Magengeschwür

Von 
und , Biologin und Medizinredakteurin
und , Wissenschaftsjournalistin
Dr. med. Fabian Sinowatz

Dr. med. Fabian Sinowatz ist freier Mitarbeiter der NetDoktor-Medizinredaktion.

Dr. Monique Amey-Özel

Dr. Monique Amey-Özel hat Biologie an der Universität Bonn studiert und in den Neurowissenschaften promoviert. Sie war mehrere Jahre in der Forschung und als Lehrbeauftragte u.a. im Fach Anatomie an medizinischen Ausbildungseinrichtungen tätig. Sie beriet als Pharmareferentin Ärzte in verschiedenen Indikationen und ist nun als Medizinredakteurin verantwortlich für die Erstellung medizinischer Texte sowohl für Fachkreise als auch interessierte Laien.

Carola Felchner

Carola Felchner ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und geprüfte Trainings- und Ernährungsberaterin. Sie arbeitete bei verschiedenen Fachmagazinen und Online-Portalen, bevor sie sich 2015 als Journalistin selbstständig machte. Vor ihrem Volontariat studierte sie in Kempten und München Übersetzen und Dolmetschen.

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Ein Magengeschwür (Ulcus ventriculi) ist eine tiefe Wunde in der Magenschleimhaut. Sie macht sich typischerweise durch Schmerzen im Oberbauch bemerkbar. Magengeschwüre entstehen vor allem durch ein Übermass an Magensäure. Oft ist auch eine Besiedelung der Magenschleimhaut mit dem Bakterium Helicobacter pylori verantwortlich. Mit Medikamenten lässt sich ein Magengeschwür meist vollständig heilen. Erfahren Sie hier, auf welche Anzeichen Sie achten sollten und wie Behandlung und Prognose aussehen.

magengeschwür verursacht Bauchschmerzen

Kurzübersicht

  • Symptome: Schmerzen im Oberbauch, Übelkeit, Völlegefühl, Appetitlosigkeit, ggf. Teerstuhl, Blutarmut (Anämie); mögliche Komplikationen sind Blutungen aus dem Geschwür, Magendurchbruch mit Bauchfellentzündung
  • Behandlung: Medikamentöse Behandlung mit Antibiotika und säurereduzierenden Mitteln; bei Komplikationen operativer Eingriff
  • Ursachen und Risikofaktoren: Infektion mit dem Magenkeim Helicobacter pylori, gestörte Magenentleerung, gestörte Magensäureproduktion, bestimmte Medikamente, genetische Vorbelastung, ungünstige Lebensgewohnheiten (Stress, Alkohol etc.)
  • Diagnose: Arzt-Patient-Gespräch (Anamnese), körperliche Untersuchung, Blutuntersuchung, Ultraschall, Magenspiegelung (Gastroskopie), Atemtest
  • Krankheitsverlauf und Prognose: Sehr gut bei frühzeitiger Behandlung sowie magenfreundlichem Lebensstil und verträglicher Ernährung

Was ist ein Magengeschwür?

Als Magengeschwür (Ulcus ventriculi) oder "peptisches Ulkus" bezeichnen Mediziner eine Erkrankung des Magens, bei der die Magenschleimhaut geschädigt ist. Bei einem Geschwür (Ulkus) liegt eine Wunde von mindestens fünf Millimeter Durchmesser vor, die bis in tiefere Schleimhautschichten reicht und dabei oft die glatte Muskelschicht der Schleimhaut (Lamina muscularis mucosae) durchbricht. Ein Magengeschwür bildet sich meist in den unteren Abschnitten des Magenkörpers (Korpus) und im Bereich des Magenausgangs bzw. Pförtner-Vorraums (Antrum). Männer und Frauen sind etwa gleich oft betroffen, wobei die Häufigkeit mit dem Alter zunimmt.

Magengeschwüre gehören zu den häufigsten Magen-Darm-Erkrankungen. Noch öfter tritt nur das Zwölffingerdarmgeschwür (Ulcus duodeni) auf.

Welche Symptome treten bei einem Magengeschwür auf?

