Hodenkrebs

Von , Arzt
und , Medizinredakteurin und Biologin
Florian Tiefenböck

Florian Tiefenböck hat Humanmedizin an der LMU München studiert. Im März 2014 stieß er als Student zu NetDoktor und unterstützt die Redaktion seither mit medizinischen Fachbeiträgen. Nach Erhalt der ärztlichen Approbation und einer praktischen Tätigkeit in der Inneren Medizin am Uniklinikum Augsburg ist er seit Dezember 2019 festes Mitglied des NetDoktor-Teams und sichert unter anderem die medizinische Qualität der NetDoktor-Tools.

Martina Feichter

Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).

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Der Hodenkrebs ist die häufigste bösartige Tumorerkrankung bei Männern zwischen 25 und 45 Jahren. Er ist im Allgemeinen gut behandelbar und oft heilbar. Regelmässiges Abtasten der Hoden ab der Pubertät hilft, Hodenkrebs frühzeitig zu entdecken. Lesen Sie hier mehr über Hodenkrebs.

Hodenkrebs: gute Prognose bei früher Erkennung

Kurzübersicht

  • Symptome: Tastbare, schmerzlose Verhärtung im Hodensack; vergrösserter Hoden (mit Schweregefühl); vergrösserte, schmerzende Brüste; fortgeschrittene Symptome etwa Husten und Brustschmerzen bei Lungenmetastasen
  • Prognose: Im Allgemeinen sehr gut behandelbar; in den meisten Fällen erfolgreiche Heilung möglich; eine der höchsten Krebs-Überlebensraten; Rückfälle sind selten; Fruchtbarkeit und Libido bleiben meist erhalten
  • Ursachen und Risikofaktoren: Genaue Ursache unbekannt, genetische Faktoren vermutet; entsprechend familiäres erhöhtes Risiko; ausserdem erhöhtes Risiko bei Hodenhochstand oder Fehlanlage der Harnröhrenmündung
  • Diagnose: Krankengeschichte; Tastuntersuchung der Hoden und der Brust; Ultraschall; Blutuntersuchung, Magnetresonanztomografie, Computertomografie; eventuell Freilegen des Hodens
  • Behandlung: Entfernung des befallenen Hodens; anschliessend je nach Tumorstadium und Hodenkrebs-Form Überwachung, Chemotherapie oder Strahlentherapie; eventuell Entfernung befallener Lymphknoten
  • Vorbeugen: Regelmässiges Selbstabtasten der Hoden; Vorsorgeuntersuchung für Risikogruppen

Was ist Hodenkrebs?

Hodenkrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Männern zwischen 25 und 45 Jahren. Das Durchschnittsalter der Patienten liegt bei 38 Jahren. Hodenkrebs macht in dieser Altersgruppe 20 bis 30 Prozent aller Krebserkrankungen aus. Jüngere und ältere Männer erkranken viel seltener.

Hodenkrebs ist ein bösartiger Tumor des Hodengewebes. Meist ist nur ein Hoden betroffen. Die häufigsten Hodenkrebs-Formen sind sogenannte Seminome, gefolgt von Nicht-Seminomen.

Insgesamt ist Hodenkrebs eine seltene Krebserkrankung. Sie macht durchschnittlich 1,6 Prozent aller Krebsneuerkrankungen aus. Auf 100.000 Männer kommen nur rund zehn Fälle.

Was sind die Symptome?

Erkennbar ist Hodenkrebs an einigen typischen Symptomen:

Tastbare Verhärtung

Eines der häufigsten Hodenkrebs-Symptome ist eine schmerzlose Verhärtung innerhalb des Hodensacks: Die Oberfläche des Hodens fühlt sich knotig oder höckerig an. Für jeden Mann sind harte Knoten im Hoden (möglicherweise Hodenkrebs) ertastbar, wenn er sich regelmässig selbst untersucht. Wichtig dabei ist, den veränderten Hoden mit dem zweiten Hoden zu vergleichen. Dabei lassen sich nämlich Unterschiede besser feststellen.

In rund 95 Prozent aller Fälle betrifft Hodenkrebs nur einen der beiden Hoden. Bei den restlichen fünf Prozent der Patienten entwickeln sich Krebszellen in beiden Hoden.

Grössenzunahme und Schweregefühl

Vergrössert sich ein Hoden, ist dies ebenfalls ein mögliches Hodenkrebs-Anzeichen. Die meisten Patienten berichten über dieses Symptom, wenn sie das erste Mal zum Arzt gehen. Diese Grössenzunahme ist zum einen eventuell durch das Tumorwachstum selbst bedingt. Zum anderen ist eine Ansammlung von Flüssigkeit (Hydrozele oder Wasserbruch) ein möglicher Grund.

Durch die Grössenzunahme fühlt sich der betroffene Hoden schwer an. Dieses Schweregefühl geht bei manchen Betroffenen mit einem Ziehen einher, das mitunter bis in die Leiste ausstrahlt.

Schmerzen

Bei einigen Patienten sind Schmerzen im Bereich des Hodens weitere Hodenkrebs-Symptome. Blutungen innerhalb des Krebsgewebes verursachen in einigen Fällen ein Stechen oder Drücken. Allerdings sind Schmerzen nur selten das erste Anzeichen für Hodenkrebs.

