Gewichtsabnahme

Von , Medizinredakteurin
Christiane Fux

Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

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Eine Gewichtsabnahme ist in vielen Fällen gewollt: Man isst bewusst weniger oder bewegt sich mehr, um eine negative Kalorienbilanz zu erreichen – die Pfunde schmelzen. Manchmal schwinden Appetit und Kilos aber auch ungewollt. Hält das über längere Zeit an oder kommt es zum Gewichtsverlust, obwohl man normal isst, kann eine Erkrankung der Grund sein. Lesen Sie hier, welche Gründe eine Gewichtsabnahme haben kann und wann Sie zum Arzt gehen sollten.

Gewichtsabnahme

Kurzübersicht

  • Ursachen für ungewollte Gewichtsabnahme: z. B. Infektionen, Magen-Darm-Erkrankungen, Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Diabetes, Tumoren, Medikamente, psychische Erkrankungen, Alkohol oder illegale Drogen
  • Wann zum Arzt? Wenn Sie über längere Zeit ohne ersichtlichen Grund Gewicht verlieren; wenn zusätzliche Symptome wie Schmerzen, Verdauungsbeschwerden, Fieber, Abgeschlagenheit etc. hinzukommen
  • Behandlung: Der Arzt behandelt die zugrunde liegende Ursache, z. B. mit Medikamenten, einer Operation oder einer Psychotherapie. Den Appetit anregen können regelmässige Essenszeiten, bittere Lebensmittel, Ingwer sowie viel Bewegung (am besten an der frischen Luft).

Gewichtsabnahme: Ursachen und mögliche Erkrankungen

An Gewicht verliert ein Mensch immer dann, wenn er mehr Kalorien verbraucht, als er zu sich nimmt. Oft ist die Gewichtsabnahme gewollt: Um abzuspecken, stellen viele ihre Ernährung auf kalorienarme Mahlzeiten um und bewegen sich mehr.

In anderen Fällen ist die Gewichtsabnahme ungewollt. Manchmal ist der Grund dafür kein Anlass zur Sorge: Liebeskummer, Stress oder ein heraufziehender Infekt kann schnell den Appetit vermiesen und zu einem Gewichtsverlust führen. Meist beträgt dieser aber nur etwa ein bis zwei Kilo. Auch im Alter ist mangelnder Appetit mit nachfolgender Gewichtsabnahme keine Seltenheit – unter anderem, weil die kalorienverbrauchende Muskelmasse im Alter reduziert ist und sich der Magen verzögert entleert.

Eine Gewichtsabnahme bei älteren Menschen ist oft auch darauf zurückzuführen, dass die Betreffenden wegen Zahnverlust oder eines schlecht sitzenden Gebisses nur noch wenig essen.

Hinter einer ungewollten Gewichtsabnahme können zudem Erkrankungen, Medikamente oder Suchtmittel stecken.

Infektionen

Bei akuten und chronischen Infektionen ist der Appetit oft vermindert. Hinzu kommen oft Symptome wie Abgeschlagenheit und Leistungsschwäche. Manchmal sind diese Symptome die ersten Anzeichen dafür, dass im Körper etwas nicht stimmt. Infektionskrankheiten, die mit besonders starker Gewichtsabnahme einhergehen, sind zum Beispiel HIV/Aids und Tuberkulose.

Ebenfalls Gewicht verliert, wer Parasiten in seinem Darm beherbergt, beispielsweise einen Rinderbandwurm oder Fischbandwurm.

Nahrungsmittelallergien und -unverträglichkeiten

Allergien und Intoleranzen gegenüber bestimmten Nahrungsmitteln wie eine Milchzuckerunverträglichkeit (Laktoseintoleranz) können zu einer Gewichtsabnahme führen. Der Genuss "kritischer" Speisen löst nämlich oft heftige Beschwerden wie Bauchschmerzen, Blähungen und Übelkeit aus. Aus Angst davor trauen sich viele Betroffene nur noch wenig zu essen – oder sie verzichten ganz auf eine Mahlzeit, wenn gerade nichts Verträgliches verfügbar ist.

Bei manchen Unverträglichkeiten kommt hinzu, dass der Körper die aufgenommene Nahrung nur teilweise verarbeiten kann. Das ist beispielsweise bei einer Unverträglichkeit von Gluten (Zöliakie) der Fall.

Sonstige Erkrankungen des Verdauungstraktes

Erkrankungen wie Magen-Darm-Infekte, Geschwüre, Magenschleimhautentzündung (Gastritis) und Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis) können Übelkeit und/oder Schmerzen im Bauch verursachen. Das kann bei den Betroffenen die Lust auf Essen erheblich dämpfen.

Bei manchen Erkrankungen kommt hinzu, dass der Körper über den Darm nicht genügend Nährstoffe aufnehmen kann (Malabsorption). Das ist beispielsweise bei Durchfallerkrankungen sowie chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn der Fall.

Erkrankungen anderer Organe

Auch Erkrankungen anderer Organe können mit einem Appetitverlust einhergehen und so eine ungewollte Gewichtsabnahme nach sich ziehen. Das gilt beispielsweise bei Leberzirrhose, Nierenschwäche (Niereninsuffizienz), Verschluss der Gallengänge oder der Nebenierenerkrankung Morbus Addison.