Sowohl für das Magen- als auch für das Zwölffingerdarmgeschwür sind drückende oder brennende Schmerzen im Oberbauch (Epigastrium = zwischen Rippenbogen und Bauchnabel) typische Anzeichen. Die Beschwerden treten oft im Zusammenhang mit Essen oder Trinken auf. Allerdings haben Menschen mit einem Zwölffingerdarmgeschwür oft Schmerzen bei leerem Magen (Nüchternschmerz) und nachts. Dagegen ist eine Schmerzzunahme kurz nach dem Essen ein typisches Magengeschwür-Anzeichen.

Des Weiteren deuten Appetitlosigkeit, Völlegefühl, Übelkeit und Erbrechen sowie Gewichtsverlust auf ein Magengeschwür hin. Manche Patienten entwickeln infolge eines blutenden Magengeschwürs Anzeichen von Blutarmut (Anämie).

Einige Magengeschwüre verursachen gar keine Beschwerden. Sie werden dann oft nur zufällig bei einer Untersuchung entdeckt oder machen sich erst bei Komplikationen bemerkbar.

Selten löst Magenkrebs ähnliche Symptome wie bei einem Magengeschwür aus. Klarheit bringt dann eine Magenspiegelung, in deren Rahmen der behandelnde Arzt eine Gewebeprobe entnimmt (Biopsie) und feingeweblich (histologisch) untersuchen lässt.

Komplikationen bei einem Magengeschwür

Bestimmte Schmerzmittel und Entzündungshemmer wie Acetylsalicylsäure (ASS), Ibuprofen oder Diclofenac verursachen mitunter Magengeschwüre. Sie unterdrücken aber auch bei regelmässiger Einnahme den Schmerzreiz, sodass Betroffene die typischen Magengeschwür-Symptome nicht bemerken. In der Folge entwickeln sich mitunter unbemerkt (schwere) Komplikationen.

Die häufigste Komplikation bei Magengeschwüren (und Zwölffingerdarmgeschwüren) ist eine Blutung aus dem Geschwür. Ein mögliches Anzeichen dafür ist ein pechschwarz verfärbter Stuhl (Teerstuhl). Die Schwarzfärbung entsteht, wenn das Blut aus dem Geschwür durch den sauren Magensaft zersetzt wird.

Manchmal ist die Blutung aus dem Magengeschwür so gering, dass sich der Stuhl nicht verfärbt. Der anhaltende Blutverlust schlägt sich aber in einem erniedrigten Hämoglobin-Wert im Blut nieder.

Wenn ein Magengeschwür sehr stark blutet, erbricht der Betroffene unter Umständen das Blut sogar (Bluterbrechen oder Hämatemesis). Das ist lebensbedrohlich und muss sofort ärztlich behandelt werden!

Selten bricht ein Magengeschwür durch die Magenwand in die Bauchhöhle durch. Dann besteht die Gefahr, dass angedaute Nahrung und Magensäure durch dieses Loch in die Bauchhöhle gelangen und eine Bauchfellentzündung (Peritonitis) auslösen. Betroffene verspüren in dem Fall massive Schmerzen im gesamten Bauchraum (Peritonismus) und bekommen Fieber.

Der Durchbruch eines Magengeschwürs ist ein Notfall, der schnellstmöglich behandelt werden muss!

Wie kann ein Magengeschwür behandelt werden?

Wie Ärzte ein Magengeschwür behandeln, hängt vor allem von der Ursache ab. Eine besonders grosse Rolle spielt, ob beim Erkrankten der Magenkeim Helicobacter pylori im Magen nachweisbar ist. Ist dies der Fall, setzt der Arzt zur Therapie in erster Linie Antibiotika ein, um die Infektion zu beseitigen.

Dazu nimmt der Betroffene sieben Tage lang täglich zwei verschiedene Antibiotika (Clarithromycin und Amoxicillin oder Metronidazol) ein. Zusätzlich verordnet der Arzt meist ein säurereduzierendes Medikament (zum Beispiel einen sogenannten "Protonenpumpenhemmer"). Als "Magenschutz" hemmen sie die Produktion von Magensäure, sodass sich die angegriffene Schleimhaut erholt.

Die Helicobacter-Behandlung mit Antibiotika wird als "Helicobacter-pylori-Eradikationstherapie" bezeichnet. Sie ist bei mehr als 90 Prozent der Patienten mit einem Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwür erfolgreich. In seltenen Fällen sind die Erreger des Magengeschwürs allerdings resistent gegen eines der Antibiotika. Dann ist eine wirksame Magengeschwür-Therapie schwieriger.