Bei Schmerzen im Bereich des Hodens ist es nicht nötig, sofort an Hodenkrebs zu denken. Meist steckt eine Hodenentzündung (Orchitis) oder Nebenhodenentzündung (Epididymitis) dahinter. Eine Untersuchung beim Urologen bringt Gewissheit.

Bei fortgeschrittenem Hodenkrebs vergrössern sich die Lymphknoten im hinteren Bauchraum. Das verursacht unter Umständen Rückenschmerzen.

Brustwachstum

Manche Hodentumoren produzieren weibliche Hormone. So lassen sich bei einigen Patienten erhöhte Östrogenwerte im Blut feststellen. Auch das Schwangerschaftshormon beta-humanes Choriongonadotropin (β-HCG) wird von einigen Hodentumoren produziert. Als Folge der Hormonproduktion vergrössert sich die Brust des Mannes (ein- oder beidseitig). Ärzte sprechen bei diesem Hodenkrebs-Symptom von einer echten Gynäkomastie, weil sich hier tatsächlich das Drüsengewebe in der Brust vermehrt. Die unechte Gynäkomastie beschreibt dagegen ein Brustwachstum durch Fetteinlagerung.

Das β-HCG gilt auch als bedeutender Tumormarker. Das ist ein Blutwert, der typisch für manche Hodenkarzinome ist. Er hilft, Hodenkrebs zu diagnostizieren und den Krankheitsverlauf zu beurteilen.

Die vergrösserten Brüste schmerzen dabei in einigen Fällen.

Symptome durch Streuung (Metastastasen)

Schreitet Hodenkrebs weiter fort, ist es möglich, dass sich Krebszellen über Lymph- und Blutgefässe im gesamten Körper verteilen und irgendwo neue Geschwulste bilden. Solche Absiedlungen (Metastasen) von Hodenkrebs treten hauptsächlich in der Lunge auf. Es sind oft aber auch andere Organe betroffen, beispielsweise Gehirn, Knochen und Leber. Je nach befallenem Organ treten entsprechende Beschwerden auf.

So verursachen zum Beispiel Lungenmetastasen oft Husten (manchmal mit blutigem Auswurf) und Kurzatmigkeit. Auch Brustschmerzen sind dann häufige Symptome. Hodenkrebs-Absiedlungen in den Knochen verursachen Knochenschmerzen. Lebermetastasen äussern sich unter anderem durch Übelkeit, Appetitlosigkeit und ungewollten Gewichtsverlust in kurzer Zeit. Breiten sich Krebszellen im Gehirn aus, kommen eventuell neurologische Ausfälle zu den gängigen Anzeichen für Hodenkrebs hinzu.

Wie ist die Lebenserwartung bei Hodenkrebs?

In der Regel lässt sich Hodenkrebs gut behandeln und meist auch heilen. Fünf Jahre nach einer Hodenkrebs-Diagnose leben noch etwa 96 Prozent der Patienten (5-Jahres-Überlebensrate) — die Rate ändert sich auch nach zehn Jahren kaum (95 Prozent). Hodenkrebs gehört damit zu den Krebserkrankungen mit der höchsten Überlebenswahrscheinlichkeit.

Ein prominentes Beispiel ist etwa der Rennradprofi Lance Armstrong, der 1997 ein Jahr nach einer überstandenen Hodenkrebserkrankung, die sogar mit Metastasen im Gehirn einherging, erneut die Tour de France gewann.

Diese gute Prognose ist vor allem darauf zurückzuführen, dass man bei den meisten Patienten das Hodenkarzinom in einem frühen Stadium erkennt. Die Erfolgsaussichten der Behandlung sind dann hoch. Wenn sich der Krebs zum Zeitpunkt der Diagnose allerdings schon weiter ausgebreitet hat, verschlechtert dies die Heilungschancen. Die Prognose im Einzelfall wird aber beispielsweise auch dadurch beeinflusst,

  • welche Art von Tumor vorliegt (Seminome haben im Allgemeinen einen günstigere Prognose als Nicht-Seminome),
  • wie gut der Patient auf die Therapie anspricht,
  • wo sich im Körper bereits Metastasen gebildet haben (bei Lymphknoten- und Lungenmetastasen ist die Prognose meist günstiger als bei Metastasen in Leber, Knochen oder Kopf),
  • wie lange es nach der letzten Chemotherapie dauert, bis der Krebs wieder fortschreitet (je länger, desto günstiger),
  • welche Messwerte die Tumormarker aufweisen.

Unbehandelt sind die bösartigen Formen von Hodenkrebs in der Regel tödlich. Wie schnell die Krankheit voranschreitet, ist von der Art des Tumors und dem Einzelfall abhängig.

Stichwort Fruchtbarkeit

Viele Patienten fürchten, durch die Behandlung von Hodenkrebs unfruchtbar zu werden oder kein sexuelles Verlangen mehr zu verspüren. Meist sind die Betroffenen aber zu beruhigen: Die Mehrheit der Patienten hat nur einseitigen Hodenkrebs. Dann muss auch nur der erkrankte Hoden entfernt werden. Der verbliebene Hoden reicht in der Regel aus, um Sexualität und Fruchtbarkeit aufrechtzuerhalten.

Allerdings ist unter Umständen die Samenproduktion hinterher etwas beeinträchtigt. Ausserdem gibt es Männer, bei denen schon vor der Erkrankung und der Behandlung die Spermienproduktion beeinträchtigt ist.

