Gelbsucht

Von , Zahnärztin
und , Student der Humanmedizin
und , Medizinjournalistin
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Hanna Rutkowski

Hanna Rutkowski ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion.

Lukas von Kunhardt

Lukas v. Kunhardt studiert Humanmedizin an der LMU München. Seit 2022 ist er Teil der NetDoktor-Redaktion und verfasst dort unter anderem medizinische Fachtexte. Er interessiert sich sehr für die Belange von Patienten und möchte ihnen durch seine Artikel den Zugang zur Medizin erleichtern.

Sabine Schrör

Sabine Schrör ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie studierte Betriebswirtschaft und Öffentlichkeitsarbeit in Köln. Als freie Redakteurin ist sie seit mehr als 15 Jahren in den verschiedensten Branchen zu Hause. Die Gesundheit gehört zu ihren Lieblingsthemen.

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Bei einer Gelbsucht (Ikterus) erscheinen Haut, Schleimhäute und die Lederhaut der Augen gelb. Diese Verfärbung wird durch Bilirubin verursacht. Der gelblich-braune Farbstoff entsteht durch den Abbau von roten Blutkörperchen. Ist die Ausscheidung von Bilirubin im Urin oder Stuhl gestört, lagert es sich im Gewebe ab und färbt es gelb. Lesen Sie hier alles über die Gelbsucht, ihre Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten!

Gelbfärbung der Augen bei Gelbsucht

Kurzübersicht

  • Ursachen: Leberentzündung (Hepatitis), Leberzirrhose, Leberkrebs und Lebermetastasen, Gallensteine, Gallentumor, Sichelzellanämie, künstliche Herzklappen, Rechtsherzschwäche, Vergiftungen, bestimmte Medikamente
  • Wann zum Arzt? Immer – besonders wenn zur Gelbfärbung von Haut, Schleimhaut und/oder Augen weitere Warnsignale hinzukommen, etwa heller Stuhl oder Fettstuhl, dunkler Urin, Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Leistungsabfall, Appetitlosigkeit, ungewollter Gewichtsverlust, Bauchwassersucht (Aszites), Fieber, Verwirrtheit, Desorientierung, starker Mundgeruch
  • Behandlung: Sehr unterschiedlich, je nach Ursache, z.B. antivirale Medikamente, Alkohol-Entzug, Entfernung von Gallensteinen oder Tumoren, Lebertransplantation
  • Diagnostik: Gespräch zur Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese), körperliche Untersuchung, Blutuntersuchung, bildgebende Untersuchungen wie Ultraschall
  • Vorbeugen: Mässiger Alkoholkonsum bzw. Verzicht auf Alkohol, fettarme Ernährung, Impfung gegen Hepatitis, Empfehlungen bei Reisen in Länder mit Hepatitis-Gefahr

Was ist Gelbsucht und wie äussert sie sich?

Gelbsucht (Ikterus) ist keine Krankheit, sondern ein Symptom. Gelbsucht entsteht, wenn der Bilirubin-Wert im Blut 3 mg/dl übersteigt. Durch die starke Pigmentierung dieses Abfallprodukts färben sich Haut, Schleimhaut, Augen und Körperflüssigkeiten gelb.

Oft wird die Leberentzündung (Hepatitis) fälschlicherweise mit einer Gelbsucht gleichgesetzt. Im Rahmen einer Hepatitis kann eine Gelbsucht entstehen, sie können aber unabhängig voneinander auftreten. Eine Gelbsucht bei Erwachsenen unterscheidet sich von der sogenannten Neugeborenengelbsucht.

Wie lange eine Gelbsucht andauert und wie die Erkrankung verläuft, hängt von der Ursache ab und ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich.

Entstehung von Gelbsucht

Bilirubin entsteht durch den Abbau von Häm, hauptsächlich aus dem Hämoglobin der Roten Blutkörperchen. Da der gelblich-braune Farbstoff nicht wasserlöslich ist, wird Bilirubin im Blut an das Transportprotein Albumin gebunden. Man spricht dann von indirektem Bilirubin.