Stoffwechselerkrankungen

Stoffwechselerkrankungen können ebenfalls der Grund für eine Gewichtsabnahme sein, so zum Beispiel die Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion). Dabei läuft der Stoffwechsel durch eine Überproduktion verschiedener Hormone auf Hochtouren – der Kalorienverbrauch steigt stark an, sodass Betroffene trotz gleichbleibenden Essverhaltens ungewollt an Gewicht verlieren.

Menschen mit der Zuckerkrankheit vom Typ 1 (Diabetes Typ 1) nehmen ab, wenn ihr Blutzucker nicht ausreichend eingestellt ist. Aufgrund einer Fehlsteuerung des Immunsystems produziert bei ihnen die Bauchspeicheldrüse zu wenig oder gar kein Insulin. Der Mangel an diesem Hormon führt dazu, dass Körperzellen den energiereichen Blutzucker nicht aufnehmen können. Um die benötigte Energie zu kriegen, muss der Körper dann auf die Fettpolster zurückgreifen.

Im Unterschied dazu sind Typ-2-Diabetiker, bei denen die Körperzellen immer unempfindlicher gegen Insulin werden, eher übergewichtig.

Krebserkrankungen

Krebs geht oft mit massivem Gewichtsverlust einher – mitunter schon bevor eine Chemotherapie zu Übelkeit führt oder die Angst ums Leben Betroffene den Appetit kostet. Unerklärlicher Gewichtsverlust ist oft sogar das erste Symptom einer bösartigen Tumorerkrankung: Wenn Tumore wachsen, entziehen sie dem Körper Nährstoffe, sodass der Kranke an Gewicht verliert. Mediziner sprechen deshalb manchmal von "konsumierenden Krankheiten".

Psychische Erkrankungen

Auch psychische Erkrankungen können zu Gewichtsabnahme führen. Menschen mit Angsterkrankungen oder Depressionen haben oft kaum Appetit und essen deshalb wenig. Die Erkrankungen können sich aber auch umgekehrt äussern – durch eine Gewichtszunahme, da die Betroffenen sehr viel essen, um die negativen Gefühle zu kompensieren.

Bei Essstörungen wie Magersucht (Anorexie) oder Ess-Brech-Sucht (Bulimie) liegt die Sache nochmals anders. Im Falle einer Magersucht müssen die Erkrankten – zumindest anfangs noch – gegen den Hunger ankämpfen. Da sie extrem wenig essen und oft exzessiv Sport treiben, nehmen sie immer weiter ab.

Bulimiker wiederum erliegen immer wieder Essattacken. Um zu verhindern, dass sie zunehmen, erbrechen sie danach gezielt, etwa indem sie sich einen Finger in den Hals stecken. Manchmal nehmen Bulimiker dadurch auch ab.

Medikamente und Drogen

Auch manche Medikamente können einem den Appetit verderben. Dazu gehören beispielsweise das Herzmittel Digitalis, bestimmte Asthmamittel, Medikamente gegen Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom (ADS/ADHS), Antidepressiva und andere Psychopharmaka.

Eine Gewichtsabnahme kann zudem bei Menschen auftreten, die Drogen konsumieren. Das gilt auch für die legale Droge Alkohol, obwohl sie viele Kalorien enthält. Statt ausreichend und abwechslungsreich zu essen, decken viele Alkoholiker ihren Energiebedarf zunehmend über die "leeren" Kalorien, die sie sich reichlich mit Bier, Wein & Co. einverleiben. Das führt mit der Zeit zu Mangelernährung und Gewichtsabnahme.

Gewichtsabnahme: Wann müssen Sie zum Arzt?

Wenn Sie über längere Zeit hinweg ohne ersichtlichen Grund keinen Appetit haben und deswegen mehrere Kilo weniger auf die Waage bringen, sollten Sie unbedingt einen Arzt aufsuchen. Besonders wenn Sie ohnehin eher dünn sind, sollten Sie lieber früher als später zum Arzt gehen.

Ein Arztbesuch ist auch dann dringend angeraten, wenn die Gewichtsabnahme von weiteren Symptomen begleitet wird wie beispielsweise:

  • Schmerzen (z.B. Bauchschmerzen, Kopfschmerzen)
  • Verdauungsbeschwerden
  • übermässigem Durst
  • Fieber und Nachtschweiss
  • Abgeschlagenheit und Lustlosigkeit
  • Kurzatmigkeit
  • (Blut-)Husten

Gewichtsabnahme: Was macht der Arzt?

Anhand eines ausführlichen Gesprächs und verschiedener Untersuchungen muss der Arzt zunächst herausfinden, was die ungewollte Gewichtsabnahme verursacht. Dann kann er eine geeignete Therapie einleiten.

Diagnose der Gewichtsabnahme

Zur Abklärung der Ursachen befragt der Arzt Sie zuerst zu Ihrer Krankengeschichte (Anamnese). Er erkundigt sich genau nach Ihren Symptomen sowie eventuellen Vor- und Grunderkrankungen. Auch Angaben zu Ihrem Essverhalten und Ihrer psychischen Verfassung sind wichtig. Sagen Sie es dem Arzt auch, wenn Sie irgendwelche Medikamente einnehmen. Möglicherweise sind diese der Grund für den Gewichtsverlust.