Noch wichtiger sind die Themen Fruchtbarkeit und sexuelles Verlagen meist für die (wenigen) Patienten, die unter beidseitigem Hodenkrebs leiden oder durch eine frühere Erkrankung bereits einen Testikel verloren haben. Bei der Operation versucht der Arzt dann, nur bösartig verändertes Tumorgewebe zu entfernen und möglichst viel Hodengewebe zu erhalten.

Ist es aber nötig, beide Hoden (oder den einzig vorhandenen Hoden) vollständig zu entfernen, ist es dem Betroffenen nicht mehr möglich, Kinder zu zeugen. Auch das Geschlechtshormon Testosteron wird nicht mehr produziert. Durch sein Fehlen verringern sich das sexuelle Verlangen und die Erektionsfähigkeit.

Grundsätzlich empfehlen Ärzte allen Hodenkrebs-Patienten vor Behandlungsbeginn, die Fruchtbarkeit untersuchen zu lassen. Das geht am besten, indem man eine Probe des Samenergusses im Labor auf die Anzahl, Form und "Schwimmfähigkeit" der Spermien analysiert (Spermiogramm). Alternativ lässt sich auch der Blutwert FSH (Follikel-stimulierendes Hormon) messen: Ist er erhöht, weist das eventuell auf eine verringerte Spermienproduktion hin.

Ebenfalls vor Behandlungsbeginn ist es für Hodenkrebs-Patienten eine Überlegung wert, ob sie zur Sicherheit Spermien einfrieren lassen möchten (Kryokonservierung). Das ermöglicht später eine künstliche Befruchtung, falls der Patient nach der Hodenkrebs-Behandlung auf natürlichem Wege nicht mehr zeugungsfähig ist. Für die Konservierung (350 bis 650 Euro) und Lagerung (200 bis 450 Euro pro Jahr) zahlt der Patient in der Regel selbst.

Es ist ratsam, das Patienten im Vorfeld persönlich bei der eigenen Krankenkasse nachfragen, ob diese die Kosten übernimmt. Manchmal machen Kassen eine Ausnahme.

Das nach einer Hodenkrebs-Operation fehlende Testosteron lässt sich mittels Spritzen, Tabletten, Gelpräparaten oder Pflaster ersetzen.

Rückfall

Um einen eventuellen Hodenkrebs-Rückfall (Rezidiv) frühzeitig zu entdecken, untersucht der Arzt erfolgreich behandelte Patienten regelmässig. In der ersten Zeit sind die Kontrolluntersuchungen sehr engmaschig. Später werden die zeitlichen Abstände dazwischen länger. Das gilt besonders dann, wenn keine Symptome und keine Anzeichen auf einen möglichen Rückfall hindeuten.

Die Wahrscheinlichkeit für einen Hodenkrebs-Rückfall hängt besonders vom Tumorstadium bei der ersten Diagnose und von der Art der Erstbehandlung ab. Wenn zum Beispiel Hodenkrebs im frühen Stadium nach der Operation nur überwacht wird (Überwachungsstrategie), ist das Rückfallrisiko höher als bei einer Chemotherapie nach dem Eingriff.

Wenn es zu einem Rückfall kommt, dann meist innerhalb der ersten zwei bis drei Jahre nach der Erstbehandlung. Spätere Rezidive sind seltener. Die Patienten erhalten dann eine sogenannte Salvage-Chemotherapie: Das ist eine hochdosierte Chemotherapie. Sie ist viel wirksamer als eine normal dosierte Chemotherapie, wie man sie normalerweise in der Erstbehandlung von Hodenkrebs angewendet.

Dafür hat sie schwerere Nebenwirkungen. Unter anderem werden das Knochenmark und damit die Blutbildung bei der Hochdosis-Therapie viel starker geschädigt. Deshalb übertragen die Behandelnden den Patienten meist blutbildende Stammzellen (Stammzelltransplantation).

Die Patienten bekommen zuerst eine normal dosierte Chemotherapie, um möglichst viele Krebszellen abzutöten. Dann verabreicht man ihnen Wachstumsfaktoren, welche die Blutbildung anregen. So entstehen ausreichend Stammzellen, die sich aus dem Blut des Patienten herausfiltern lassen. Nach der hochdosierten Chemotherapie (Salvage-Chemotherapie) gibt man den Patienten dann die entnommenen Blutstammzellen wieder über eine Vene zurück. Die Stammzellen siedeln sich im geschädigten Knochenmark an und beginnen, neue Blutzellen zu produzieren.

Insgesamt gilt: Ein Rückfall ist bei Hodenkrebs eher selten. Auf die dann verabreichte Hochdosis-Chemotherapie sprechen 50 bis 70 Prozent der Patienten günstig an.

Ursachen und Risikofaktoren

Hodenkrebs (Hodenkarzinom) bei erwachsenen Männern geht in über 90 Prozent der Fälle aus den Keimzellen im Hoden hervor. Sie werden Keimzelltumoren (germinale Tumoren) genannt. Den kleinen Rest machen die nicht-germinalen Tumoren aus. Sie entstehen aus Stütz- und Bindegewebe des Hodens.

Die Keimzelltumoren unterteilen Mediziner in zwei Hauptgruppen: die Seminome und die Nicht-Seminome.

Ein Seminom geht aus entarteten Stammzellen der Spermien (Spermatogonien) hervor. Es ist die häufigste Form von bösartigem Keimzelltumor im Hoden. Das durchschnittliche Alter der Patienten liegt um die 40 Jahre.