In der Leber wird das Bilirubin freigesetzt und durch Bindung an Glucuronsäure wasserlöslich gemacht. In dieser Form heisst es direktes Bilirubin. Die Leber bildet ausserdem Gallenflüssigkeit, mit der das direkte Bilirubin in die Gallenblase gelangt. Dort wird die Galle mit dem darin enthaltenen Bilirubin zunächst gespeichert.

Im Zuge der Verdauung gibt die Galle die Flüssigkeit bei Bedarf über den Gallengang in den Zwölffingerdarm und weiter in den Darm ab. Ein grosser Teil des früheren Bilirubins wird in veränderter Form über den Stuhl ausgeschieden, was dessen braune Farbe erklärt. Ein weiterer Teil des Bilirubins wird im Darm über die Schleimhaut als gelbliches Urobilinogen wieder aufgenommen und verlässt den Körper über den Urin.

Bilirubin-Ablagerung im Gewebe

Die Konzentration von Bilirubin im Blut ist normalerweise gering. Bestimmte Faktoren erhöhen jedoch den Bilirubingehalt. Steigen die Werte auf mehr als 2 Milligramm pro Deziliter (mg/dl) an, lagert sich der Farbstoff im Gewebe ab.

Sichtbar wird dies zuerst an den Augen. Dort verfärbt sich die Bindehaut und lässt die normalerweise weisse Lederhaut gelb erscheinen. Steigt die Bilirubin-Konzentration im Blut weiter an, färben sich auch Haut und Schleimhäute gelb. Bei einer stark ausgeprägten Hyperbilirubinämie sind manchmal sogar die Organe gelb verfärbt.

Ursachen für Gelbsucht

Weil die Leber eine entscheidende Rolle im Stoffwechsel von Bilirubin spielt, wird die Gelbsucht (Ikterus) in verschiedene Formen unterteilt, die in unterschiedlichem Bezug zur Leber stehen. Dort wird das Bilirubin nämlich „aufbereitet“ und über die Galle zur Weiterverarbeitung in den Darm geleitet. Man unterscheidet drei Formen der Gelbsucht:

  1. Prähepatischer Ikterus: Die lateinische Vorsilbe „prä-“ bedeutet „vor“ oder „vorher“. Der Begriff „hepatisch“ leitet sich vom griechischen Wort „hepar“ ab und bedeutet „Leber“. Zusammengesetzt bedeutet „prähepatisch“ also vor der Leber.
  2. Hepatischer Ikterus: Störung in der Leber selbst
  3. Posthepatischer Ikterus: Behinderung des Gallenabflusses nach der Leber

Prähepatische Gelbsucht

Wenn die Leber es nicht schafft, unkonjugiertes (indirektes) Bilirubin zügig aufzunehmen, zu konjugieren und auszuscheiden, lagert es sich im Gewebe ab. Es kommt zur typischen Gelbfärbung von Haut und Augen. Da die Ursache hier nicht in der Leber selbst, sondern in vorgelagerten Prozessen liegt, bezeichnet man diese Gelbsucht auch als „prähepatisch“.

Verantwortlich dafür sind meist eine erhöhte Bilirubin-Produktion oder eine behinderte Aufnahme von Bilirubin in die Leber. Die häufigsten Ursachen für eine prähepatische Gelbsucht sind:

Hämolyse: Bei einer Hämolyse werden vermehrt rote Blutkörperchen abgebaut, beispielsweise durch Antikörper oder mechanische Schädigung der Erythrozyten. Dadurch werden grosse Mengen an Bilirubin freigesetzt.

Bluterguss: Beim Abbau von Blutergüssen (Hämatome) wird das darin enthaltene Hämoglobin freigesetzt und zu Bilirubin abgebaut, was eine prähepatische Gelbsucht verursachen kann.

Medikamente: Bestimmte Medikamente können die Aufnahme von Bilirubin in die Leberzellen stören und so zu einer prähepatischen Gelbsucht führen, auch wenn die Produktion von Bilirubin nicht erhöht ist.

Hepatischer Ikterus

Die Leber spielt eine zentrale Rolle bei der Verarbeitung von Bilirubin. Sie „konjugiert“ das Bilirubin, sodass es wasserlöslich wird, und leitet es dann weiter an die Gallenblase. Von dort aus gelangt es in den Darm. Verschiedene Erkrankungen stören diese Prozesse empfindlich.