Auf das Anamnesegespräch folgen eine umfassende körperliche Untersuchung und verschiedene Laboruntersuchungen. So kann der Arzt zum Beispiel die Schilddrüsenhormone im Blut bestimmen oder testen, ob sich Blut im Stuhl befindet. Je nach Befund und der vermuteten Ursache für die Gewichtsabnahme kann der Arzt auch verschiedene apparative Untersuchungen zurate ziehen, zum Beispiel:

Therapie der Gewichtsabnahme

Hat der Arzt eine Erkrankung als Ursache für den Gewichtsverlust diagnostiziert, wird er diese in geeigneter Weise behandeln. Therapiemöglichkeiten sind zum Beispiel:

  • Medikamente: Beispielsweise wird Typ-1-Diabetes mit Insulinspritzen behandelt. Bei Hyperthyreose können Thyreostatika die gesteigerte Hormonproduktion drosseln. Bei säurebedingten Magenbeschwerden helfen Säureblocker. Übelkeit und Erbrechen (als Folge einer Erkrankung oder Behandlung wie Chemotherapie) lassen sich mit Antiemetika beseitigen.
  • Psychotherapie: Manche psychische Leiden wie Depressionen lassen sich zwar medikamentös lindern. Zusätzlich ist meist aber auch eine Psychotherapie sinnvoll, etwa eine tiefenpsychologisch fundierte Gesprächstherapie oder eine kognitive Verhaltenstherapie. Unerlässlich ist eine solche meist bei Essstörungen und Suchterkrankungen.
  • Operation: Bei manchen Ursachen für Gewichtsabnahme ist ein chirurgischer Eingriff nötig. Beispielsweise müssen Mediziner bei einem Verschluss der Gallengänge durch Verwachsungen, Tumoren oder Gallensteine in der Regel operieren.

Gewichtsabnahme: Das können Sie selbst tun

Wenn Ihre Gewichtsabnahme auf einen Mangel an Appetit zurückzuführen ist, können Sie Ihre Essunlust austricksen:

  • regelmässige Essenszeiten: Der Körper ist ein Gewohnheitstier. Wenn er auf regelmässige Mahlzeiten geeicht ist, meldet er sich irgendwann von selbst mit Magengrummeln, sobald die gewohnte Essenszeit naht. Essen Sie darum immer zu den gleichen Zeiten, auch wenn es nur ein paar Bissen sind.
  • appetitlich anrichten: Das Auge isst mit. Wenn Sie Ihre Mahlzeiten mit Liebe zubereiten und anrichten, animieren diese auch eher zum Verzehr.
  • Kräuter und Gewürze: In höherem Alter nehmen die Sinnesleistungen ab – auch der Geschmackssinn leidet. Gerade älteren Menschen schmeckt das Essen dann nicht mehr. Speisen sollten dann besonders aromatisch gewürzt werden, und zwar nicht unbedingt mit viel Salz, sondern mit Kräutern und Gewürzen.
  • Ingwer: Trinken Sie über den Tag verteilt Ingwerwasser – das fördert die Verdauung und den Appetit. Dafür übergiessen Sie einfach ein paar Scheiben Ingwer mit heissem Wasser und lassen das Gebräu ziehen.
  • Bitterstoffe: Auch alles, was bitter ist, lässt die Magensäfte fliessen und fördert so die Verdauung und den Appetit. Sie können zum Beispiel morgens eine halbe Grapefruit verspeisen oder das Mittagessen mit einem Salat aus Rucola oder Chicorée beginnen. Bitterstoffe liefern auch verschiedene Teezubereitungen, etwa aus Pomeranzenschalen oder Kalmuswurzel.
  • gemeinsam statt allein: Wer in angenehmer Gesellschaft isst, bleibt nicht nur länger am Tisch sitzen, sondern isst auch mehr.
  • Bewegung: Körperliche Aktivität, insbesondere an der frischen Luft, regt den Appetit an. Schon ein Spaziergang vor dem Essen kann Lust auf Essen machen.
  • Stressabbau: Sehr oft ist eine Gewichtsabnahme stressbedingt. Helfen können hier Entspannungstechniken wie Progressive Muskelentspannung, Autogenes Training, Meditation oder Tai Chi.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:

Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

Quellen:
  • Biesalski, H. K. et al.: Ernährungsmedizin, Georg Thieme Verlag, 5. Auflage, 2018
  • Herold, G. et al: Innere Medizin, Herold 2021
  • Mayer, J.G. et al.: Handbuch der Klosterheilkunde, Zabert Sandmann Verlag, 10. AUflage, 2006
  • Möller, H. et al.: Duale Reihe Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, Thieme Verlag, 7. Auflage, 2021
  • Singer, M.V. & Teyssen, S.: Alkohol – Das unterschätzte Gift; in: Spektrum Magazin online vom 01.04.2001; unter: www.spektrum.de
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