Klumpfusses vorliegen:

  • Knöcherne Fehlbildungen (betreffen meist das Fersenbein)
  • Fehlstellungen oder Verrenkungen in den Gelenken (oftmals ist das Sprunggelenk betroffen)
  • Abgeschwächte oder verkürzte Muskulatur (zum Beispiel die Wadenmuskulatur)
  • Einschränkungen im Kapsel-Band-Apparat (wenn Sehnen oder Bänder verkürzt oder beschädigt sind)

Als bildgebendes Verfahren eignet sich eine Röntgenuntersuchung. Darauf ist das Ausmass der Fehlbildung genauer zu erkennen.

In letzter Zeit findet die Ultraschalluntersuchung immer mehr Anwendung in der Klumpfuss-Diagnostik. Es handelt sich dabei  um eine schnelle und günstige Methode, um die Versorgung einer Muskelregion zu veranschaulichen.

Eine weitere Untersuchungsmethode stellt die dynamische Fussdruckmessung (Pedografie) dar. Dabei misst der Arzt im gleichmässigen Stand die Druckbelastung des Fusses. Diese Methode wird auch bei der Anfertigung von orthopädischem Schuhwerk angewendet.

Um den Ursachen einer Klumpfuss-Erkrankung auf den Grund zu gehen, ist in jedem Fall eine ausgiebige Diagnostik wichtig, da die Ursache richtungsweisend für die Behandlung ist.

Krankheitsverlauf und Prognose

Wird der Klumpfuss nicht ausreichend behandelt, verstärken sich die Fehlbildungen mit der Zeit immer mehr. Irgendwann versteift der betroffene Fuss, und eine konservative Heilung ist dann nur noch schwer möglich. Zudem bereitet ein ausgeprägter, versteifter Klumpfuss Schmerzen bei Belastung. Als Spätfolge von unbehandelten Fussdeformationen treten häufig im Erwachsenenalter beispielsweise Fehlstellungen der Wirbelsäule oder Hüfte auf.

Bei sofortiger und regelmässiger Behandlung lassen sich hingegen in der Regel gute Ergebnisse erzielen.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Vorlage:
Dr. med. Nina Buschek, Kathrin Rothfischer
Autor:
Dr. med.  Julia Schwarz

Dr. med. Julia Schwarz ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion.

ICD-Codes:
M21Q66
ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen.
Quellen:
  • Hamel, J.: Klumpfuß-Primärbehandlung nach dem Ponseti-Konzept – sonographische Verlaufsbeobachtungen bis zum 4. bis 7. Lebensjahr. Fuß & Sprunggelenk 10.3 (2012): 166-174
  • Hoffmann, G.F. et al.: Pädiatrie: Grundlagen und Praxis, Band 1 und 2. Springer Verlag, 2020
  • Kerbl, R. et al.: Checkliste Pädiatrie. Georg Thieme Verlag, 2016
  • Miller, N.H. et al.: Does Strict Adherence to the Ponseti Method Improve Isolated Clubfoot Treatment Outcomes? A Two-institution Review, Clinical Orthopaedics and Related Research: Jan 2016, Vol 474 (1): 237-243.
  • S1-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie: Kongenitaler Klumpfuß (Stand: 1. Juni 2012), unter: www.awmf.org
  • Weimann-Stahlschmidt, K. et al.: Kongenitaler Klumpfuß. Der Orthopäde 39.11 (2010): 1071-1086.
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