Kann die Leber die Weiterverarbeitung nicht mehr bewältigen, staut sich das Bilirubin im Blut und lagert sich schliesslich im Gewebe ab. Ist die Ursache der Gelbsucht innerhalb der Leber zu finden, spricht man von intrahepatischem Ikterus. Die Ursachen für solch eine leberbedingte Gelbsucht sind vielfältig und lassen sich in verschiedene Kategorien einteilen:

Infektiöse Ursachen

Eine Virushepatitis (Hepatitis A, B, C, D oder E) löst oft eine akute Leberentzündung aus. Bis heute zählt die Hepatitis B zu den häufigsten Infektionskrankheiten der Menschheit.

Auch das Pfeiffersche Drüsenfieber (Epstein-Barr-Virus), das meist mit geschwollenen Lymphknoten, Abgeschlagenheit, Fieber, Rachen- und Mandelentzündung sowie einer vergrösserten Milz einhergeht, kann eine Leberentzündung und Gelbsucht verursachen.

Bei einer Infektion mit dem Zytomegalievirus (CMV) tritt manchmal ebenfalls eine Gelbsucht auf, die besonders für Neugeborene und Menschen mit Immunschwäche gefährlich sein kann. In tropischen Gebieten ist das durch Stechmücken übertragene Gelbfiebervirus weit verbreitet. Es kann in schweren Fällen zu Leberversagen und Gelbsucht führen, die teilweise tödlich enden.

Toxische Ursachen

Vergiftungen durch den Verzehr von Giftpilzen oder giftigen chemischen Substanzen können die Leber schwer schädigen – bis hin zum Leberversagen. Viele Medikamente werden in der Leber verarbeitet und lösen möglicherweise eine vorübergehende Gelbsucht aus. Auch eine alkoholische Lebererkrankung, die durch exzessiven Alkoholkonsum verursacht wird, fällt in diese Kategorie.

Metabolische und genetische Ursachen

Eine angeborene Erhöhung des Bilirubinspiegels kann zu einer Gelbsucht mit gelben Augen oder gelblicher bis bronzefarbener Haut führen, beispielsweise bei der harmlosen Erkrankung Morbus Meulengracht (Gilbert-Syndrom). Dabei produzieren Betroffene zu wenig von dem für die Bilirubin-Weiterverarbeitung zuständigen Leberenzym. Weitere Auslöser können auch Alkohol, Stress oder Fasten sein. Sehr selten wird ein hoher Bilirubinspiegel im Blut durch die Erbkrankheit Crigler-Najjar-Syndrom verursacht, bei der das Enzym zur Bilirubin-Verarbeitung komplett fehlt oder nur noch eine sehr eingeschränkte Aktivität aufweist.

Autoimmune Ursachen

Autoimmunhepatitis, primär biliäre Cholangitis (PBC) und primär sklerosierende Cholangitis (PSC) sind Erkrankungen, bei denen das Immunsystem die Leber oder die Gallengänge angreift und schädigt, was zu einer Gelbsucht führen kann.

Tumore

Leberkrebs (Leberzellkarzinom) und Lebermetastasen, die durch Krebsgeschwülste in anderen Körperregionen (z.B. im Darm) entstehen, können zu Schmerzen im Oberbauch, Gelbsucht und Bauchwassersucht (Aszites) führen. Tumoren der Leber werden oft erst spät erkannt.

Zirkulatorische Ursachen

Bei einer Rechtsherzinsuffizienz staut sich das Blut mitunter bis in die Leber zurück und schädigt dort die Zellen. Die Betroffenen entwickeln eine leichte Gelbsucht mit gelben Augen sowie Wasseransammlungen (Ödeme) in den Beinen und im Bauch.

Schwangerschaftsbedingte Ursachen

Gelbe Augen und gelbe Haut während der Schwangerschaft weisen manchmal auf ein HELLP-Syndrom hin. Das HELLP-Syndrom ist eine schwere Komplikation in der Schwangerschaft, die durch eine Kombination aus hämolytischer Anämie, erhöhten Leberwerten und einer niedrigen Thrombozytenzahl gekennzeichnet ist.