Lässt sich das Bakterium Helicobacter pylori nicht nachweisen, werden keine Antibiotika, sondern nur säurereduzierende Medikamente, vor allem Protonenpumpenhemmer, eingesetzt. Die Therapie ist symptomatisch. Das heisst, sie lindert lediglich die Beschwerden. Ohne die schädigende Wirkung der Magensäure heilt das Magengeschwür im Normalfall von selbst aus. Zusätzlich ist es wichtig, dass der Betroffene magenreizende Substanzen und Nahrungsmittel (Alkohol, Kaffee, Nikotin) vollständig meidet, bis das Magengeschwür abgeheilt ist.

Neben Protonenpumpenhemmern wirken auch H2-Antihistaminika und Antazida säurereduzierend. Hier lesen Sie mehr über die Wirkung und Anwendung dieser Wirkstoffgruppen in der Magengeschwür-Behandlung:

Protonenpumpenhemmer („Magenschutz“): Protonenpumpenhemmer blockieren ein bestimmtes Enzym in der Magenschleimhaut (H+/K+-ATPase = "Protonenpumpe"). Dieses Enzym ist sehr wichtig für die Magensäureproduktion. Durch die Hemmung des Enzyms wird die Magensäureproduktion für einen Zeitraum von etwa 24 Stunden vollkommen unterbunden. Da ein Überschuss an Magensäure ein Hauptgrund für ein Magengeschwür ist, sind Protonenpumpenhemmer ein wichtiger Bestandteil der Therapie. Sie werden üblicherweise morgens eingenommen, weil das zu blockierende Enzym vor allem morgens gebildet wird. Typische Vertreter der Protonenpumpenhemmer sind die Wirkstoffe Omeprazol und Pantoprazol.

H2-Antihistaminika: H2-Antihistaminika wie Cimetidin oder Ranitidin besetzen die Angriffsstellen von Histamin, einem wichtigen Botenstoff für die Bildung und Freisetzung der Magensäure. Da die Bildung der Magensäure hauptsächlich nachts stattfindet, sollten Antihistaminika zur Nacht eingenommen werden. In einigen Fällen ist eine zusätzliche Dosis am Tag notwendig. Im Rahmen der Magengeschwür-Behandlung lässt sich ein H2-Antihistaminikum gegebenenfalls auch mit einem Protonenpumpenhemmer kombinieren.

Antazida:Sogenannte Antazida werden in der Magengeschwür-Therapie aufgrund der guten Wirksamkeit der Protonenpumpenhemmer und der H2-Antihistaminika nur noch selten eingesetzt. Sie binden die Magensäure und neutralisieren sie, hemmen aber nicht die Magensäureproduktion an sich. Ein typisches Antazidum ist der Wirkstoff Sucralfat.

Bildgebung: Magenspiegelung

Nach Abschluss der medikamentösen Behandlung macht der Arzt innerhalb von etwa sechs bis acht Wochen eine Magenspiegelung (Gastroskopie). Dabei kontrolliert er, ob das Geschwür wirklich vollständig abgeheilt ist.

Ausserdem dient eine Magenspiegelung bei Bedarf zur Therapie von Komplikationen: Wenn das Geschwür blutet, spritzt der Arzt während der Gastroskopie einen speziellen Eiweiss-Klebstoff (Fibrinkleber) in die Wunde, um die Blutung so zu stillen.

Operation

Magengeschwüre operieren Ärzte heute nur noch selten. So ist es zum Beispiel bei einem sehr hartnäckigen Geschwür manchmal sinnvoll, einen Teil des Magens zu entfernen. In der Regel wird dabei zusätzlich der Vagusnerv (Nervus vagus) durchtrennt (Vagotomie), um die Magensäureproduktion zu vermindern.

Bei Komplikationen eines Magengeschwürs ist mitunter ebenfalls eine Operation nötig. Ein Magendurchbruch beispielsweise muss immer chirurgisch versorgt werden.