Der Begriff Nicht-Seminom umfasst alle anderen germinalen Hodenkrebs-Formen, die aus anderen Gewebetypen entstehen. Es gehören dazu:

  • Dottersacktumor
  • Chorionkarzinom
  • Embryonales Karzinom
  • Teratom beziehungsweise die bösartige Form Teratokarzinom

Patienten mit einem Nicht-Seminom sind im Schnitt 25 Jahre alt.

Die Vorstufe von Seminomen und Nichtseminomen nennt man testikuläre intraepitheliale Neoplasie (TIN) (intraepithelial = innerhalb des Deckgewebes gelegen, Neoplasie = Neubildung). Die Neubildungen entstehen bereits vor der Geburt aus embryonalen Keimzellen. Sie ruhen im Hoden und entwickeln sich unter Umständen später zu Hodenkrebs.

Weitaus seltener als die Keimzelltumoren sind die nicht-germinalen Tumoren (Keimstrang-Tumoren, Gonaden-Stroma-Tumoren). Das sind Zellwucherungen, die aus Stütz- und Bindegewebszellen des Hodens entstehen. Sie sind entweder gutartig oder bösartig. Der wichtigste Vertreter der bösartigen Keimstrang-Tumoren ist der Leydigzell-Hodenkrebs. Er geht aus den Leydig-Zellen hervor. Sie produzieren das Sexualhormon Testosteron und stimulieren so unter anderem die Spermienproduktion.

Nicht-germinale Tumoren kommen hauptsächlich bei Kindern vor. Bei erwachsenen Männern sind sie sehr selten (am ehesten im höheren Lebensalter).

Warum entsteht Hodenkrebs?

Die genaue Ursache für Hodenkrebs ist bislang nicht bekannt. Allerdings haben Forscher in der Vergangenheit einige Risikofaktoren für dessen Entstehung identifiziert.

Frühere Hodenkrebs-Erkrankung

Eine frühere Hodenkrebs-Erkrankung ist der wichtigste Risikofaktor: Wer bereits einmal Hodenkrebs hatte, weist ein 30-fach erhöhtes Risiko auf, erneut einen bösartigen Hodentumor zu entwickeln. Dennoch sind Rückfälle insgesamt selten.

Hodenhochstand

Normalerweise wandern die zwei Hoden während der Entwicklung des Fötus (manchmal auch erst nach der Geburt) von der Bauchhöhle in den Hodensack. Bei einem Hodenhochstand (Maldescensus testis) dagegen bleibt einer der Hoden oder bleiben beide Hoden entweder in der Bauchhöhle oder in der Leiste (Bauch- oder Leistenhoden). Manchmal findet sich der Hoden am Hodeneingang und lässt sich unter Druck in den Hodensack schieben, gleitet aber sofort wieder zurück. Dann spricht man von Gleithoden.

Ein Hodenhochstand erhöht die Wahrscheinlichkeit, an Hodenkrebs zu erkranken. Diese Gefahr besteht auch dann noch, wenn man den Hodenhochstand operativ behebt: So liegt das Hodenkrebs-Risiko bei operiertem Hochstand um das 2,75- bis 8-Fache höher als bei einer normalen Hodenanlage.

Insbesondere beim Gleithoden ist das Entartungsrisiko von der Dauer der Fehllage abhängig. Oberhalb des Hodensackes ist die Körpertemperatur mit 35 bis 37 Grad Celsius deutlich höher als im Hodensack (rund 33 Grad Celsius). Die höhere Temperatur hat das Potenzial, das Hodengewebe zu schädigen. Deshalb ist das Hodenkrebs-Risiko bei (früherem) Hodenhochstand erhöht.

Fehlanlage der Harnröhrenmündung

Wenn die Mündung der Harnröhre unterhalb der Eichel liegt (also an der Unterseite des Penis), sprechen Mediziner von Hypospadie. Studien legen den Verdacht nahe, dass durch diese Fehlanlage das Risiko für Hodenkrebs erhöht ist.

Hypospadie und Hodenhochstand haben anscheinend eine ähnliche genetische Ursache. Sie kommen deshalb oft gemeinsam vor. Allerdings treten sie auch getrennt auf.

Genetische Faktoren

Studien zufolge beeinflussen höchstwahrscheinlich auch erbliche Faktoren die Entstehung eines Hodenkarzinoms. Denn der gleiche Tumor tritt in manchen Familien gehäuft auf. Brüder von Betroffenen haben ein bis zu zwölffach erhöhtes Risiko, ebenfalls an Hodenkrebs zu erkranken. Auch Söhne von erkrankten Vätern entwickeln statistisch gesehen häufiger ein Hodenkarzinom als Söhne von gesunden Vätern.

Darüber hinaus hat man festgestellt, dass Hodenkrebs bei hellhäutigen europäisch-stämmigen Männern viel häufiger vorkommt als bei afrikanisch-stämmigen Männern.

Östrogen-Überschuss in der Schwangerschaft

Die weitaus häufigste Form von Hodenkrebs (Keimzelltumoren) entsteht aus einer Vorstufe namens TIN (testikuläre intraepitheliale Neoplasie). Sie basiert auf Keimzellen, die sich schon vor der Geburt im Embryo falsch entwickeln. Als einer der Gründe dafür gilt ein Hormonungleichgewicht während der Schwangerschaft, genauer: ein Überschuss an weiblichen Hormonen (Östrogenen). Dieser stört sehr wahrscheinlich die Hodenentwicklung des Ungeborenen und führt unter Umständen zur Krebsvorstufe TIN.