Posthepatische Gelbsucht

Bei posthepatischer Gelbsucht ist der Transport des Bilirubins von der Leber in den Zwölffingerdarm gestört. Die Gallenflüssigkeit mit dem Bilirubin staut sich in den Gallengängen. Da die Störung erst auftritt, nachdem das Bilirubin die Leber passiert hat, spricht man auch von posthepatischer Gelbsucht („nach der Leber“).

Folgende Ursachen behindern möglicherweise den Gallenabfluss:

Gallensteine in der Gallenblase oder im Gallengang: Besonders Frauen über 40 Jahre sind häufig davon betroffen. Gallensteine können aus der Gallenblase in die Gallengänge wandern und diese dann verstopfen. Neben der Gelbsucht sind kolikartige (in Wellen auftretende) Bauchschmerzen sowie Übelkeit und Erbrechen typische Symptome bei Gallensteinen.

Tumore, die die Gallenwege komprimieren (z.B. Pankreaskopfkarzinom, Gallengangskarzinom): Tumore können von aussen auf die Gallenwege drücken und sie einengen oder verschliessen. Auch hier kommt es durch die Abflussbehinderung zum Rückstau der Galle und zum Übertritt von Bilirubin ins Blut.

Strikturen der Gallenwege (z.B. nach Entfernung der Gallenblase): Narben oder Verengungen der Gallenwege behindern möglicherweise den Gallenabfluss. Die Folgen sind ebenfalls ein Rückstau der Galle mit Bilirubinübertritt ins Blut und Ikterus.

Akute und chronische Pankreatitis: Eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse kann durch Schwellung oder Vernarbung den Gallengang einengen, der durch die Bauchspeicheldrüse verläuft. Auch hier sind die Folgen eine Abflussbehinderung mit Gallerückstau und Ikterus.

Parasitäre Infektionen der Gallenwege (z.B. Ascaris lumbricoides, Leberegel): Parasiten können die Gallenwege verstopfen und dadurch den Gallenabfluss behindern. Durch den Rückstau der Galle tritt vermehrt Bilirubin ins Blut über und verursacht einen Ikterus.

Angeborene Gallengangsatresie: Bei dieser seltenen angeborenen Fehlbildung sind die Gallenwege unterbrochen oder fehlen vollständig. Die produzierte Galle kann nicht abfliessen, staut sich zurück und führt zum Ikterus bei Neugeborenen.

Pseudoikterus

Als Pseudoikterus bezeichnet man eine Gelbfärbung der Haut, die zwar einer echten Gelbsucht ähnelt, aber nicht durch erhöhtes Bilirubin verursacht wird. Verschiedene Erkrankungen, etwa Morbus Addison, Bräunungslotionen oder andere hautfärbende Mittel können eine solche Gelbfärbung hervorrufen. Häufig tritt er auch bei Personen oder Säuglingen auf, die grosse Mengen an carotinreichen Lebensmitteln zu sich nehmen, da Carotin der Haut eine gelbe Farbe verleiht.

Anders als beim echten Ikterus sind die Skleren beim Pseudoikterus nicht betroffen und der Serumbilirubinspiegel liegt im Referenzbereich. In einigen Fällen kann ein Pseudoikterus auch als Nebenwirkung bestimmter Medikamente wie Rifabutin auftreten.

Ist Gelbsucht ansteckend?

Da es sich bei der Gelbsucht nicht um eine Krankheit, sondern um ein Symptom handelt, ist es auch nicht möglich, sich mit Gelbsucht anzustecken. Ist jedoch eine Infektion mit dem Hepatitisvirus oder Epstein-Barr-Virus ursächlich an der Gelbsucht, ist es möglich, sich mit dem entsprechenden Virus zu infizieren.

Wann zum Arzt?