Hausmittel bei Magengeschwür

Gehört eine Infektion mit Helicobacter pylori zu den Ursachen eines Magengeschwürs, empfehlen einige Fachleute natürliche Wirkstoffe, die insbesondere die Eradikationstherapie unterstützen sollen. Zu diesen Wirkstoffen oder Hausmitteln gehören beispielsweise Honig oder Kamillentee, die antimikrobiell und antientzündlich wirken. Die Auswahl ist breit gefächert und ähnlich der zur Behandlung einer Magenschleimhautentzündung.

Hausmittel haben ihre Grenzen. Wenn die Beschwerden über einen längeren Zeitraum bestehen, nicht besser oder sogar schlimmer werden, sollten Sie immer einen Arzt aufsuchen.

Erwiesen ist die Wirksamkeit von Bismut (auch Wismut genannt) in der Behandlung einer H.-pylori-Infektion, weshalb es sowohl Teil der Erstlinien- als auch Zweitlinientherapie unter anderem bei einem Magengeschwür ist. Es kommt als Bismut-Kalium-Salz im Zuge der sogenannten Bismut-Quadrupeltherapie in Kombination mit drei weiteren Wirkstoffen zum Einsatz. Angezeigt ist diese Therapieform insbesondere dann, wenn das Risiko einer Resistenz gegenüber den Standardantibiotika wie Clarithromycin besteht.

Was löst ein Magengeschwür aus?

Psychische Faktoren: "Bei so viel Stress bekommst du früher oder später ein Magengeschwür" – solche Warnungen hört man häufiger. Tatsächlich scheint Stress im beruflichen oder privaten Umfeld das Risiko für ein Magengeschwür zu erhöhen. Das liegt vermutlich daran, dass der Körper bei anhaltendem Stress übermässig viel Magensäure produziert, während er gleichzeitig weniger schützenden Schleim herstellt.

Auch akute Stress- oder Schocksituationen sowie Depressionen scheinen die Entstehung von Magengeschwüren zu begünstigen. Alleinige Auslöser sind sie jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht. Vielmehr wirken sie nur in Kombination mit anderen Risikofaktoren geschwürauslösend.

Zu viel Magensäure: Ein Magengeschwür entsteht, wenn sich die aggressive Magensäure und die schützenden Faktoren der Magenschleimhaut (zum Beispiel Schleim und Säure-neutralisierende Salze) im Ungleichgewicht befinden. Ist die Säure zu stark oder sind die schützenden Faktoren zu schwach, schädigt das die Schleimhaut und ein Magengeschwür entsteht.

Durch ein solches Ungleichgewicht entzündet sich zuerst die Magenschleimhaut (Gastritis). Hält die Entzündung längere Zeit an oder kehrt sie immer wieder, entwickelt sich unter Umständen mit der Zeit ein Magengeschwür.

Gestörte Abläufe im Magen: Auch gestörte Magenbewegungen stehen im Verdacht, ein Magengeschwür auszulösen. Wenn sich nämlich der Magen verzögert entleert und gleichzeitig vermehrt Gallensäure aus dem Zwölffingerdarm (Duodenum) in den Magen zurückfliesst, begünstigt dies mitunter die Entstehung eines Magengeschwürs. Eine erhöhte Ulkus-Neigung beobachtet man auch bei Menschen, die nur verminderte Mengen jenes Eiweisses produzieren, das die Magenschleimhaut repariert.

So ist der Magen aufgebaut
Magenanatomie
Der Magen ist ein Hohlmuskel und innen mit einer Schleimhaut ausgekleidet. Sie schützt den Magen vor der Magensäure. Für die Verdauung werden im Magen Nahrung und Magensäure miteinander vermengt und durch Muskelarbeit weiter Richtung Darm befördert.

Besiedelung mit Helicobacter pylori: Dieses Bakterium, dem die aggressive Magensäure nichts ausmacht, ist der Hauptauslöser für ein Magengeschwür. Bei 75 Prozent aller Betroffenen mit einem Magengeschwür und bei bis zu 99 Prozent aller Patienten mit einem Zwölffingerdarmgeschwür lässt sich das Bakterium nachweisen. Der Magenkeim ist aber nicht allein für ein Ulkus verantwortlich. Erst in Kombination mit anderen Risikofaktoren kommt es zur Geschwürbildung. Zu diesen Risikofaktoren zählen etwa die Einnahme bestimmter Medikamente und ungünstige Lebens- und Ernährungsgewohnheiten (siehe folgende Punkte).