Einen leichten Östrogen-Überschuss beobachtet man beispielsweise bei Schwangeren, die das erste Kind oder Zwillinge erwarten oder älter als 30 Jahre sind. Auch die Einnahme von Medikamenten mit Östrogenen lässt in manchen Fällen den Hormonspiegel bei Schwangeren ansteigen. Allerdings behandelt man heutzutage Schwangere kaum noch mit Hormonen.

Unfruchtbarkeit

Auch bei einem zeugungsunfähigen Mann ist das Hodenkrebs-Risiko erhöht. Die Unfruchtbarkeit beruht entweder auf unterentwickelten Hoden (Hypogonadismus) oder auf einem Mangel beziehungsweise dem völligen Fehlen von Spermien in der Samenflüssigkeit (Oligospermie beziehungsweise Azoospermie).

Die Ursachen der Unfruchtbarkeit sind unterschiedlich. Manchmal ist sie die Folge einer durch das Mumps-Virus verursachten Hodenentzündung (Orchitis). Auch Abweichungen (Anomalien) im Erbgut lassen Männer unfruchtbar werden, zum Beispiel das Klinefelter-Syndrom.

Äussere Einflüsse

Weltweit hat sich in den letzten 20 Jahren die Anzahl der Hodenkrebs-Erkrankungen deutlich erhöht. Experten vermuten deshalb, dass auch äussere Einflüsse in der Kindheit und im frühen Erwachsenenalter die Krebsentstehung begünstigen. Das bedarf aber noch genauerer Erforschung.

Diagnose und Untersuchung

Männer sind gut beraten, ihre Hoden regelmässig selbst zu untersuchen und abzutasten, insbesondere zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr. Wer dabei eine Veränderung innerhalb des Hodensacks feststellt, sucht am besten rasch einen Urologen auf. Dieser Facharzt für Harn- und Geschlechtsorgane klärt dann den Hodenkrebs-Verdacht mittels einiger Untersuchungen ab.

Wie genau das Abtasten der Hoden funktioniert, lesen Sie in unserem Beitrag Hoden abtasten.

Arzt-Patient-Gespräch

Zunächst unterhält sich der Arzt ausführlich mit dem Patienten, um dessen Krankengeschichte zu erheben (Anamnese). Dabei fragt der Arzt nach auftretenden Beschwerden, zum Beispiel:

  • Haben Sie eine Verhärtung im Hodensack festgestellt?
  • Verspüren Sie ein Schweregefühl an besagter Stelle oder gar Schmerzen?
  • Haben Sie andere Veränderungen an sich festgestellt, beispielsweise eine Grössenzunahme der Brust?

In dem Gespräch wird der Arzt auch mögliche Risikofaktoren abklären: Hatten Sie in der Vergangenheit bereits einen Hodentumor? Hatten Sie einen Hodenhochstand? Ist in Ihrer Familie jemand an Hodenkrebs erkrankt?

Dabei ist jede Information wichtig, auch jene, die dem Patienten selbst eher unbedeutend erscheinen. So deuten beispielsweise Schwellungen in der Leiste, Rückenschmerzen oder Husten eventuell auf Krebsabsiedelungen (Metastasen) und damit einen fortgeschrittenen Hodenkrebs hin.

Hoden abtasten

An das Anamnesegespräch schliesst sich eine körperliche Untersuchung an. Vor allem die bimanuelle Untersuchung der Hoden ist von Bedeutung. Dabei hält der Arzt mit der einen Hand den Hoden fest, während er ihn mit der anderen nach Unregelmässigkeiten abtastet. Auf diese Weise untersucht er beide Hoden sorgfältig, auch wenn nur einer verdächtige Veränderungen aufweist. Der Seitenvergleich liefert dabei oft wichtige Informationen (Hodenkrebs betrifft meist nur einen Hoden allein). Bei der Tastuntersuchung gilt: Jede Vergrösserung oder Verhärtung im und am Hoden ist tumorverdächtig.

Jeder Mann ist gut beraten, regelmässig selbst seine Hoden abzutasten. So entdeckt er verdächtige Veränderungen frühzeitig, um dann einen Arzt aufzusuchen. Falls es sich tatsächlich um Hodenkrebs handelt, verbessert eine frühe Diagnose die Heilungschancen.

Tastuntersuchung der Brust

Im Rahmen der körperlichen Untersuchung wird der Arzt bei Verdacht auf Hodenkrebs auch die Brust des Mannes abtasten. Die von einem Hodentumor produzierten weiblichen Hormone lassen nämlich in vielen Fällen die Brustdrüsen schmerzhaft anschwellen.

Ultraschall

Die Ultraschalluntersuchung zur Abklärung von Hodenkrebs führt der Arzt mit einem hochauflösenden Schallkopf durch. Typisch sind unregelmässige Flächen, die dunkler als das umliegende Gewebe erscheinen. Auch kleinere und nicht-tastbare Hodenkrebs-Herde lassen sich im Ultraschall aufdecken. Die Untersuchung führt man an beiden Hoden durch, um einen beidseitigen Befall auszuschliessen.