Da die Gelbfärbung von Haut, Schleimhäuten oder Augen alarmierend ist, sollte man diese Symptome ärztlich abklären lassen. Das gilt besonders dann, wenn weitere typische Gelbsucht-Symptome hinzukommen:

  • Verfärbung von Stuhl und Urin: Bilirubin ist für die dunkle Farbe des Stuhls verantwortlich. Ohne Bilirubin erscheint der Stuhl teilweise lehmfarben bis farblos, während der Urin dunkel gefärbt ist. Häufig kommt es dazu bei cholestatischem Ikterus und Hepatitis.
  • Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Leistungsabfall zählen zu den uncharakteristischen Beschwerden bei vielen Leberproblemen.
  • Appetitlosigkeit, ungewollter Gewichtsverlust
  • Bauchwassersucht (Aszites): Bei Leberzirrhose oder -schwäche kommt es zu einem vergrösserten Bauchumfang.
  • Ödeme in den Beinen deuten auf eine Rechtsherzinsuffizienz hin.
  • Fieber macht sich bei akuten entzündlichen Erkrankungen bemerkbar, etwa bei einer Virushepatitis sowie einer Entzündung der Bauchspeicheldrüse oder Gallenblase.
  • Fettstuhl tritt meist infolge von Gallenerkrankungen wie Gallensteinen (Cholelithiasis) auf.
  • Bewusstseinstrübung, Verwirrtheit und Desorientierung treten im Endstadium einer Leberzirrhose oder bei Leberversagen auf. Diese Symptome führen zum sogenannten hepatischen Koma.
  • Starker Mundgeruch tritt erst bei akutem Leberversagen auf. Dabei reichern sich toxische Substanzen wie Ammoniak, Mercaptane und kurzkettige Fettsäuren im Blut an, die normalerweise von der Leber abgebaut werden. Diese Stoffe werden dann über die Lunge abgeatmet und verursachen einen charakteristischen, süsslich-fauligen Mundgeruch.

Ein Ikterus ohne Schmerzen und begleitende Symptome deutet möglicherweise auf eine zugrundeliegende Krebserkrankung hin. Lassen Sie dies unbedingt ärztlich abklären!

Ob Sie mit dem Symptom einer Gelbsucht ins Krankenhaus müssen, entscheidet Ihr Arzt oder Ihre Ärztin. Besondere Vorsicht ist geboten, wenn die Gelbsucht nach einer Reise in Länder mit schlechten hygienischen Verhältnissen auftritt, da in diesem Fall eine Hepatitis-Infektion wahrscheinlicher ist. Relevant sind auch Risikofaktoren für Lebererkrankungen wie Alkoholmissbrauch, Drogenkonsum, ungeschützter Geschlechtsverkehr oder die Einnahme von lebertoxischen Medikamenten.

Behandlung von Gelbsucht

Die Behandlung einer Gelbsucht hängt von ihrer Ursache ab. Im Folgenden sind einige Beispiele für Behandlungsmöglichkeiten aufgeführt:

  • Akute Viruserkrankungen werden in der Regel mit antiviralen Medikamenten behandelt.
  • Bei medikamentös bedingter Gelbsucht wird Ihr Arzt oder Ihre Ärztin diese Präparate möglichst absetzen oder Sie auf andere Medikamente umstellen.
  • Ist ein zu hoher Alkoholkonsum die Ursache für die Gelbsucht, sollten Sie auf Alkohol verzichten. In einigen Fällen ist hierzu ein kontrollierter Entzug nötig.
  • Eine leichte angeborene Gelbsucht, etwa aufgrund von Morbus Meulengracht, muss nicht behandelt werden. Bei einer schweren Gelbsucht, beispielsweise beim Crigler-Najjar-Syndrom, behandelt man die Betroffenen mit einer Austauschtransfusion oder Lebertransplantation.
  • Liegt eine prähepatische Gelbsucht vor, steht die ursächliche Bluterkrankung im Fokus der Therapie.
  • Bei einem posthepatischen Ikterus wird die Ursache für den Gallenstau chirurgisch entfernt. Zum Beispiel beseitigt man Gallensteine mithilfe eines endoskopischen Eingriffs. Es ist ausserdem möglich, Verengungen des Gallenganges mit einem Stent (eine Art kleines Gitter) zu beheben, wodurch der Gang dauerhaft offengehalten wird.
  • Tumore, die eine Gelbsucht auslösen, werden schnellstmöglich entfernt.