Magenschleimhautentzündung durch Bakterien
Magengeschwür Entstehung
Bei einer durch Bakterien ausgelösten Magenschleimhautentzündung wird die schützende Schleimschicht durch die Keime zerstört. Die Magensäure greift nun die Schleimhaut direkt an und ein Magengeschwür kann entstehen.

Einnahme von bestimmten Medikamenten: Besonders anfällig für ein Magengeschwür sind Menschen, die regelmässig schmerz- und entzündungshemmende Medikamente aus der Gruppe der nichtsteroidalen Antiphlogistika (NSAID oder NSAR) einnehmen. Dazu gehören Wirkstoffe wie Acetylsalicylsäure (ASS), Ibuprofen und Diclofenac. Als besonders problematisch gilt die Kombination von Kortison (Glukokortikoide) und nichtsteroidalen Antiphlogistika.

Ungünstige Ernährungs- und Lebensgewohnheiten: Rauchen, Alkohol- und Kaffeekonsum steigern die Magensäureproduktion und erhöhen somit das Risiko für ein Magengeschwür. Auch bestimmte Lebensmittel (etwa scharfe Speisen) reizen mitunter die Magenschleimhaut. Was vertragen wird, ist individuell sehr unterschiedlich.

Genetische Vorbelastung: In manchen Familien kommen Magengeschwüre gehäuft vor. Das spricht für eine Beteiligung genetischer Faktoren bei der Geschwürbildung.

Andere Ursachen: Magengeschwüre werden sehr selten durch Stoffwechselerkrankungen wie eine Überfunktion der Nebenschilddrüse (Hyperparathyreoidismus) oder eine Tumorerkrankung (Gastrinom; Zollinger-Ellison-Syndrom) verursacht. Auch nach grossen Operationen, Unfällen oder Verbrennungen entstehen in einigen Fällen Magengeschwüre. Da in diesen Situationen verschiedene "Stressreaktionen" im Körper ablaufen, bezeichnet man ein solches Magengeschwür auch als Stressulkus.

Darüber hinaus sind Menschen ab dem 65. Lebensjahr und solche mit der Blutgruppe 0 anfälliger für Magengeschwüre. Zudem bildet sich bei Menschen, die bereits einmal ein solches Geschwür hatten, leicht ein neues.

Wie wird ein Magengeschwür festgestellt?

Der richtige Ansprechpartner bei Verdacht auf ein Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwür ist ein Facharzt für Innere Medizin und Gastroenterologie. Falls Sie unsicher sind, hilft Ihnen zunächst auch ihr Hausarzt weiter. Er veranlasst dann gegebenenfalls weitere Untersuchungen oder überweist Sie.

Anamnese

Zunächst unterhält sich der Arzt ausführlich mit Ihnen, um Ihre Krankengeschichte zu erheben. Mögliche Fragen dabei sind:

  • Wo genau haben Sie Bauchschmerzen?
  • Werden die Schmerzen durch Essen und Trinken stärker oder schwächer?
  • Trinken Sie Alkohol? Wenn ja, wie viel?
  • Rauchen Sie? Wenn ja, wie viel?
  • Trinken Sie Kaffee? Wenn ja, wie viel?
  • Haben Sie momentan viel Stress?
  • Nehmen Sie frei verkäufliche Schmerzmittel wie Acetylsalicylsäure (ASS), Ibuprofen oder Diclofenac ein?
  • Nehmen Sie sonst irgendwelche Medikamente?
  • Hatten Sie oder ein Familienmitglied bereits einmal ein Magengeschwür oder Zwölffingerdarmgeschwür?
  • Haben Sie schon einmal eine Magenspiegelung machen lassen? Falls ja, wann?
  • Haben Sie irgendwelche Vor- oder Grunderkrankungen?

Körperliche Untersuchung

Nach dem Gespräch untersucht der Arzt Sie gegebenenfalls kurz körperlich. Dabei tastet er behutsam den Bauch ab. So bekommt er einen Eindruck davon, wie stark die Schmerzen sind. Ausserdem zeigt sich beim Abtasten eventuell eine Abwehrspannung: Das bedeutet, dass sich aufgrund der Schmerzen unwillkürlich die Bauchmuskeln anspannen. Für den Arzt ist dies ein Zeichen, dass er sofort weiterführende Untersuchungen und eine entsprechende Behandlung einleitet.