Blutuntersuchung

Bei Verdacht auf Hodenkrebs ist eine umfassende Untersuchung des Blutes wichtig. Der Arzt gewinnt daraus zum einen Hinweise auf den Allgemeinzustand des Patienten und auf die Funktion einzelner Organe. Zum anderen bestimmt man sogenannte Tumormarker im Blut. Das sind Eiweisse, die entweder nur bei einer Krebserkrankung nachweisbar sind oder aber bei Krebspatienten in auffallend erhöhten Mengen produziert werden.

Ein solcher Tumormarker bei Hodenkrebs ist das alpha-Fetoprotein (AFP). Dieses Eiweiss wird während der Schwangerschaft im Dottersack eines ungeborenen Kindes produziert. Bei Erwachsenen wird es nur in sehr geringen Mengen von Leber- und Darmzellen gebildet. Wenn ein Mann einen erhöhten AFP-Wert aufweist, deutet dies auf Hodenkrebs hin - und zwar besonders auf bestimmte Formen von Nicht-Seminomen (Dottersacktumor und embryonales Karzinom). Bei einem Seminom dagegen ist der AFP-Wert normal.

Ein weiterer wichtiger Tumormarker bei Hodenkrebs ist das beta-humane Choriongonadotropin (β-HCG). Sein Wert ist vor allem beim Chorionkarzinom (einer Form von Nicht-Seminom) erhöht, bei einem Seminom dagegen nur in etwa 20 Prozent aller Fälle.

Die Laktatdehydrogenase (LDH) ist ein Enzym, das in vielen Körperzellen vorkommt. Es eignet sich bei Hodenkrebs nur als ergänzender Tumormarker (neben AFP und β-HCG).

Der Blutwert der plazentaren alkalischen Phosphatase (PLAP) ist besonders bei einem Seminom erhöht. Da der Wert aber auch bei fast allen Rauchern erhöht ist, eignet sich PLAP nur sehr eingeschränkt als Tumormarker bei Hodenkrebs.

Diese Tumormarker sind nicht bei jedem Hodenkrebs-Patienten erhöht. Umgekehrt weisen auch Gesunde unter Umständen erhöhte Werte auf. Die Tumormarker allein erlauben also keine sichere Diagnose. Dafür eignen sie sich aber, um den Verlauf einer Hodenkrebs-Erkrankung zu beurteilen. Wenn etwa die Tumormarker nach einer abgeschlossenen Behandlung wieder ansteigen, signalisiert dies oft einen Rückfall (Rezidiv).

CT und MRT

Steht die Diagnose Hodenkrebs fest, gibt die Computertomografie (CT) Auskunft über die Ausbreitung des Tumors: Man fertigt dabei mithilfe von Röntgenstrahlen detaillierte Querschnittsbilder von Becken-, Bauch- und Brustraum sowie eventuell dem Kopf. Darauf lassen sich vergrösserte Lymphknoten sowie Hodenkrebs-Metastasen (Absiedlungen des Tumors in anderen Körperregionen) im Allgemeinen leicht erkennen. In der Regel spritzt der Arzt dem Patienten vor der Untersuchung ein Kontrastmittel, um die Bildgebung zu verbessern.

Eine Alternative zur CT ist die Kernspintomografie (Magnetresonanztomografie, MRT): Auch sie liefert detaillierte Schnittbilder des Körperinneren, allerdings mithilfe von Magnetfeldern (und nicht Röntgenstrahlen). Der Patient ist also keiner Strahlenbelastung ausgesetzt. Eine MRT führt man zum Beispiel durch, wenn der Patient allergisch gegen das Kontrastmittel ist, das bei der CT zum Einsatz kommt.

Freilegung des Hodens

Um eine Hodenkrebs-Diagnose zu sichern, legt der Arzt den verdächtigen Hoden operativ frei. Der Arzt erkennt dann meist schon mit blossem Auge, ob tatsächlich ein bösartiger Hodentumor vorliegt. Im Zweifelsfall entnimmt er eine Gewebeprobe, die man noch während des Eingriffs auf Krebszellen hin untersucht. Wenn ja, prüfen die Mediziner, ob es sich um ein Seminom oder ein Nicht-Seminom handelt. Im Falle von Hodenkrebs entfernt man den betroffenen Hoden sogleich.

Behandlung

Prinzipiell stehen für die Hodenkrebs-Therapie folgende Behandlungsmassnahmen zur Verfügung:

  • Operation
  • Überwachungsstrategie (Surveillance): "abwarten und beobachten"
  • Strahlentherapie (Bestrahlung)
  • Chemotherapie

Der behandelnde Arzt schlägt einem Hodenkrebs-Patienten einen individuell angepassten Therapieplan vor.

Der erste Schritt der Hodenkrebs-Behandlung ist in der Regel eine Operation. Die weiteren Behandlungsschritte hängen vom Erkrankungsstadium und der Art des Tumors (Seminom oder Nicht-Seminom — die weitaus häufigsten Formen von Hodenkrebs) ab.

Operation

Bei der Hodenkrebs-Operation entfernt der Arzt den betroffenen Hoden, seinen Nebenhoden und den Samenstrang chirurgisch. Mediziner sprechen von der Ablatio testis oder Orchiektomie. In wenigen Fällen lässt sich ein Hodenkrebs auch so operieren, dass ein Teil des Hodens erhalten bleibt. Dieser produziert dann in der Regel weiterhin Hormone. Sinnvoll ist dieses Vorgehen vor allem bei Patienten, die nur noch einen Hoden besitzen. Sicherheitshalber bestrahlt man aber meistens den operierten Hoden im Anschluss.