Untersuchung der Gelbsucht

In einem persönlichen Gespräch zur Erhebung Ihrer Krankengeschichte (Anamnese) wird der Arzt oder die Ärztin Ihnen zunächst Fragen zu Ihrem Lebensstil, Ihrem Medikamentenkonsum, Ihren Ernährungsgewohnheiten sowie eventuellen Vorerkrankungen stellen. Auch Hinweise auf Auslandsaufenthalte oder eine Schwangerschaft helfen, der Ursache der Gelbsucht auf die Spur zu kommen. Es ist ausserdem sinnvoll, offen über Ihren Alkoholkonsum zu sprechen. Daraus kann man wichtige Rückschlüsse auf den Zustand Ihrer Leber ziehen.

Schildern Sie im Rahmen des Gesprächs möglichst genau, seit wann die Beschwerden bestehen, ob Sie Schmerzen haben und ob weitere Symptome die Gelbfärbung begleiten.

Bei der anschliessenden körperlichen Untersuchung findet eine Tastuntersuchung von Leber und Galle durch die Bauchdecke statt. Stellt man dabei beispielsweise fest, dass die Oberfläche der Leber klein, fest und knotig ist, weist dies auf eine Leberzirrhose hin. Bei Erkrankungen der Gallenblase ist diese nur schmerzhaft tastbar. Das Erfühlen der Milz deutet manchmal auf einen gesteigerten Blutabbau hin.

Auch Blutuntersuchungen sind bei Gelbsucht aufschlussreich:

  • Ist das Bilirubin auf Werte über 2 mg/dl (Milligramm pro Deziliter) erhöht, macht sich das durch gelbe Augen bemerkbar.
  • Erhöhte Werte der Glutamat-Pyruvat-Transaminase (GPT) deuten auf Leberschädigungen hin.
  • Die Glutamat-Oxalat-Transaminase (GOT) ist teilweise bei Leberentzündungen und Gallenerkrankungen, aber auch bei einem Herzinfarkt erhöht. Chronischer Alkoholmissbrauch schlägt sich ebenfalls in erhöhten Werten nieder.
  • Die Gamma-Glutamyl-Transferase (Gamma-GT) ist ein spezifisches Leberenzym. Ein erhöhter Messwert wird zum Beispiel durch chronischen Alkoholkonsum verursacht.
  • Bestimmte Blutwerte der Bauchspeicheldrüse, etwa die Alpha-Amylase, sind bei Entzündungen erhöht.

Bildgebende Verfahren runden die Diagnostik ab. Mit dem Ultraschall (Abdomen-Sonografie) lassen sich die Organe der Bauchhöhle schnell und schmerzlos darstellen. So ist es möglich, Veränderungen der Oberfläche und Grösse von Leber, Gallenblase und Herz zu beurteilen.

Eine aufwendigere Bildgebung mittels Kernspintomografie(Magnetresonanztomografie, MRT) oder Computertomografie (CT) kommt eher beim Verdacht auf eine Krebserkrankung zum Einsatz.

Vollkommene Gewissheit bringt häufig die Entnahme einer Gewebeprobe (Biopsie). Dafür ist ein kleiner operativer Eingriff nötig.

Hat der Arzt oder die Ärztin die Ursache für die Gelbsucht gefunden, leitet man eine geeignete Behandlung ein.

Gelbsucht vorbeugen

Macht sich der Ikterus durch gelbe Augen oder eine gelbliche Hautfarbe bemerkbar, hilft nur noch der Gang zum Arzt. Dort kann man die Ursache aufdecken und die richtige Therapie der Gelbsucht einleiten.

Mit einigen Massnahmen ist es jedoch möglich, einem Ikterus vorzubeugen:

  • Ernährung umstellen: Gallensteine, Fettleber und Entzündung der Bauchspeicheldrüse sind häufig die Folgen einer ungesunden, fettreichen Ernährung. Eine solche Ernährungsweise geht oft mit leichtem Übergewicht einher und schadet Herz und Gefässen. Achten Sie deshalb auf einen gesunden, ausgewogenen, fettarmen Speiseplan.
  • Vor Hepatitis schützen: Mit der Impfung gegen Hepatitis A und B räumen Sie gleich zwei Gefahren aus dem Weg.
  • Klug reisen: Machen Sie sich vertraut mit den Gepflogenheiten und Gefahren Ihres Reiseziels, besonders wenn es sich um ein Hepatitis-Risikogebiet handelt. Durch mangelnde Hygiene wird das Hepatitisvirus besonders schnell über verunreinigte Nahrungsmittel übertragen. Berücksichtigen Sie die länderspezifischen Impfempfehlungen. Lassen Sie sich hierzu reisemedizinisch beraten.
  • Alkohol in Massen geniessen: Es ist ratsam, auf Alkohol weitgehend zu verzichten. Vor allem, wenn bei Ihnen bereits eine Lebererkrankung bekannt ist, wird dringend von Alkoholkonsum abgeraten.
  • Einige Medikamente schaden der Leber. Besteht schon ein Leberschaden, ist es sinnvoll, sie auf das Nötigste zu beschränken. Sprechen Sie vor dem Absetzen von Medikamenten immer mit ihrem Arzt.

Häufige Fragen zu Gelbsucht

Was ist Gelbsucht?

Gelbsucht (Ikterus) ist eine Erkrankung, die zu einer gelblichen Verfärbung von Haut, Schleimhäuten und Augen führt. Die Ursache ist ein erhöhter Bilirubinspiegel im Blut. Bilirubin ist ein gelbes Abfallprodukt, das beim Abbau von roten Blutkörperchen entsteht. Kann der Körper Bilirubin nicht wirksam abbauen oder ausscheiden, entsteht eine Gelbsucht. Sie ist ein Anzeichen für verschiedene medizinische Probleme, die vor allem die Leber oder Gallenwege betreffen, und für bestimmte Blutkrankheiten.

Wie lange dauert Gelbsucht bei Erwachsenen?

Das hängt davon ab, welche Krankheit die Gelbsucht verursacht. In leichten Fällen lässt sie innerhalb von zwei bis drei Wochen nach. Bei schweren Krankheiten wie Lebererkrankungen oder Gallenwegsverschlüssen kann die Gelbsucht mehrere Wochen bis Monate dauern. In manchen Fällen ist die Gelbsucht auch chronisch.

Wie sieht Gelbsucht aus?

Eine Gelbfärbung der Haut, Augen und Schleimhäute ist typisch für Gelbsucht. Diese Verfärbung entsteht durch den erhöhten Bilirubingehalt im Blut. Dieses gelbe Abfallprodukt entsteht beim Abbau der roten Blutkörperchen. Die Intensität der Gelbfärbung variiert von hellgelb bis orange oder braun, je nachdem, wie hoch der Bilirubinspiegel ist. Der Urin kann dabei dunkler werden, der Stuhl hingegen ist oft heller.

Ist eine Gelbsucht gefährlich?

Gelbsucht ist ein Symptom, das auf eine ernst zu nehmende Erkrankung hinweisen kann. Diese Erkrankungen können gefährlich sein, beispielsweise Leberprobleme, undurchlässige Gallenwege oder verschiedene Blutkrankheiten. Unbehandelt können die Gelbsucht und die zugrundeliegenden Erkrankungen zu schweren Komplikationen wie Leber- und Hirnschäden führen und sogar tödlich enden. Wenn Sie Anzeichen einer Gelbsucht bemerken, sollten Sie immer sofort zum Arzt gehen.

Was ist der Grund für Gelbsucht?

Gelbsucht entsteht durch eine übermässige Ansammlung von Bilirubin. Dieses gelbe Abfallprodukt entsteht beim Abbau roter Blutkörperchen. Zu den Ursachen für eine Gelbsucht zählen Lebererkrankungen, Gallenwegsverschlüsse oder Störungen beim Abbau der roten Blutkörperchen.

Was für Symptome hat man bei Gelbsucht?

Die gelbliche Verfärbung der Haut und des Augenweisses sind typische Anzeichen einer Gelbsucht. Neben der Gelbfärbung sind dunkler Urin, heller Stuhl, Juckreiz, Müdigkeit, Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust weitere Symptome.

Ist Gelbsucht bei Erwachsenen heilbar?