Blutuntersuchungen

Bei Verdacht auf ein Magengeschwür untersucht der Arzt auch Ihr Blut. Falls ein blutendes Magengeschwür vorliegt, spiegelt sich der kontinuierliche Blutverlust gegebenenfalls in einer Blutarmut (Anämie) wider. Typischerweise ist dann der Hämoglobin-Wert (Hb) erniedrigt.

Verschiedene Blutwerte zeigen zudem an, ob sich eine Entzündung im Körper abspielt (Anzahl der weissen Blutkörperchen, CRP et cetera). Das ist etwa bei einem Magengeschwür möglich, das die Magenwand durchbrochen hat.

Ultraschall

Eine Ultraschall-Untersuchung des Bauchs hilft, andere mögliche Ursachen für die Bauchschmerzen auszuschliessen. So gehen die Schmerzen unter Umständen auch von anderen Bauchorganen aus wie etwa der Leber oder der Gallenblase. Um den Zustand von Magen und Zwölffingerdarm genauer zu beurteilen, ist eine Magenspiegelung nötig.

Magenspiegelung

Die Magenspiegelung (Gastroskopie) dient dazu, die Diagnose "Magengeschwür" zu sichern. Dabei hilft ein biegsamer Schlauch, an dessen vorderem Ende eine Lichtquelle und eine kleine Optik (Kamera) installiert sind. Dieses Endoskop schiebt der Arzt oder medizinisches Personal vorsichtig über den Mund und die Speiseröhre in den Magen und bis zum Zwölffingerdarm vor. So lassen sich direkt eventuelle Veränderungen der Schleimhaut begutachten.

Gewebeentnahme

Während der Magenspiegelung besteht die Möglichkeit, über das Endoskop Gewebeproben (Biopsien) von verdächtigen Schleimhautstellen zu entnehmen. Sie werden im Labor mikroskopisch genau untersucht. Auf diese Weise lässt sich feststellen, ob es sich bei den Schleimhautveränderungen tatsächlich um ein Magengeschwür und nicht etwa um Magenkrebs handelt. Ausserdem ist anhand der Gewebeproben der Nachweis einer Besiedelung mit dem Magenkeim Helicobacter pylori möglich.

13C-Atemtest

Eine weitere Methode, um eine Infektion mit Helicobacter pylori nachzuweisen, ist ein spezieller Atemtest. Der Betroffene trinkt dabei eine spezielle Lösung mit markiertem 13C-Harnstoff. Leben Helicobacter-Bakterien im Magen, spalten sie den Harnstoff auf. In der Folge ist in der ausgeatmeten Luft mit 13C-markiertes Kohlendioxid feststellbar.

Wie ist die Prognose bei einem Magengeschwür?

Wenn man ein Magengeschwür frühzeitig konsequent mit Medikamenten behandelt und einen magenfreundlichen Lebensstil pflegt, heilt das Geschwür in der Regel problemlos und ohne Komplikationen aus; die Prognose ist in den meisten Fällen sehr gut. Zu einem magenfreundlichen Lebensstil gehört, möglichst komplett auf Alkohol, Nikotin und Koffein zu verzichten, keine magenreizenden (zum Beispiel sehr heisse oder scharfe) Speisen zu verzehren und Stress weitgehend zu vermeiden.

Treten Komplikationen wie eine Blutung oder ein Magenwanddurchbruch auf, dauert die Heilung meist deutlich länger.

Wie lange genau der Heilungsprozess dauert und der Betroffene letztlich krank ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Vor allem ist es das Ausmass des Magengeschwürs, aber auch der Allgemeinzustand der Person und mögliche Begleiterkrankungen, die die Therapie beeinflussen.

Lässt sich einem Magengeschwür vorbeugen?

Sie haben selbst viele Möglichkeiten, um einem Magengeschwür vorzubeugen. Das ist vor allem dann wichtig, wenn Sie schon einmal ein Magengeschwür hatten.