Auf Wunsch des Patienten entnimmt der Arzt im Laufe des Eingriffs eine körnchengrosse Gewebeprobe aus dem anderen Hoden und untersucht diese sogleich unter dem Mikroskop. Dies ist ratsam, da bei ungefähr fünf Prozent der Patienten auch im zweiten Hoden krankhaft veränderte Zellen zu finden sind. In diesem Fall lässt sich dieser Hoden gleich mitentfernen.

Der entfernte Hoden lässt sich auf Wunsch des Patienten durch eine Prothese ersetzen. Dazu setzt der Arzt ein Silikonkissen in passender Grösse und Form in den verbliebenen Hodensack ein. Ist nach der Hodenentfernung noch eine Chemotherapie nötig, wartet man mit dem Einsetzen der Hodenprothese.

Tumorstadien

Das entfernte Hodenkrebs-Gewebe untersucht der Arzt feingeweblich. Zusammen mit anderen Untersuchungen (wie Computertomografie) lässt sich so das Stadium der Erkrankung bestimmen. Mediziner unterscheiden grob folgende Tumorstadien:

  • Stadium I: Bösartiger Tumor nur im Hoden, keine Metastasen
  • Stadium II: Befall benachbarter (regionärer) Lymphknoten, aber keine weiter entfernten Krebsabsiedlungen (Fernmetastasen); je nach Grösse oder Anzahl der befallenen Lymphknoten unterteilt man das Stadium II weiter (IIA, IIB, IIC)
  • Stadium III: Auch Fernmetastasen vorhanden (etwa in der Lunge); je nach Schweregrad weitere Unterteilung (IIIA, IIIB, IIIC)

Seminom

Die häufigste Form von Hodenkrebs ist das Seminom. Im Frühstadium (Stadium I) beschränkt sich die weitere Behandlung nach der Hodenentfernung oft auf die Überwachungsstrategie: Der Patient muss sich regelmässig gründlich untersuchen lassen, ob der Krebs vielleicht zurückgekehrt ist. In der ersten Zeit setzt der Arzt diese Kontrolluntersuchungen sehr engmaschig an. Später vergrössern sich in der Regel die zeitlichen Abstände dazwischen.

Um die Prognose zu verbessern, ist es aber auch möglich, ein Seminom im Frühstadium nach der Operation mit Chemo- oder Strahlentherapie zu behandeln. Ist das Seminom zum Zeitpunkt der Hodenentfernung bereits weiter fortgeschritten, erhalten Patienten nach dem Eingriff auf alle Fälle entweder eine Chemo- oder Strahlentherapie. Welche Therapieform im Einzelfall die beste Option ist, hängt unter anderem vom genauen Tumorstadium ab.

Prinzipiell besteht auch die Möglichkeit, Strahlen- und Chemotherapie miteinander zu kombinieren. Diese Therapievariante testet man bei einem Seminom noch in klinischen Studien.

Mehr über die Behandlung von Seminomen sowie weitere wichtige Infos über diese häufigste Hodenkrebs-Form lesen Sie im Beitrag Seminom.

Nicht-Seminom

Nicht-Seminome sind nach den Seminomen die zweithäufigste Art von Hodenkrebs. Auch hier hängen die Behandlungsschritte nach der Hodenentfernung vom Tumorstadium ab:

Hodenkrebs-Stadium I

In diesem frühen Stadium reicht bei Nicht-Seminomen (wie bei Seminomen) nach der Hodenentfernung meist die Überwachungsstrategie aus: Mithilfe regelmässiger Kontrolluntersuchungen lassen sich eventuelle Rückfälle frühzeitig erkennen und behandeln.

Laut Definition ist Hodenkrebs im Stadium I auf den Hoden begrenzt und hat noch nicht in Lymphknoten oder andere Körperregionen gestreut. Trotz moderner bildgebender Verfahren wie Computertomografie lässt sich das aber nicht mit 100-prozentiger Sicherheit sagen. Manchmal sind nämlich Krebsabsiedlungen (Metastasen) noch so klein, dass sie in der Bildgebung nicht entdeckt werden. Zwei Faktoren weise unter Umständen auf solche nicht sichtbaren (okkulten) Metastasen hin:

  • Bei der Untersuchung des entnommenen Tumorgewebes stellt der Arzt fest, dass der Hodenkrebs in benachbarte Lymph- oder Blutgefässe eingebrochen ist. Das Risiko okkulter (=verborgener) Metastasen steigt dann auf etwa fünfzig Prozent.
  • Nach der Tumorentfernung fallen die jeweiligen Tumormarker im Blut nicht ab oder steigen sogar an.

In solchen Fällen besteht also ein erhöhtes Risiko, dass der Hodenkrebs doch bereits gestreut hat. Zur Sicherheit empfehlen die Ärzte dann nach der Hodenentfernung nicht eine Überwachungsstrategie, sondern eine Chemotherapie (ein Zyklus): Patienten bekommen über mehrere Tage drei Chemotherapeutika verabreicht: Cisplatin, Etoposid und Bleomycin (zusammengefasst kurz PEB genannt).

Eventuell ist es auch ratsam, die Lymphknoten im hinteren Bauchraum zu entfernen (Lymphadenektomie). Anschliessend überwachen und kontrollieren die Mediziner den Betroffenen engmaschig.