Ja, Gelbsucht ist bei Erwachsenen in der Regel heilbar. Die Behandlung und der Krankheitsverlauf hängen von der zugrundeliegenden Ursache ab, das können Infektionen, Leber- oder Bluterkrankungen, Gallenwegsprobleme oder Gallensteine sein. Mit der richtigen Therapie, die Medikamente, Operationen oder andere medizinische Verfahren umfasst, verschwindet die Gelbfärbung von Haut und Augen wieder.

Wie lange dauert Gelbsucht?

Die Dauer der Gelbsucht hängt von der Ursache ab: Bei Neugeborenen ist sie nach 10 bis 14 Tagen überstanden, bei Erwachsenen kann sie, je nach Ursache, mehrere Wochen bis Monate dauern. Wenn Sie bei sich Anzeichen einer Gelbsucht feststellen, sollten Sie sich ärztlich untersuchen lassen. Ihr Arzt oder Ihre Ärztin kann die genaue Ursache feststellen und eine geeignete Behandlung einleiten, die eine vollständige und schnelle Genesung gewährleistet.

Wie kann man sich mit Gelbsucht anstecken?

Die Gelbsucht selbst ist nicht ansteckend, aber möglicherweise die ursächliche Erkrankung. Gelbsucht entsteht durch eine Ansammlung von Bilirubin im Blut aufgrund von Lebererkrankungen wie Hepatitis oder Leberzirrhose. Die Hepatitis als Auslöser der Gelbsucht ist jedoch ansteckend und wird durch Kontakt mit infiziertem Blut, Speichel, Sperma und Vaginalflüssigkeit sowie durch ungeschützten Geschlechtsverkehr, kontaminierte Nadeln oder verunreinigtes Essen und Wasser übertragen. Eine Leberzirrhose ist nicht ansteckend und wird meist durch langfristigen Alkoholmissbrauch oder eine chronische Hepatitis ausgelöst.

Wann soll man mit Gelbsucht ins Krankenhaus?

Bei Symptomen einer Gelbsucht, wie der Gelbfärbung von Haut und Augenweiss oder dunklem Urin, sollten Sie unverzüglich ins Krankenhaus gehen. Diese Anzeichen weisen auf ernst zu nehmende Erkrankungen von Leber, Galle oder Blut hin, die medizinisch behandelt werden müssen. Besonders bei Neugeborenen dürfen Sie nicht abwarten: Sie sollten Ihr Baby möglichst schnell untersuchen lassen, um Spätfolgen zu vermeiden. Eine schnelle Diagnose und Behandlung verringern das Risiko für Komplikationen.

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Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

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Hanna Rutkowski

Hanna Rutkowski ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion.

Lukas v. Kunhardt
Lukas von Kunhardt

Lukas v. Kunhardt studiert Humanmedizin an der LMU München. Seit 2022 ist er Teil der NetDoktor-Redaktion und verfasst dort unter anderem medizinische Fachtexte. Er interessiert sich sehr für die Belange von Patienten und möchte ihnen durch seine Artikel den Zugang zur Medizin erleichtern.

Sabine Schrör
Sabine Schrör

Sabine Schrör ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie studierte Betriebswirtschaft und Öffentlichkeitsarbeit in Köln. Als freie Redakteurin ist sie seit mehr als 15 Jahren in den verschiedensten Branchen zu Hause. Die Gesundheit gehört zu ihren Lieblingsthemen.

Quellen:
  • Fargo, M.V. et al.: Evaluation of Jaundice in Adults, in: American Family Physician 2017; 95(3): 164-168
  • Joseph, A. et Samant, H.: Jaundice, in: StatPearls, Treasure Island (FL): StatPearls Publishing; 2024 Jan (Abrufdatum: 25.04.2024)
  • Pavlovic Markovic, A. et al.: Jaundice as a Diagnostic and Therapeutic Problem: A General Practitioner's Approach, in: Digestive Diseases (Basel, Switzerland) 2022; 40(3): 362–369; doi: 10.1159/000517301
  • Sullivan, J.I. et Rockey, D.C.: Diagnosis and evaluation of hyperbilirubinemia, in: Current Opinion in Gastroenterology 2017; 33(3): 164–170; doi: 10.1097/MOG.0000000000000354
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