Achten Sie beispielsweise auf Ihre Ernährung: Meiden Sie sehr heisse sowie stark gewürzte Speisen, weil diese die Magenschleimhaut häufig reizen. Aus dem gleichen Grund empfiehlt es sich, mit Alkohol und Kaffee vorsichtig zu sein – bei manchen Menschen reagiert der Magen schon auf geringe Mengen der Genussmittel gereizt. Dann ist ein kompletter Verzicht ratsam. Andere Menschen vertragen zumindest ein gelegentliches Glas Wein oder eine Tasse Kaffee recht gut.

Die Empfehlungen hinsichtlich einer ausgewogenen und magenschonenden Ernährung gleichen im Wesentlichen denen bei einer Magenschleimhautentzündung. Mehr dazu lesen Sie hier.

Stress wirkt sich meist negativ aus, meiden Sie diesen nach Möglichkeit. Sorgen Sie für regelmässige Entspannungsphasen im Alltag, etwa in Form von Spaziergängen, Gartenarbeit, Meditation oder Yoga. Probieren Sie aus, was Sie am besten zur Ruhe kommen lässt.

Manche Menschen nehmen regelmässig Medikamente ein, die den Magen auf die Dauer schädigen und so mitunter ein Magengeschwür verursachen. In einem solchen Fall besprechen Sie am besten mit dem behandelnden Arzt, ob eventuell eine Verringerung der Dosis oder ein Umstieg auf ein besser verträgliches Präparat möglich ist.

Autoren- & Quelleninformationen

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Datum :
Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Vorlage:
Prof. Dr. med. Stefan Endres
Autoren:
Dr. med.  Fabian Sinowatz

Dr. med. Fabian Sinowatz ist freier Mitarbeiter der NetDoktor-Medizinredaktion.

Dr. rer. nat. Monique Amey-Özel
Dr.  Monique Amey-Özel

Dr. Monique Amey-Özel hat Biologie an der Universität Bonn studiert und in den Neurowissenschaften promoviert. Sie war mehrere Jahre in der Forschung und als Lehrbeauftragte u.a. im Fach Anatomie an medizinischen Ausbildungseinrichtungen tätig. Sie beriet als Pharmareferentin Ärzte in verschiedenen Indikationen und ist nun als Medizinredakteurin verantwortlich für die Erstellung medizinischer Texte sowohl für Fachkreise als auch interessierte Laien.

Carola Felchner
Carola Felchner

Carola Felchner ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und geprüfte Trainings- und Ernährungsberaterin. Sie arbeitete bei verschiedenen Fachmagazinen und Online-Portalen, bevor sie sich 2015 als Journalistin selbstständig machte. Vor ihrem Volontariat studierte sie in Kempten und München Übersetzen und Dolmetschen.

ICD-Codes:
K27K26K25
ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen.
Quellen:
  • Arastéh, K. et al.: Duale Reihe Innere Medizin. Georg Thieme Verlag, 4. Auflage, 2018
  • Berufsverband Deutscher Internistinnen und Internisten (BDI): Was ist ein Magen-/Darmgeschwür?, unter: www.internisten-im-netz.de (Abrufdatum: 01.02.2022)
  • Dovjak, P.: Ulcus duodeni, Ulcus ventriculi und Helicobacter pylori, in: Z Gerontol Geriat 2017; 50: 159-169
  • Fischbach, W. & Malfertheiner, P.: Helicobacter-pylori-Infektion. Indikationen zu Eradikation, Diagnostik und Therapie. Dtsch Ärztebl. 2018; 115: 429-36
  • Gerok, W. et al.: Die Innere Medizin – Referenzwerk für den Facharzt. Schattauer Verlag, 11. Auflage, 2007
  • Lanas, A. & Chan, F.K.L.: Peptic ulcer disease, in: Lancet 2017, 5; 390(10094): 613-624
  • Pschyrembel online: Gastroduodenales Ulkus, unter: www.pschyrembel.de (Abrufdatum: 01.02.2022)
  • S2k-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS): Helicobacter pylori und gastroduodenale Ulkuskrankheit (Stand: Februar 2016, in Überarbeitung), unter: www.awmf.org
  • Wagner, S.: Folge der Resistenzentwicklung – Neue Empfehlungen in der H.-pylori-Leitlinie, in: MMW Fortschritte der Medizin 2018, 19: 61-62
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