Hodenkrebs-Stadien IIA und IIB

In diesen beiden Hodenkrebs-Stadien sind bereits Lymphknoten befallen und dadurch vergrössert. Dann gibt es für die weitere Behandlung nach der Hodenentfernung zwei Möglichkeiten:

  • Entweder entfernt man die befallenen Lymphknoten operativ, eventuell gefolgt von einer Chemotherapie (falls einzelne Krebszellen im Körper verblieben sind).
  • Oder der Patient erhält sofort nach der Hodenoperation drei Zyklen Chemotherapie. Danach lassen sich eventuell noch immer befallene Lymphknoten operativ entfernen.

Hodenkrebs-Stadien IIC und III

In diesen fortgeschrittenen Nichtseminom-Stadien behandelt man Patienten nach der Hodenentfernung mit drei bis vier Chemotherapie-Zyklen. Falls danach immer noch befallene Lymphknoten vorliegen, werden diese entfernt (Lymphadenektomie).

Nebenwirkungen der Hodenkrebs-Therapie

Die Chemotherapie bei Hodenkrebs (und anderen Krebsformen) hat oft verschiedene Nebenwirkungen: Die dabei verabreichten Medikamente (Zytostatika) sind für Zellen sehr giftig – nicht nur für die Hodenkrebszellen, sondern auch für gesunde Körperzellen wie Blutplättchen, Blutkörperchen und Haarwurzelzellen.

Mögliche Nebenwirkungen sind deshalb zum Beispiel Blutarmut, Blutungen, Haarausfall, Übelkeit und Erbrechen, Appetitlosigkeit, Schleimhautentzündungen, Hörstörungen sowie Missempfindungen an Händen und Füssen. Zytostatika greifen zudem das Immunsystem an. Die Patienten sind deshalb während der Behandlung anfälliger gegenüber Krankheitserregern.

In aller Regel verschwinden diese Nebenwirkungen nach Abschluss der Chemotherapie wieder. Ausserdem helfen Ärzte mit geeigneten Massnahmen und Tipps, die unerwünschten Effekte der Behandlung zu lindern (etwa mit Mitteln gegen die Übelkeit).

Bei einem (vermuteten) Lymphknotenbefall im hinteren Bauchraum, behandeln die Ärzte diese Region oftmals mit einer Strahlentherapie. Die häufigste Nebenwirkung hierbei ist leichte Übelkeit. Sie tritt einige Stunden nach der Bestrahlung auf und lässt sich mit Medikamenten lindern. Weitere mögliche Nebenwirkungen sind vorübergehender Durchfall sowie Hautreizungen im Bestrahlungsgebiet (wie Rötungen, Juckreiz).

Vorbeugen

Ein wichtiger Beitrag zur Vorbeugung ist die regelmässige Selbstuntersuchung der Hoden durch Abtasten. Erkennt man auf diese Art frühzeitig eine Hodenkrebs-Erkrankung, ist die Prognose für eine erfolgreiche Heilung sehr gut.

Wie genau man bei der Selbstuntersuchung des Hodens am besten vorgeht, erfahren Sie im Beitrag Hoden abtasten.

Da ansonsten die genauen Ursachen für Hodenkrebs nicht bekannt sind, ist eine konkrete Vorbeugung über einen gesunden Lebensstil hinaus nicht möglich.

Wer etwa mit bekannter familiärer Vorbelastung, Hodenhochstand oder Fehlanlage der Harnröhrenmündung zu den Risikogruppen zählt, ist gut beraten, entsprechende Vorsorgeuntersuchungen bei seinem Arzt durchführen zu lassen.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Vorlage:
Prof. Dr. med. Axel Heidenreich, Prof. Dr. med. Rainer Hofmann
Autoren:

Florian Tiefenböck hat Humanmedizin an der LMU München studiert. Im März 2014 stieß er als Student zu NetDoktor und unterstützt die Redaktion seither mit medizinischen Fachbeiträgen. Nach Erhalt der ärztlichen Approbation und einer praktischen Tätigkeit in der Inneren Medizin am Uniklinikum Augsburg ist er seit Dezember 2019 festes Mitglied des NetDoktor-Teams und sichert unter anderem die medizinische Qualität der NetDoktor-Tools.

Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).

ICD-Codes:
C62
ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen.
Quellen:
  • Deutsche Krebsgesellschaft: www.krebsgesellschaft.de (Abruf: 05.04.2022)
  • Deutsche Krebshilfe e.V.: Die blauen Ratgeber 16 – Hodenkrebs (Stand: Dezember 2017)
  • Hautmann, E. et al.: Urologie. Springer Verlag, 5. Auflage, 2014
  • Jocham, D. et al.: Praxis der Urologie. Georg Thieme Verlag, 4. Auflage, 2020
  • Onkopedia-Leitlinie "Keimzelltumoren des Mannes" (Stand: 2020)
  • Retz, M. et al.: Medikamentöse Tumortherapie in der Uroonkologie. Springer Verlag, 2. Auflage, 2010
  • Rübben, H.: Uroonkologie. Springer Verlag, 6. Auflage, 2014
  • S2k-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie: Hodenhochstand – Maldeszensus testis (Stand: 2016, in Überarbeitung), unter: www.awmf.org
  • Schmelz, H. U. et al.: Facharztwissen Urologie. Springer Verlag, 3. Auflage, 2014
  • Zentrum für Krebsregisterdaten am Robert Koch-Institut: www.krebsdaten.de (Abruf: 05.04.2022)
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